Modell: Yaeyama (1905)
Hersteller: Seals Models (Foresight/Interallied)
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Polystyrol (Spritzguss)
Art.Nr.: SML28-7000
Preis: 82,6 € (bei NNT)

Das Original

Der 1887-90 gebaute japanische Ungeschützte Kreuzer Yaeyama (八重山) war das zweite aus Stahl gebaute Kriegsschiff der Kaiserlich Japanischen Marine und eines der ersten Schiffe, die ohne zusätzliche Segeltakelage entworfen worden waren. Durch den erstmaligen Einsatz von Dreifachexpansionsdampfmaschinen konnte dazu die Geschwindigkeit auf über 20 kn gesteigert werden. Der Entwurf stammt von dem damals in Japan aktiven französischen Konstrukteur Émile Bertin. Die Yaeyama wurde entworfen, um als Aufklärer und und Aviso (zur Nachrichtenübermittlung) zu dienen. Die Bewaffnung fiel relativ leicht aus, da eine hohe Geschwindigkeit Priorität hatte.

Yaeyama wurde 1902-03 modernisiert, wobei sie neue Kessel und einen zweiten Schornstein erhielt. 1906-08 wurde sie als Testschiff für ölbefeuerte Kessel verwendet.

Bewaffnung 1905
3 x 12 cm Krupp (Einzellafetten)
8 x 4,7 cm Hotchkiss (Einzellafetten) (unsicher!)
2 x 38,1 cm Torpedorohre

Yaeyama war 96,9 m lang (Länge zwischen den Loten), 10,5 m breit und verdrängte 1609 t (normal). Der Antrieb bestand aus sechs Kesseln und zwei Dreifachexpansionsdampfmaschinen mit insgesamt 5630 PS, womit 20,8 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 200 Mann.

Yaeyama wurde 1887-90 auf der Marinewerft Yokosuka gebaut. Als die osmanische Fregatte Ertuğrul am 18. September 1890 in einem Taifun auflief, wurde sie zur Rettung der Besatzung geschickt. Im Ersten Chinesisch-Japanischen Krieg 1894/95 rettete sie während der Schlacht von Pungdo die Besatzung des Truppentransporters Kowshing und wurde danach zur Unterstützung von Landungsoperationen in Korea eingesetzt. In der Schlacht von Weihaiwei unterstützte sie erneut Landungsoperationen und bombardierte die chinesischen Forts. Außerdem unterstützte sie die Invasion in Taiwan (Formosa). Während dieser Operationen stoppte und durchsuchte sie in internationalen Gewässern das britische Handelsschiff Thales, was einen Zwischenfall mit Großbritannien verursachte und dazu führte, dass sowohl der Kapitän der Yaeyama als auch der verantwortliche Admiral ihr Kommando abgeben mussten. Während der internationalen Intervention 1900 in China (gegen den "Boxer-Aufstand") unterstützte sie erneut Landungsoperationen.

Am 11. Mai 1902 lief sie in der Nemuro Bucht auf. Bei dem fälligen Werftaufenthalt in Yokosuka nach der Bergung wurden auch die Kessel ausgetauscht und sie erhielt einen zweiten Schornstein. Im Russisch-Japanischen Krieg wurde sie in der Schlacht von Port Arthur, der Blockade von Port Arthur, den Schlachten im Gelben Meer und Tsushima sowie der Invasion von Sachalin eingesetzt. Nach dem Krieg diente sie noch bis 1911 und wurde danach abgewrackt.

Der Bausatz

Seals Models baut konsequent seine Serie von Bausätzen japanischer Schiffe aus dem Russisch-Japanischen Krieg aus. Neben diesem Bausatz der 1905-Version nach dem sie neue Kessel und einen zweiten Schornstein erhalten hat, kündigt Seals Models auch eine 1890-Version des ursprünglichen Zustands  mit einem Schornstein an. Zuvor hatte es von der Yaeyama im Maßstab 1/700 nur einen weniger detaillierten Bausatz von Modelkrak gegeben (aus dem Jim Baumann aber ein Meisterwerk gebaut hat, siehe Teil 1 und 2).

Der Rumpf ist als ein Resinteil gegossen und entspricht von der Form und den Abmessungen gut dem Vorbild. Der Guss ist sehr sauber und die Detaillierung ist gut.


Es sind nur relativ wenige weitere Resinteile für die Aufbauten und Schornsteine enthalten:


Für den Großteil der restlichen Teile wie Geschütze, Beiboote, Davits und Scheinwerfer sind drei Spritzlinge enthalten (der linke zwei Mal), die schon aus vielen anderen Spritzgussbausätzen von Seals Models bekannt sind (der linke) bzw. aus dem Bausatz der Kasuga bzw. Nisshin (der rechte, siehe Bausatzbesprechung). Im Vergleich zu dem, was mit 3D-Druck möglich ist, fallen die Spritzgussteile qualitativ schon deutlich ab.


