Deckelbild

Modell: German heavy cruiser Admiral Hipper 1940
Hersteller: Trumpeter
Maßstab: 1/700
Material: Plastik (Spritzguss), Abziehbilder
Art.Nr.: 05775
Preis: ca. 21 €

Das Original

Die Einheiten der Admiral Hipper-Klasse waren im Gegensatz zu den vorausgehenden Schiffen („Panzerschiffe“) der Deutschland-Klasse konventionelle Schwere Kreuzer des Washington-Typs.

Mit ihrer Planung wurde 1934 begonnen – begründet damit, dass andere Marinen auch Schwere Kreuzer hatten – die Schiffe wurden auf Kiel gelegt, nachdem im Deutsche-Britischen Flottenvertrag Deutschland 1935 der Bau von fünf Schweren Kreuzern mit 10 000 ts Standardverträngung erlaubt worden war (die Aufträge an die Werften waren aber schon 1934 erteilt worden!). Wie alle anderen Marinen hatte auch die Kriegsmarine das Problem, dass die geforderten Eigenschaften nicht mit einer Standardverdrängung von 10 000 ts vereinbar waren – worauf die Schiffe mit einer fast 1,5 fachen Standardverdrängung entworfen wurden. Trotz dieser massiven Überschreitung der Tonnage-Grenzen war die Klasse in Bezug auf die meisten Eigenschaften im Vergleich zu anderen Schweren Kreuzern durchschnittlich. Lediglich die Flak-Bewaffnung und deren Feuerleitung fielen für die Zeit relativ gut aus – aber die leichte Flak erwies sich trotzdem als unzureichend, was insbesondere für die halb-automatischen 3,7 cm galt. Besonders problematisch erwies sich bei der Klasse die Wahl der Antriebsanlage: ihre Hochdruck-Heißdampfdampfantriebsanlage nicht ausgereift und störanfällig, insbesondere die des Typschiffs Admiral Hipper. Auch war der Fahrbereich relativ gering, weshalb sie als Handelsstörer – eigentlich ihre Hauptaufgabe! - nur einen eingeschränkten Wert hatten.

Neben dem Typschiff umfasste die Admiral Hipper-Klasse noch Blücher sowie die Halbschwestern Prinz Eugen, Lützow und Seydlitz – die letzten beiden wurden aber nie fertig gestellt, Lützow wurde unfertig an Russland im Rahmen des Hitler-Stalin-Pakts verkauft.

Admiral Hipper erhielt nach Fertigstellung zur Verbesserung der Seetüchtigkeit einen Bug mit stärkeren Ausfall (aber deutlich schwächer als bei Blücher und Prinz Eugen). Dazu wurde eine Schornsteinkappe aufgesetzt und die Admiralitätsbrücke geschlossen. Dazu kamen später Verbesserungen der leichten Flak sowie Radarantennen.

Admiral Hipper war 205 m lang und 21,3 m breit. Sie verdrängte voll beladen 18208 ts. Ihre drei Turbinen-Sätze und 12 Kessel leisteten 133631 PS, womit 32,5 kn erreicht wurden.

Bewaffnung April 1940
8 x 20,3 cm L/60 C/34 (vier Zwillingstürme)
12 x 10,5 cm L/65 C/33 (sechs Zwillingsgeschütze)
12 x 3,7 cm L/83 C/30 (sechs Zwillingsgeschütze)
8 x 2 cm L/65 C/30 (Einzelgeschütze)
2 x 2 cm L/65 Flak 30 (zwei Heeres-Einzellafetten, ab April an Bord)
12 x 53,3 cm Torpedorohre (vier Drillingsrohre, insgesamt 22 G 7A-Torpedos an Bord)
3 Arado Ar 196 Bordflugzeuge (eines auf dem Katapult, eines im Hangar und eines zerlegt)
110 Minen (Minenschienen nicht permanent an Bord)

Die Admiral Hipper wurde von 1935-39 bei Blohm & Voss in Hamburg gebaut. Von November 1939 bis Januar 1940 musste sie noch einmal um die Werft, wobei der Bug, die Brücke und der Schornstein modifiziert wurden. Im April nahm die an der Besetzung Norwegens (Unternehmen Weserübung) teil. Zuvor hatte sie zwei 2 cm-Flaks auf den Türmen B und C sowie Radar erhalten. Admiral Hipper sollte zusammen mit vier Zerstörern Trondheim besetzen. Auf den Hinmarsch trafen ihre Zerstörer am 8. April auf den alleine fahrenden britischen Zerstörer Glowworm, der anschließend von der Admiral Hipper versenkt wurde – aber dem es zuvor noch gelang die Admiral Hipper zu rammen, die aber trotzdem an der Eroberung Trondheims teilnehmen konnte. Die erlittenen Schäden wurden bis Ende Mai in Wilhelmshaven repariert.

