HMS Kent Deckelbild


Die Originale

Die britischen Schweren Kreuzer HMS Kent und HMS Cornwall gehörten beide zu der 1924-28 gebauten Kent-Klasse, der ersten Unterklasse der County-Klasse. Die britische Royal Navy verfügte Anfang der 1920er über eine große Zahl Leichter Kreuzer, die für den Dienst mit der Flotte in Nordsee und Mittelmeer gut geeignet waren, deren Reichweite aber zum Schutz des Handels nicht ausreichte. Die meisten der verfügbaren Kreuzer, die ausreichend Reichweite hatten, waren damals veraltet. Es brauchte also Ersatz. Da im Washingtoner Flottenvertrag für Kreuzer eine maximale Standardverdrängung von 10.000 ts und ein maximales Kaliber von 20,3 cm vorgeschrieben waren, ging die Royal Navy davon aus, dass mögliche Gegner den britischen Handel mit Kreuzern angreifen würden, die unter maximaler Ausnutzung dieser Begrenzungen gebaut wurden. Entsprechend galten auch nur Kreuzer mit genau diesen Kriterien als geeignet für den Handelsschutz. Die Royal Navy bestellte deshalb ebenfalls solche Kreuzer, obwohl klar war, dass mit einem solchen Ansatz wegen der hohen Kosten nicht ausreichend Schiffe gebaut werden konnten. Die sieben Kreuzer der Kent-Klasse - Berwick, Cornwall, Cumberland, Kent, Suffolk, Australia und Canberra - gehörten zu den besten Schweren Kreuzern der ersten Generation.

Die Kent-Klasse erhielt einen sehr tiefen Rumpf mit hohem Freibord, der ihnen eine gute Seetüchtigkeit verlieh und relativ gute Wohnbedingungen für die Besatzung ermöglichte. Die Feuerleitung war nicht auf einem Dreibeinmast untergebracht, sondern auf einem Turm auf der Brücke. Die Panzerung war auf die Munitionskammern plus eine schwache Panzerung über den Maschinen beschränkt. Die 20,3-cm-Geschütze hatten 70°-Rohrerhöhung, so dass sie auch als Flak verwendet werden konnten.

Alle Schiffe der Kent-Klasse erhielten nach der Fertigstellung ein Katapult und Bordflugzeug sowie Vierlings-Maschinengewehre zur Flugabwehr. Bei einigen Schiffen wurden nach Fertigstellung die Schornsteine erhöht, andere erhielten gleich höhere Schornsteine. Die beiden australischen Schiffe, Australia und Canberra, bekamen noch höhere Schornsteine als ihre britischen Schwesterschiffe. In den 1930ern sollte die Kent-Klasse modernisiert werden, wobei insbesondere die Flugabwehr, die Flugzeuganlagen und der Schutz der Maschinenanlagen verbessert werden sollten. Alle modernisierten Schiffe erhielten einen Seitenpanzer sowie ein zweites Feuerleitgerät für die schwere Flak (beide wurden auf beiden Seiten der Brücke aufgestellt). Außerdem wurden die 10,2-cm-Einzellafetten durch 10,2-cm-Zwillingslafetten ersetzt, 4-cm-Pom-Pom-Flak kamen an Bord und die Torpedorohre wurden entfernt. Ansonsten gab es drei verschiedene Varianten der Modernisierung:

  • Cumberland und Suffolk erhielten einen großen Flugzeughangar und ein fest eingebautes Katapult. Das Achterschiff wurde ein Deck niedriger gemacht, um Gewicht zu sparen. Die Feuerleitung für die schwere Artillerie wurde nur durch ein zweites Feuerleitgerät auf dem Hangar verbessert, das Feuerleitgerät auf der Brücke blieb unverändert. Zudem erhielten beide Schiffe Pom-Pom-Vierlinge. Suffolk hatte zeitweise auch nur zwei 10,2-cm-Einzellafetten und zwei Zwillingslafetten statt der vier Zwillingslafetten der Schwesterschiffe.
  • Berwick und Cornwall erhielten ebenfalls den großen Flugzeughangar und das feste Katapult, das Achterdeck blieb aber unverändert. Für die Feuerleitung der schweren Artillerie erhielten sie statt des alten Entfernungsmessers auf dem Turm auf der Brücke einen DCT, der auf der dann niedrigeren Brückenstruktur aufgestellt wurde. Zusätzlich kam ein zweiter Feuerleitstand auf dem Hangar hinzu. Beide Schiffe erhielten Pom-Pom-Achtlinge.
  • Kent und Australia erhielten nur ein stärkeres, drehbares Katapult aber keinen Flugzeughangar. Auch hier wurde die Brücke umgestaltet, um einen DCT unterzubringen. Der zweite Feuerleitstand wurde vor dem Großmast positioniert. Auch diese beiden Schiffe erhielten Pom-Pom-Achtlinge. Australia hatte die Besonderheit, dass ihre 10,2-cm-Zwillinge nicht auf dem Aufbaudeck standen, sondern ein Deck tiefer auf dem Oberdeck.

