Deckel

Modell: Z-17 Diether von Roeder
Hersteller: Zvezda
Maßstab: 1/350
Material: Plastik und Nassschiebebilder
Art.Nr.: 9043
Preis: ca. 25 €

Das Original

Als Weiterentwicklung der Klasse 1934 fanden sich viele Verbesserungen in der neuen Zerstörer-Klasse 1936 wieder. Bei gleicher Bewaffnung waren die 1936 größer und schwerer als ihre Vorgänger, wiesen dafür verbesserte Fahreigenschaften auf und konnten zusätzlich bis zu 60 Minen transportieren. Von ursprünglich geplanten 25 Einheiten liefen sechs zwischen 1936 und 1938 vom Stapel, bevor sie durch die Klasse 1936(A) abgelöst wurden. Die Einheiten der Klasse 1936 trugen die Bezeichnungen Z 17 bis Z 22. Durch eine Änderung in der Form des Buges unterschieden sich die Schiffe Z 17 bis Z 19 von den drei Folgebauten dadurch, dass sie bei gleicher Länge der Konstruktionswasserlinie über alles 1,9 m kürzer waren. Dies war durch den Einbau eines Sichelbugs bedingt.

Der Klasse 1936 war nur ein kurzes Einsatzleben beschieden. Nach verschiedenen Mineneinsätzen in der Nordsee und gegen die englische Küste zu Kriegsbeginn, nahmen alle 1936er - mit Ausnahme von Z 20 - an der Besetzung des Erzhafens Narvik teil, in deren Verlauf alle fünf Zerstörer verloren gingen. Für das verbleibende Einzelschiff Z 20 verlief der Krieg weitgehend ereignislos. In den letzten Kriegstagen evakuierte sie Flüchtlinge über die Ostsee und wurde nach Ende der Kampfhandlungen an die UdSSR übergeben, für die sie unter dem Namen Procnyj bis zu ihrer Außerdienststellung 1956 lief.

Der Bausatz

Nach Trumpeter und Dragon ist Zvezda der dritter Hersteller, der sich mit den Zerstörereinheiten der Deutschen Kriegsmarine in Spritzguss im Maßstab 1/350 befasst. Mit dem neuen Bausatz "Z 17 Diether von Roeder" wendet sich der russische Hersteller dem ersten Schiff der Klasse 1936 zu. In Punkto Preis-Leistungsverhältnis und Qualität vermochte Zvezda in der Vergangenheit positiv zu überraschen. Wie sieht es da mit dem neusten Produkt aus?

Zunächst überrascht die Größe des Kartons, der mit einem schönen Deckelbild der Z 17 aufwartet. Neben einzelnen Detailfotos des Rohmodells finden sich russische und englische Texte auf den Schachtelseiten, wie z.B. auch die Humbrol Farbenliste. Hebt man den Deckel der Schachtel, findet man erneut einen rundum geschlossenen, soliden Wellpapp-Karton, was die Stabilität der Kiste enorm erhöht. Der bis hier gute Eindruck, wird dann leider geschmälert, da alle Gussrahmen (zumindest im Besprechungsbausatz) ohne schützende Folienbeutel lieblos in den Karton geworfen sind. Ein Bauteil hat sich folgerichtig auch schon vom Rahmen gelöst. Dies ist für Zvezda ungewöhnlich, die sonst mit einem sehr guten Verpackungskonzept zu überzeugen wissen, und hinterlässt einen etwas faden Beigeschmack: Das macht doch heute keiner mehr.

Mit diesem Airfix-haften Feeling im Kopf, wende ich mich den Bauteilen zu.

Der Rahmen A enthält die Rumpfhälften, die korrekt ohne Schlingerkiele darstellt sind. Auch der gerade Bug entspricht dem Vorbild der ersten drei Schiffe der Baureihe 1936. Sofort fällt auf, dass die Antriebsanlage aus den Rumpfhälften ausgespart ist. Der entsprechende Einsatz findet sich auf dem Rahmen D. Offensichtlich hat man sich viel Mühe gegeben, diesen Bereich richtig darzustellen. Das Trockenpassen verrät, dass die Teile recht gut passen und kein übermäßiges Füllen und Schleifen notwendig werden wird. Die Rumpfaußenseiten sind nah am Original ohne Plattenstöße und Wasserabweiser über den Bullaugen wiedergegeben. Im Abgleich mit Fotomaterial fällt allerdings auf, dass Anzahl und Position der Bullaugen berichtigt werden sollten, wenn eine originalgetreue Z 17 gebaut werden soll.

Die Länge des Rumpfes verfehlt die Soll-Länge nur um einen halben Millimeter. Auch die Breite über Alles ist stimmig. Auf den Innenseiten finden sich Aufnahmen für Querstreben, die der Konstruktion Stabilität bringen sollen. Der lobenswerte Gedanke erweist sich aber als Schuss in den Ofen, da die Strebenhalterungen in den Rumfhälften so dick sind, dass sie sich auf den Außenseiten als Sinkstellen bemerkbar machen. Das zieht viel Schleifarbeit nach sich und zeigt, dass Zvezda dieses Problem, das bereits die Rümpfe der Dreadnought und der Sevastopol "ziert", nicht erkannt zu haben scheint. Blöd gelaufen - denn es gibt nun wirklich keinen Grund, warum die Aufnahmen derart groß sein müssen. Der Rumpf ist auf den Innenseiten zusätzlich mit einer deutlichen Vertiefung ausgestattet, mit deren Hilfe das Schiff an der Wasserlinie geteilt werden kann. Eine Bodenplatte für den Verschluss des Wasserlinenmodells nach unten fehlt. Es steht zu befürchten, dass sich Bug und Heck ohne eine solche Platte heben werden, aber das muss die Praxis zeigen. Lobenswerter Weise sind die Löcher zum Platzieren des Vollrumpfmodells auf dem mitgelieferten Ständer werkseitig geschlossen.

