Modell: HMS Renown (1942)
Hersteller: Trumpeter
Maßstab: 1/700
Material: Polystyrol
Art.Nr.: 05764
Preis: ca. 19 Euro
Das Original
Als Admiral Jackie Fisher im Oktober 1914 als 1. Seelord in die Admiralität zurückkehrte, sorgte er mit äußerster Energie dafür, dass seine Lieblingsidee des Schlachtkreuzers weitergeführt wurde.
Die für den Bau von zwei Schlachtschiffen der Royal Sovereign-Klasse bereits vorbereiteten Materialien wurden nun für zwei neue Schlachtkreuzer, die Renown und die Repulse, verwendet. Als Hauptbewaffnung waren die gleichen 15" Geschütze vorgesehen wie bei den neuesten Schlachtschiffen. Da jedoch nur sechs 15" Lafetten zur Verfügung standen, bekamen die neuen Schlachtkreuzer nur je drei Geschütztürme mit insgesamt sechs Rohren - was für eine effektive Feuerleitung eigentlich unzureichend ist.
Die Panzerung wurde als nachrangig erachtet und so entsprach der Schiffsschutz lediglich dem eines gewöhnlichen Kreuzers. Die Konstruktion der Schiffe beruhte weitgehend auf dem Entwurf der HMS Tiger.
Die Renown und die Repulse wurden in Rekordzeit fertiggestellt:
Kiellegung Stapellauf Fertigstellung Bauwerft Renown 25.01.1915 04.03.1916 20.09.1916 Fairfield Repulse 25.01.1915 08.01.1916 18.08.1916 John Brown
Nach dem Debakel in der Seeschlacht am Skagerrak - drei britische Schlachtkreuzer gingen wegen ihres ungenügenden Schutzes verloren - gerieten die nagelneuen Schiffe sofort unter heftige Kritik. Es wurde eine Verstärkung vor allem der vertikalen Panzerung beschlossen und so befanden sich Renown und Repulse ab 1918 wieder in der Werft.
Für die Weltreise 1920/21 des britischen Trohnfolgers (Prince of Wales) wurde die Renown ab 1919 zunächst nur "aufgehübscht", der neue Panzerschutz wurde erst ab 1923 angebaut. Weitere Umbauten erfolgten in einer Werftliegezeit 1931/32.
Den massivsten Umbau erlebte die Renown aber zwischen 1936 und 1939. Ähnlich wie schon das Schlachtschiff Warspite, erhielt sie einen massigen Brückenturm unmittelbar hinter Turm B. Die Hauptartillerie wurde auf den neuesten Stand mit einer Rohrerhöhung von 30° gebracht. Die Mittelartillerie und Flakausrüstung wurde komplett durch 20 x 11,4cm Luft/Seezielgeschütze in Doppellafetten ersetzt. Zwischen dem hinteren Schornstein und den achteren Aufbauten wurde ein Flugzeugkatapult installiert.
Die Renown war damit im Vergleich zu ihrem Schwesterschiff das weitaus modernere und kampfkräftigere Schiff.
Der Zweite Weltkrieg begann für die HMS Renown im Südatlantik um das Kap der Guten Hoffnung mit der erfolglosen Jagd auf die Graf Spee. 1940 nahm sie an Einsätzen vor Norwegen teil, wobei sie am 9. April in ein Gefecht mit den beiden deutschen Schlachtkreuzern Scharnhorst und Gneisenau verwickelt wurde. Dabei gelangen ihr Treffer auf der Gneisenau während sie selbst nur leicht beschädigt wurde.
Ab August 1940 diente sie als Flaggschiff für Force H in Gibraltar. Im westlichen Mittelmeer unterstützte sie Versorgungskonvoys nach Malta und war an der ergebnislosen Kampfhandlung am Kap Spartivento mit italienischen Kreuzern beteiligt. Mit einer kurzen Unterbrechung - der Jagd auf die Bismarck - blieb das Mittelmeer und Malta bis 1942 der Einsatzschwerpunkt der Renown.
Es folgten bis zum Frühjahr 1943 Konvoyeskorten im Nordatlantik. Nach einer Werftliegezeit wurde sie im Dezember 1943 der britischen Pazifikflotte zugeteilt und verbrachte den Rest des Krieges mit der Unterstützung von Trägerverbänden sowie der Beschießung von Landzielen.