Canberra sollte auch umgebaut werden, aber dies wurde bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gestrichen und sie wurde bis zu ihrer Versenkung nur begrenzt modernisiert. Cornwall wurde versenkt, bevor sie weiter modernisiert werden konnte. Bei allen anderen Schiffen wurde die leichte Flak verstärkt, Radar kam an Bord und die Flugzeugeinrichtungen wurden entfernt (im Falle von Berwick und Cumberland wurde auch der große Hangar entfernt). Die überlebenden Schiffe wurden nach Kriegsende schnell außer Dienst gestellt, nur Australia und Cumberland dienten noch in den 1950ern (letztere als Versuchsschiff).

Kent und Cornwall waren 192,0 m lang, 20,9 m breit und verdrängten voll beladen etwa 14.500 t (das Schwesterschiff Berwick verdrängte nach der Modernisierung 14.526 t). Der Antrieb erfolgte über acht Kessel und vier Dampfturbinensätze, die 80.000 PS leisteten, womit 31,5 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 784 Mann.

Bewaffnung Kent 1940
8 x 20,3 cm L/50 BL Mk VIII (vier Mk 1-Zwillingstürme)
8 x 10,2 cm L/45 Mk XVI (vier Mk XIX-Zwillingslafetten)
16 x 4 cm L/39 Mk VIII Pom-Pom (zwei Mk VI-Achtlingslafetten)
8 x 1,27 cm L/62 Mk III (zwei Mk I-Vierlingslafetten)
1 Supermarine Walrus-Bordflugeug

Bewaffnung Cornwall 1942
8 x 20,3 cm L/50 BL Mk VIII (vier Mk 1-Zwillingstürme)
8 x 10,2 cm L/45 Mk XVI (vier Mk XIX-Zwillingslafetten)
16 x 4 cm L/39 Mk VIII Pom-Pom (zwei Mk VI-Achtlingslafetten)
8 x 1,27 cm L/62 Mk III (zwei Mk I-Vierlingslafetten)
2 Supermarine Walrus-Bordflugeuge

Kent wurde 1924-28 von der Marinewerft in Chatham gebaut. Sie diente vor dem Zweiten Weltkrieg meist in China bei der 5th Cruiser Squadron. 1937 wurde sie in Chatham modernisiert, danach kehrte sie nach China zurück. Nach Kriegsausbruch kam sie zur 4th Cruiser Squadron im Indischen Ozean und diente dazu, deutsche Handelsstörer und Blockadebrecher zu jagen bzw. eigene Konvois zu schützen. Im Mai 1940 wurde sie zur 3rd Cruiser Squadron im Mittelmeer verlegt. Am 17. September geleitete Kent den Träger Illustrious bei einem Angriff auf Bengasi. Beim Rückweg sollte sie Bardia bombardieren, wurde aber von einem italienischen Savoia-Marchetti SM.79-Bomber achtern mit einem Torpedo getroffen. Das Achterschiff wurde schwer beschädigt, die achteren Munitionskammern liefen voll, eine der Propellerwellen wurde abgesprengt und das Ruder verklemmt. Nur mit Schwierigkeiten gelang es dem Zerstörer Nubian Kent bis zum 19. September nach Alexandria zu schleppen. Nach Notreparaturen fuhr sie südlich um Afrika herum, um in Portsmouth repariert und modernisiert zu werden. Sie erhielt Dreibeinmasten, Typ 281, 284 und 285 Radar sowie sechs 2-cm-Flak. Erst im Oktober 1941 war Kent wieder einsatzbereit und diente danach bei der 1st Cruiser Squadron der Home Fleet. Sie wurde zum Schutz von Konvois und zum Geleit von Trägerangriffen auf Norwegen, inklusive der Angriffe auf die Tirpitz, verwendet. Von August bis September 1942 wurde sie in Liverpool überholt und erhielt dabei auch Typ 273-Radar und sechs weitere 2-cm-Flak. Das Katapult und die Vierlings-MG wurden entfernt. Ein Jahr später, im September 1943, erhielt sie in Chatham auch noch Typ 283-Radar und sechs der 2-cm-Einzellafetten wurden durch drei Zwillingslafetten ersetzt. Am 15. November 1944 griff sie mit dem Leichten Kreuzer Bellona und den Zerstörern Myngs, Verulam, Zambesi und HMCS Algonquin einen deutschen Konvoi bei Egersund an und versenkte zwei Frachter, die Minensucher M 416 und M 427 sowie die U-Boot-Jäger UJ 1221 und UJ 1713. Im Januar 1945, also noch vor Kriegsende, wurde Kent außer Dienst gestellt. 1948 wurde sie in Troon abgewrackt. Kent erhielt vier Battle Honour.

