Titel

 Titel: Les Vaisseaux 74 à 120 Canons (Historique 1650-1850)
Autor: Jean Boudriot
Verlag: A.N.C.R.E., "Collection Archéologie Navale Française"
Umfang: 440 S.
Ausgabejahr: 1995
ISBN: 2-903179-19-1
Preis: 153 Euro (+8 Euro für versicherten Versand)

 

Inhaltsverzeichnis

  • Entwicklung im 17. Jahrhundert
  • Entwicklung im 18. Jahrhundert
  • Entwicklung im 19. Jahrhundert
  • Allgemeine und vergleichende Erläuterungen (Typenkunde, Bewaffnung, Konstruktion &c.)
  • Entwicklung der Ausschmückung französischer Kriegsschiffe
  • Verschiedene Modelle von Schiffen mit 74 bis 120 Kanonen

Beschreibung


Der Verfasser, Jean Boudriot, ist hauptsächlich duch sein Hauptwerk Le Vaisseaux de 74 Canons in vier Bänden (auch bei A.N.C.R.E. erschienen) bekannt. Dieser Band stellt eine Ergänzung des Hauptwerks dar.
Während "74 Canons" in vier Bänden um die Schiffe mit 74 Kanonen die Grundlagen des Französischen Marinekriegswesens im 18. Jahrhundert darstellt, ist dieser Band eine Ergänzung mit einer Beschreibung der grösseren Schiffe der Französischen Marine in der Zeit zwischen 1660 bis 1850. Der vorliegende Band enthält nur wenige Angaben zum Schiffbau; er ist daher eher als eine Fortsetzung der Reihe Le Vaisseaux de 74 Canons zu sehen; Bau, Takelage und Taktik, wie sie in Le Vaisseaux de 74 Canons dargestellt werden, sind in Les Vaisseaux 74 à 120 Canons nicht zu finden.
Das Buch enthält stattdessen eine detaillierte Darstellung sämtlicher (?) Linienschiffe der französischen Marine. Schwerpunkt sind die Schiffe mit drei Decks Vaisseaux à trois ponts des 17. Jahrhunderts und die Schiffe mit 120 Kanonen im 18. und 19. Jahrhundert. (Hier sei bemerkt, dass der Terminus "120 Kanonen" lediglich die Zahl der Pforten darstellt und nicht die Anzahl der tatsächlich mitgeführten Geschütze.) Jedes Linienschiff wird mit Plänen aus dieser Zeit dargestellt, z.T. auch aus dänischen Archiven (Fundquellen sind angegeben!!). Neben diesen Plänen wird auch der Lebenslauf der Schiffe kurz erläutert. Viele Pläne enthalten auch die Spanten, was für den Modellbauer natürlich besonders erfreulich ist. Wer die Pläne im Großformat haben möchte, kann den Angaben zur Fundquelle nachgehen, um die Pläne in Originalgröße zu suchen.
Der Band wird mit einer wunderbaren Darstellung der Heckverzierungen der Schiffe abgerundet. Dieser Teil ist mit damaligen Aquarellen illustriert und erhält die damalige vom Marineamt genehmigte Planung der Verzierungen (viele mit den Text vu et approuvé ("Gesehen und genehmigt") beschriftet und signiert). Für den Modellbauer ist hier eine wahre Fundgrube bezüglich der Ausschmückung der Schiffe der französischen Marine zu finden.
Als gutes Beispiel dient z.B. die Royal Louis. Das Modell gibt es von Heller im Massstab 1/200. Boudriot listet hier fünf Schiffe zwischen 1660 und 1850 auf; eins wurde in Républicain umgenannt. Da die Seitenrisse sich sehr ähnlich sind, konnte ich aber auf die Bilder der Ausschmückungen schauen und das Modell schnell identifizieren und damit zeitlich einordnen. Auch die verschiedenen Triton sind im Band erhalten und beschrieben.
Als kleines Extra gibt es im Buch auch ein Verzeichnis über die beschriebenen Schiffe mit Namen und den wichtigsten Daten.
Das Buch ist reichlich mit Bildern aus dieser Zeit illustriert. Dazu werden die ersten Seiten auch von eingeklebten Farbbildern geschmückt. Das Ganze verleiht den Band ein Gefühl von Exklusivität und Schönheit. Mit einigen wenigen Ausnahmen ist dieses wohl eins der schönsten Bücher, die ich in meinem Leben gesehen habe – und ich habe als Student in einem Antiquariat gearbeitet!

Die Ausstattung des Buches besticht durch ihre Qualität

Beispielseite

Jedes Schiff wird mit Plänen präsentiert; die Pläne enthalten auch die Spantenrisse


Beispielseite

Beispiel der Aquarelle der Ausschmückungen; das Heck der Royal Louis


Beispielseite

 

Fazit


Das Buch ist uneingeschränkt zu empfehlen.

Auch die französische Sprache sollte vom Kauf nicht abschrecken, da das Meiste durch die Illustrationen nachvollziehbar ist. Und der Preis? Diesen halte ich wirklich nicht für zu hoch.

Magnus Schmauch