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Modell: Fairey Gannet T.5
Hersteller: Revell
Maßstab: 1:72
Material: Spritzguss
Art.Nr.: 04845
Preis:  ca. 13 €

Das Original

"Bei der Fairey Gannet handelte es sich um ein trägergestütztes, für die U-Boot-Jagd eingesetztes Kampfflugzeug. Es war das erste Flugzeug der Welt, das mit angekoppelten Zwillingspropellerturbinen für den Antrieb von Koaxialpropellern betrieben wurde.

Dadurch waren die gesamten Sicherheits- und Leistungsvorteile eines zweimotorigen Flugzeuges gegeben und für sparsames Fliegen konnte einer der Motoren teilweise abgestellt werden. Die Gannet war außerdem das erste Flugzeug mit Turboprop-Antrieb, das auf einem britischen Flugzeugträger landete. Der Flugzeugrumpf verfügte über einen großen Waffenschacht zur Mitführung von Zielsuchtorpedos, Bomben, Wasserbomben, Minen und Sonarbojen. Die Gannet war außerdem das erste Nachkriegsflugzeug vom Typ FAA, das "Hunter-Killer"-Funkionen in einem Flugwerk vereinigte. Die Gannet-Version für die Pilotenausbildung verfügte über Einrichtungen für den Fluglehrer im zweiten Cockpit, wobei die Sicht nach vorne durch ein oberhalb der Armaturentafel angebrachtes Periskop verstärkt wurde. Die erste Gannet T.5 flog am ersten März 1957 (wie die operative Gannet AS.4) mit einem Antrieb vom Typ Armstrong Siddeley AMSD.3 Double Mamba 101 (Zwillingspropellerturbine) mit 3035 PS starkem Turbomotor. Insgesamt zehn Gannet T.5 kamen schließlich bei der Luftflotte zum Einsatz (u.a. eine modernisierte Gannet T.2, die von der Royal Australian Navy zurückgekauft wurde, und eine aus dem Prototypen WN365 der T.2 umgebaute XT752). Die FAA-U-Bootjäger vom Typ Gannet AS.4 wurden bis Juli 1960 ausgemustert und durch die Westland-Sikorsky Whirlwind U-Boot-Jäger-Helikopter ersetzt. Die Gannet gab es jedoch noch lange Jahre in einer komplett umgestalteten Version für trägergestützte Flugzeuge mit Frühwarnfunktion, wie die AEW Mk.3. Die übrigen Gannet T.5 wurden 1972 aus dem Verkehr gezogen. Die Gannet T.5 hatte eine Höchstgeschwindigkeit von 482 km/h auf Meereshöhe, eine Flügelspannweite von 16.56m, eine Länge von 13.11m und eine Höhe von 4.18m mit ausgeklappten Flügels. Die Gannet T.5 mit der Kennung XT752 wurde in den USA flugfähig restauriert und ist ab 2013 auf den grossen Flugshows aktiv zu sehen." (Text: Bauanleitung Revell)

Links:
XT752, Website der restaurierten Gannet (Revell ist übrigens Sponsor - lobenswert!)
Wikipedia-Eintrag zur Gannet 

Der Bausatz

Nach der U-Bootbekämpfungsversion AS.1/AS.4 folgt von Revell die Trainingsvariante. Die beiden Varianten unterscheiden sich in kleineren Details, die Revell in einem angespritzten Zusatzgießast berücksichtigt hat. Im Unterschied zu Trumpeter hat Revell sämtliche Teile der U-Jagdversion gelassen, so dass man aus diesem Bausatz auch diese bauen könnte, passende Decals vorausgesetzt. Die Unterschiede sind konkret eine hintere Rumpfabdeckung ohne Radar, ein zusätzliches Instrumentenbrett und Steuerknüppel für den Fluglehrer, ein kleines Periskop sowie eine breitere Verkleidung auf der linken Rumpfseite. Es fällt positiv auf, dass dieser Bausatz diverse Optionen bietet, so sind die Ruder alle separat ausgeführt und theoretisch sogar beweglich möglich. Weiterhin sind die auffälligen Landeklappen abgesenkt oder eingefahren baubar. Das Fahrwerk ist optional eingefahren montierbar und der Waffenschacht kann geöffnet oder geschlossen montiert werden, es ist aber keine Bewaffnung enthalten. Die Schiebehauben können ebenfalls offen oder geschlossen montiert werden. Revell greift dabei auf die Methode zurück, dass man Teile bei geöffneter Darstellung zerschneiden soll. Sicherlich nicht optimal, aber Zusatzteile hätten bei der dichten Belegung der Spritzlinge einen zusätzlichen Gießast nötig gemacht. Die Proportionen und Formen sind allgemein gut wiedergegeben, im Vergleich mit Originalbildern sieht man aber gewisse Unterschiede im Heckbereich.