Cornwall wurde 1924-28 von der Marinewerft Devonport in Plymouth gebaut. Wie Kent diente auch Cornwall vor dem Krieg meist bei der 5th Cruiser Squadron in China. 1936-37 wurde sie in Chatham modernisiert und diente danach kurz bei der 2nd Cruiser Squadron in britischen Gewässern, bevor sie erneut nach China abgeordnet wurde. Nach Kriegsausbruch wurde sie erst im Indischen Ozean und danach im Südatlantik zum Schutz des Handels eingesetzt. Im September 1940 wurde sie gegen Vichy-französische Kräfte in Afrika eingesetzt, u.a. fing sie den Leichten Kreuzer Primaguet und den Tanker Tarn ab und zwang sie zur Umkehr. Am 8. Mai 1941 fing sie den deutschen Hilfskreuzer Pinguin im Indischen Ozean ab. Dieser war als norwegisches Frachtschiff getarnt und eröffnete überraschend das Feuer, wodurch zeitweise das Ruder der Cornwall ausfiel. Nach Reparatur des Ruders griff Cornwall auf größere Entfernung an und versenkte Pinguin durch eine Salve, die den Minenvorrat der Pinguin zur Explosion brachte und das Schiff innerhalb von fünf Sekunden versenkte. Cornwall rettete 61 Mann der Pinguin und 24 alliierte Seeleute, die auf Pinguin in Gefangenschaft gewesen waren. 214 der Gefangenen und 341 Mann der Besatzung der Pinguin starben bei der Explosion. Cornwall blieb im Indischen Ozean, auch nachdem Japan in den Krieg eingegriff. Im April 1942 versuchte sie zusammen mit den Trägern Formidable und Indomitable, dem Schlachtschiff Warspite, dem Schweren Kreuzer Dorsetshire, den Leichten Kreuzern Emerald und Enterprise sowie sechs Zerstörern die japanische Flotte (fünf Flugzeugträger, drei Schlachtschiffe, ein Schwerer und ein Leichter Kreuzer und neun Zerstörer) abzufangen, die in Richtung Ceylon (heute Sri Lanka) vorstieß. Dies war erfolglos und Cornwall wurde am 3. April zum Geleit eines Konvois abgeordnet. Am nächsten Tag wurde sie jedoch zurückgerufen. Am 5. April wurde Cornwall in Begleitung des Schweren Kreuzer Dorsetshire von einem Flugzeug des japanischen Schweren Kreuzers Tone entdeckt. Dieses führte Aichi D3A-Sturzkampfbomber der Flugzeugträger Akagi, Soryu und Hiryu heran, die die beiden britischen Schweren Kreuzer versenkten. Cornwall erhielt neun Bombentreffer und sank innerhalb von neun Minuten. 190 Mann der Besatzung starben.

Der Bausatz der HMS Kent

Modell: British Heavy Cruiser HMS Kent Attack of Benghazi Limited Edition
Hersteller: Aoshima
Maßstab: 1/700
Material: Polystyrol (Spritzguss), Abziehbilder, Fotoätzteile
Art.Nr.: 056714
Preis: 38,6 € (bei NNT)

Nach mehreren Bausätzen der Dorsetshire-Klasse (siehe Bausatzbesprechung) hat Aoshima 2019 auch zwei Bausätze der Schweren Kreuzer der Kent-Klasse herausgebracht: HMS Kent im Zustand von 1940 und HMS Cornwall im Zustand von 1942 (siehe Besprechung unten). 