Danach nahm sie Anfang Juni an dem Unternehmen Juno zusammen mit Scharnhorst, Gneisenau und vier Zerstörern teil. Admiral Hipper versenkte dabei am 8. Juni den bewaffneten Trawler Juniper und den Truppentransporter Orama. Es folgen mehrere Versuche Vorstöße gegen Handelsschiffe zu unternehmen, wobei aber nur der finnische Frachter Ester Thorden als Prise aufgebracht werden konnte – mehrfach aber Maschinenschäden einen Abbruch der Operation erforderten. Ende November gelang schließlich der Durchbruch in den Atlantik. Am 25. Dezember griff sie den Konvoi WS-5A an, konnte aber nur zwei Schiffe beschädigen, bevor sie sich aber vor dem Schweren Kreuzer Berwick (der dabei ebenfalls von der Hipper beschädigt wurde) zurück ziehen musste. Auf dem Rückmarsch versenkte sie am 27. Dezember 1940 den Frachter Jumna. Im Februar 1941 lief sie erneut in den Atlantik aus und versenkte am 11. Februar den Frachter Iceland. Am folgenden Tag traf sie auf den Konvoi SLS-64 und versenkte die Frachter Borgestad, Derrynane, Ostwestry Grange, Perseus, Shrewsbury, Warlaby und Westbury (zwei weitere Frachter wurden beschädigt). Mitte Februar 1941 lief sie in Brest ein, von wo sie Mitte März wieder auslief, um über die Dänemarkstraße nach Kiel zurück zu kehren. Es folgten Werftliegezeiten in Kiel und Hamburg, u.a. um die Bunkerkapazität zu vergrößern und die Flak mit vier 2 cm-Vierlingen zu verstärken. Im März 1942 wurde sie wieder nach Norwegen verlegt, von wo aus sie im September ein Minenfeld vor Nowaja Semlja (Operation Zarin) und im Dezember den Konvoi JW-51B in der Barentsee (Operation Regenbogen) angriff. Daran waren am 31. Dezember 1942 noch der Schwere Kreuzer Lützow und acht Zerstörer beteiligt. Die britische Nahsicherung (5 Zerstörer, 1 Minensucher, 2 Korvetten, 2 Trawler) konnte die deutschen Schiffe so lange aufhalten, bis die britischen Leichten Kreuzer Sheffield und Jamaica eingreifen, einen deutschen Zerstörer versenken und die Admiral Hipper schwer beschädigen konnten. Admiral Hipper hatte zuvor den Zerstörer Achates und den Minensucher Bramble versenkt und den Zerstörer Onslow beschädigt. Admiral Hipper wurde darauf zurück nach Deutschland verlegt und am 28. Februar 1943 außer Dienst gestellt. Am 1. März 1944 wurde sie als Schulschiff wieder in Dienst gestellt – ohne dass die zerstörten Kessel repariert worden wären. Im Januar 1945 lag sie in Gotenhafen in der Werft, von wo sie aus 1500 Flüchtlinge nach Kiel brachte. Am 3. und 10. April 1945 erlitt sie bei britischen Luftangriffen in Kiel schwere Schäden. Das Wrack wurde am 3. Mai gesprengt. Im Juli 1945 wurde sie gehoben und in die Heikendorfer Bucht geschleppt, wo sie bis 1948 abgewrackt wurde.

Der Bausatz

Trumpeter hat nach der Prinz Eugen jetzt auch die Admiral Hipper herausgebracht. Alle Spritzlinge mit Ausnahme dessen mit den beiden Arado Ar 196 sind im Vergleich zur Prinz Eugen neu gemacht. Der Bausatz soll die 1940-Version darstellen, eine 1941-Version soll folgen. Auf die Frage, in wie weit diese Versionen sinnvoll sind, gehe ich weiter unten ein.

Den Bausatz kann man in der Vollrumpfversion und als Wasserlinienmodell bauen. Die Form des Rumpfs ist weitgehend richtig wiedergegeben, lediglich der Bug ist mir etwas zu sichelförmig. Die Länge ist richtig wieder gegeben, lediglich die Breite stimmt nicht perfekt.

Wenn man das Wasserlinienmodell bauen will, gibt es allerdings ein Problem: Trumpeter teilt den Rumpf an der Konstruktionswasserlinie, so dass der Rumpf im Vergleich zum beladenen Zustand ca. 4 mm zu hoch ist - was wahrscheinlich auch den Bug falsch erscheinen lässt, da er oberhalb dieser 4 mm fast gerade ist.

