Modell: USS Nimitz CVN-68
Hersteller: Revell
Maßstab: 1/1200
Material: Polystyrol, Abziehbilder
Art.Nr.: 05814
Preis: ca. 10 €
Schon seit längerem bringt Revell, neben Wiederauflagen der alten Mini Ship-Serie (ursprünglich von Casadio), auch wieder neue Schiffsbausätze im Maßstab 1:1200 auf den Markt. Handelte es sich dabei bisher ausschließlich um Passagierschiffe, so wurde mit der neuen USS Nimitz erstmals wieder ein Kriegsschiff realisiert.
Das Original
Die USS Nimitz (CVN-68) ist das Typschiff der Nimitz-Klasse, der ersten kernkraftgetriebenen Superträger, die für die US Navy in Serie gebaut wurden. Die Nimitz wurde im März 1967 vom US-Kongress bestellt und im Juni 1968 auf Kiel gelegt. Am 13. Mai 1972 erfolgte der Stapellauf auf der Newport News Shipbuilding and Drydock Company, der größten privaten Schiffswerft in den USA. Diese Werft gehört seit 2001 zum Northrop Grumman-Konzern und hat auch als einzige Werft die Möglichkeiten die Flugzeugträger dieser Klasse zu bauen bzw. zu warten. Im Mai 1975 erfolgte die Indienststellung, 1998-2001 die Grundüberholung, so dass das Schiff bei einer geplanten Dienstzeit von 50 Jahren im Jahre 2025 außer Dienst gestellt werden soll.
Technische Daten
Verdrängung: 101.000 - 104.000 Tonnen
Rumpflänge: 332,8 m
Rumpfbreite: 40,8 m
Breite des Flugdecks: 76,8 m
Tiefgang: 11,3 m
Antrieb: 2x Westinghouse A4W-Druckwasserreaktor, 4 Dampfturbinen, 4 Schrauben
Leistung: 2x 97 MW
Geschwindigkeit: min. 30 Knoten
Besatzung: 3.200 Seeleute und ca. 2.480 Flugpersonal
Bewaffnung:
- 1 Carrier Air Wing (derzeit mit etwa 64 Flugzeugen und Hubschraubern)
- 2 ESSM Raketenwerfer
- 2 RAM Raketenwerfer
Der Bausatz
Der Bausatz gibt die USS Nimitz im Zustand von etwa 2010 wieder. Er besteht aus dem einteiligen Rumpf und drei Spritzlingen aus hellgrauem, nicht zu spröden Plastik, wobei Spritzling A nur das Flugdeck umfasst und Spritzling C hauptsächlich die Bordflugzeuge. Die Bauteile sind durchweg gut detailliert. Und auch wenn Revell nicht das Nonplusultra an Scharfkantigkeit erreicht, sind Guss und Gravuren doch ordentlich ausgeführt.
Es gibt allerdings einige Formnähte zu versäubern, insbesondere dort, wo keine ebene Trennfläche zwischen den Formhälften möglich war (z.B. am vorderen ESSM Starter). Am kritischsten ist das an der Insel, eine erste Trockenpassung zeigt aber, dass der Bereich der Brückenfenster sich mit etwas Nacharbeit an den Rückseiten der Bauteile spaltfrei zusammensetzen lässt. Die übrigen Spalten an den Stirnwänden kann man dann verspachteln, ohne Gefahr zu laufen die Details dabei zu beschädigen.
Das Modell kann optional mit aufgestellten oder niedergelegten Blast Shields gebaut werden. Ebenso bietet der Bausatz die Möglichkeit, die Flugzeugaufzüge auf Flugdeck- oder Hangarniveau anzubringen. Allerdings sind die Hangartüren in geschlossenem Zustand an den Rumpf angegossen und der Hangar ist dementsprechend natürlich auch nicht nachgebildet.
Der Rumpf ist einteilig, was den Zusammenbau sehr erleichtert. Es gibt allerdings keine Markierungen für die genaue Position des Wasserlinienstreifens. Eine Möglichkeit, die Nimitz als Wasserlinienmodell zu bauen, ist konstruktiv nicht vorgesehen. (Was schade ist, da 1:1200er Schiffsmodelle seit über hundert Jahren schon fast ausschließlich als Wasserlinienmodelle hergestellt werden. Andererseits ist der typische Sammler solcher Miniaturen eben gerade dies: Ein Modellsammler und kein Modellbauer und damit natürlich auch nicht der typische Käufer dieses Bausatzes).