Die Kent kann als Wasserlinienmodell gebaut werden. Die Länge des Rumpfs ist korrekt. Auch die Breite scheint richtig zu sein, ist aber im nicht zusammengebauten Zustand schwieriger nachzumessen. Die Rumpfform ist gut wiedergegeben, u.a. die Torpedowülste und der deutliche Spantenausfall mitschiffs. Auch der typische britische Kreuzerbug ist gut getroffen. Das vordere und achtere Ende des Seitenpanzers ist relativ stark abgerundet, auf den Originalfotos wirken sie eckiger, ausgeprägter. Die Form der Decks und Aufbauten entspricht den mir vorliegenden Plänen (u.a. in British Warships von John Roberts). Die Detaillierung ist überwiegend gut, auch wenn sie nicht so fein ist, wie z.B. bei FlyHawk. Manche Details sind etwas abgerundet und nicht scharfkantig.

Wie bei den Bausätzen der Dorsetshire-Klasse, bleiben auch bei diesem Bausatz zahlreiche Teile für die Restekiste übrig. So sind im Bausatz insgesamt zwölf 20,3-cm-Zwillingstürme auf drei verschiedenen Spritzlingen enthalten, für vier davon auch jeweils eine Variante mit und ohne Entfernungsmesser. Die meisten der Teile sind aber Mk II-Türme der Dorsetshire-Klasse. Die Türme auf Spritzling D wirken korrekt für die Mk I-Türme der Kent-Klasse. Kent hatte bis 1940 vier Türme mit Entfernungsmesser, erst bei der Reparatur und Modernisierung 1941 wurde der Entfernungsmesser von Turm Y entfernt. Laut Anleitung soll man Turm Y ohne Entfernungsmesser bauen. Das ist leicht zu korrigieren, da vier Türme mit  Entfernungsmessern auf Spritzling D vorhanden sind. Die Rohre kann man durch bessere gedrehte Messingteile ersetzen. Die Details der sonstigen Teile sind überwiegend gut. Die Kräne sollte man besser durch Fotoätzteile ersetzen. Auch die Schornsteingrille sind etwas grob, genauso wie einige der Davits auf Spritzling E2 (von dem die meisten Teile nicht gebraucht werden). Die Vierlings-MG auf diesem Spritzling sind stark vereinfacht und können durch bessere Teile, z.B. von Fine Moulds oder 3D Model Parts ersetzt werden.

Die nächsten Spritzlingen enthalten überwiegend Kleinteile, teilweise für die Aufbauten, die Masten und z.B. die Flugabwehrgeschütze. Für die diversen Decksabstützungen sowie die Gitterstruktur des Scheinwerferturms, die als Plastikteile zu dick sind, liegen in dieser Sonderausgabe des Bausatzes auch alternative Fotoätzteile bei. Die Masten sind recht gut gemacht, aber Plastikmasten sind relativ instabil und nicht gut fürs Takeln geeignet. Es ist besser, diese Plastikteile nur als Vorlage für aus Metall gebaute Masten zu verwenden. Die 10,2-cm-Zwillinge könnten brauchbar sein, insbesondere wenn man die Rohre durch Messingrohre ersetzt. Es liegen zwei verschiedene Schutzschilde bei, das kürze, laut Anleitung zu verwendende Teil, dürfte das richtige für Kent 1940 sein. Die 4-cm-Pom-Pom-Achtlinge sind zu stark vereinfacht, insbesondere die Rohre. Hier gibt es deutlich bessere Teile, z.B. von Fine Moulds und 3D Model Parts. Für das Katapult liegt zwei Varianten bei, auch eine voll ausgefahrene. Für deren Gitterstruktur wären natürlich auch Fotoätzteile eine bessere Lösung, aber wie im Falle der Kräne liegen diese nur als Spritzgussteile bei.

Die Beiboote sind von unterschiedlicher Qualität, von gut bis brauchbar.

