Schlachtschiff HMS Rodney (1/700)

Modell: HMS Rodney
Hersteller: Trumpeter
Maßstab: 1/700
Material: Kunststoff, Fotoätzteile
Art.Nr.: 06718
Preis: 36,40 € (NNT Modell + Buch)

Das Original

Die HMS Rodney war ein Schlachtschiff der Nelson-Klasse, welche nur aus zwei Schiffen bestand. Benannt wurde sie nach dem Sieger der Seeschlacht bei Kap St. Vincent, Baron George Brydges Rodney. Ihre Kiellegung war am 28. Dezember 1922 in der Werft Cammell Laird, vom Stapel lief sie am 17. Dezember 1925. Die Indienststellung fand am 08. November 1927 statt.

Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war die Rodney Teil der Atlantikflotte. Ihre Mannschaft beteiligte sich im September 1931 an der „Invergordon-Meuterei“, woraufhin alle Schiffe der Flotte in ihre Heimathäfen beordert wurden. Im Dezember 1931 musste sie wegen Ruderschäden ins Dock. Neben dem Kreuzer Sheffield war sie eines der ersten Schiffe der Royal Navy, welches mit Radar ausgerüstet wurde. Im November 1939 wurde sie durch schwere See wieder am Ruder beschädigt und musste nach Liverpool ins Dock. Am 9. April 1940 wurde sie durch eine deutsche Fliegerbombe bei Bergen beschädigt. Eine 500 kg-Bombe durchschlug das Panzerdeck vor dem Schornstein, zerbrach und detonierte nur teilweise. Im September 1940 wurde das Schiff in Rosyth überholt und sollte zusammen mit dem Schwesterschiff HMS Nelson gegen die erwartete deutsche Invasion im Ärmelkanal operieren.

Im November und Dezember fuhr Rodney Geleitzugsicherung im Atlantik und sollte sich an der Jagd auf die im Atlantik operierenden deutschen Schlachtschiffe beteiligen. Durch schwere See verursachte Schäden zwangen sie Anfang 1941 wieder ins Trockendock. Zusammen mit anderen Schiffen der Atlantikflotte nahm sie Ende Mai an der Verfolgung und Versenkung der Bismarck teil, musste das Gefecht jedoch mangels genügender Treibstoffreserven vorzeitig beenden. Danach wurde sie für zwei Monate zur Fortsetzung größerer Reparaturarbeiten nach Boston verlegt. Nach grundlegender Überholung folgte sie im September ihrem, mittlerweile zum Flaggschiff der „Force H“ ernannten, Schwesterschiff HMS Nelson ins Mittelmeer. Zwischen 1942 und Ende 1943 fuhr sie, mit Unterbrechungen, als Teil der Mittelmeer-Flotte Eskorte für Konvois. Sie nahm teil an der Invasion Nordwestafrikas (Operation Torch), an der Landung auf Sizilien (Operation Husky) und an der Landung bei Salerno (Operation Avalanche). Im Oktober 1943 wurde Rodney zusammen mit ihrem Schwesterschiff für Überholungsarbeiten zurück nach Rosyth verlegt. Wieder waren es Steuer- und Maschinenprobleme, die ihr zu schaffen machten. Aufgrund mehrerer Lecks war sie bis März 1944 seeuntüchtig. Im Juni 1944 nahm sie an der Invasion der Normandie (Operation Overlord) teil, wo sie mit ihrer schweren Schiffsartillerie etliche Ziele in Caen und Alderney zerstörte. Im September eskortierte sie den Konvoi JW60 nach Murmansk, welches ihr letzter operativer Einsatz im Krieg war. Im Februar 1948 trat sie ihre letzte Fahrt an und wurde verschrottet.

Bewaffnung

Die permanente Hauptbewaffnung bestand aus neun 40,6 cm (16 in)/45 Mk I Schiffsgeschützen in drei Drillingstürmen, zwölf 15,2 cm (6 in)/50 Mk XXII Geschützen in sechs Zwillingstürmen und sechs 12 cm (4,7 in)/40 Mk VIII Geschützen auf Einzellafetten (ohne Splitterschild bei Rodney). Die Sekundärbewaffnung variierte bis Kriegsende und bestand 1944 aus sechs 40 mm achtfach Pom-Poms und bis zu 56 20 mm Oerlikons. Hierzu sollte der Modellbauer allerdings genauere Recherchen vornehmen, da sich die Fla-Bewaffnung ständig änderte und erhöhte.

Der Bausatz

Wie zu erwarten, wurden für den Bausatz der Rodney auch einige Gussrahmen der Nelson verwendet. In der Bausatzbesprechung von Jens Bartels wurde die HMS Nelson von Trumpeter bereits ausführlich vorgestellt. Die Vergleiche erfolgen anhand des bereits vorliegenden Berichts. Daher möchte ich hier nur auf die wesentlichen Unterschiede beider Bausätze eingehen.

