Modell: U.S. Navy Landing Craft Air Cushion
Hersteller: Trumpeter
Maßstab: 1/144
Art.Nr.: 00107
Preis: 24,95 €
Das Original
Die Vereinigten Staaten müssen, um einen Krisenherd zu erreichen, in den meisten Fällen das Material über Seewege dorthin schaffen und schließlich anlanden. Befindet sich ein befreundeter Hafen in der Nähe geschieht dies mit den Schiffen des Military Sealift Command.
Muss hingegen erst ein Brückenkopf geschaffen werden, wie während der Landung in der Normandie oder den Pazifikschlachten des Zweiten Weltkrieges, wird eine Landungsoperation durch die US Navy und das USMC durchgeführt und die Truppen mit Landungsbooten und -schiffen an die Strände gebracht.
Mit der Entwicklung der Hubschrauber wurde die Strategie Soldaten und deren Ausrüstung mit Booten anzulanden zunehmend abgelöst. Der Hubschrauber bietet die Möglichkeit, hinter den feindlichen Linien bzw. Strandhindernissen einen Brückenkopf aufzubauen. Allerdings beschränkt sich die Tragfähigkeit des größten US amerikanischen Helos auf maximal 7200 kg. Also müssen Fahrzeuge schwerer als ein LAV (Light Armored Vehicle) immer noch mit Landungsbooten von den Schiffen aus an Land gebracht werden.
1980 wurde das LCAC (Landing Craft Air Cushion) entwickelt. Ein Luftkissenfahrzeug kann große Lasten mit hohen Geschwindigkeiten über Wasser und Land hinweg transportieren. Das LCAC hat die Fähigkeit Hindernisse bis zu einer Höhe von 0,3 Meter zu überqueren. Es kann eine Geschwindigkeit von bis zu 30 Knoten noch bei Seegang 3 erreichen. In mehreren Baulosen wurden zwischen 1983 und 1994 91 Boote gebaut.
Seit der Einführung der Boote haben diese an allen amphibischen Operationen, sei es militärisch oder auch humanitär, der US Navy teilgenommen. Sie haben 1991 während Desert Storm ihre Feuertaufe erhalten. 1993 brachten sie in Somalia die UN-Truppen an Land. 2004 wurden mit ihnen Hilfsgüter nach der Tsunami-Katastrophe in die Krisengebiete gebracht, wie auch 2005 nach dem Hurrikan Katrina nach New Orleans.
Technische Daten
Besatzung: 4
Länge: mit Schürze 26,8 m, ohne Schürze 24,7 m
Breite: mit Schürze 14,3 m, ohne Schürze 13,1 m
Tiefgang: 0,9 m
Verdrängung . 200 ts
Geschwindigkeit: 40 kn
Ladekapazität: 75 ts
Parkfläche: 168 m²
Bewaffnung: 2 12,7 mm MGs
2 Mk 19 Granatwerfer
Antrieb: 4 Avco-Lycoming Gasturbinen
Leistung: 12.400 PS auf zwei Wellen
Fahrstrecke: 200 sm/40 kn oder 300 sm/35 kn
Der Bausatz
Nachdem ich nach der Spielwarenmesse den neuen Trumpeter-Katalog erstanden hatte und darin stöberte, fielen mir bei den Militärfahrzeugen im Maßstab 1:144 zwei Artikel des LCAC auf. Einer stellt es als japanische Version, der andere als US Navy-Fahrzeug dar. Im Sommer nun kam der Bausatz der amerikanischen Version auf den deutschen Markt.
Der Bausatz wird in der Trumpeter-typischen robusten Pappschachtel geliefert. Ich dachte mir, wie so mancher Modellbauer bei anderen Kits bestimmt auch, das wird ein kleines Modell, was an ein zwei Wochenenden gebaut wird. Das Modell hat schließlich eine Größe von 186 x 101,5 mm.
Nach dem Öffnen der Schachtel wird man allerdings ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Insgesamt liegen dem Bausatz fünf hellgraue Spritzlinge, einer für die Klarsichtteile, der Grundkörper als zwei Einzelteile, die Gummischürze, eine Ätzplatine, ein Decalsheet sowie die Bau- und Bemalungsanleitung bei. Aus der Traum vom schnellen Modellspaß. 238 Teile müssen erst mal verbaut werden.
An den Spritzlingen findet sich hier und da etwas Überspritzung, aber es sind alle Durchbrüche an den Teilen offen und mit einem Skalpell sollte das kein Problem sein. Einfallstellen konnte ich keine entdecken. Die Auswerfermarken sind, soweit sie als solche identifizierbar sind, alle an später nicht mehr sichtbaren Bereichen. Das steuerbordseitige Deckshaus und das an Backbord befindliche Gegenstück sind zu aller Freude ohne Formschräge aus jeweils einem Stück gefertigt.
Die Detaillierung der einzelnen Teile ist einfach super. Fein gespritzte Lamellen, Gitter, Stege, etc. Es wird sogar das Cockpit dargestellt, welches später dank des Klarsichtfensters einsehbar bleibt.