Für das Supermarine Walrus-Bordflugzeug ist ein Spritzling enthalten, auf dem man auch ein Flugboot des Typs Short Sunderland und einen Bomber des Typs Vickers Wellington findet. Es sind Teile für zwei Walrus enthalten, einmal mit eingefalteten und einmal mit ausgefalteten Flügeln. Die Verstrebungen sind nur vereinfacht oder gar nicht dargestellt, auch ein Propeller fehlt. FlyHawk, wie auch einige andere Hersteller, bieten besser detaillierte Walrus an (siehe Bausatzbesprechung).

Dieser Spezialausgabe liegen auch drei Savoia-Marchette SM.79-Torpedobomber bei - passend dazu, dass es diese Maschinen waren, die Kent nach dem Einsatz gegen Bengasi am 17. September 1940 torpedierten. Die Gravuren sind leider relativ tief und breit, die Fenster sind merkwürdigerweise nicht versenkt, sondern erhaben dargestellt. Ein Fahrwerk fehlt, dafür sind ein Torpedo und fotogeätzte Propeller enthalten. Für die Maschinen liegen auch Ständer teil, die mit ebenfalls enthaltenen Metallstäben kombiniert die SM.79 im Flug darstellen sollen.

Die Fotoätzteile

Die Fotoätzteile liegen der limitierten Ausgabe des Bausatzes bei. Enthalten sind Gitterstrukturen der Decksabstützungen sowie des Scheinwerfermasts und Propeller für die Savoia-Marchetti SM.79.

Es ist bedauerlich, dass Aoshima hier nicht auch andere, für das Schiff spezifische Fotoätzteile beigelegt hat, u.a. für die Kräne, das Katapult sowie den Propeller und die Verstrebungen der Walrus.

Die Abziehbilder

Die Abziehbilder umfassen Flaggen sowie Markierungen für die enthaltenen Flugzeuge inklusive der italienischen SM.79.

Für die Flugzeugen, sowohl für die Walrus als auch die SM.79, sind keine individuellen Markierungen einzelner Flugzeuge enthalten, also Kennungen, Staffelwappen etc., sondern nur allgemeine Markierungen wie Hoheitszeichen.

Die Anleitung HMS Kent

Es liegen drei Anleitungen bei: die allgemeine für den Bausatz, eine für die Savoia-Marchetti SM.79 und eine für die enthaltenenen Fotoätzteile. Die allgemeine Anleitung enthält kurze Angaben über das Original (nur auf Japanisch, auf Englisch gibt es eine kürzere Fassung auf dem Schachteldeckel). Die Übersicht über die enthaltenen Teile ist nützlich, da mehrere Spritzlinge mit dem gleichen Buchstaben markiert sind. Nicht alle Teile, die nicht benutzt werden sollen, z.B. von Spritzling G3, sind entsprechend markiert. Die eigentliche Bauanleitung ist in 12 Stufen plus einige Unterschritte gegliedert und wirkt sehr übersichtlich. Sie ist lediglich auf Japanisch beschriftet, es sollte aber nicht notwendig sein, dieses mit Hilfe eines Übersetzungsprogramms zu lesen.

Zudem gibt es eine Bemalanleitung, die sich auf Farben von GSI Creos (Mr. Color und Aqueous Hobby) bezieht. Die vorgeschlagene Farbe, die man auch auf dem Deckelbild sieht, dürfte 507B entsprechen. Diese Farbe wird für Kent in British and Commonwealth Warship Camouflage of WWII, Volume 3 für den Zeitraum 1939 bis zur Torpedierung im September 1940 angegeben. Tatsächlich war Kent, bis sie ins Mittelmeer kam, wohl hellgrau (507C) gestrichen. Im Mittelmeer erhielt sie ein eindrucksvolles dreifarbiges Schema, das sie bis zu den Reparaturen in Portsmouth beibehielt (siehe Fotos der Kent bei der Rückkehr nach Großbritannien hier und hier). Man findet in der Literatur allerdings immer wieder die Angabe, dass sie das dreifarbige Schema erst nach dem Torpedotreffer erhielt. Aber laut Beschreibung eines Films (siehe hier) wurden ihre Decks am 16. August grau gemalt und sie erhielt am 22. August Teile eines dunkelgrauen Tarnschemas, d.h. vor der Torpedierung am 17. September. Der Film deutet zudem darauf hin, dass das dreifarbige Tarnschema auch über die Decks gemalt wurde. Die Topspiere am Großmast - in mehreren Büchern wird ihr Fehlen als Teil des Schadens durch den Torpedotreffer beschrieben - scheint ebenfalls schon vor der Torpedierung abgenommen worden zu sein. Vielen Dank an Richard (Dick) für die Hilfe in Bezug auf die Bestimmung des Bauzustands der Kent im September 1940!

