18.04.1942 - 80 Jahre Doolittle Raid

 

Quelle: Wikimedia Commons

Die Ausgangslage

Der japanische Überraschungsangriff auf den amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbor rief nach einer raschen Vergeltung gegenüber dem japanischen Aggressor. Als erstes wurde eine U-Bootsoffensive auf die zivile japanische Schifffahrt veranlasst.

Die Absicht

Bald auch entstand die Idee, dass die durch den beispiellosen Vormarsch in Fernost überheblich gewordenen Japaner mit einer unerwarteten Angriffsoperation auf Japan selbst verunsichert werden sollten.

Der Plan

Um die Initiative in der Anfangsphase des pazifischen Krieges nicht gänzlich den Japanern zu überlassen, planten die Amerikaner eine möglichst spektakuläre und unerwartete Angriffsoperation direkt ins japanische Mutterland. In Frage kam nur ein Angriff mit Flugzeugen, weil damit der Überraschungseffekt möglichst hoch und das Risiko für die Ausführenden möglichst gering gehalten werden konnte. Die Durchführungsmechanik stammt interessanterweise von einem U-Bootsoffizier namens Francis Low. Weil es keine Flugzeuge mit einer ausreichenden Reichweite gab, sollten diese in einer ersten Phase von Flugzeugträgern in die Nähe des japanischen Mutterlandes gebracht werden, von diesen in einer zweiten Phase starten und ausgewählte Ziele wie Tokyo, Kobe u.a. bombardieren und  anschließend in einer dritten Phase in Richtung westliches Festland weiterfliegen, um auf Plätzen in Nationalchina zu landen.

Der Kommandant

Als man James Harold Doolittle (1896 – 1993) mit der Durchführung dieser Operation beauftragte, konnte man einen ausgewiesener Fachmann und erfahrener Piloten für dieses gewagte Vorhaben gewinnen. Als ausgebildeter Pilot war er während der letzten beiden Jahre des Ersten Weltkrieges als Army Fluglehrer aktiv. In der Zwischenkriegszeit machte der mittlerweile promovierte Ingenieur mit herausragenden Pionierleistungen von sich reden. Aufsehen erregende Rekordflüge bezüglich Distanz und Geschwindigkeit, aber auch die Entwicklung des Instrumentenflugs machten ihn berühmt. 1940 trat er wieder in die Army ein, wo er mit der Umstellung der Autoindustrie auf die Rüstungsproduktion beauftragt wurde. 1942 wurde er von Air Force-General Henry H. Arnold mit der Planung und Durchführung eines Überraschungsangriffs auf Japan betraut.

Das Bombenflugzeug

Mit der North American B-25B Mitchel stand ein mittelschwerer Bomber zur Verfügung, mit dem man von einem Trägerdeck starten konnte. Um die Reichweite zu steigern, wurden alle nicht unmittelbar benötigten Ausrüstungen ausgebaut und durch zusätzliche Treibstofftanks ersetzt. Selbst auf die schwere Abwehrbewaffnung wurde verzichtet. An Waffen wurden je vier 500-Pfund-Bomben mitgeführt, eine davon war eine Streubombe, gefüllt mit einem Bündel Brandsätze.

Die beteiligten Schiffe und die Organisation der Task Force

Unter dem Oberbefehl von Vice Admiral William F. Halsey wurden folgende Streitkräfte zusammengestellt:

Task Force 16 mit dem Flugzeugträger USS Enterprise (CV-6), den Schweren Kreuzern USS Salt Lake City (CA-25) und USS Northampton (CA-26) sowie den Zerstörern USS Balch (DD-363), USS Benham (DD-39), USS Ellet (DD-398) und USS Faning (DD-385)

Task Force 18 mit dem Flugzeugträger USS Hornet (CV-8), dem Schweren Kreuzer USS Vincennes (CA-44), dem Leichten Kreuzer USS Nashville (CL-43) und den Zerstörern USS Gwin (DD-433), USS Meredith (DD-434), USS Grayson (DD-435) und USS Monssen (DD-436)

Für die Versorgung waren die Flottentanker USS Cimarron (AO-22) und USS Sabine (AO-25) beigeordnet.

USS Enterprise war mit ihren Jagdflugzeugen für den schützenden Luftschirm über dem Flottenverband zuständig, während USS Hornet die 16 B-25 Mitchel Bomber auf dem offenen Deck bis in ihre Startposition zu transportieren hatte.

Die Ausbildung

Nachdem die modifizierten Bomber von Minneapolis in den Nordosten Floridas an den Golf von Mexiko überführt worden waren, begann dort das Training für die Flugzeugbesatzungen. Schwerpunkte waren die Navigation über dem Meer, der Tieffliegerangriff mit Bomben und ganz speziell der Kurzstart mit dem mittleren Bomber B-25, da die Startstrecke auf dem Flugdeck  äußerst beschränkt sein würde. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung flogen die fünfköpfigen Besatzungen ihre Flugzeuge nach Kalifornien, wo sie in der Marinebasis Almeda in der San Francisco Bay auf die USS Hornet verladen wurden.