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Der Bausatz besteht aus drei Spritzlingen aus hellgrauem Kunststoff sowie den Klarsichtteilen, die separat eingetütet sind. Trotzdem waren bei meinem Modell zwei Scheiben bereits vom Gießast gebrochen, und durch die Bewegungen leicht verkratzt. Die Qualität der Teile ist etwas durchzogen. Es gibt an manchen Stellen etwas viel Fischhaut, dafür entschädigt das Modell durch eine meist sehr gute Detaillierung der Oberfläche mit Nieten, Erhebungen bei Verkleidungen etc. Leider hat es an vielen Stellen störende Auswerfermarken, die nicht immer leicht zu entfernen sind, so beispielsweise im Fahrwerksschacht. Die Details sind fein modelliert.

Der Bau ist leider nicht ganz so unproblematisch, wie man anhand der Spritzlinge meinen könnte. Die Passgenauigkeit muss oftmals durch viel Schleifen und sogar Schnitzen (!) zuerst hergestellt werden. Oftmals sind es nur kleine Fischhäute oder leichter Formenversatz, die die Teile klemmen lassen. Bei den Flügeln sind es unter anderem die überstehenden Auswerfermarken, die man wegschneiden muss, damit die Flügelschalen sauber aufeinander passen. Alles in allem sind es nur kleine (Fertigungs-)Ungenauigkeiten, die dafür fast an jedem zweiten Teil vorkommen. Das ist bei einem ziemlich neuen Modell ärgerlich.

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V.l.n.r.: Gute Detaillierung der Oberfläche, mit kleinen Patzern; der charakteristische Einlauf der Gannet mit etwas Fischhaut; Instrumentenbrett mit Relief

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V.l.n.r.: Fahrwerksschacht mit Auswerfermarken; durchbrochene Felgen; Fahrwerksklappen mit Auswerfermarken. Die Klappe rechts gehört zum Bugfahrwerk und wird in 3 Teile zerschnitten.

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V.l.n.r.: Zusatzspritzling mit den Teilen der Trainerversion; Betätigung der Landeklappen; Fischhaut an feinen Details wie dem Ruderscharnier

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V.l.n.r.: Schöne Oberflächendetails; Cockpithaube mit Grat und Verzerrung.

Decals/ Varianten

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Die Abziehbilder sind leider als Schwachstelle des Modells anzusehen. Zwar sind alle Wartungshinweise vorhanden, aber die Farben sind zu dick aufgetragen und somit unlesbar, respektive verschmiert. Das Rot und Blau der Kokarden ist ebenfalls unscharf gedruckt. Unverständlich, dass diese Decals die Qualitätskontrolle sowohl bei Cartograf und Revell bestanden haben.

Es sind zwei Maschinen darstellbar, die aber beide sehr ähnlich aussehen:

  • Eine Gannet T.5, die 2013 restauriert wurde und auf dem New Richmond Airport, Wisconsin, stationiert ist. Dieses Flugzeug trägt klein die neue zivile Registrierung N752XT.
  • Eine Gannet T.5 der 849 Naval Air Squadron, die im September 1964 auf der RNAS Culdrose in England stationiert war.
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Beide Versionen tragen das typische Kleid der Trainingsflugzeuge, einen silbernen Schutzanstrich und ein kräftiges Rot-Orange. Hierfür empfiehlt Revell das hauseigene Leuchtrot 332.

Die Anleitung

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Sie ist im praktischen A4-Format auf gutem Papier gedruckt und ist revelltypisch aufgebaut: zuerst die Geschichte (zweisprachig D/En), Warnhinweise, Symbolerklärungen, Farbcodes (nur Revellfarben, ohne spezifische Farbhinweise), Skizze der Gießäste und dann geht es endlich los. Der Bau wird in 37 Stufen beschrieben, plus noch die zwei Bemalungsschemen, die als Vierseitenrisse gezeigt werden. Die Platzierung der Teile (vor allem der Fahrwerke) ist aber nicht immer eindeutig. Auf die Unterschiede der beiden Versionen wird bereits im Bau eingegangen und auch das Buggewicht wird erwähnt. Revell empfiehlt dabei, 30 g zu nehmen. Bei der Geometrie sicher nicht übertrieben.

Fazit

Revell hat hier einen Bausatz produziert, der auf den ersten Blick ganz passabel ist, aber einen nicht gerade aus den Socken haut. Als Minuspunkt sind die Decals, die vielen Auswerfermarken und die schlechten Klarsichtteile zu werten. Positiv fällt die insgesamt gute Detaillierung und Oberflächenqualität auf. Dass bei meinem Bausatz so viel Nacharbeit nötig ist, ist ärgerlich. Da ist man von Revell Besseres gewohnt!

alt Brauchbar

Alex