Die Anleitung für die SM.79 erklärt den Zusammenbau plus die Bemalung. Die Anleitung für die Fotoätzteile besteht aus mehreren Fotos, die die Positionen der Teile an einem Modell zeigen. Aufgrund der wenigen Teile dürfte dies ausreichend sein.

Der Bausatz der Kent kann auch ein guter Ausgangspunkt sein, um Kent in einem späteren Bauzustand ab 1942 darzustellen. Hierfür muss u.a. die Flugabwehr- und Radarausrüstung modifiziert werden, wofür man Teile aus dem Zubehörhandel bräuchte. Um eines der australischen Schiffe zu bauen, wären einige Umbauten notwendig u.a. die Erhöhung der Schornsteine. Im Falle von Australia müsste außerdem die andere Anordnung der 10,2-cm-Zwillinge berücksichtigt werden. Für den Bau der nicht umfassend modernisierten Canberra wären deutlich umfangreichere Änderungen inklusive an der Brücke notwendig. Auch die Darstellung eines der Schiffe der Kent-Klasse vor der Modernisierung würde erhebliche Modifikationen bei den Aufbauten und der Brücke erfordern. Für den Bau eines der Schiffe der London-Klasse ist der Bausatz nicht geeignet, da diese einen anderen Rumpf ohne Wülste und ohne Seitenpanzer hatte - und ebenfalls beträchtliche Umbauten bei den Aufbauten notwendig wären.

 

Der Bausatz der HMS Cornwall

HMS Cornwall Deckelbild

Modell: British Heavy Cruiser HMS Cornwall Battle of Ceylon Sea Limited Edition (plus Zerstörer der S-Klasse)
Hersteller: Aoshima
Maßstab: 1/700
Material: Polystyrol (Spritzguss), Abziehbilder
Art.Nr.: 056721
Preis: 38,6 € (bei NNT)

Neben der Kent hat Aoshima zwei Bausätze der Cornwall herausgebracht: die Sonderausgabe im Zustand der Versenkung 1942 (056721) sowie eine Ausgabe des Zustands von 1941 (056745). Die 1942-Sonderausgabe enthält auch einen Bausatz eines Zerstörers der S-Klasse, wahrscheinlich HMS Tenedos.

Cornwall war eines der Schiffe der Kent-Klasse, das einen großen Flugzeughanger erhielt. Sie unterschied sich dadurch optisch deutlich von Kent, die nie einen Hangar hatte. Wie Kent, Australia und Berwick erhielt Cornwall zudem die modernisierte, niedrigere Brückenstruktur mit dem DCT-Feuerleitgerät. Die anderen beiden Schiffe, die auch einen Hangar bekamen - Cumberland und Suffolk - behielten dagegen die alte Brückenstruktur mit dem turmartigen Aufbau. Zudem wurde bei diesen beiden Schiffen das Achterschiff um ein Deck niedriger gemacht.

Der Bausatz stellt die Cornwall im Zustand bei ihrer Versenkung im April 1942 dar und ermöglicht den Bau eines Wasserlinienmodells. Die meisten Spritzlinge sind mit denen der Kent (siehe oben) identisch. Die Ausnahmen sind die Spritzlinge A und F1. Auf Spritzling A findet sich das Oberdeck sowie diverse Teile der Aufbauten, die sich von Kent unterscheiden. Die Teile sind gut detailliert. Problematisch sind die Deckstützen, die als Plastikteile viel zu dick ausfallen und für die es keine fotogeätzten Alternativen im Bausatz gibt.

Spritzling F1 enthält Teile der Aufbauten, u.a. auch den Hangar. Die meisten Teile sind auch hier gut detailliert. Leider ist der Schornsteingrill sehr massiv und Katapult sowie Katapultschlitten (unter der Walrus) sind wenig detailliert. Zwar ist das Katapult nach dem Einbau wahrscheinlich nicht mehr gut sichtbar, dennoch wären Fotoätzteile ein Plus.

