Titel: A Distant Storm: The Four days´battle of 1666
Reihe: ---
Autor: Frank L. Fox
Sprache: Englisch
Verlag: Press of Sail Publication, A Jean Boudriot Publications imprint, 1996
ISBN: 0-948864-29-X
Preis: ca. 60,- Britische Pfund

Beschreibung


Wie der Titel schon vermuten lässt, befasst sich das Buch mit der Viertageschlacht, die vom 01. – 04. Juni 1666 (Julianischer Kalender) zwischen der englischen und niederländischen Flotte ausgefochten wurde.
Der Autor beschränkt sich aber nicht nur auf die Beschreibung dieses Gefechts, sondern holt sehr viel weiter aus. Die Seeschlacht war Teil des 2. Niederländisch–Englischen Seekrieges, und die Ereignisse, die im Vorfeld der Viertageschlacht geschahen werden erörtert. Die beteiligten Admirale und Herrscher beider Seiten werden vorgestellt, dabei werden auch die politischen und wirtschaftlichen Hintergründe beleuchtet. Die Verbindungen zum ersten Niederländisch–Englischen Seekrieg und dem Commonwealth werden aufgezeigt.
Der Royal Navy ist ein eigenes Kapitel gewidmet, für die niederländische Flotte gibt es leider kein entsprechendes Kapitel. Glücklicherweise ist dies das einzige Ungleichgewicht des Buches. Ansonsten ist es sehr ausgeglichen und bietet nicht nur den englischen Blickwinkel, zumal die Viertageschlacht für die Engländer verloren ging.
Sehr ausführlich werden die Schiffe der damaligen Zeit beschrieben. Man erfährt von den unterschiedlichen Konzepten, die in England und den Niederlanden verfolgt wurden. Während die Engländer eine schwer bewaffnete Schlachtflotte aufbauten, besaßen die Niederländer eine vergleichsweise leicht bewaffnete Kreuzerflotte.
Die Bewaffnung wird sehr ausführlich behandelt, es sind auch einige Zeichnungen von Geschützrohren abgedruckt.

Neben der Viertageschlacht sind auch die vorangegangenen Gefechte bei Lowestoft und Bergen beschrieben. Die Beschreibungen sind in kleinere Abschnitte unterteilt, die mit Grafiken der Manöver illustriert sind. Dadurch behält man sehr gut den Überblick und kann die Ausführungen leicht nachvollziehen. Darüber hinaus sind in den Buchdeckeln Übersichtskarten mit dem Seegebiet der Viertageschlacht, von den Niederlanden und Europa im Jahre 1666 abgedruckt.
Besonders gelungen finde ich die Einbindung von Schiffsportraits der Van der Veldes. Willem van der Velde Vater und Sohn waren Marinemaler, die sehr detaillierte Zeichnungen der damaligen Schiffe angefertigt haben. Im Text werden etliche Schiffe namentlich genannt. An den entsprechenden Stellen sind dann die Portraits der Schiffe abgedruckt. Dadurch wird der Text aufgelockert und sehr lebendig.

Schiffsrisse sucht man allerdings vergebens, da diese damals kaum gezeichnet wurden.
Der Text enthält viele Anekdoten und erinnert manchmal an einen Abenteuerroman. Wenn man vom heftigen Widerstand des Indienfahrers Oranje liest oder vom englischen Admiral Harman, der versehentlich mitten in die niederländische Flotte segelte, taucht man regelrecht in die Handlung ein.

Die Abbildungen sind schwarz/weiß, es gibt zwei Teile mit farbigen Abbildungen.
Der sehr ausführliche Anhang enthält Schiffslisten mit Angaben zu Schiffsname, Kommandant, Besatzungsstärke und Bewaffnung. Die Listen sind nach Seegefechten des 2. Niederländisch–Englischen Seekrieges unterteilt. Einer der Anhänge befasst sich mit einem Geschwader der französischen Marine.
Detaillierte Ausführungen zur Bewaffnung und Besatzung der niederländischen und englischen Flotte sind in eigenen Anhängen zusammengestellt.

Fazit


Das Buch bietet eine Fülle an Informationen, man muss es wahrscheinlich mehrmals lesen, um alles erfassen zu können. Der Stoff ist gut aufbereitet und leicht verständlich geschrieben, die Grafiken bei den Gefechtsbeschreibungen sind dabei sehr hilfreich. Durch die vielen Anekdoten und Schiffsportraits kann man richtig in die Handlung eintauchen. Letztere sind für den Schiffsliebhaber ein gefundenes Fressen.
Allen, die sich für Schiffe des 17. Jahrhunderts begeistern können und auch an geschichtlichen Hintergründen interessiert sind, sei dieses Buch empfohlen.
Das Buch ist leider recht teuer und nur in englischer Sprache erhältlich.


Holger Baethies