Außerdem passen die Geschütze nicht so richtig, man soll sie laut Anleitung teilweise auch anpassen, aber auch dann passen die Schutzschilde nicht zu den Fotos des Originals, z.B. die der 4,7-cm-Geschütze nahe des Großmasts und auf der Back. Ich habe allerdings gute Fotos nur von früheren Bauzuständen und von 1906 gefunden. Auf diesen wirkt es auch so, als gäbe es neben den drei 12-cm-Geschütze zwei Arten von leichteren Geschützen: drei Geschütze mit Schutzschild (auf der Back, neben dem Großmast) und vier bis sechs Geschütze ohne Schutzschild (auf dem hinteren Ende der Back, auf dem unteren Brückendeck und eventuell am vorderen Ende des Poopdecks). Vielleicht haben aber auch ein Teil der Geschütze einfach keine Schutzschilde mehr, sind aber sonst identisch. Auf einem Foto des Zustands vor dem Umbau sieht man, dass die leichten Geschütze auf dem Brückendeck und am achteren Ende des Poopdecks Schutzschilde haben. Die kleinen Schwalbennester neben dem Großmast waren damals noch nicht vorhanden, so dass es entweder möglich ist, dass die Zahl der leichten Geschütze erhöht wurde oder neue Positionen erhalten haben - so wie Seals Models die Positionen dieser Geschütze vorsieht. Interessant ist, dass die beiliegenden Ansichten des Modells der Yaeyama von Seals Models im Maßstab 1/500 (siehe auch hier) in Bezug auf die Schutzschilde den Fotos von 1906, die ich gefunden habe, entsprechen: drei leichte Geschütze mit Schutzschild und vier ohne. Hier scheinen mir weitere Recherchen notwendig zu sein.

Für die Masten sind Metallstäbe verschiedener Dicken enthalten, die man selbst ablängen muss. Außerdem ist ein schönes Namensschild dabei.

Die Anleitung

Die Anleitung ist auf Englisch und Japanisch. Es gibt einen kurzen Text über das Vorbild. Die Anleitung selbst besteht aus Farbfotos mit einigen kleinen Zeichnung, die erklären, wie man Teile modifizieren bzw. selbst herstellen soll.


Die Farbangaben sind nur auf Japanisch und beziehen sich auf Farben von GSI. Durch die Farbfotos bzw. farbigen Ansichten dürfte man hiermit schon klar kommen. Die japanischen Texte hier habe ich noch nicht übersetzt. Yaeyama war in dem typischen Dunkelgrau der damaligen japanischen Flotte gestrichen.


Wer Yaeyama im Zustand vor dem Umbau von 1902/03 bauen will, sollte versuchen die entsprechende Version des Bausatzes von Seals Models zu besorgen. Unterschiede sind u.a. nur ein Schornstein, das Fehlen des oberen Brückendecks und wahrscheinlich andere Postionen der leichten Geschütze (und eine andere Verteilung der Schutzschilde dieser). Yaeyama ist auf den Fotos vor dem Umbau meist in einem sehr hellen, fast weißen Grau gestrichen. Ich habe aber auch ein Foto mit weißen Rumpf und ockerfarbenen Schornstein gefunden (wie Seals Models die Yaeyama auf dem Deckelbild des anderen Bausatzes zeigt).

Quellen

  • Japanese cruiser Yaeyama (Wikipedia)
  • Conway's All the World's Fighting Ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979
  • Schwarze Gesellen. Zerstörer bis 1914. Band 2 von Harald Fock, Herford, 1981
  • Warships of the Imperial Japanese Navy, 1860-1945 von Hansgeorg Jentschura, Dieter Jung und Peter Mickel, London, 1977
  • Russo-Japanese Naval War 1904-1905, Band 1 und 2 von Piotr Olender, Petersfield, 2009 und 2010.

Fazit

Seals Models arbeitet weiter daran, die eigene Serie japanischer Schiffe aus der Zeit des Russisch-Japanischen Kriegs im Maßstab 1/700 zu vervollständigen. Die Gussqualität der Resinteile ist gut, aber die auch enthaltenen Spritzgussteile sind teilweise weniger detailliert und passen im Falle der leichten Geschütze auch nicht zu den Vorbildfotos. Hier dürften eigene Recherchen und etwas Eigenbau angesagt sein (wenn man die entsprechende Teile nicht im Zubehörhandel findet). Insgesamt ist der Bausatz in Bezug auf den Rumpf und Aufbauten durchaus eine gute Grundlage und eine bessere Grundlage als der ältere Bausatz von Modelkrak.

guter Durchschnitt


Lars