Zerstörer der S-Klasse (HMS Tenedos)

Der Spezialausgabe der Cornwall liegt ein Zerstörer der S-Klasse bei. Diese Klasse war eine Weiterentwicklung der R-Klasse und unterschied sich von dieser durch einen modizierten Bug sowie zwei zusätzliche 45,7-cm-Torpedorohre am Ende der Back. 1917-19 wurden 67 Schiffe der Klasse gebaut. Wenige wurden rechtzeitig für den Einsatz im Ersten Weltkrieg fertig. Nach dem Krieg wurden sie auch bei der Intervention im Russischen Bürgerkrieg und während des Irischen Bürgerkriegs eingesetzt. Die kanadische Marine erhielt zwei und die australischen Marine fünf Zerstörer der Klasse, die wie die meisten britischen S-Klasse-Schiffe in den 1930ern  abgewrackt wurden. Einige der britischen Zerstörer dienten noch im Zweiten Weltkrieg, sowohl in Europa als auch im Indischen Ozean. Fünf gingen im Zweiten Weltkrieg verloren. Einer fuhr auf ein Riff (Sturdy). Einer wurde selbst versenkt, aber von den Japanern gehoben und wieder in Dienst gestellt (Thracian). Zwei wurden von japanischen Kreuzern und Zerstörern versenkt (Stronghold und Thanet) und einer von japanischen Trägerflugzeugen im April 1942 versenkt (Tenedos). Der Bausatz stellt wohl letzteren dar, da dieser beim selben Vorstoß der japanischen Flotte in den Indischen Ozean versenkt wurde wie HMS Cornwall  (allerdings fuhren die beiden Schiffe zum Zeitpunkt der jeweiligen Versenkung nicht zusammen).

Der Bausatz des Zerstörers besteht aus drei Spritzlingen. Die Qualität ist ähnlich wie die des Bausatzes des Kreuzers. Die Detaillierung ist gut, aber einige Teile können verfeinert werden, z.B. die 10,2-cm-Geschütze und die Masten.

Tenedos war zum Minenlegen modiziert und hatte achtern keinen Mast, siehe dieses Bild. Da sie kaum modifiziert wurde, könnte man aus diesem Bausatz auch ein Schiff der S-Klasse aus der Zeit des Ersten Weltkriegs bauen. Einige britische Schwesterschiffe wurden im Zweiten Weltkrieg für Geleiteinsätze stärker modifiziert (siehe z.B. HMS Saladin), auch das japanische Patrouillenschiff No. 101 (第101号哨戒艇 ex HMS Thracian) wurde stärker modifiziert, ähnelte aber kurz nach der Indienststellung bei der Kaiserlich Japanischen Marine noch dem Zustand im Bausatz (siehe dieses Foto).

Die Abziehbilder

Der Bausatz enthält zwei Abziehbilderbögen. Auf dem einen finden sich Flaggen und Hoheitszeichen für Walrus-Flugzeuge der Cornwall (sowie Sunderland und Wellington, die im Bausatz enthalten sind). Wie beim Bausatz der Kent sind keine spezifischen Kennungen für einzelne Flugzeuge enthalten. Der zweite Bogen umfasst Kennungen für Zerstörer, so dass auch andere Schiffe der Klasse gebaut werden können. Tenedos hatte die Kennung H04.

Die Anleitung HMS Cornwall

Die Anleitung der Cornwall ist wie die der Kent aufgebaut und sehr übersichtlich.

Der in der Bemalanleitung vorgeschlagene Anstrich, 507B über alles, dürfte für den Zustand bei der Versenkung korrekt sein (siehe hier). Auf dieser Seite findet man auch das optisch etwas interessantere Tarnschema, das Cornwall zum Zeitpunkt der Versenkung des Hilfskreuzers Pinguin hatte. Der Bauzustand vom Mai 1941 war dem im Bausatz dargestellten sehr ähnlich, man muss nur die Topspiere auf dem Großmast ergänzen. Cornwall zeichnete sich sonst nicht durch interessante Tarnschemen aus.