Die Annäherung und der Angriff

Die Task Force 18 ging am 2. April in See und nahm Kurs West. Tage später vereinigte sie sich mit der von Hawaii kommenden Task Force 16. Als man auf 35° Nord und 154° Ost glaubte, vom japanischen Patrouillenboot Nitto Maru entdeckt zu sein, entschloss sich James Doolittle zusammen mit Captain Marc Mitscher von der Hornet sofort zu starten, obwohl man noch 200 Meilen vom geplanten Startpunkt entfernt war. Doolittle startete als erster. Zuvorderst in der Startreihe hatte er gerade mal 142 Meter für den Abflug zur Verfügung. Wenn auch keiner der Piloten je von einem Flugzeugträger zuvor gestartet war, schafften es doch alle in die Luft, um anschließend in kleinen Gruppen ihre Ziele anzufliegen.

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Damit sie nicht vorzeitig entdeckt wurden, näherten sie sich den zugewiesenen Zielen im Tiefflug. Gegen Mittag, nach sechsstündigem Flug über Japan angekommen, griff man zehn militärische und industrielle Ziele in Tokio, Yokosuka, Nagoy, Kobe und Osaka ohne nennenswerte Abwehr an.

Der Abflug

Wegen Spritmangels steuerte Captain Edward J. York seine Maschine ins näher gelegen Wladiwostock, wo er von der neutralen Sowjetunion samt seiner Besatzung interniert wurde.

Die übrigen Flugzeuge erreichten dank günstigem Rückenwind knapp das chinesische Festland, wo die Besatzungen entweder mit dem Fallschirm absprangen oder mit Bruch landeten.

Die Folgen

- für die Besatzungen

Bis auf zwei Besatzungen konnten dank der Hilfe der chinesischen Bevölkerung alle in Sicherheit gebracht werden. Von den zwei in Gefangenschaft geratenen Besatzungen, waren zwei Raiders ertrunken, einer starb und drei wurden von den Japanern hingerichtet. Das übrige Gros der Besatzungen konnte auf Umwegen in die Heimat zurückgelangen.

- für Japan

Obwohl wenige Menschen getötet oder verwundet wurden und der materielle Schaden gering war, konnte das japanische Selbstverständnis erschüttert werden. Japan war höchst irritiert, weil mittleren Bomber angegriffen hatten, deren Herkunft ungewiss war. Yamamoto war jetzt entschlossen, die amerikanische Trägerflotte, die ihm in Pearl Harbor entgangen war, endgültig zu vernichten. Wie wir heute wissen, endete seine Absicht mit dem Untergang von vier seiner Träger in der Schlacht von Midway, dem Wendepunkt des pazifischen Krieges zu Gunsten der Amerikaner.

- für die chinesischen Unterstützer

Am meisten zu leiden hatte die chinesische Bevölkerung, welche den notgelandeten Besatzungen Schutz und Entkommen bot. Die japanischen Besatzungstruppen nahmen blutige Rache. Man schätzt, dass bis zu 250.000 Menschen den Massakern zum Opfer fielen.

- für „Jimmi“ Doolittle

Der Chef der Operation wurde nach seiner Rückkehr in die Staaten zum Brigadegeneral befördert und mit der Medal of Honor ausgezeichnet. In der Folge befehligte er Teile der US Air Force in Nordafrika und im Mittelmeerraum. Ab Januar 1944 war er Oberbefehlshaber der mächtigen 8. US-Luftflotte in  England. Unterstellt waren ihm rund 200.000 Mann, ausgerüstet mit 2000 schweren Bombern und 1000 Jagdflugzeugen.

Nach Kriegsende übernahm Doolittle leitende Posten in der Industrie. 1985 wurde er für seine Verdienste zum Vier-Sterne-General ernannt. Hochbetagt verstarb er 1993. Beigesetzt ist er auf dem Nationalfriedhof von Arlington.

- für die amerikanische Bevölkerung
Nach Pearl Harbor und einigen Rückschlägen in der ersten Phase des pazifischen Krieges war der erfolgreiche Überfall ins Herz des Kaiserreiches ein erster Lichtblick im Kampf gegen das imperialistische Japan.

Verwendete Quellen

  • B. Potter, Ch.W. Nimitz, J. Rohwer, SEEMACHT - Von der Antike bis zur Gegenwart, Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft, Herrsching, Lizenzausgabe 1982
  • Stefan Terzibaschitsch, Flugzeugträger der US Navy, Band 1: Flottenflugzeugträger,
    Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1978
  • Stefan Terzibaschitsch, KREUZER der US NAVY, Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1984
  • Hans-Joachim Mau & Charles E. Scurell, Flugzeugträger Trägerflugzeuge,
    Lizenzausgabe bei Bechtermütz Verlag 1995
  • Clark G. Reynolds, Die Flugzeugträger, Time-Life Books B.V. 1982
  • Richard Humble, United States FLEET CARRIERS of World War II, Blandford Press 1984
  • H. Cracknell Profile Warship USS HORNET (CV-8) Aircraft Carrier,
    Profile Publications Ltd, Berkshire England 1971
  • Siegfried Breyer, FLUGZEUGTRÄGER 1940 – 1955, Marine Arsenal Sonderheft 8
    Podzun – Pallas Verlag Wölfersheim/Berstadt 1994
  • J. Whitley, DESTROYERS OF WORLD WAR TWO, Arms and Armour Press, London 1988
  • Flugzeugträger CV-6 „ENTERPRISE“, Nr. 168 aus der Reihe Schiffe-Menschen-Schicksale,
    SMS Verlag für Marinegeschichte Berlin
  • US Flugzeugträger CV-8 „HORNET“, Nr. 270 aus der Reihe Schiffe-Menschen-Schicksale,
    SMS Verlag für Marinegeschichte Berlin

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