Erstaunt war ich über die sauber gespritzte Gummischürze. Es sind zwar die Anspritzpunkte und etwas Grat zu erkennen, aber das ist alles auf der Unterseite, die man später nicht mehr sieht. Sie ist etwas verzogen, sobald sie jedoch verbaut ist, dürfte sich alles wieder geradeziehen. Mir gefällt auch sehr, dass die Schürze zur Befestigung am Rumpf kleine Nasen hat, welche in entsprechende Vertiefungen seitlich an der Grundplatte passen (eine Klebeverbindung zwischen Gummi und Hartkunststoff ist immer etwas problematisch).
Die beiliegende PE-Platine umfasst 41 sauber geätzte Teile. Mit ihnen werden hauptsächlich die zahlreichen Lüftergitter dargestellt. Allerdings gibt es keine Alternative zu den Ätzteilen, so dass man diese verbauen muss. In den Spritzteilen sind schon entsprechende Vertiefungen angearbeitet, in die später die Gitter eingeklebt werden. Da sie aber meist rechteckig sind und das von Trumpeter verwendete Messingblech recht dick und fest ist, sollte auch ein Unerfahrener damit keine Probleme haben. Des Weiteren sind bei den Ätzteilen noch die Scheibenwischer enthalten, was das gesamte Modell in fertigem Zustand noch etwas abrundet.
Die Bauanleitung
Die Bauanleitung ist, ebenfalls typisch für Trumpeter, sehr übersichtlich gestaltet und teilt sich in 26 (!) Bauabschnitte auf.
Die auf einem DIN A3-formatigen Blatt beiliegende Bemalungsanleitung zeigt das LCAC in einer Fünfseitenansicht sowie die Innenseiten der Aufbauten. Außerdem wird separat noch auf die genaue Lackierung der Grundplatte ohne den Aufbauten eingegangen. In einem kleinen Kästchen wird noch das Brückenhaus des LCAC-71 gezeigt, welches von der Farbgebung etwas abweicht. Ich bin des Chinesischen zwar nicht mächtig, aber ich vermute, dass es sich hierbei um eine Variation des Anstriches handelt. Genaueres müsste erforscht werden.
Der europäische Modellbauer hat bei den Trumpeter-Farbangaben öfters mal das Problem, dass es einen bestimmten Farbton nur als Lösungsmittelfarbe gibt, welche hierzulande soweit ich weiß nicht erhältlich sind. Bei dem LCAC haben glücklicherweise alle Farbangaben ein Pendant als Acryllack.
Der ca. DIN A5 große Decalbogen enthält Warnhinweise, Decksmarkierungen und Nummern für alle 91 LCAC. Die Flagge der Vereinigten Staaten ist im Original an den Bordwänden auflackiert und liegt ebenfalls als Abziehbild bei. Auf der Schütze sollen einige Decals angebracht werden. Ich bezweifle jedoch, dass sie auf dem Gummiuntergrund haften werden.
Die Decals
Welche Beschaffenheit die Decals von Trumpeter mittlerweile haben, kann ich nicht sagen. Ich habe vor drei Jahren meine letzten verarbeitet und war von diesen überhaupt nicht begeistert, da sie sobald sie aufgetragen waren hafteten, sich nicht mehr anlösen ließen und somit Korrekturen ausfielen.
Aufgrund der gigantischen Qualitätssprünge in Bezug auf die Detaillierung und Spritzqualität, welche die Trumpeterbausätze seit dem erlebt haben erlaube ich mir hierzu kein Urteil. Ich werde allerdings soweit es geht (wie bei all meinen anderen Modellen auch) die Decals nicht verwenden, sondern Details wie Oberdecksmarkierungen auflackieren.
Fazit
Stärken: sehr interessante Vorbildwahl
hervorragende Detaillierung
Ätzteile sinnvoll und absolut ausreichend
Schwächen: keine Alternative zu den Ätzteilen
Schürze nur in Fahrposition (aufgeblasen) dargestellt
Wer denkt, dass 25,- Euro für so ein kleines Modell zu viel ist, wird nach dem Öffnen der Schachtel schnell vom Gegenteil überzeugt sein. Die Fülle an Teilen, die Detaillierung und die sinnvolle und vollkommen ausreichende Beigabe von Ätzteilen sowie die hervorragende Darstellung der Schürze rechtfertigen diesen Preis. Für den Bau des LCAC braucht man nicht mehr, als was in der Schachtel enthalten ist.
Wem das Boot alleine zu wenig ist oder ein Diorama damit gestalten will, wird sicherlich fündig werden. Immer mehr Hersteller bieten thematisch passende Fertigmodelle oder Bausätze in dem Sammlermaßstab 1:144 an.
Wer mal ein außergewöhnliches Modell bauen oder etwas "Farbe" in die Sammlung bringen will ist mit diesem Bausatz bestens beraten. Daher ist er
sehr empfehlenswert
Text: Sven
Fotos: Lutz
Wir danken der Firma Faller für das Bausatzmuster