Das Schwesterschiff Berwick hatte dagegen zwischen 1940 und 1942, als sie auch den großen Flugzeughangar besaß, einige interessante Tarnschemen (siehe hier). Die beiden Schwesterschiffe waren sich sehr ähnlich, allerdings stand das vorderste Paar 10,2-cm-Zwillingsflak auf Berwick auf der Höhe des vorderen Schornsteins. Man müsste also das Deck dort modifizieren. Berwick erhielt im Juni 1941 Typ 281- und Typ 283-Radar und im September fünf 2-cm-Oerlikon. Von Mai bis August 1942 wurde sie stärker modernisiert, wobei der Hangar entfernt und die Flak- und Radarausrüstung weiter verbessert wurde. Wegen der im Vergleich zur Kent selbst nach Entfernung des Hangars anders gestalteten Aufbauten, könnte aber auch für die Darstellung der Berwick ab August 1942 der Bausatz der Cornwall der bessere Ausgangspunkt sein.

Die Anleitung für den S-Klasse-Zerstörer umfasst eine Ansicht der Teile, Bemalanleitung und Bauanleitung, die den Zusammenbau in sechs Schritten erklärt.

Die Farbangaben sind nicht spezifisch für ein bestimmtes Schiff. Ein Text auf Japanisch gibt immerhin den Hinweis, dass Tenedos die Kennung H04 hatte und zudem der achtere Mast (und irgendetwas anderes achtern) fehlte. Hier sind genauere Recherchen in Bezug auf den Anstrich und den genauen Bauzustand empfehlenswert.

Quellen

  • County class cruisers von Alan Raven und John Roberts, Man O' War 1, Brooklyn, 1978
  • County Class Cruisers, Shipcraft 19 von Les Brown, Barnsley, 2011
  • British Cruisers of World War Two von Alan Raven und John Roberts, London, 1980
  • British Cruisers. Two World Wars and after von Norman Friedman, Barnsley, 2010 (Buchbesprechung)
  • HMS Kent - County-type Heavy Cruiser (Naval History Homepage)
  • HMS Kent (54) (Wikipedia)
  • HMS Kent (WW2 cruisers)
  • HMS Cornwall - County-type Heavy Cruiser (Naval History Homepage)
  • HMS Cornwall (56) (Wikipedia)
  • HMS Cornwall (WW2 cruisers)
  • Warships After Washington. The Development of the Five Major Fleets 1922-1930 von John Jordan, Barnsley, 2011 (Buchbesprechung)
  • Cruisers in Camera von Roger Hayward, Thrupp, 2000 (Buchbesprechung)
  • History of British Cruisers, Ships of the World 1996, No. 517
  • Cruisers of the Royal Navy and Commonwealth Navies von Douglas Morris, Liskeard, 1987 (Buchbesprechung)
  • British Warship Recognition. The Perkins Identification Albums. Volume III: Cruisers 1865-1939, Part 1 von Richard Perkins, Barnsley, 2017 (Buchbesprechung)
  • British Cruiser Warfare. The Lessons of the Early War, 1939-1941 von Alan Raven, Barnsley, 2019
  • British Warships of the Second World War detailed in the original builder's plans von John Roberts, Barnsley, 2017
  • The British Heavy Cruiser HMS Kent (1941/42), Profile Morskie 77 von Sławomir Brzeziński, Wyszków, 2006
  • British and Commonwealth Warship Camouflage of WWII, Volume 3. Cruisers, Minelayers and Armed Merchant Cruisers von Malcolm Wright, Barnsley, 2016 (Buchbesprechung)
  • Warship Perspectives Camouflage Volume 1, 2 und 3 von Alan Raven, New York, 2000-01
  • Nelson to Vanguard. Warship Design and Development 1923-1945 von D.K. Brown, London, 2006
  • Cruisers of World War Two. An International Encyclopedia von M.J. Whitley, London, 1995
  • Conway's All the World's Fighting Ships 1922-1946 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1980

Fazit

Die Bausätze der Kent und Cornwall von Aoshima bieten eine gute Grundlage für den Bau eines detaillierten Modells eines dieser Schweren Kreuzer. Die Formen sind gut getroffen und die Detaillierung ist überwiegend gut. Bei einigen Teilen ist der Ersatz der Plastikteile durch Teile aus dem Zubehörhandel empfehlenswert, insbesondere im Fall der  4-cm-Pom-Pom-Achtlinge, der Vierlings-MG, der Kräne und des Katapults. Es bleibt zu hoffen, dass Aoshima die Serie britischer Kreuzer fortsetzt. Insgesamt sind die Bausätze

alt empfehlenswert

Lars