Modell: USS Indianapolis CA-35 1944
Hersteller: Trumpeter
Maßstab: 1/350
Material: Spritzguss mit Fotoätzteilen
Art.Nr.: 05327
Preis: ca. 50 €
Der Bausatz
Der Rumpf besteht aus zwei Teilen, ein Steuerbordteil und ein Backbordteil, was sehr erfreulich ist. Deswegen muss der Modellbauer, der ein ,,Vollrumpfmodell’’ vom Schiff bauen will, keine Fuge der Wasserlinie entlang zuspachteln und dann stundenlang abschleifen. Auch für Modellbauer, die ein ,,Wasserlinienmodell bauen wollen, ist das besser, weil man schon bei mäßigen Geschwindigkeiten, Teile der Rumpfseiten sehen kann, die beim Stillliegen unter der Wasserlinie sind. Davon ganz zu schweigen, wenn man das Modell bei Seegang darstellen will. Ein Modellbauer, der ein Wasserlinienmodell bauen will, kann also bei dieser Lösung selbst wählen, wo er den Rumpf abschneiden will.
Es gibt fast keine Unterwasserdetails, aber das ist leider der Normalfall bei Schiffsbausätzen. Die Schlingerkiele scheinen mir ein wenig zu dick zu sein, aber es dürfte kein Problem sein, sie dünner zu schleifen. Die Stützen für die Propellerwellen sich auch zu grob und müssen in Stromlinienform geschliffen werden.
Um den Rumpf zu versteifen, hat Trumpeter sieben kräftige Querschiffsschotten mitgeliefert. Sehr gut! Die Decks sind logisch eingeteilt, sodass keine schwer zu kaschierenden Fugen entstehen. Am Vordereck sind die Deckplanken eingraviert, aber leider sind sie ein wenig zu groß für den Maßstab. Die Ankerketten sind leider im Deck eingegossen. Der ehrgeizige Modellbauer will sie selbstverständlich wegschneiden und durch richtige Ketten ersetzen.
Die Aufbauten sind teilweise mittels beweglicher Form hergestellt (Slide moulded), wofür wir sehr dankbar sein sollten, weil uns das viel langwieriges Verspachteln und Schleifen erspart. Die Oberflächendetails sehen ganz in Ordnung aus, aber von richtiger Spitzenqualität sind sie nicht. Hier gibt es für den ehrgeizigen Modellbauer viel Raum für extra Detailarbeit.
Die Teile der Aufbauten, die nicht mittels beweglicher Form hergestellt sind, werden dennoch ein wenig Arbeit mit Spachtelmasse und Schleifpapier erfordern. Z.B. muss man einige Oberflächendetails wegschleifen, um die Füge zwischen den Teilen A14 und A15 zu kaschieren. Das gleiche gilt auch für die Teile A4 und A5. Es ist auch irritierend, dass, wer die fotogeätzten Leitern verwenden will, die Löcher für die Plastikleitern füllen und abschleifen muss. Ein für Trumpeter typischer Konstruktionsfehler.
Ein tolles Detail ist, dass man die Verstrebungen für den Dreibeinmast als Fotoätzteile bekommt. Sie sind sehr fein und tragen zum Detaileindruck des Models erheblich bei.
Die Teile für die Masten und Rahen sind sehr dünn und sehen sehr gut aus, aber das führt natürlich dazu, dass ein Risiko entsteht, dass man sie biegt, wenn man das Modell takelt. Das ist natürlich nicht Trumpeters Schuld, das gilt für alle Schiffsbausätze aus Plastik. Die Lösung ist wie immer, eigene Masten aus Metalldraht zu bauen, was leichter ist, als man glaubt.
Die Türme und die Geschützrohre für die Hauptartillerie sind mittels beweglicher Form hergestellt und sehen gut aus, außer dass die Geschützrohre nicht ganz rund sind, und dass die Mündungsöffnungen nicht perfekt zentriert sind.