Nach einem ersten Vergleich mit Vorbildphotos sind die diversen Öffnungen in den Flugdecksunterbauten weitgehend korrekt wiedergegeben. Die drei RIB-Boote sind am Rumpf angegossen und sehen aus normalen Blickrichtungen (direkt von unten zähle ich nicht dazu!) ausgesprochen überzeugend aus. Das dritte an Steuerbord achtern habe ich allerdings bis jetzt auf keiner Vorbildaufnahme gesehen. Die Hangartüren müssten eigentlich tiefer im Rumpf sitzen, das fällt aber nicht weiter auf, solange die Flugzeugaufzüge darüber die Sicht auf die Türen behindern.
Schrauben, Wellen und Ruder machen einen guten Eindruck, wobei die Wellenböcke tatsächlich als jeweils zwei separate Streben wiedergegeben werden. Das ist insofern bemerkenswert, als bei den CG und DDG von Hobby Boss die Wellenböcke als dreieckige Klumpen gegossen sind!
Auch das Flugdeck und vor allem die angegossenen Catwalks weisen zahlreiche Details auf. So hat Revell z.B. auch die Leiste dargestellt, die den Flugdeckrand größtenteils umgibt und wohl das Herunterrollen von Fahrzeugen verhindern soll. Am vorderen Ende des Landedecks sollte man sie aber tunlichst wegschleifen, sonst bekommen all die Flugzeuge Probleme, die von den beiden achteren Katapulten starten! Die Catwalks weisen auf ihrer ganzen Länge ein sehr schön dargestelltes Schanzkleid auf (was zwar falsch ist - größtenteils sind sie mit einer verstärkten Reling versehen, an der die Rettungsinseln aufgehängt werden - aber auch bei Bausätzen in größeren Maßstäben nicht anders gehandhabt wird, also kein Grund zur Aufregung!). Leider fehlen die Rettungsinseln völlig. Auch der Landespiegel ist an das Flugdeck angegossen, sieht meiner Meinung nach aber durchaus noch akzeptabel aus.
Das Flugdeck weist eine Vielzahl von Gravuren für die verschiedenen Markierungen auf. Dabei hätte es aber etwas weniger durchaus auch getan: Bei den Foul Lines und insbesondere bei den Warnstreifen für die Aufzüge sind die Gravuren durch die Strichelung schon arg tief geworden.
Weiterhin sind keine Fangkabel auf dem Landedeck dargestell. Dafür weist das Deck vier Paar Löcher auf, durch die man wohl Fäden o.ä. ziehen soll. Das mag auf den ersten Blick wie eine nette Idee erscheinen, aber:
Erstens wird das in der Anleitung in keinster Weise erwähnt, zweitens müsste man dann das Flugdeck schon fertig bemalen und mit den Markierungen versehen bevor man es auf den Rumpf klebt (denn wie sollte man sonst die Fangkabel straff ziehen?) und das ist schon zweimal nicht in der Anleitung erwähnt. Und drittens bleiben in jedem Fall die viel zu großen Bohrungen im Deck zurück! Nun, es ist kein großes Ding, die Löcher mit gezogenem Gußast zu verdübeln und die Fangkabel nachzubilden, aber den Extraaufwand hätte man sich auch gerne sparen können...
Eine der größten Herrausforderungen dürfte es werden, den fünfteiligen Mast auf der Insel sauber und winkelig zu montieren (außerdem gibt es an den Mastteilen zahlreiche angegossene Auswerfer abzutrennen, die man unter keinen Umständen mit angegossenen Details verwechseln sollte!).
Es liegen dem Bausatz insgesamt 32 Flugzeuge bei, aufgeteilt in 16 F/A-18 Super Hornet, vier E-2 Hawkeye, vier EA-6 Prowler und acht MH/SH-60 Seahawk, die ihre jeweiligen Vorbilder gut wiedergeben. Von den Hubschraubern gibt es zwei verschiedene Varianten, die sich aber nur durch die Position des Spornrades unterscheiden - Suchradar oder MAD Anlage für die U-Jagd-Hubschrauber fehlen. (Im übrigen bietet es sich geradezu an, bei der großen Anzahl an Hubschraubern den einen oder anderen für eine Ticonderoga oder Spruance von Hobby Boss abzuzweigen!).
