Modell: Russian Destroyer Taszkient 1940
Hersteller: Trumpeter
Maßstab: 1/700
Material: Plastik (Spritzguss), Ätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: 06746
Preis: 28,80 € (bei NNT)

Das Original

Für die junge Sowjetunion gestaltete sich der Wiederaufbau einer Flotte schwierig. Sowohl das auf sechs Jahre angelegte Neubauprogramm von 1926, als auch das erste 5-Jahres-Programm von 1929 konnten vor allem aus Mangel an erfahrenen Konstrukteuren und Arbeitskräften nicht umgesetzt werden. Daher sollte im Rahmen des zweiten 5-Jahres-Programms von 1933 auch auf ausländische Hilfe zurückgegriffen werden, zumal sich auch ein Wechsel von der sogenannten „Moskito“-Doktrin zu einer Flotte, die Operationen auch über das Küstenvorfeld hinaus durchführen konnte, abzeichnete. Letztlich war aber nur Italien zur Kooperation bereit. So kam es dazu, dass 1934 bei Otero-Terni-Orlando in Livorno ein Großzerstörer mit einer Konstruktionsverdrängung von 3216 ts nach Entwürfen der Werft bestellt wurde: die Taschkent (Ташкент, auch Tashkent und Taszkient transkribiert). Das Schiff erhielt die Bezeichnung „Projekt 20 I“. Es sollte ohne Bewaffnung geliefert werden. Diese wollte man in der Sowjetunion aus eigener Produktion einbauen.

Kiellegung war am 11.1.1937, und der Stapellauf erfolgte am 28.11.1937. Die Übergabe an die Sowjetunion fand am 6.5.1939 in Odessa statt. Am 22.10.1939 wurde Taschkent in Dienst gestellt. Obwohl sie ursprünglich für die Pazifikflotte vorgesehen war, verblieb sie wegen der politischen Lage im Schwarzen Meer.

Da die neu entwickelten 130-mm-Zwillingstürme noch nicht fertig waren, erhielt das Schiff zunächst eine provisorische Hauptbewaffnung von drei 130-mm-Einzelgeschützen in Schutzschilden. Ab Februar 1941 konnten dann die 130-mm-Zwillingstürme eingebaut werden. Gleichzeitig wurden auch die 45-mm-Flakgeschütze durch modernere 37-mm-Geschütze ersetzt. Später wurde noch eine 76,2-mm-Zwillingsflak auf dem Achterdeck installiert.

Bei Beginn des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion befand sich Taschkent noch im Trockendock in Nikolaev. Am 22.7.1941 wurde sie ausgedockt und zur Fertigstellung der Arbeiten nach Sewastopol verbracht. Ab Mitte August 1941 war sie dann voll einsatzfähig. Zum Einsatz kam sie bei der Verteidigung von Odessa, Sewastopol und der Krim. Dabei wurde sie außer zum Geleitschutz für Konvois vor allem als schneller Truppentransporter, zur Beschießung von Landzielen und zur Evakuierung von Verwundeten und eingeschlossenen Truppen eingesetzt. Am 30.8.1941 erhielt sie dabei Schäden durch Bomben-Nahtreffer, die bis Oktober 1941 in Sewastopol repariert wurden. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die 76,2-mm-Flak auf dem Achterdeck aufgestellt Am 27.6.1942 wurde Taschkent auf der Rückfahrt von Sewastopol durch Bombentreffer schwer beschädigt, konnte aber mit ca. 1900 t Wasser im Rumpf von dem Zerstörer Bditelnyi nach Noworossijsk geschleppt werden. Dort sank sie am Abend des 2.7.1942 nach zwei weiteren Bombentreffern im Hafen. Ihre Waffen wurden abgeborgen. Zwei der 130-mm-Türme und die 76,2-mm-Flak wurden in den Zerstörer Ognevoj eingebaut. Der dritte 130-mm-Turm wurde auf Osmotritel’nyj installiert. Später begannen die Deutschen das Schiff abzuwracken. Nach der Rückeroberung wurde das Wrack von den Sowjets im Sommer 1944 nach Nikolaev geschleppt, wo es 1946-48 endgültig abgewrackt wurde.

Wegen ihrer Größe und ihrem bläulichen italienischen Anstrich war Taschkent auch als „Blauer Kreuzer“ bekannt.

Technische Daten:

Länge ü.a.: 139,7 m
Breite: 13,7 m
Tiefgang: 4,0 m
Verdrängung: 2893 ts (Standard), 3422 ts (Einsatz), 4163 ts (voll beladen)
Maschinenanlage: 2 Dampfturbinen mit ca. 100.000 PS
Höchstgeschwindigkeit: 42,5 kn (auf Probefahrt ohne Waffen: 45,53 kn)

Bewaffnung 1940:

3 – 130-mm-Einzelgeschütze
6 – 45-mm-Einzelflak
6 – 12,7-mm-MG in Einzellafetten  
9 – 533-mm-Torpedorohre in Drillingssätzen
ca. 80 Minen

Der Bausatz

Anders als man erwarten könnte, handelt es sich bei dem 1/700-Bausatz nicht um eine verkleinerte Ausführung des Trumpeter-Bausatzes in 1/350.

Der Rumpf besteht aus dem Teil H und den Decks B und J:


Der größte Rahmen, A, enthält neben den Schornsteinen auch die Masten, Davits und Beiboote.


Im Rahmen C befinden sich vor allem die Flakplattform am achteren Schornstein, die Geschützplattform sowie die Geschütze und die Fla-MG. Außerdem befindet sich an diesem Rahmen auch ein Namensschild. 


Der Rahmen D ist zweimal vorhanden und enthält die Torpedorohre und diverse Kleinteile. 


Der Rahmen F liefert das Brückenhaus und die Geschützschilde. 

Die Fotoätzteile

Die mitgelieferten Ätzteile beschränken sich auf die beiden Schornsteingitter.

Die Abziehbilder

Ein kleiner Bogen mit Abziehbildern für Flaggen und Namensschilde rundet den Bausatz ab.

Die Anleitung

Die Bauanleitung zeigt den Zusammenbau des Modells in acht Bauschritten. Sie ist übersichtlich und ausführlich. Dazu kommt ein farbig gedrucktes Blatt mit den Bemalungshinweisen.

 

Fazit

Mit diesem Bausatz ermöglicht Trumpeter wieder den Bau eines weniger gängigen, aber durchaus interessanten Schiffs. Leider ist dies nur die Version mit der provisorischen Bewaffnung, die 1942-Variante mit Zwillingstürmen ist von Trumpeter angekündigt. Auch die mitgelieferten Ätzteile sind recht spärlich. Zumindest Relings sollten sich aber auf dem Nachrüst-Markt finden lassen. Der Preis für den Bausatz ist allerdings verhältnismäßig günstig. Insgesamt ist der Bausatz

guter Durchschnitt


Falk Pletscher