Die Teile für die 12,7 cm Geschütze sehen sehr gut aus. Beim Verbauen sollte man genau darauf achten, dass man sie gerade und symmetrisch zusammenbaut.
Die Teile für die 40 mm-Vierlingsgeschütze sind eine kleine Enttäuschung. Die Geschützrohre sind relativ primitiv gegossen, und es fehlen im Fotoätzbogen Schilder für sie. In ihrem Bausatz der USS North Carolina, den ich 2008 baute, sind die Geschützrohre viel besser. Trumpeter hat also die Fähigkeit, sie besser herzustellen. Warum nutzen sie sie nicht? Glücklicherweise gibt es im Internet bessere Geschützrohre zu kaufen.
Die Geschützrohre für die 20 mm-Zwillingsgeschütze sind auch primitiv gegossen und der ehrgeizige Modellbauer wird sie durch Metalldraht oder durch gedrehte Rohre ersetzen. Für diese Geschütze gibt es aber im Fotoätzbogen Schilder, was natürlich gut, aber ein wenig inkonsequent ist.
Bei fast allen Herstellern werden die Beiboote stiefmütterlich behandelt und da macht dieser Bausatzes keine Ausnahme. Auch hier wird der ehrgeizige Modellbauer ein wenig extra Detailarbeit leisten müssen.
Die Teile für die Bordflugzeuge sind sauber und mit versenkten Panellinien aus Klarplastik gegossen. Normalerweise werden kleine Flugzeuge aus Klarplastik hergestellt, um die Kanzel in einem Teil mit dem Flugzeugrumpf gießen zu können, und dadurch den Bau und die Bemalung zu vereinfachen. Hier ist aber der Flugzeugrumpf in zwei Teile geteilt und die Fuge geht durch die Kanzel! Der einzige Vorteil, der dadurch gewonnen wird, das Flugzeug aus Klarplastik zu gießen, geht also verloren. Das hier ist ein Standardfehler, den Trumpeter immer macht. Wie denken diese Leute? Denken diese Leute?
Die drei Fotoätzbögen enthalten Teile für die Katapulte, für die Leiter, für den Bordkran, für den Radar und für einige andere Details. Sie sehen gut aus und dürften ohne Probleme verwendet werden können.
Die Spritzgussteile des Bausatzes sind sauber gegossen, und nur sehr wenig Grat muss entfernt werden.
Fazit
Trumpeters USS Indianapolis ist ein typischer Schiffsmodellbausatz, dessen Qualität dem entspricht, was ich in Laufe der Zeit von ihnen zu erwarten gelernt habe. Sie ist gut, aber nicht hervorragend. Wenn man den Bausatz "aus dem Kasten" baut, und gut bemalt, wird das Modell ein wenig "nackt" aussehen. Wenn man Photoätzrelinge und Takelage dazufügt, bekommt man ein ziemlich gutes Modell. Für denjenigen, der einen richtigen "Gewinner" bauen will, ist der Bausatz ein guter Ausgangspunkt. Er muss aber extra Fotoätzteile zufügen, und ein wenig Detailarbeit der alten Schule leisten.
Wer das Modell in dem Schema Ms 32/7D, wie auf dem Kasten gezeigt wird, bauen will, muss leider eine Reihe von Änderungen machen. Z.B. müssen die leichte Flak auf Einzellafetten geändert werden. Der Bausatz ist eine Mischung von dem 1944 und dem 1945 Zustand (siehe auch die Besprechung des 1945-Bauzustandes).
Mit diesem Bausatz zeigt Trumpeter, dass sie immer noch bereit sind, Bausätze von weniger bekannten Schiffen auf den Markt zu bringen, wofür ich sehr dankbar bin. Jetzt warte ich auf italienische Kreuzer aus dem Zweiten Weltkrieg und auf deutsche Schlachtkreuzer aus dem Ersten Weltkrieg.
guter Durchschnitt
Ulf Lundberg
www.ipmsdeutschland.de