Modell: HMS Eskimo destroyer 1941
Hersteller: Trumpeter
Maßstab: 1/350
Material: 214 Plastikteile + 44 Fotoätzteile + Decals
Art.Nr.: 05331
Preis: zwischen € 20,- und € 30,- Euro, je nach Quelle, evtl. zzgl. Porto
Das Original
HMS Eskimo war einer von 26 Zerstörern der Tribal-Klasse, von denen 13 Einheiten während des Krieges verloren gingen. Nach knapp 13 Monaten Bauzeit lief Eskimo am 3. September 1937 in Newcastle upon Tyne vom Stapel und wurde 30. Dezember 1938 in Dienst gestellt. Im Laufe Ihrer Dienstzeit führte Eskimo nacheinander die Pennant-Nummern L75 (Mai - Dezember 1938), F75 (Januar 1939 - Herbst 1940), G75 (Herbst 1940 - Juni 1949).
Während des zweiten Seegefechts von Narvik, am 13. April 1940, bei der die übrig gebliebenen acht deutschen Zerstörer versenkt bzw. zur Selbstversenkung gezwungen wurden, gelang es Z 2 Georg Thiele einen Torpedotreffer zu setzen, wodurch das Vorschiff abgerissen wurde. Eskimo blieb aber schwimmfähig und konnte rückwärts abgeschleppt werden.
Nach der Reparatur diente Eskimo u.a. als Geleitschiff auf der Murmansk-Route, nahm an einer Kommandoaktion gegen die deutschen Einheiten auf den Lofoten teil und unterstütze die alliierten Landungen in Nordafrika und auf Sizilien. Während des Sizilien-Einsatzes im Juli 1943 erhielt Eskimo einen Bombentreffer, worauf ein Feuer ausbrach, das aber gelöscht werden konnte. Dennoch musste Eskimo abgeschleppt werden und ging für eine längere Zeit in die Werft. Dort wurden nicht nur die entstandenen Schäden repariert, sondern auch die Flak-Bewaffnung verstärkt.
Im Sommer 1944 gehörte Eskimo zu den Sicherungsgruppen der Operation Overlord und schütze die Invasionsflotte auch nach erfolgter Landung vor deutschen U-Booten. Im Zuge dieses Sicherungseinsatzes war Eskimo am 24. Juni 1944, im Zusammenspiel mit der tschechischen Liberator 'O' des Coastal Command und dem kanadischen Schwesterschiff HMCS Haida (G63), an der Vernichtung des VIIC Schnorchelboot U-971 beteiligt. Das Boot lag nach dem Angriff der Liberator auf Grund und spielte "Toter Mann", doch die Anwesenheit von Eskimo und Haida machten es dem Boot schwer, heil aus der Situation heraus zu kommen. Der Kommandant ließ daher auftauchen und das Boot selbst versenken. Alle Besatzungsmitglieder wurden gerettet, doch ein Mann verstarb noch am selben Tag.
Nur drei Tage später erhielt Eskimo Treffer von einem deutschen Vorpostenboot und konnte nur mit Hilfe von HMCS Huron, die einen Nebelschleier legte, entkommen. Nach erneuter Reparatur wurde Eskimo nach dem Fernen Osten endsant. Doch es zeigte sich, dass ein Zerstörer, der für den Einsatz in kalten Gewässern gebaut worden war, in tropischen Breiten nicht ohne weiteres eingesetzt werden konnte. Heizungen waren hier nicht zwingend notwendig, dafür benötigte man nun Klimaanlagen und Wasserkühler. Eine erneute Umrüstung wurde somit notwendig.
Ihre letzten Einsätze hatten die Vernichtung der verbliebenen japanischen Kriegsschiffe zum Auftrag, doch kurz vor Kriegsende wurde beschlossen, Eskimo zu einem weiteren Umbau nach Australien zu schicken. Dies diente vorrangig der Weiterbeschäftigung des Werftpersonals. In den Nachkriegsjahren diente Eskimo als Wohnschiff und Hauptquartier für jene Einheiten, die Themse und Medway von Minen, Wracks- und Wrackteilen befreiten. Zum Schluss diente sie als Zielschiff und wurde schließlich 1949 abgewrackt.