Am 14. April war die Renown wieder in Scapa Flow und wurde unmittelbar nach Kriegsende außer Dienst gestellt. Das Ende kam schließlich 1948 in der Abwrackwerft in Faslane.
Quellen:
A. Raven, J. Roberts - Die britischen Schlachtschiffe des 2. Weltkrieges, Bernard & Graefe Verlag 1981
M.J. Whitley - Battleships of World War Two, Cassel 2002
A. Raven - Camouflage Volume One: Royal Navy 1939-1941 (Warship Perspectives), WR Press 2000
Der Bausatz
Trumpeter macht mit dem Bausatz der HMS Renown das Geschwisterpaar (siehe Review der HMS Repulse) zumindest im Maßstab 1/700 komplett. Im prall gefüllten Karton finden sich säuberlich in Plastiktüten eingeschweißte Spritzlinge. Über- und Unterwasserrumpf sind über einen Schaumstoffring zusätzlich gegen Stöße geschützt. Die Verpackung ist vorbildlich und die Wahrscheinlichkeit somit hoch, dass der Bausatz den Versand schadlos übersteht.
Der Rumpf ist in den Abmessungen sehr stimmig, die Torpedowülste mit den charakteristischen "Streben" befinden sich an der richtigen Stelle. Die Bullaugen verfügen sogar über Regenrinnen, die Rumpfplatten sind dagegen nicht angedeutet. Wie bei Trumpeter üblich, hat man die Wahl zwischen einem Vollrumpf- und einem Wasserlinienmodell.
Das fein mit Plankengängen gravierte Deck ist sinnvoll unterteilt, so daß am fertigen Modell keine Stöße sichtbar sein werden. Mehr Aufmerksamkeit erfordern die Seitenteile für die Aufbauten vom Modellbauer, da hier einige stumpfe Stoßnähte sorgfältig trocken angepaßt werden müssen - nur so läßt sich ein späteres Schleifen vermeiden.
Alle Bauteile sind formentechnisch einwandfrei abgespritzt, man findet weder Gußgrate noch Versatz. Mit den feinen Details einerseits und dem Fehlen von sichtbaren Auswerfermarken andererseits, präsentiert sich Trumpeters Renown ganz auf dem aktuellsten Stand der Technik.
Natürlich wird sich der fortgeschrittene Modellbauer im Zubehörmarkt nach gedrehten Geschützrohren und Fotoätzteilen umsehen. Aber gerade z.B. das Pom-Pom Flugabwehrgeschütz ist so überzeugend wiedergegeben, daß hier "aus der Schachtel gebaut" mehr als gut genug ist (folgende Bildreihe, links).
Decals und Farbtafel
Ein kleiner Decalbogen mit Flaggen und Hoheitsabzeichen für die Bordflugzeuge, sowie eine auf Hochglanzpapier gedruckte Farbtafel runden den Bausatz ab. Die unterschiedliche Form und Verteilung der Farbgrenzen des Tarnschemas für die Backbord- und die Steuerbordseite sind korrekt wiedergegeben, allerdings passen die Farben nicht hundertprozentig zu meiner Literatur. Hier sollte man sich (zumindest für die Steuerbordseite) lieber am korrekten Kartonbild orientieren.
Die Farbtabelle listet Gunze (Mr. Hobby), Vallejo, Model Master, Tamiya und Humbrolfarben auf. Ich persönlich empfehle aber die Originalfarbtöne aus dem Programm von White Ensign Models.
Die Anleitung
Die Umfangreiche Bauanleitung zeigt auf 12 Seiten mit Hilfe von isometrischen Zeichnungen anschaulich den Bau des Modells und läßt keine Fragen offen. Trotzdem sollte man - wie immer bei einem derartig komplexen Vorhaben - die Bauabschnitte gründlich planen, vor allem im Hinblick auf eine sinnvolle Reihenfolge bei der Bemalung.
Fazit
Trumpeter hat mit der HMS Renown einen sehr guten Bausatz auf den Markt gebracht. Er zeigt was formtechnisch und vom Detailierungsgrad her derzeit möglich ist - und das zu einem sehr attraktiven Preis. Aufgrund des komplexen Tarnschemas des Originals ist das Modell nur bedingt für Anfänger geeignet, für alle anderen Modellbauer aber - und ganz besonders die Fans der Royal Navy - ist dieser gelungene Bausatz
uneingeschränkt empfehlenswert
Stefan
Wir danken Glow2B für das Bausatzmuster