Die Radome der Hawkeyes und die Hauptrotoren der Seahawks sind separate Teile, ansonsten sind alle Flugzeuge einteilig gegossen. Dafür sind die Seitenleitwerke gut gelungen (und seien wir mal ehrlich: Das mag sich doch wirklich keiner antun, in der Größe die Leitwerke einzeln anzukleben?!). Bei einer der Prowler fehlt allerdings das Seitenleitwerk zur Gänze, ein Fehler, den man auch auf Revells eigenen Bildern findet. Das scheint also kein einmaliger Fehlguß zu sein. Ganz hübsch sind auch die mitangegossenen Propeller der Hawkeyes und die Heckrotoren der Hubschrauber, auch wenn letztere etwas klein geraten sind. Die eingravierten Blechstöße sind zwar wirklich sehr fein geworden, aber für den Maßstab immer noch weit übertrieben.
Bei den Seahawk ist das Hauptfahrgestell nur durch einen zentralen "Knubbel" unter dem Rumpf dargestellt. Das sieht nicht gut aus und verhindert, daß die Hubschrauber auf Deck stehen können. Auch das ist leicht behoben (Knubbel abschneiden und ein passendes Stück Gußast quer unter den Rumpf kleben) aber dennoch unverständlich.
Außer den Flugzeugen liegen noch je ein großer und kleiner Bergungskran sowie je zwei Gabelstapler und Traktoren bei, mit denen man das Flugdeck bevölkern kann (von den Traktoren hätten es auch gerne noch ein paar mehr sein dürfen). Den Ausleger des großen Krans hätte man auch in dieser Größe noch durchbrochen gießen können, dafür sind wiederum die Zinken der Gabelstapler beeindruckend zierlich (wie lange es dauert sie abzubrechen, steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt!).
Abziehbilder
Das Decal-Blatt ist sauber und versatzfrei gedruckt und beinhaltet Markierungen für das Flugdeck und die Schiffskennung (allerdings fehlen die Markierungen für die fünf Helikopterlandeplätze, sowie die Warnung "BEWARE OF JET BLAST, PROPELLERS, AND ROTORS" an der Insel). Außerdem liegen auch Schiebebilder für den schwarzen Wasserlinienstreifen und die vier Katapultbahnen bei. Für die Bordflugzeuge sind keine Markierungen vorgesehen.
Anleitung
Die Bauanleitung enthält eine Teileübersicht und führt den Modellbauer in 26 gut übersichtlichen Baustufen (acht davon behandeln aber kaum mehr als die Farbgebung der Bordflugzeuge und -fahrzeuge) sicher zum Ziel. Es fehlt allerdings - wie schon erwähnt - ein Hinweis auf die selbst anzufertigenden Fangseile. Die Anleitung kann hier von der Revell Homepage im PDF-Format heruntergeladen werden (Stand Januar 2013).
Die Bemalungsanweisung bezieht sich auf das Farbsortiment von Revell, darf aber ruhig kritisch hinterfragt werden: So gibt Revell z.B. für die großen Bergungskräne als Farbe Gelb an, Vorbildphotos zeigen diese aber in weiß!
Fazit
Auch wenn wohl viele "echte" Modellbauer diesen Bausatz allein wegen seines Maßstabs nicht ernst nehmen werden:
Er bietet die Möglichkeit zu einem ausgesprochen taschengeldfreundlichen Preis, ein gut detailliertes und wohl weitgehend korrektes Modell eines der derzeit bedeutendsten Kriegsschiffe der Welt zu bauen. Dabei ist Revell ein ausgewogener Kompromiss zwischen Detaillierungsgrad und Baubarkeit gelungen, und darüberhinaus bildet dieser Bausatz eine solide Grundlage für weitergehende Verfeinerungen aller Art (so man denn solche wünscht).
Mein Gesamturteil lautet daher
empfehlenswert
Michael Kaintoch