Modell: Fletcher Class Destroyer
Hersteller: Revell
Maßstab: 1/144
Material: Spritzguss (Polystyrol), Fotoätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: 05150
Preis: 79 €
Vor gut zehn Jahren war es eine kleine Sensation, dass sich ein Großserienhersteller an dieses Vorbild in dem relativ großen Maßstab 1/144 herangewagt hat (siehe die alte Besprechung). Zwar gab es auch von anderen Herstellern Modelle dieser berühmten Zerstörer-Klasse (z.B. Lindberg), jedoch nicht in der damals schon guten und für ein reines Spritzgussmodell detaillierten Ausführung. Damals hat Revell mit dem Bausatz (damalige Nr. 05091) einen Volltreffer gelandet. So war es auch nur eine Frage der Zeit, bis auch die modifizierte Variante der jungen Bundesmarine erschien. Lange war es ruhig um diesen doch sehr gesuchten Bausatz, die Preise im Internet für einen unverbastelten neuwertigen Bausatz gingen bis in den dreistelligen Bereich nach oben. Umso schöner war es, als Revell eine Wiederauflage ankündigt hat, noch dazu in einer „Platinum-Edition“ mit Fotoätzteilen. Schauen wir doch noch einmal, welchen Ansprüchen diese Neuauflage genügt.
Das Original
Eigentlich ist es müßig, das Vorbild noch vorstellen zu müssen. Handelt es sich doch bei der Fletcher-Klasse um eine der bekanntesten amerikanischen Zerstörerklassen überhaupt, welche auf elf Werften in unterschiedlichen Varianten in einer Stückzahl von 175 Exemplaren gebaut wurden. Sie waren so zuverlässig, das sie bis in dieses Jahrtausend hinein noch aktiv in Dienst waren, zwar nicht bei der US Navy, aber doch der mexikanischen Marine (Außerdienststellung 2002).
Bei einer Länge von knapp 115 m und einer Verdrängung von 2100 ts (je nach Ausstattung und Umbau mehr) waren es recht zuverlässige Schiffe. Auch die Bewaffnung variierte im Verlaufe der Dienstzeit, die Hauptbewaffnung jedoch waren die markanten 5 Zoll/Kaliber 38 Geschütze in Einzeltürmen.
Mit der eingebauten Maschinenanlage mit insgesamt 60.000 PS, welche auf zwei Schrauben wirkten, erreichten die Schiffe eine Höchstgeschwindigkeit von 35 Knoten. Bei einer Marschgeschwindigkeit von 12 Knoten betrug die Reichweite 4900 Seemeilen (etwa 8800 km).
Der Bausatz
Der große Karton hat eigentlich Platz für zwei bis drei dieser Modelle. Oder anders gesagt, die Spritzlinge und vor allem die Ätzplatinen haben genug Platz, leider zuviel Platz, um sich frei „bewegen“ zu können.
Dies führte dazu, dass die Platinen teilweise etwas verbogen waren, nichts unheilbares, aber ein trotzdem ärgerlicher Umstand. Der Bausatz besteht aus insgesamt zwölf Spritzlingen und den beiden Rumpfhälften.
Wie schon beim früheren Bausatz besteht die Möglichkeit, entweder DD-445 USS Fletcher oder DD-451 USS Chevalier zu bauen.
Ein Vergleich der Rumpfhälften mit mir zur Verfügung stehenden Unterlagen (Planbuch von „The Floating Drydock“ sowie dem Heft „Warship Perspectives“ über diese Zerstörer) zeigt, dass die Proportionen schon sehr gut getroffen wurden. Lediglich der Bug ist im unteren Drittel etwas zu sehr nach innen gezogen, aber das nur maginal.
Hinsichtlich der Plattennachbildung lag mir leider kein Material vor, hier ist die Beplattung lediglich im Überwasserbereich entsprechend nachgebildet. Ob das Unterwasserschiff wirklich so aalglatt war, kann ich folglich nicht prüfen. Sehr gefallen mir dagegen schon die im englischen als „chocks“ bezeichneten Ösen, die den Festmachern als Durchführung dienen und die an den Rumpfhälften angeformt sind.
Spritzling B beinhaltet die hinteren 2/3 des Hauptdecks sowie u.a. Teile der Aufbauten. Hier gefallen mir sehr gut die Deckswölbung, welche schon konstruktiv eingebracht wurde und die vielen kleinen Nietreihen an den Aufbauten, die dem fertigen Modell sehr gut zu „Gesichte stehen“.
Spritzling C enthält das vordere Drittel des Decks, die Spanten zur Rumpfverstärkung, den Ständer und die Wellenhosen, welche leider in die Rumpfhälften eingeklebt und anschließend mehr oder weniger sauber verschliffen werden müssen. Bezüglich des geteilten Decks bzw. der Naht zwischen den Decksteilen besteht kein Grund zur Sorge, diese wird in einer späteren Baustufe durch die Aufbauten verdeckt und dürfte dann kein Problem mehr darstellen.
Spritzling D enthält weitere Teile der Aufbauten sowie die beiden Schornsteine. Hier wiederum gefällt mir, dass wenige Leitungen, Leitern etc. an den Schornsteinen angegossen sind, sondern separat angebracht werden müssen bzw. durch feinere Teile aus dem Zubehörbereich bzw. den beigefügten Ätzplatinen ergänzt und verfeinert werden können, ohne dass die angegossenen Teile durch müheseliges abschleifen entfernt werden müssen.
