Quelle: Wikimedia Commons
Modell: Deepsea Research Vessel RV Petrel 1/700
Hersteller: Masters of Military auf Shapeways
Maßstab: 1/700
Material: 3D-Druck (Qualität: Smooth Fine Detail Plastic)
Art.Nr.: - (THZYR8WSF)
Preis: 62,75 €
Das Original
Das Forschungsschiff RV Petrel ist bekannt für die Entdeckung und Dokumentation zahlreicher Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere von im Pazifik versenkten japanischen und US-amerikanischen Schiffen. Sie erkundete u.a. die Wracks von USS Indianapolis, Yamashiro, Fuso, USS Lexington, USS Juneau, USS Helena, Jintsu, Hiei, USS Hornet, USS Wasp, Furutaka, Maya, Mogami, Kaga, USS St. Lo, Akagi und Chokai. RV Petrel wurde ursprünglich 2003 als Seaway Petrel für die Offshore-Industrie als Vermessungs- und Arbeitsschiff für Inspektionen und Reparaturen in der Tiefsee gebaut. Sie gehört zum Typ KE 1874, hat aber keine Schwesterschiffe. 2016-17 wurde sie zum Forschungsschiff umgebaut und dient seither der Erkundung von Schiffwracks. Petrel ist in der Lage Wracks bis in einer Tiefe von 6000 m zu erforschen.
Die Petrel war und ist ein typisches Unterwasserarbeitsschiff mit einem großen Arbeitsdeck und einem schweren Kran achtern. Sie verfügt auch über die Möglichkeit ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge (ROV) einzusetzen. Für diese ist ein Hangar auf der Steuerbordseite hinter der Brücke vorhanden. Petrel ist heute mit einem Argus 6000 ROV ausgestattet, das zur Erkundung der Wracks dient. Ein dynamisches Positionierungssystem ermöglicht es, beim Einsatz der ROV die Position exakt zu halten. Das Schiff hat außerdem eine umfassende Echolotausrüstung, um den Meeresboden zu erkunden und vermessen. Beim Umbau von 2016-17 erhielt die Petrel zudem ein autonom operierendes Unterwasserfahrzeug (AUV), ein Remus 6000, das für die Erkundung und Kartierung des Meeresbodens und zum Aufspüren der Wracks verwendet wird.
RV Petrel ist 76,5 m lang, 15 m breit und hat eine Bruttoraumzahl von 3371. Der Antrieb besteht aus vier Dieselmotoren mit insgesamt 9.065 PS, die vier Generatoren antreiben, welche den Strom für fünf Elektromotoren produzieren: zwei Propellergondeln achtern, eine einziehbare Propellergondel und zwei fest eingebaute Bugstrahlruder. Es können bis zu 12,1 kn (11,5 kn?) erreicht werden. Die Besatzung besteht aus 20 Seeleuten und 10 Spezialisten für die Expeditionen. Es können bis zu 55 Personen an Bord untergebracht werden.
RV Petrel wurde 2003 von Vard in Braila, Rumänien, und Brattvaag Skipsverft in Brattvåg, Norwegen, gebaut und fuhr 2003-07 als Seaway Petrel für Uksnøy & Co. 2007-13 fuhr sie als Acergy Petrel für Acergy und 2013-16 als Seven Petrel für Subsea 7 (die mit Arcergy fusionierten). 2016-17 wurde sie für Paul Allen zum Forschungsschiff umgebaut und fährt auch nach seinem Tod weiter für dessen Stiftungen. Ihr Heimathafen ist Douglas.
Im März 2017 fand Petrel im Mittelmeer das Wrack des italienischen Zerstörers Artigliere. Nur wenige Monate später machte Allens Team Schlagzeilen mit der Entdeckung des Wracks des Schweren Kreuzers USS Indianapolis in der Philippinensee. In der Surigao-Straße fand Petrel die japanischen Schlachtschiffe Yamashiro und Fuso und die japanischen Zerstörer Michishio, Yamagumo und Asagumo. Ende 2017 entdeckte sie in der Ormoc-Bucht die Wracks der japanischen Zerstörer Shimakaze, Naganami und Wakatsuki sowie die US-Zerstörer USS Ward und USS Cooper. Als sie 2018 die Erforschung der Wracks in der Bucht fortsetzte, konnte dort außerdem der japanische Zerstörer Hamanami identifiziert werden. In der Korallensee entdeckte Petrel den Flugzeugträger USS Lexington, kurz darauf lokalisierte sie bei Guadalcanal das Wrack des Leichten Kreuzers Juneau und im Kula-Golf den Leichten Kreuzer USS Helena. Außerdem untersuchte sie das Wrack des im Ersten Weltkrieg gesunkenen australischen U-Boots AE1. 2019 erforschte Petrel im Bereich um die Salomonen die Wracks der Flugzeugträger USS Hornet und USS Wasp, des Schlachtschiffs Hiei, des Schweren Kreuzers Furutaka, des Leichten Kreuzers Jintsu sowie der Zerstörer Niizuki und USS Strong. In den Gewässern der Philippinen fand und untersuchte sie die Wracks des Geleitträgers USS St. Lo, der Schweren Kreuzer Chokai, Maya und Mogami sowie des Zerstörers USS Johnston. Bei Midway entdeckte Petrel die Wracks der japanischen Flugzeugträger Akagi und Kaga. Im Dezember 2019 lokalisierte sie die 1987 nach einer Kollision mit einem Tanker gesunkene philippinische Fähre MV Doña Paz und den Tanker selbst, MT Vector. Dieses Unglück gehört zu den schlimmsten Katastrophen der Seefahrt, 4385 Menschen verloren ihr Leben.
