Modell: USSR Aircraft Carrier Kiev
Hersteller: Aoshima
Maßstab: 1/700
Material: Spritzguss
Art.Nr.: WL A131
Preis: 16 - 25 €
Das Original
Die Kiew ist das Typschiff der gleichnamigen Klasse russischer (sowjetischer) Flugzeugträger, die auch als Projekt 1143 bezeichnet wurde. Im Russischen wurden sie als Taktische Flugzeug-tragende Kreuzer klassifiziert, was gut die Besonderheiten dieser Klasse charakterisiert.
Gedacht um US-amerikanische strategische Raketen-U-Boote zu bekämpfen, unterschied sich die Kiew-Klasse deutlich von der vorangegangen Moskwa-Klasse (Projekt 1123). Einerseits erhielt die Kiew-Klasse ein typisches Winkeldeck sowie eine an Steuerbord angeordnete Brücke und so als erste russische Schiffe die Fähigkeit, dass auch Starrflügler starten und landen konnten. Andererseits erhielt sie im Gegensatz zu den meisten zeitgenössischen Trägern, aber in Kontinuität zur vorausgegangenen Moskwa-Klasse, eine sehr schwere Bewaffnung, die überwiegend auf dem Vorschiff und um die Insel angeordnet war. Die Bewaffnung war nicht defensiv zur Eigenverteidigung ausgelegt, sondern bestand aus weitreichenden Anti-Schiffsraketen (über die die Moskwa-Klasse nicht verfügte), Flugabwehrwaffen sowie U-Jagd-Waffen. In erster Linie zur Bekämpfung von U-Booten wurden Kamov Ka-25-Hubschrauber (später auch Ka-27) eingeschifft. Zur Eigenverteidigung waren die senkrechtstartende Yakolew Yak-38-Jagdflugzeuge gedacht, die nur eine geringe Reichweite und Zuladung hatten. Anfangs konnten sie nur als Senkrechtstarter - und lander (VTOL) verwendet werden, später aber aber auch als V/STOL. Die Yak-38 bewärten sich nicht und wurden Jahre vor der Außerdiensstellung der Schiffe ausgeschifft, was die Kiew-Klasse zu reinen Hubschrauberträgern reduzierte.
Neben der Kiew wurden noch drei Schwesterschiffe von gebaut: Minsk, Novorossiysk und Baku. Die ersten beiden Schiffe fielen sehr ähnlich aus, bei dem dritten und insbesondere bei dem vierten Schiff gab es zahlreiche Veränderungen, u.a. bei den Radarantennen und den Flugabwehrrakten. Die ersten beiden Schiffe existieren noch als Freizeitparks in China, während Novorossiysk 1997 verschrottet wurde. Die Baku, 1991 in Admiral Gorshkov umbenannt und 1996 außer Dienst gestellt, wurde 2004 an Indien verkauft. Sie wird aktuell umgebaut und soll 2012 als Vikramaditya wieder in Dienst gestellt werden.
Die Kiew ist 273,1 m lang und 49,2 m breit. Ihre Verdrängung betrug voll beladen 41370 t. Ihre vier Dampfturbinen leisteten 180 000 PS, womit 32,5 Knoten erreicht wurden.
Bewaffnung
4 x 7,62 cm AK-726 (2 Zwillingstürme)
8 x 3 cm AK-360 (sechsrohrige Gatling-Nahbereichsabwehrgeschütze)
8 x P-500 Bazalt-Antischiffsraketen-Starter (4 Zwillingsstarter, insgesamt 16 Raketen)
4 x M-11 Shtorm-Flugabwehrraketen-Starter (2 Zwillingstarter, insgesamt 72 Raketen)
4 x OSA-M-Flugabwehrraketen-Starter (2 Zwillingstarter, insgesamt 40 Raketen)
2 x SUW-N-1 FRAS-U-Jagd-Raketenstarter (1 Zwillingstarter, 16 Raketen)
24 x RBU-6000 Smerch-2-U-Jagd-Raketenstarter (2 Zwölflingsstarter, 21,3 cm-Raketen)
10 x 53,3 cm-Torpedorohre (2 Fünflinge)
12 Yakolew Yak-38 „Forger“ senkrecht-startende Jagdflugzeuge (nur bis 1987 an Bord)
20 Kamov Ka-25 „Hormone“ Hubschrauber (ab 1985 auch Ka-27 „Helix“)
Die Kiew wurde von 1970-75 auf der Chernomorskiy-Werft in Nikolajew (Mykolajiw) gebaut und 1976 nach Severomorsk zur Nordmeerflotte verlegt. Diverse Übungseinsätze im Atlantik und Mittelmeer folgten. Zwischen 1987 und 1990 wurde sie nur noch vereinzelt eingesetzt. 1991 wurde sie von Russland übernommen. 1993 wurde Kiew außer Dienst gestellt und 1994 aus den Listen gestrichen. 2000 erfolgte der Verkauf zum Verschrotten nach China, wo sie aber ab 2003 in Qingdao zum Freizeitpark umgebaut wurde, der 2004 in Tianjin eröffnet wurde – dort kann Kiew noch heute besichtigt werden.