Der Rumpf wird hier ohne das externe Entmagnetisierungskabel (MES-Anlage) wiedergeben, die eventuell in Wilhelmshaven bei der Werftliegezeit im August/September 1940 montiert wurde. Auf jeden Fall ist es auf Fotos im September 1940 zu sehen. Der Unterwasserumpf ist relativ gut wiedergeben, z.B. die Schlinkerkiele. Allerdings kann man am Bugwulst auf Fotos eine Reihe von Erhebungen erkennen, die hier nicht dargestellt sind.

Das Deck liegt als extra Teil bei - wie auch die Wasserlinienplatte. Ob die hier dargestellte Beplankung - oder die Zeichnungen von Profile Morskie - richtig sind, konnte ich nicht feststellen. Die Detaillierung ist gut.

Der Spritzling A enthält Teile für die Aufbauten, die überwiegend fein detailliert sind. Besonderheiten der Admiral Hipper, z.B. Plattformen an der Hinterkante des Brückenaufbaus, sind berücksichtigt. Der Splitterschutz bzw. die geschlossenen Relings sind überwiegend dünn ausgeführt - eine unrühmliche Ausnahme ist das Brückendeck, bei dem die Stärke dieser Teile eher an die Frühzeit des Plastikmodellbaus (und an Burgmauern) erinnert.

Der Spritzling B enthält die Seitenwände der Aufbauten, die dadurch, dass sie als extra Teile ausgeführt sind, gut detailliert dargestellt werden können. Der Zusammenbau der Aufbauten wird dadurch natürlich aufwendiger und die Gefahr, dass man Ritzen verschließen muss, steigt auch.

Spritzling C enthält weitere Teile für die Aufbauten, aber auch Teile für die Masten, die Wellen und Schrauben, das Ruder, Beiboote, Entfernungsmesser, Katapult etc. Die Teile sind gut detailliert, z.B. die Unterseiten der Plattformen und die Beiboote.

Spritzling D ist zwei Mal enthalten. Hier finden sich hier weitere Beiboote, die Bewaffnung, Kräne, weitere Feuerleitgeräte etc. Die 20,3 cm-Türme sind gut detailliert und die überhöhten Türme unterscheiden sich auch von den Türmen A und D, allerdings sind die Nieten vielleicht immer noch übertrieben. Die Rohre sind ok, Messingrohre dürften das Modell aber sicher aufwerten. Das gilt auch für die 10,5 cm-Flak. Die leichte Flak - 3,7 cm-Zwillinge und 2 cm - sind ok, aber heute gibt es in Spritzguss auch schon bessere Darstellung derartiger Geschütze. Die Beiboote sind überwiegend gut - Ausnahmen sind aber die beiden geruderten Kutter, die von der Qualität an Bausätze der 1970er erinnern.

Die Arado Ar 196 sind von der Form her nicht ganz stimmig, insbesondere der Rumpf zwischen Cockpit und Motorverkleidung und die Form der Hinterkante des Seitenleitwerks. Leider wurden die Teile wieder in dem etwas spröden durchsichtigen Plastik gespritzt.

Dazu liegt noch ein Ständer für das Wasserlinienmodell bei:

Decals

Die Abziehbilder enthalten Flaggen, Fliegererkennungszeichen und Markierungen für zwei Arado Ar 196 - allerdings beides Mal mit der Kennung T3+BH (diese Maschine war aber wahrscheinlich gar nicht auf der Admiral Hipper).

Die Flaggen und Fliegererkennungen sind so gemacht, dass sie mit den deutschen Gesetzen konform gehen sollen - ausgestellt werden darf aber ein so gebautes Modell aber nicht.

Die Anleitung

Die Anleitung besteht aus einer Übersicht der enthaltenen Teile, einer Bauanleitung, die den Zusammenbau in 13 Schritten übersichtlich erklärt sowie zwei Tarnschemen.

Das erste Tarnschema zeigt die Admiral Hipper mit hellgrauen vertikalen Flächen. Tatsächlich bestand dieses Schema aus zwei Grautönen, wobei der am Rumpf etwas dunkler war. Ein solches Schema, was dem Anstrich vor dem Krieg entsprach, hatte Admiral Hipper den Großteil des Jahres 1940 - wohl mit Ausnahme einer Zeit um den August, als sie anscheinend ein Muster aufgemalt hatte (siehe hier). Die Markierungen auf den Türmen wechselten während dieser Zeit öfters, die Fliegerkennungen werden hier gar nicht gezeigt (siehe ebenfalls hier). Das zweite Schema wurde im November oder Dezember 1940 aufgetragen.