Technische Daten (Tribal-Klasse):
LüA: 114,90 m Breite: 11,12 m Tiefgang: 2,75
Verdrängung: 1854 t, max. 2519 t
Personalstärke: 190 (Standard) - 219 (Cossak, Afridi, Somali, Tartar)
Antrieb: 2 Parsons-Dampfturbinen mit zusammen 44.000 PS auf 2 Wellen
Geschwindigkeit: 36 Knoten
Bewaffnung (bei Fertigstellung):
8 x 12 cm L/45 Mk QF XII-Geschütze (drei Zwillingslafetten)
4 x 4 cm QF (quick firing) Flugabwehr-Geschütze ("Pom-Pom") (eine Vierlingslafette)
8 x 1,27 cm Vickers-Flugabwehr-MG (zwei Vierlingslafetten)
4 x 53,3 cm Torpedorohre
60 Wasserbomben (1 x Abrollgestell, 2 Werfer)
Quellen
- Peter Hodges: Tribal-Class Destroyers / Almark Pub.
- uboat.net
- wikipedia
Der Bausatz
Trumpeter hat nach dem Eskimo-Modell im Maßstab 1:700 nun auch eines im Maßstab 1:350 realisiert. Da dieser Bausatz ausdrücklich als 1941er Version bezeichnet wird und es auch mindestens ein größeres Bauteil gibt, das für Eskimo dieses Mal nicht benötigt wird, ist anzunehmen, dass es auch noch eine weitere, vermutlich spätere, Version dieses Modells oder eines Schwesterschiffs geben wird.
Der Bausatz kommt in der gewohnt stabilen Schachtel daher. Für den Rumpf wurde wieder ein extra "Abteil" eingesetzt, damit dieser nicht durch die Schachtel rutscht. Die Spritzlinge sind entweder einzeln oder paarweise eingetütet, wobei besonders filigrane Teile, wie bei Trumpeter üblich, zusätzlich in Schaumfolie eingewickelt sind.
Der Rumpf ist, wie neuerdings häufiger, einteilig ausgeführt und weist deutliche Formtrennlinien am Rumpfboden auf. Die Stufen, oder besser "Stüfchen", sind aber mit 600er Schleifpapier schnell entfernt. Der generelle Fehler, den schon das 700er Modell aufwies, nämlich der fehlende elegante Decksprung der Back zur Bugspitze hin (inklusive der oberen Bullaugenreihe), ist auch an diesem Modell zu finden. Die Deckskante verläuft bei diesem Bausatz wieder parallel zur Wasserlinie. Ist dies auch an einem 700er Modell nicht so deutlich zu erkennen, ist es an einem 350er Modell schlicht überdeutlich. Eine Oberflächenstruktur sucht man, bis auf die "Regenrinnen" über den Bullaugen, vergebens. Denkt man an die "knuffige" kleine Flower-Class Corvette von Mirage, die eine deutliche Rumpfbeplattung aufweist, ist es nur schwer zu verstehen, warum dies nicht auch bei diesem Modell möglich war, zumal die technischen Möglichkeiten Trumpeters jene von Mirage deutlich überschreiten. Schade.
Am Heck sind die Propellerschutzbügel als Platten angeformt. Angesichts der Tatsache, dass es sich hierbei am großen Vorbild um eine gitterrostartige Konstruktion gehandelt hat und vor dem Hintergrund der recht umfangreichen Ätztplatine, die dem Bausatz beiliegt, ist es nicht zu verstehen, warum die Schutzbügel nicht ebenfalls als Ätzteile beigefügt wurden.
Das Deck ist zweiteilig ausgeführt und verfügt, außer im Bugbereich, über nur wenige, dafür aber ziemlich 'knackige' Details. Alles weitere wird in Form von gut ausgeführten Kleinteilen auf das Deck aufgebracht. "Schränke" und Munitionskisten gibt es reichlich, was man aber komplett vergessen hat, sind die immer vorhandenen Seil- bzw. Schlauchtrommeln. Es gibt nicht eine davon.