Der Bausatz
Der Bausatz der Kiew von Aoshima gehört zu den älteren Produkten dieser Firma. Das Modell ist als Wasserlinienmodell baubar. Der Rumpf ist von den Proportionen weitgehend richtig. Allerdings ist der steilere Deckssprung im Vorschiff sowie der Knick im Spantenverlauf nicht richtig wieder gegeben. Letztere folgt nicht einer kontinuierlichen Kurve wie beim Bausatzteil, sondern weist einen Knick unterhalb der Brücke auf - wie auch deutlich auf dem Deckelbild erkennbar.
Die Details sind relativ grob, z.B. bei den Abweisern auf dem Vorschiff, den diversen Schienen sowie den zahlreichen Rettungsinseln, die bereits ans Deckteil angegossen sind. Auch sind die Flugdecksmarkierungen durch erhabene Linien dargestellt. Die Form der Öffnungen im Rumpf, z.B. für das Fallreeps mittschiffs und die Poller achtern, ist nicht immer richtig.
Ähnlich ist die Qualität der Teile für die Aufbauten. Z.B. sind die Gitterstrukturen der Lüfter am Schornstein nur teilweise angedeutet, deutliche Kabelschächte auf der Innenseite der Insel sowie eine Reihe von Fenstern oberhalb der Brücke fehlen.
Das Alter sieht man dem Bausatz auch bei dem nächsten Spritzling an, z.B. bei den Beibooten, 7,62 cm-Zwillingen, RBU-6000 Smerch-2-U-Jagd-Raketenstartern und den Kränen.
Auf dem nächsten Spritzling finden sich u.a. Teile für den Gittermast und die Top Sail-, Top Steer- und Head Light-Radarantennen, die man besser durch Ätzteile darstellen kann.
Dem Bausatz liegen 16 Yak-38-Jäger und vier Ka-25-Bordhubschrauber bei. Die Darstellung insbesondere der Yak-38 ist sehr gut, die Maschinen weisen sehr feine Gravuren auf. Lediglich das Seitenruder sollte schräger sein, was leicht korrigierbar sein sollte. Es liegen nur Einsitzer bei, beim Original waren auch meist ein paar Zweisitzer an Bord. Die Ka-25 sind ebenfalls gut wiedergegeben - lediglich das Fahrwerk und die koaxiale Rotoren sollten ersetzt werden.
Decals
Als Abziehbilder liegen die taktischen Nummern, die Kiew 1976 hatte, die Schiffsnamen (die Farbe ist auf dem Foto hier verfälscht, die Abziebilder sind von der Farbe her orignalgetreu!) sowie die Sterne für die Yak-38 und Ka-25. Es liegen keine Abziehbilder für die Flugdecksmarkierungen und die sonstigen Markierungen abgesehen von den Hoheitszeichnen für die Flugzeuge und Hubschrauber bei.
Die Anleitung
Die Bauanleitungen enthält - aber nur auf Japanisch! - Angaben über das Original sowie den Anstrich. Der Zusammenbau wird in neun Schritten erklärt. Die Angaben über den Anstrich muss man wohl Fotos entnehmen - siehe die diversen Links unten.
Quellen
- Wikipedia (dt.): Flugzeugträger Kiew
- Wikipedia (engl.): Soviet aircraft carrier Kiev
- Maritime Quest: Soviet aircraft carrier Kiev
- Navsource.narod.ru: Kiew Teil 1, Teil 2, Teil 3
- Fotos der Kiev als Museumsschiff
- Morskaja Kollektsija 7/2003: ??????? ??????????? ??????? «????»
- Le porte-aéronefs de la Marine soviétique, Teil 1, von Frédéric Stahl in Navires & Histoire N° 30, Juni 2005
- The Kiev: cruiser or carrier? von John Jordan in Warship No 3 1977
- ??????? ??? ???? (Korabli WMF SSSR) Band 2, Teil 1 von J. W. Apalkow, Sankt Petersburg, 2003
- The encyclopedia of Warships von Robert Jackson (Herausgeber), 2006, Hoo
- Wikipedia (engl.): Yakolev Yak-38
- Aviastar.org: Kamov Ka-25
Fazit
Dieser ältere Bausatz der Kiew weist nicht den Qualitätsstandard auf, der inzwischen von Aoshima erreicht wurde. Für den Nachwuchs sollte der Bausatz, auch wegen des niedrigen Preises, geeignet sein, aber für Fortgeschrittene ist er wegen der geringen Detaillierung sowie den Fehlern beim Rumpf nur
brauchbar
Lars
Wir danken Glow2B für das Bausatzmuster