Spritzling E (2x) besteht hauptsächlich aus Bauteilen für die Hauptbewaffnung und die Torpedorohrsätze. Gerade die 5 Zoll Geschütze werden hier allerdings durch die Verwendung der dem Bausatz beiliegenden Messingrohre und die Ätzteile zu kleinen Modellen im Modell. Da steht viel Arbeit an!!
Spritzling F (2x) und Spritzling G enthalten viele Teile für Wasserbomben und deren back- und steuerbordseitigen sowie die achteren Abwurfeinrichtungen. Hier zeigen sich schon die Grenzen des in diesem Maßstab noch Machbaren, was den Spritzguss angeht. Doch werden viele dieser Teile durch die umfangreichen Ätzplatinen ersetzt, doch dazu etwas später mehr.
Spritzling H enthält vorrrangig Teile für die Antriebs- und die Ruderanlagen.
Spritzling I (2x) wiederum enthält die Relingstützen für das Haupt- und das Aufbaudeck. Die schauen schon ganz nett aus, dürften aber auch das Maximum dessen darstellen, was spritzgusstechnisch machbar ist. Hier wird der Zubehörmarkt sicherlich noch Abhilfe schaffen können für diejenigen, denen diese Bausatzteile nicht ausreichend sind, oder man durchbohrt die Stützen einzeln, um die Relingzüge dann durchzuziehen. Viel Spaß dabei!!
Und nebenbei bemerkt, richtige Relingstützen sind auch geätzt nicht 100%tig darstellbar, auch in diesem doch recht großen Maßstab 1/144, aber das dürfte nur die wirklichen Profis interessieren, die ein Modell in Museumsqualität ihr eigen nennen möchten.
Die Fotoätzteile und Geschützrohre
Die Geschützrohre sind aus gezogenem Messing und natürlich auch aufgebohrt. Des Weiteren liegen auch Messingteile/-rohre für die Masten bei, welche zusammen mit den Ätzteilen für die Radaranlagen etc. das Modell um ein Vielfaches aufwerten werden.
Wie schon angedeutet, lassen sich mit den Ätzteilen, verteilt auf drei Platinen, viele der dann im direkten Vergleich doch immer noch klobig wirkenden Bausatzteile ersetzen bzw. ergänzen. Hier sei aber festzustellen, dass sich der Schwierigkeitsgrad 5 sicherlich in erster Linie an den Ätzplatinen festmacht. Doch sauber zusammengefügt und montiert, erscheinen die Radar- und Feuerleitanlagen wie z.B. der „MK 31 director“ mit aufmontiertem „MK 4“ oder auch das „SC Radar“ wie kleine Kunstwerke und lassen so diesen Bausatz zu einem Kleinod werden.
Die dazugehörigen Anleitungen veranschaulichen in einer Art Fotoreportage anschaulich und für den schon erfahreneren Modellbauer gut verständlich den Zusammenbau der Ätzteile und die Ausrichtung am fertigen Modell.
(Neu-)einsteigern sei jedoch empfohlen, sich weitergehende Literatur für den Umgang mit Ätzteilen (es gab mal Broschüren von GMM, einem Hersteller aus den USA und auch von den Machern der Zeitschrift „Der Schiffsmodellbauer“) zu beschaffen und zu Rate zu ziehen. Sonst kann der Zusammenbau solch filigraner Komponenten wie einer Radaranlage sehr schnell zum Frust werden.
Die Abziehbilder
Die Anleitung
führt den Modellbauer auf ihren 28 farbigen Seiten in insgesamt 83 Baustufen sicher durch die Montage. Weiterhin sind entgegen dem früheren Bausatz, dort waren es schwarz-weiße, auch zwei Farbzeichnungen beigelegt, nach denen sich DD-451 nach Tarnschema (measure) 22 darstellen läßt, während DD-445 in einem wesentlich aufwendigeren, aber auch beeindruckenderem measure 12 mod gezeichnet wurde. Sehr schön, dass sowohl die Back- als auch die Steuerbordseite dargestellt sind.
Die Quellen
Die Fletcher Klasse ist relativ gut dokumentiert, es gibt einiges an Büchern und Plänen. Mir standen zur Verfügung:
- Planbuch Fletcher-Klasse, Floating Drydock
- Warship Perspectives, J. Herne, „Fletcher, Gearing and Sumner Class destroyers“
Fazit
Insgesamt lässt sich feststellen, dass es sich um einen, nicht nur wegen der Ätzplatinen, sehr gut gemachten Bausatz bzw. eine Wiederauflage handelt. Sicherlich sind einige Bauteile wie z.B. das Beiboot recht einfach gehalten, aber der Bausatz stellt unzweifelhaft eine sehr gute Grundlage zur Erstellung eines sehr schönen und detaillierten Modells dar! Dazu tragen die beigefügten Ätzteile bei und auch der Zubehörmarkt wird sicherlich noch aufspringen und weitere Detaillierungsmöglichkeiten schaffen. Wie so oft dann eher eine Frage des Geldbeutels und der eigenen Fähigkeiten.
uneingeschränkt empfehlenswert
Andreas Neuhaus
Wir danken Revell für das Bausatzmuster