Bei der Betrachtung des Rahmens B kommt Verwirrung auf. Hier finden sich sehr schöne, feine Bauteile und Umsetzungen guter Ideen, wie zum Beispiel die Ankerketten mit den Winschen zusammen als Anbauteile zu liefern, statt die Ketten, wie bei vielen anderen Herstellern, fest und platt an Deck zu zeigen. Oder die fein gespritzten Schrauben, die eine rechts-, die andere linksdrehend. Alles ganz toll! ... und dann kommen angegossene Azteken-Treppen! Das ist es wieder: das Airfix-Feeling. Das hat schon fast was nostalgisches. Da wird der Modellbaufreund, der Ätzteile verwenden möchte, ganz schön ins Schaffen kommen. Im Ganzen sind die Bauteile aber schön gestaltet und machen Lust aufs Bauen. Die Beiboote sind ebenfalls hier zu finden: Sie sind überzeugend detailliert und können noch weiter aufgewertet werden, ohne sie groß umbauen zu müssen.

Die Spirtzlinge C, gleich zweimal im Karton, vermitteln einen sehr guten Eindruck. Hier findet sich im im Wesentlichen die Bewaffnung: 127 mm-, 37 mm- und 20 mm-Geschütze, zwei Vierlingsätze Torpedorohre und 16 Ankertauminen. Die Geschütze setzten sich aus mehreren Bauteilen zusammen und sind überzeugend gestaltet. Ein besonderes Lob verdienen die Poller, die nicht fest an Deck anspritzt, sondern hier separat und und fein detailliert zu finden sind.

Nun bleibt noch der Rahmen D. Dieser enthält Haupt- und Oberdecks, Bauteile der Brücke und die Schornsteine. Die Details der Schornsteine sind samt und sonders als separate Teile dargestellt, was zur Detailtiefe beiträgt. Leider haben sie gar kein Innenleben, so dass man bis zum darunter liegenden Deck durchschauen kann. Die Aufbauten sind mit feinen Details versehen, die Schottwände warten mit versenkt gravierten Türen und Fenstern auf. Die zahlreichen Lüfter und die Steighilfen sind erhaben dargestellt. Wie bei den Schornsteinen liegen Licht und Schatten auch bei den Decks dicht beieinander: Vor- und Hauptdeck sind mit einem deutlichen Decksprung versehen, der sehr überzeugend wirkt. Dafür sind die Ablaufschienen für die Minen für meinen Geschmack zu groß geraten und - was deutlich schwerer wiegt - die Konstruktionshilfen für die Platzierung der Schottwände sind deutlich in Form von Sinkstellen auf den Oberdecks zu erkennen. Hier wartet erneut viel Schleifarbeit auf den Bastler.

Das letzte Plastikteil in der Schachtel ist der bereits bekannte Ständer in Form eines Felsens, der schon dem Dreadnought- und den Sevastopol-Bausatz beilag.

Abziehbilder

Der winzige Nassschiebebogen kann nicht überzeugen. Auch hier kommt das Airfix-Feeling wieder auf: Etwas lieblos und gar nicht schön gedruckt. Obwohl ich zur Ehrenrettung von Airfix jetzt mal deutlich sagen muss, dass dieses Airfix-Feeling aus den Tagen meiner Kindheit - so vor 35 Jahren - stammt. Ich hätte es auch das Matchbox-Feeling nennen können... Also nix für ungut.

Die Anleitung

Die Bauanleitung im DIN A4 Format ist übersichtlich gestaltet und scheint keine Ungereimtheiten aufzuweisen. In elf Arbeitsschritten gelangt der Bastler zum fertigen Modell. Die Bemalungsanleitung ist spartanisch und bezieht sich auf Humbrol Farben. Einen Fehler findet man hier: Alle Vertikalen an Rumpf und Aufbauten sollen in einheitlichem "Grau 30" bemalt werden. Das "Grau 30" findet sich aber nicht in der Farbenliste, dafür gibt es dort ein "Grau 31", das sonst nirgendwo erwähnt wird: Das wird wohl ein Druckfehler sein. Unstimmigkeit beseitig! Obwohl - wurden nicht auch die Zerstörereinheiten mit unterschiedlichen Grautönen an Rumpf und Aufbauten gepönt?

Fazit

Für den regulären Ladenpreis erhält man ein stattliches Zerstörer-Modell im populären Maßstab. Da ist nicht alles Gold was glänzt, aber auch in diesem Fall kann mich das Preis-Leistungsverhältnis überzeugen: Die wesentlichen Charakteristika der ersten drei Einheiten der Klasse 1936 sind treffend wiedergeben, das Modell ist bau- und bezahlbar. Trotz einiger kleiner Schwächen ist der Bausatz aus meiner Sicht empfehlenswert und auf das Basteln freue ich mich auch.

alt empfehlenswert

Guido Hopp
aka "Tailor"
VMF-'06 "German Gamblers"
Veritable Modelling Friends 2006,
Dinslaken

Wir danken HOBBY PRO MARKETING GmbH für das Bausatzmuster