Viele der "Schränke" sind rückseitig hohl gefertigt, wodurch Einsinkungen vermieden werden. Sichtbar sind diese Hohlräume später nicht, da sie zu den Deckshäusern hin ausgerichtet sind. Auf die bei älteren Bausätzen gerne mal angeformten Ankerketten wurde verzichtet. Diese liegen dem Bausatz als Ätzteile bei.
Verglichen mit älteren Trumpeter-Modellen vereinfacht Trumpeter für den Kunden immer mehr den Bau, was aber nicht mit einem Verlust an Details einhergeht. So werden durch den Einsatz von gleitenden Formen ganze Deckshäuser produziert, die an allen Oberflächen Details aufweisen. Somit fällt der Zusammenbau solcher Aufbauten aus bislang drei bis fünf Teilen einfach weg. Prima!
Vergleicht man die Details an den Wänden der Aufbauten von Eskimo mit denen an älteren Bausätzen, fällt auf, dass die früher eher an Tresortüren erinnernden Schotts mittlerweile sehr viel dezenter und feiner daher kommen.
Trumpeter-Bausätze zu begutachten ist immer auch eine "Berg-und Talfahrt" der Gefühle. Vieles ist gut bis sehr gut gelöst, manches wäre wünschenswert gewesen und anderes ist manchmal grundfalsch. Man schwankt also immer zwischen Begeisterung und Ärger. So auch bei Eskimo. Was sich die Chinesen dabei gedacht haben, zwei deutsche Verkehrsboote, wie man sie von Bismarck und Co. kennt, in den Bausatz eines Flottenzerstörers der Royal Navy zu packen, ist nicht nachvollziehbar. Pure Ignoranz oder ein einfaches Versehen? An Ersteres mag ich ich nicht so recht glauben, da sie sich ja mit vielen Details sehr viel Mühe gegeben haben. Schaun mer mal weiter. Außer den beiden deutschen Verkehrsbooten gibt es noch ein langes Brandungsboot oder 'Whaler' sowie ein kleines Motorboot. Des Weiteren liegen dem Bausatz zwölf Rettungsflösse bei. Vergleicht man diese Anzahl mit historischen Fotos, dürften es auch mehr sein, aber das ist sicher individuell unterschiedlich gewesen. Zu wenige sind es jedenfalls nicht. Das Problem mit den falschen Booten wird gerade von White Ensign Models bearbeitet. Es wird bald ein Set mit korrekten Booten geben.
Die Hauptbewaffnung ist brauchbar detailliert, allerdings haben die Rohre wieder mal diese merkwürdigen "wulstigen" Mündungen, die schon bei früheren Bausätzen negativ aufgefallen sind. Trumpeter hat vier 12 cm Doppeltürme dargestellt. Für den angegebenen Zeitraum ist dies jedoch nicht zutreffend, da der auf dem achteren Deckshaus stehende Turm 'X' durch einen 10,2 cm Mk 19 Doppelturm ersetzt worden war. Solche Türme hat Trumpeter bereits produziert (Hood) die Daten sind also irgendwo gespeichert, aber hier hat man offensichtlich nicht richtig recherchiert. Die 8-läufige 40 mm 'Pom-Pom' ist leider auch falsch. Es dürfte nur eine 4-läufige sein, so wie es auch bei Trumpeters 700er Eskimo der Fall war. Was geht da in China vor?
Dieser Fehler kann, White Ensign Models sei Dank, bereits behoben werden. Auch die Firma Pontos hat einen eigenen 'Pom-Pom'-Vierling angekündigt, der einzeln vertrieben werden wird. Also alles kein Problem, kostet aber extra.
Die beiden vierläufigen Vickers-MG sind ansprechend dargestellt, wenn auch ohne die prominenten Trommelmagazine. Die Schutzschilde sind ebenfalls nicht korrekt dargestellt. Sie sind zu niedrig. Auch die Schutzschilde der rudimentär und gestalteten 20 mm Oerlikon sind fotogeätzt. Dem Bausatz liegen auch noch leichte Zwilling-MG sowie Einzel-MG bei, die aber im Bauplan nicht auftauchen. Sie sind wohl für eine weitere Bausatz-Auskoppelung gedacht. Das achtere WaBo-Abrollgestell muss aus einem Ätzteil und Boden gefaltet werden. Es liegen drei 3er-Gruppen WaBos zum Nachladen bereit. Im Bereich der seitlichen Werfer gibt es leider keine Ersatz-WaBos. Im Bereich der beiden WaBo-Werfer und des Abrollgestells auf dem Heck fehlen die zum Nachladen notwenigen Ladebäume. Diese sind aber leicht selber herzustellen.
