Der Lenkwaffenzerstörer USS Zumwalt (DDG-100) ist das Typschiff seiner Klasse, die auf das DD-21-Konzept (Destroyer for the 21st century, Zerstörer für das 21. Jahrhundert) zurück geht. Das DD-21-Konzept sollte die nächste Generation von amerikanischen Zerstörern nach der Arleigh Burke-Klasse stellen. Ein Schwerpunkt lag auf der Fähigkeit Landziele zu bombardieren, wofür ein neues Geschütz sowie zahlreiche VLS-Starter für Marschflugkörper dienen sollten. Der Entwurf erwies sich als zu teuer. Als billigere Version wurde DD(X) entwickelt, eben die Zumwalt-Klasse.
Die Zumwalt-Klasse unterscheidet sich drastisch vor ihren Vorgängern bei den US Navy. Das Schiff hat einen Waverpiercer-Bug, d.h. er soll sich durch die Wellen schneiden und nicht über diese hinwegreiten. Von Aussehen ähnelt der Bug einem Rammbug. Dazu hat der Rumpf eingezogene Rumpfseiten, der Rumpf wird nach oben schmaller. Die Aufbauten, Schornsteine und Masten sind zu einem massiven Komplex kombiniert, der aus Verbundwerkstoffen besteht und in den Rumpf intergriert ist. Die Poller befinden sich (wie bei vielen neueren europäischen Klassen) jetzt auch bei einem US Navy-Schiff auf dem Hauptdeck und der Anker wird durch den Rumpfboden ausgebracht. Alle diese Maßnahmen haben das Ziel, die Radar-Signatur stark zu reduzieren.
Auch die Bewaffnung besteht überwiegend aus neuen Systemen. Statt der VLS Mk 41-Starter der Vorgänger-Klassen, die mittschiffs angebracht sind und bei einer Explosion zum Auseinanderbrechen des Schiffes führen könnten, hat die Zumwalt-Klasse VLS Mk 57-Starter, das sogenannte Peripheral Vertical Launch System (PVLS). Dies ist an den Rumpfseiten angebracht, so dass im Falle einer Explosion diese nach außen gerichtet wird und so möglichst die Schäden im Schiff minimiert werden sollen. Aus den Mk 57-Startern können Marschflugkörper, Flugabwehrraketen, Nahberechsabwehrraketen und U-Jagd-Raketen abgefeuert werden, wahrscheinlich auch die künftigen Anti-Schiffs-Raketen (LRASM). Die Zahl der Zellen fällt mit 80 im Vergleich zum DD-21-Konzept und der Ticonderoga-Klasse (je 128) und der Arleigh Burke-Klasse (96) relativ gering aus. Neben der Marschflugkörper sollen zwei 15,5 cm-Geschütze, das Advanced Gun System, dem Landzielbeschuss dienen. Dies sind die schwersten Schiffsgeschütze auf einem Neubau seit den 20,3 cm auf dem 1949 in Dienst gestellten Schweren Kreuzer USS Salem. Die Rohre der Geschütze können komplett in den Turm eingefahren werden, der durch zusätzliche Verkleidungen eine möglichst geringe Radarsignatur verursachen soll. Neben konventioneller Munition sollte LRLAP-Munition abgeschossen werden können, die durch eine Treibladung eine Reichweite bis 150 km haben soll und dazu über GPS gelenkt werden kann. Diese Munition wurde aber wegen der massiven Kosten gestrichen. Als Nahbereichsabwehrgeschütze waren ursprünglich zwei 5,7 cm-Geschütze auf dem Hangar vorgesehen, die aber durch 3 cm-Geschütze (Mk 44 Bushmaster II, das gleiche Modell wie auf den Landungsschiffen der San Antonio-Klasse und den Fregatten/LCS der Freedom- und Independence-Klasse) ersetzen werden. Dazu verfügt die Klasse einen Hangar für Hubschrauber und Drohnen.
Als Radar war ursprünglich die Kombination aus einem kürzerwelligen aktiven phasengesteuerten Radar (SPY-3) und einem längerwelligen aktiven phasengesteuerten Radar (SPY-4) vorgesehen. SPY-3 sollte der Lenkung der Raketen dienen, während SPY-4 als Suchradar gedacht war. Aus Kostengründen wird aber auf SPY-4 verzichtet, so dass den Schiffen ein weitreichender Suchradar fehlt. Das führt wohl auch dazu, dass die Schiffe nicht die Fähigkeiten haben, ballistische Raketen (inklusive ballistischer Anti-Schiffsraketen) zu bekämpfen - entsprechende SM-3-Raketen könnten mitgeführt werden. Die Klasse ist mit zwei Sonargeräten am Bug (kurz- und mittelwellig) sowie einem AN/SQR-20-Schleppsonar ausgerüstet, kann also zur U-Jagd verwendet werden, wofür die Hubschrauber und VL-ASROC genutzt würden. Torpedorohre sind keine vorhanden.
Der Verlust des SPY-4-Radars (und eventuell der 5,7 cm-Geschütze) ist nur ein Teil des Versuchs die Kosten des Programms unter Kontrolle zu bekommen. Die Entwicklung hat wohl bisher 10 Milliarden $ verschlungen, wozu der Preis für die einzelnen Schiffe kommt. Das erste Schiff wird wohl 3,5 Milliarden $ kosten, das zweite 2,5 Milliarden $ und das dritte soll noch billiger werden. Ursprünglich waren 32 Schiffe geplant. Dies wurde aber auf drei reduziert: Zumwalt (DDG-1000), Michael Monsoor (DDG-1001) und Lyndon B. Johnson (DDG-1002). Die Zumwalt-Klasse wird also nicht als Nachfolger für die Arleigh Burke-Klasse dienen können, stattdessen werden weitere Schiffe der älteren Klasse gebaut.
Die Zumwalt ist 185,9 m lang, 24,6 m breit und soll etwa 16 000 t verdrängen. Der Antrieb besteht aus vier Gasturbinen, die 106 000 PS leisten und den Strom für die Schiffssysteme sowie zwei Elektromotoren (insgesamt 94 000 PS stark) liefern. Letztere treiben zwei Schrauben und sollen eine Geschwindigkeit von mehr als 30 kn ermöglichen. Die Besatzung soll aus 140 Mitgliedern bestehen, Unterbringungsmöglichkeiten sind für 186 Personen vorhanden.
Bewaffnung
2 x 15,5 cm L/62 (zwei Einzellafetten)
2 x 3 cm Mk 44 Bushmaster II (zwei Einzellafetten)
80 Zellen VLS Mk 57-Starter (aktuell für Tomahawk-Marschflugkörper, ESSM-Flugbabwehrraketen (vier pro Zelle) und VL-ASROC-U-Jagd-Raketen)
1-2 Sikorsky MH-60R Seahawk Bordhubschrauber
0-3 Northrop Grumman MQ-8B Fire Scout-Drohnen
Die Zumwalt wird seit 2011-16 von den Bath Iron Works in Bath gebaut. Sie wurde 2016 in Dienst gestellt und von der Ostküste über den Panamakanal in den Pazifik transferiert. Im Panamakanal versagten ihre Antriebsmotoren, wodurch sie leicht mit einer Schleusenmauer kollidierte und zum Ausgang des Kanals geschleppt werden musste. Dort wurde sie repariert. Sie ist in San Diego stationiert, aber noch nicht voll ausgerüstet und einsatzfähig.
Von der Zumwalt gibt es im Maßstab 1/700 Bausätze von Dragon (Black Label) und BigBlueBoy.
Die Zumwalt habe ich am 17. Januar 2017 in San Diego fotografiert:
Lars