Der Bausatz
Masters of Military bietet im Maßstab 1/700 auf Shapeways ein 3D-gedrucktes Modell der RV Petrel an.
Das Modell ist von den Abmessungen und der Form sehr originalgetreu. An den Rumpf sind schon viele Details angedruckt, so z.B. der sehr komplexe Mast, die Rettungsinseln und der Davit für ein Beiboot. Bemerkenswert sind Details, wie der offene Bereich unterhalb des Hubschrauberdecks oder die offene Galerie auf der Backbordseite unter der Brücke.
Auf den hier gezeigten Fotos sind die Teile noch nicht gereinigt oder grundiert. Man sieht z.B. am oberen Teil des Schornsteins Reste des Stützwachs vom Druckprozess, die noch entfernt werden müssen. Ich verwende meist etwas lauwarmes Wasser mit einem Tropfen Spülmittel und eine Zahnbürste, die Wachsreste lassen sich aber auch vorsichtig mit einem Skalpell abschaben. Anschließend sollte man mit Sonnenlicht oder eine UV-Lampe sicherstellen, dass das Material komplett auspolymerisiert ist. Ansonsten kann es sein, dass nicht polymerisiertes Bestandteile noch Monate später durch die aufgetragene Farbe des fertigen Modells diffundieren und glitzernde Stellen verursachen.
Der Mast ist beim Original sehr komplex, insbesondere die Antennen und Sensoren auf der obersten Ebene. Diese sind beim Modell etwas vereinfacht dargestellt. Ich empfehle, hier Fotos anzuschauen, die Teile auf beiden Seiten des großen Radoms zu ersetzen und z.B. die Scheinwerfer zu ergänzen. Ansonsten sind die Teile meiner Meinung nach sehr gut, z.B. das teilweise offene Schanzkleid am Achterdeck, der Davit oder der Schornstein.
Weitere Teile sind innen im Rumpf verborgen, so dass sie beim Transport geschützt sind. Hier findet man den schweren Kran, einen weiteren leichten Kran für das AUV (der an Backbord angebracht wird), zwei Container, zwei Festrumpfschlauchboote sowie ein Schwimmbecken. Diese Teile sehen auch gut aus. Den schweren Kran kann man eventuell etwas verfeinern, insbesondere die fest gedruckte Stützkonstruktion, auf der der Kran in Ruhestellung befestigt ist. Das AUV und ROV sind nicht enthalten. Der Hangar für das ROV ist mit geschlossenem Tor (an Steuerbord) dargestellt.
Eine Bauanleitung ist nicht enthalten, hier ist man auf Fotos des Originals angewiesen. RV Petrel ist blau/weiß gestrichen. Die Decks, inklusive des Hubschrauberlandedecks, sind in einem relativ hellen Grau gestrichen. Das Arbeitsdeck achtern ist beplankt.
Es ist natürlich relativ einfach, das Modell nicht als Forschungsschiff RV Petrel, sondern als Unterwasserarbeitsschiff Seaway Petrel, Acergy Petrel oder Seven Petrel zu bauen. Es gibt kleinere Unterschiede beim Mast und der Zahl der kleinen Satellitenantennen. Den kleinen Kran an Backbord muss man weglassen. Der große Kran war bei der Seaway Petrel so wie heute bei der RV Petrel gelagert, bei Acergy Petrel und Seven Petrel war die Ruhestellung des Krans jedoch nach backbord gerichtet.
Als Seaway Petrel war das Schiff in einer Kombination aus dunklem Gelb und Weiß mit grauen Decks gestrichen. Als Acergy Petrel und Seven Petrel war sie rot/weiß mit grünen Decks. In allen Fällen gab es noch die Logos der Reedereien, wobei sie als Acergy Petrel zwischen 2011-13 schon die "7" von Subsea 7 aufgemalt hatte.
Quellen
- RV Petrel (Seite des Schiffs)
- Petrel (Schiff) (Wikipedia, deutsch)
- RV Petrel (Wikipedia, englisch)
- Petrel, Research Vessel (Vesselfinder)
- Petrel (Fotos auf ShipSpotting)
Fazit
Masters of Military bringt hier ein Forschungsschiff, das eventuell auch für Modellbauer interessant ist, die sich mit den Schiffen des Zweiten Weltkriegs beschäftigen, da RV Petrel doch an der Erkundung zahlreicher Wracks berühmter Schiffe dieser Epoche beteiligt war. Es ist auch möglich das Modell im Zustand bei der Offshore-Industrie als Unterwasserarbeitsschiff zu bauen. Das Modell zeichnet sich durch feine Details und gute Druckqualität aus. Es muss einem aber klar sein, dass dieses 3D-gedruckte Modell kein Bausatz im eigentlichen Sinne ist. Bevor man mit dem Bau beginnen kann, muss das Modell noch etwas gesäubert werden. Außerdem können einige Details ergänzt bzw. verfeinert werden. Ansonsten ist das Modell
sehr empfehlenswert
Lars