Die Fotoätzplatine beinhaltet außer dem bereits erwähnten Teilen noch einige Niedergänge und Leitern, sowie Relings für die Deckshäuser. Für die Brücke gibt es eine Gräting sowie Splitterschutzwände. Auch die filigrane Antenne des Funkpeilers auf der Spitze des Gefechtsmast ist geätzt und muss aus zwei Teilen zusammengesetzt werden. Warum Trumpeter nicht auch noch Relings für das gesamte Deck beigelegt hat, ist unverständlich.
Die Bemalung ist leider auch nicht korrekt angegeben. Das Deck soll, mit Ausnahme des Holzdecks auf der offenen Brücke, einheitlich dunkel-blaugrau lackiert werden. Das ist nicht grundfalsch, aber da Trumpeter 'walkways' auf dem Hauptdeck dargestellt hat müssten diese auch eine andere Farbe aufweisen. Da die Farbe des 'Semtex' genannten Anti-Rutsch-Belags variierte, kommen verschiedene Farben in Frage. Für den Zeitraum ab ca. 1941 bis ca. 1943 ist ein helles Rotbraun passend. Die angegebenen Farben des prinzipiell richtigen Tarnschemas sind für 1941 falsch. Zu dieser Zeit versah Eskimo Konvoi-Dienst auf der Murmansk-Route und war, wie Farbaufnahmen belegen, in Royal Navy White und Western Approaches Blue getarnt. Die angegebenen Farben passen zu Eskimo während der Sicherung der Landungen auf Sizilien.
Bei all den Mängeln frage ich mich, wo ist denn nun was schiefgegangen? Die Lösung findet sich anscheinend auf der Internet-Seite 'the-blueprints.com'. Dort kann man Vector-Grafiken erwerben. Die dort angebotene Tribal-Klasse Grafik deckt sich bezüglich der technischen Fehler nahezu 100%ig mit dem Trumpeter-Modell inklusive der beiden deutschen Verkehrsboote. Es scheint, als ob die Verantwortlichen in China dort Kunden gewesen sind. Wenn es so war, haben sie leider nicht nur die Fehler übernommen, sondern auch die Rumpfbeplattung "übersehen".
Fazit
Objektiv betrachtet stellt der Bausatz mitnichten HMS Eskimo in seiner 1941 Konfiguration dar. Mit der beiliegenden Hauptbewaffnung kann man einen Zerstörer der Tribal-Klasse nur vor den kriegsbedingten Umbauten darstellen und hat dann noch das Problem der falschen 'Pom-Pom', des missratenen Rumpfbugs und der falschen Motorboote usw. zu lösen. Leider nimmt Trumpeter es auch mit der auf der Schachtel angegebenen Teilzahl nicht so genau. Es sind nämlich nur 214 statt der angegebenen 250! Somit kann ich eigentlich nicht umhin, das Modell als 'mangelhaft' zu bewerten.
Ich stelle aber immer wieder in Gesprächen mit anderen Modellbauern fest, dass die hier aufgezählten Punkte manch einen gar nicht großartig stören, geschweige den interessieren.
Die vielleicht gestellte Frage: "Sieht er denn wie ein Zerstörer der Tribal-Klasse aus?" müsste man wohl mit "Ja" beantworten und dass es recht viel zu bauen gibt, steht auch fest. Größere Bauprobleme zeichnen sich bislang auch nicht ab.
Daher möchte ich etwas neues wagen. Ich glaube, dass in dieser Besprechung alles drinsteckt was notwendig ist, damit sich die Leser ein eigenes Urteil, nach Ihren eigenen Maßstäben und Ansprüchen, bilden können und enthalte mich daher der Stimme. Möge ein jeder, der sich für diesen Bausatz interessiert, seine eigene Bewertung vornehmen.
Olaf Krabbenhöft
Wir danken der Firma Faller für das Bausatzmuster