Modell: Christopher Columbus' Flagship Santa Maria
Hersteller: Revell
Maßstab: 1/350
Material: Polystyrol (Spritzguss)
Art.Nr.: 05660
Preis: 12,99 €
Das Original
Möglicherweise ist die Santa Maria das berühmteste Schiff der Welt, hat sie doch auf der ersten verbrieften Reise eines Europäers nach Amerika als schwimmender Untersatz gedient. Trefflich wird seit Jahrzehnten über ihren wahren Typ, ihre Form und Takelage gestritten. Sogar ihr Name ist alles andere als gesichert, denn Kolumbus selbst spricht in seinen Berichten und dem Logbuch nur von einer „Nao“, einem Schiff…
Ungeprüften Berichten zufolge wurde das Schiff für die Reise gechartert und hieß zu dieser Zeit noch La Gallega. Nun war es gängige Praxis – wie heutzutage auch noch – Schiffen einen neuen Namen zu geben, obwohl es unter den abergläubischen Seefahrern als Unglück bringend galt.
Tatsächlich weiß man so gut wie nichts über das Schiff, keine Maße oder Tonnage sind bekannt. Nur aufgrund dürftiger Beschreibungen und der geringen Kenntnis zeitgenössischer Hochseefahrzeuge wurde die Santa Maria rekonstruiert, so entstanden eine Reihe sehr unterschiedlicher Nachbauten. Der bekannteste dürfte die in Barcelona nahe dem alten Hafenamt vertäute Rekonstruktion sein. Bereits für die Weltausstellung 1893 wurden Repliken der drei Kolumbus-Schiffe gebaut und nach Chicago gebracht. Die wenigen „sicheren“ Daten stammen aus Kolumbus' Logbuch und betreffen lediglich die Anzahl der Masten, der Segel und dass sie am Weihnachtstag 1492 an Haitis Küste gestrandet ist und aufgegeben wurde. Für die Begleitschiffe Pinta und Nina gilt das Gleiche, sie sind nur an Hand vager Beschreibungen rekonstruierbar. Wer tiefer in diese Thematik einsteigen möchte, dem sei Heinrich Winters Die Kolumbusschiffe von 1492 empfohlen.
Dem Modellbauer oder dem Designer jedweden Modells oder gar 1:1 Replik ist also freie Hand gegeben – solange sie ein karacken- oder karavellenähnliches Fahrzeug darstellen.
Das Modell
Dieses Modell weicht nicht nur in seiner Größe von der altbekannten Santa Maria von Revell ab. Ist die alte und größere Santa Maria dem 1929er Nachbau in Barcelona nachempfunden, ähnelt dieses neue, kleine Modell eher dem älteren Nachbau für die Weltausstellung 1893 in Chicago. Typologisch ist das easy-click Modell auch eher eine Karacke denn eine Karavelle.
Die Abbildung in Kunststoff ist recht fein, es gibt eine sehr zarte Decks- und Plankenstruktur, an Masten und Rahen sind Tauwuhlinge zu sehen, an Decks und auf der Heckducht des Beibootes sind feine Grätings ausgestaltet. Auch die fünf kleinen Segel sind schön, vielleicht etwas zu stark strukturiert. Am Toppliek der Segel befinden sich kleine Klammern, mit denen sie auf die Rahen gesteckt werden.
Der Rumpf wird um ein „Grundskelett“, ähnlich den Spritzrahmen, zusammengesteckt. Die meiste Arbeit am Modell wird das Verputzen der Angussstellen sein, ansonsten ist der Bausatz schnell zusammengefügt.
In braunem Plastik sind Rumpf, Decks, Masten, Rahen, Ständerteile und Anker gespritzt, die fünf Segel sind weiß, Wanten, Kanonen und die Ständerplatte sowie das alternative Spielfeldteil für die Wasserlinienversion sind schwarz. Zur farbigen Gestaltung der Segel liegen Sticker und Abziehbilder in unterschiedlicher Gestaltung vor.
Die Anleitung
Der farbige, DIN-A4-große Bauplan umfasst ein Dutzend Seiten und ist gut und übersichtlich gestaltet. Neben den obligaten Sicherheitshinweisen gibt es Basteltipps, eine Bauteileübersicht und für die (optionale) Bemalung eine Farbenliste.
In insgesamt zwölf Baustufen führt der Plan zum fertigen Modell, zwischendrin sind auch immer Bemalungsvorschläge für Rumpf und Krähennest eingefügt. Auf der letzten Seite erfolgt die Anbringung der Sticker oder wahlweise der Nassschiebebilder.
Mit Ausnahme der gespritzten Wanten ist keine weitere Takelung des Modells vorgesehen. Eigentlich schade, denn wenigstens Stage, Brassen und Schoten wären einfach anzubringen. Gleich der optionalen Bemalung könnte Revell wenigstens dazu die Zeichnung auf der letzten Seite des Bauplans ergänzen.
Quellen
- Heinrich Winter: „Die Kolumbusschiffe von 1492“, erschienen in der Modellbaureihe bei Delius und Klasing, Ausgabe 1980
Fazit
Für 13 € nicht zu teuer und als kleines Geschenk oder Mitbringsel für Kinder ab 10 Jahren gut geeignet, sie an dieses schöne Hobby heranzuführen. Da die Teile doch recht filigran sind, bedarf es ein wenig Übung, sie heil vom Gussast zu trennen.
Dem erfahrenen Modellbauer wird der Bausatz keine Schwierigkeiten bereiten, durch erheblich ergänzte Bemalung und Takelung kann der Bastelspaß auf viele Stunden ausgedehnt werden. Das kleine Schiffchen in ein großes Meer gesetzt, vielleicht auch als Vergleich mit modernen Schiffen, macht diesen „easy click“- Bausatz auch für „Profis“ interessant.
empfehlenswert
Frank Brüninghaus
Modellbauclub Koblenz
Wir danken Revell für das Bausatzmuster