Angesichts dieser Tarnschemen kommen wir jetzt zu dem eigentlichen Problem mit der 1940-Variante: wenn man den Bausatz nach Anleitung baut, passt er eigentlich nur für die Zeit zwischen Januar und April 1940 und hatte dabei noch den zweifarbige hellgrauen Vorkriegsanstrich. Das FuMo22-Radar (lässt sich besser mit Ätzteilen darstellen) und die entsprechende Modifikation am  Entfernungsmesser oben auf dem Vormars liegt bei - ist aber in der Anleitung nicht erwähnt. Ab April 1940 - also während dem Unternehmen Weserübung - waren auf den Türmen B und C jeweils eine 2 cm-Flak (Heeres-Version) aufgestellt. Diese ist im Bausatz enthalten (Teil D16), allerdings überzeugt die Umsetzung nicht. Wahrscheinlich ab September 1940 hatte Admiral Hipper die MES-Anlage, die am Rumpf nicht dargestellt ist. D.h. das im November oder Dezember 1940 aufgetragene Tarnschema mit dem dunkelgrauen Muster (das zweite oben) hatte Admiral Hipper nur in Kombination mit den 2 cm-Flak auf den Türmen B und C und der MES-Anlage. Sehr wahrscheinlich hatte sie zu dieser Zeit auch schon das Krähennest am Großmast, was im Bausatz wie die entsprechenden Modifikationen am Großmast enthalten ist (aber in der Anleitung nicht erwähnt wird). In diesem Zustand fuhr sie bis März 1941 - und danach lag Admiral Hipper fast ein Jahr in der Werft, wobei u.a. der Großmast modifiziert wurde, die Flak-Bewaffnung verstärkt wurde und FuMo26-Radarantennen an die Entfernungsmesser auf dem Vormars und an den achteren Entfernungsmesser montiert wurden.

Soweit ich es der Trumpeter-Seite entnehmen kann, wird die 1941-Version einen Rumpf mit der MES-Schleife und den modfizierten Großmast mit Krähennest enthalten (letzterer liegt eventuell aber der 1940-Version schon bei). D.h. die 1940-Variante sei denen empfohlen, die das Schiff zwischen Januar und August 1940 bauen wollen (ab April eben mit den zusätzlichen Flaks auf den Türmen, z.B. Zustand während der Besetzung Norwegens). Die 1941-Variante für die, die das Schiff zwischen September 1940 und März 1941 bauen wollen (also die Zeit, in der sie auch im Atlantik eingesetzt wurde). Spätere Bauzustände können auf der Basis der 1941-Version gebaut werden - und erfordern Modifikationen z.B. bei den Radarantennen, der leichten Flak und am Großmast.

Quellen

  • Admiral Hipper Class Cruisers, ShipCraft 16 von Steve Backer, Barnsley/Tuscon, 2010
  • Niemiecki ciezki krazownik Admiral Hipper, Profile Morskie 50 von Jerzy Moscinski und Slawomir Brzezinski, Wyszkow, 2002
  • Die Schweren Kreuzer der Admiral Hipper-Klasse, Marine-Arsenal 16 von Siegfried Breyer, Friedberg, 1991
  • Cruisers of World War Two von M. J. Whitley, London, 1995
  • Conway’s All the World’s Fighting Ships 1922-1946 von Roger Gardiner (Herausgeber), London, 1992
  • Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, Band 1 von Erich Gröner, Dieter Jung, Martin Maass, Bonn, 1982
  • www.admiral-hipper-class.dk
  • Admiral Hipper (Wikipedia)

Fazit

Dies ist der erste Bausatz der Admiral Hipper in Spritzguss, der erwähnenswert ist - der Matchbox-Bausatz enthielt ja die alte Revell-Blücher. Der Trumpeter-Bausatz ist überwiegend sehr gut gelungen. Leider ist die Qualität einzelner Teile, z.B. das Brückendeck, eines der Beiboote und Teile der Flak nicht gut. Das Wasserlinienmodell stellt das Schiff im leeren Zustand dar, d.h. der Rumpf ist im Vergleich zum beladenen Zustand deutlich zu hoch. Dazu ist die Anleitung und das Deckelbild in Bezug auf die 1940-Variante irreführend - tatsächlich ist die auf dem Deckelbild gezeigte Variante mit dem Hellgrau/Dunkelgrau-Tarnschema wohl erst mit der ebenfalls angekündigten 1941-Variante baubar. Insgesamt ist der Bausatz

alt empfehlenswert

Lars

Wir danken Glow2B für das Bausatzmuster