Revell Aqua Color


Martin Kohring hat mir freundlicherweise Probemuster der neuen Revell Aqua Color Farben zukommen lassen. In den letzten zwei Tagen habe ich erste Versuche damit angestellt.
Die neuen Gebinde sind aus Kunststoff und haben eine Quaderform. Der Verschluß ist etwas gewöhnungsbedürftig, eine Mischung aus "drehen" und "ziehen/drücken". Den Deckel soll man vorne an einer Nase befestigen. Das Ganze ist dann recht standfest:
Revell Aqua Color
Ob sich dieser Verschluß bewährt muß sich noch zeigen. Man sollte beim Abziehen des wie auf dem Bild eingehakten Deckels jedenfalls aufpassen - man ruckelt dabei sehr leicht und wenn dann noch viel Farbe im Töpchen ist...
Durch das Stecksystem könnte auch im Deckel angetrocknete Farbe zurück in das Gebinde bröseln.

Tests mit der Airbrush


Ich habe die Farben mit meinem üblichen Werkzeug getestet - Revell Omega Kompressor (bei 1,3 bar) und Triplex Airbrush.

Die Farbe - vor allem die matte - ist sehr dickflüssig. Ich habe deshalb mit ca. 40% Isopropanol verdünnt. Die matte Farbe ließ sich so problemlos sprühen, man kann einen schönen "Spiegel" erzielen. Wegen des hohen Pigmentanteils deckt die Farbe auch sehr gut. Die Farbe trocknet sehr schell und man kann zügig weiterarbeiten (ca. 30 Min.).

Bei der glänzenden Farbe war 40% Isopropanol zuviel, das ist mir zu dünn geraten. Vermutlich ist wegen des fehlenden Mattierungsmittels der Glanzlack dünnflüssiger als der Mattlack. Auch hier gabs keine Probleme beim Sprühen. Der Lack trocknet etwas langsamer aus als der Mattlack aber immer noch sehr schnell (ca. 60 Min.). Der Lack glänzt auch schön - wobei da zur Bewertung eher Autobauer ihre Meinung abgeben sollten...

Dann habe ich die Klarlacke getestet, matt und glänzend. Auch hier ist der Glanzlack dünnflüssiger als der Mattlack und benötigt weniger Isopropanol zur sprühfähigen Verdünnung. Es gab keine Probleme, der Mattlack ist wirklich ruckzuck trocken und ist richtig matt. Der Glanzlack ist ebenfalls problemlos und nach ca. 1h grifffest.
Die Klarlacke haben es mir wirklich angetan!

Ein wichtiger Test zum Schluß: Die Revell Aqua Color Farben sind auch nach einem Tag Trockenzeit noch in Isopropanol löslich, sie unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht von Tamiya oder Gunze.
Die Reinigung der Airbrush mit Isopropanol geht einfach und schnell.

Testergebnisse von Hans Trauner


Hans Trauner hat sehr interessante Mischungsversuche mit den Revell Aqua Color Farben durchgeführt:
Die Farbe ist multi-verdünnbar, soll heissen, sie verträgt Wasser, entspanntes Wasser ( H2O plus Spüli), Isopropanol, Tamiya X20A, Sidolin, Xtracrylix Thinners, Vallejo Airbrush Cleaner, Vallejo Thinners.....
Sie ist mit ALLEN üblichen auf dem Modellbauermarkt befindlichen Acryl-Farben mischbar. Lifecolor, Vallejo, Citadel ( die alle keinen Alkohol vertragen), aber auch Tamiya/Gunze ( die eigentlich am besten Alkohol vertragen). Die Wasser-Acryls und die Alk-Acryls haben sich bislang nur etwas widerwillig vertragen, aber mit Revell tun sie es alle.
Simples Wasser werde ich nur zum Pinselreinigen nehmen. Zum Spritzen empfehle ich eines der Tensid-Wasser-Alkohol-Gemische, also Sidolin oder Airbrush Cleaner von Vallejo oder Schmincke oder Conrad. Nach meiner Erfahrung mit Lifecolor und Citadel haftet die so spritzfertig eingestellte Farbe besser am Plastik als wenn nur mit H²O verdünnt. Wer gar nix hat, der kann auch zum Reiniger greifen, den Revell extra für die Aqua-Farben anbietet. Muss aber nicht sein, siehe oben.
Die Pinsel-Eigenschaften sind wirklich gut. Für rasche Pinseleien an Details einfach klasse.
Sie lassen sich auch gut zu Lasuren aufmischen. Ich werde sie also auch zum Figurenmalen einsetzen, es sind die gleichen Techniken wie Vallejo möglich, also auch Weatherings etc.
Die Farben riechen wie typische Acryl-Wasser-Emulsionen. nur der Klarlack hat eine leichte Ammoniak-Note.
Das Problem, dass gute Klarlacke etwas schwierig um die Ecke zu beschaffen sind, scheint mir auch gelöst. Allerdings trocknet der Mattlack wirklich völlig tuchmatt, staubmatt auf.
Die Verpackung...naja. Das Aufklacken muss man vorsichtig machen, ich empfehle nicht zu drehen, sondern das Papier mit dem Messer zu durchtrennen.
Was passiert, wenn mal Farbreste antrocknen am Rand, ich habe keine Ahnung, welche Tricks dann funktionieren. Ein schönes Schraubgefäss kann man mit heissen Wasser aufwärmen und dann gehts immer...ob das hier geht...eher nicht...mal sehen.
Die Farbauswahl ist (noch?) bescheiden und seltsam. Viele (einfach zu mischende) Grautöne....aber andere Töne fehlen völlig.
Der Glanzgrad des Glanz-Blaus läßt beim Pinseln zu wünschen übrig. Die Glanzfarben sollten unbedingt gespritzt werden, zusätzlicher Klarlacküberzug ist zu rechnen.

Fazit


Die Revell Aqua Color Farben sind wirklich gut, auch wenn sie subjektiv nicht an Gunze rankommen.
Vor allem der matte Klarlack wird bei mir in Zukunft das Erdal Glänzer/Mattierungsmittelgemisch verdrängen.

 

Stefan