Fischkutter Ross Tiger in Grismby

Die Hafenstadt Grimsby am Fluss Humber in der Grafschaft Lincolnshire war früher ein Zentrum der britischen Fischerei. Davon ist heute wenig übrig geblieben; es gibt keine von hier aus operierenden Fischdampfer mehr, lediglich einen Großmarkt für importierten Fisch. Einen Einblick in das Leben und die extrem harte Arbeit der Fischer gibt das National Fishing Heritage Centre am Alexandra Dock. Die Ausstellung zeigt plastisch mit lebensgroßen Szenen, was es hieß, Fischer zu sein. So gibt es ein nachgebautes Trawlerdeck, das sich im "Seegang" bewegt, und auf dem gerade ein Netz eingebracht wird, aus dem mächtig das Wasser läuft. Genauso gibt es eine Kneipe, aber auch ein Wohnzimmer, in dem Angehörige gerade aus dem Radio erfahren, dass ein Trawler aus Grimsby gesunken ist.

Die ganze Ausstellung ist sehenswert und vermittelt das Bemühen der Gestalter, dem Publikum klarzumachen, unter welchen Umständen der Fish zu den Chips auf den Teller kommt. Richtig lebendig wird es aber erst, wenn man an einer Führung auf dem zum Museum gehörenden Fischdampfer M/V Ross Tiger teilnimmt.

Wir wurden von John Vincent, einem ehemaligen Besatzungsmitglied, über das Schiff geführt. Mit seiner flapsigen, aber kompetenten Art weckte er unser Interesse und erklärte uns an Deck, in der ehemaligen Fischlast, im Maschinenraum, den Wohnräumen und auf der Brücke, wie es war, mit dreizehn Mann bis zu drei Wochen weit nach Norden auf Fangfahrt zu gehen. Sei es die sehr komplizierte Konstruktion des Netzes, seine aufwendige Benutzung, die Verarbeitung und Lagerung der gefangenen Fische, wir bekamen ein sehr plastisches Bild. Auch der Lärm an Bord, der Gestank, die im Winter eisbedeckten Wände der Unterkünfte, die Verpflegung und die kleinen Annehmlichkeiten wie der Schrank mit den zollfreien Waren blieben nicht unerwähnt.

Die Ross Tiger ist der letzte von insgesamt 700 Trawlern, die in Grimsby ihren Heimathafen hatten. Seit Anfang der 1990er Jahre gehört sie zum Museum. Leider ist das Schiff in keinem guten Zustand, und auf mein Nachfragen sagte John, er gebe ihr noch etwa drei Jahre bis zur Verschrottung, sollte sich nicht jemand finden, der ernsthaftes Geld in sie investiert. Die Stadt Grimsby, in deren Besitz Museum und Schiff sind, hat dieses Geld nicht.

Von daher empfiehlt es sich für alle Interessierten, mit einem Besuch nicht mehr allzu lange zu warten. Für mich hat sich der Besuch jedenfalls gelohnt. Ich habe einen Schwung Fotos gemacht, mit deren Hilfe ich meinen Revellbausatz des "North Sea Fishing Trawlers" ein wenig aufhübschen möchte.

 

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Frank Spahr