Der Rumpf und das Deck kommen aus der gleichen Form und stammen gemäß Aufdruck von der Nelson. Auf der Rückseite des Deckteils sind mehrere Löcher vorgegeben, die bei Bedarf und je nach Ausrüstungszustand aufgebohrt werden müssen. Die bereits bei der HMS Nelson von Trumpeter bemängelte Oberflächenstruktur des Rumpfes ist ebenso dominant wie beim Schwesterschiff. Die Vertiefungen betragen am seitlichen Panzergürtel 0,15 mm – 0,2 mm, dies entspräche Überständen der Panzerplatten am Rumpf von ca. 105 bis 140 mm, welche auf den Originalfotos der Schiffe nicht zu sehen sind. Auf den Fotos sind die Plankenstöße nur schwach erkennbar. Hier hilft nur abschleifen oder man lebt damit. Auch bei der Rodney enthält der Baussatz kein Unterwasserschiff.

Die Gussrahmen A, B und C sind die gleichen wie bei der Nelson.

Bei den Rahmen G, J und H wurden die schiffsspezifischen Unterschiede in den Aufbauten der Rodney berücksichtigt. Sogar der vordere Kommandoturm ist vorhanden, welcher beim Nelson-Bausatz leider fehlt. Der große Deckskran hat gegenüber der Nelson eine andere (für die Rodney korrekte) Position und ist als filigranes Ätzteil ausgeführt, welches ein Teil aus Kunststoff überflüssig macht. Das Namensschild weist die Rodney als Schiff der Force H aus, was dem Ausrüstungszustand und der Tarnung um 1942 entsprechen würde. Eine eingehende Recherche der leichten Bewaffnung und der Aufbauten ist für den ambitionierten Modellbauer allerdings unumgänglich, wenn die Details der einzelnen Bauzustände herausgearbeitet werden sollen.

Zwei Spritzrahmen für die Supermarine Walrus-Bordflugzeuge liegen dem Bausatz ebenfalls bei.

Die Fotoätzteile

Wie bei etlichen Bausätzen von Trumpeter mittlerweile üblich, liegt auch hier wieder ein kleiner Fotoätzteilsatz bei. Er unterscheidet sich von dem der Nelson (weniger Radar-Teile) und beinhaltet das Nötigste. Eine Verwendung für Teil PE 9 konnte ich anhand von Fotos der Rodney nicht feststellen.

Die Abziehbilder

Die Abziehbilder sind sehr sauber und versatzfrei gedruckt. Der Bogen enthält neben mehreren Flaggensätzen und dem Schiffsnamen der Rodney auch die Abziehbilder für zwei Supermarine Walrus-Bordflugzeuge.

Die Anleitung

Die Bauanleitung ist, wie bei Trumpeter üblich, sehr übersichtlich und führt in 31 Schritten zum Ziel. Eine besonders schöne Eigenart der Trumpeter-Bauanleitungen ist die farbige Bemalungs- und Markierungsanleitung. Zwar darf man den Farbtönen nicht immer blind vertrauen, aber zumindest ist so eine erste Übersicht über die Farbverteilung gegeben. Als Farbreferenzen werden Mr. Hobby, Vallejo, ModelMaster, Tamiya und Humbrol genannt, wobei Mr. Hobby und Vallejo fast alle erforderlichen Farben abdecken. Eine gute Referenz für beide Schiffe ist z.B. das Shipcraft-Heft Rodney and Nelson.

Fazit

Der Bausatz der Rodney stellt eine tolle Erweiterung der Bausatzreihe von Trumpeter dar und ist bis auf die erwähnten Mängel nicht schlecht. Bei dem hohen Entwicklungsaufwand wäre es aber ein Leichtes gewesen, den Bausätzen (vor allem der Nelson) ein paar zusätzliche Teile für die anderen, früheren Bauzustände beizulegen. Formtechnisch sind Rodney und Nelson zwar auf Höhe der Zeit und die Teile sind wie gewohnt recht filigran, es wäre allerdings bei einigen Details besser gewesen, sie nicht zu dominant auszuführen. Hier wäre weniger mehr! Ob der alte, ehrwürdige Bausatz von Tamiya-San nun aufs Altenteil geschickt werden kann (die Form ist immerhin von 1974, siehe eine Besprechung der Nelson von Tamiya), muss jeder für sich selbst entscheiden. Mir gefällt er nach wie vor und das nicht nur aus nostalgischen Gründen! Da hier noch Luft nach oben ist, bekommt der Rodney-Bausatz von mir

alt empfehlenswert


Holger Siegel

Wir danken Glow2B für das Bausatzmuster