Titel: The Young Sea Officer's Sheet Anchor (GB, 1808)
Autor: Darcy Lever
Sprache: Englisch
Verlag: Dover Publications Inc., 1998
ISBN: 0-486-40220-7
Preis: ab 13,99 Euro
Beschreibung
Dieses Buch ist keine Literatur die man flüssig herunterlesen kann wie einen Roman. Es handelt es sich um das britische Gegenstück zu William Brady's "The Kedge Anchor". Das Buch ist ein wenig älter als der genannte "Kedge Anchor" und kann somit auch ein wenig als sein Vorbild gelten. Denn wenn man die beiden Bücher direkt miteinander vergleicht, kommen einem einige Darstellungen schon bekannt vor.
Der Sheet Anchor ist vom Inhalt her nicht ganz so umfangreich. Er behandelt weniger Aspekte. Der Schwerpunkt liegt, wie der Name schon verkündet, auf der Takelage und den Segeln. Dafür ist sein großes Format sehr angehm. - Die Bilder würden sonst zu winzig und zu unscharf.
Wer also ein britisches Schiff der napoleonischen Zeit, wie z.B. die H.M.S. Victory oder die H.M.S. Surprise bauen und takeln möchte, sollte sich unbedingt dieses Buch zulegen!
Das Buch besitzt kein Inhaltsverzeichnis, wie wir es kennen. Es wird zwar "Inhalt" (Contents) genannt, es handelt sich dabei aber eher um ein Stichwortverzeichnis, welches in der Praxis für einen Seemann vielleicht nützlicher war.
Ansonsten gliedert sich das Buch in die Teile:
- Rigging and Sail (Takelage und Segel)
- Seamanship (Seemannschaft)
- "Appendix"
- "Dictionary of sea terms" ("Wörterbuch der See-Ausdrücke", wörtlich)"Appendix"
- zwei Seiten "Notes"
dazu ein paar amüsante "Critical Testimonials" in der Einleitung.
Darcy Lever, im Gegensatz zu William Brady, war kein Seemann, sondern eher ein Land-Gentleman und Soldat.
Dies war zu dieser Zeit allerdings keineswegs ungewöhnlich. Dr. William Burney, der die Ausgabe des "An Universal Dictionary of the Marine" von William Falconer 1815 revidierte, war Schulleiter. Johann Hinrich Röding ("Allgemeines Wörterbuch der Marine", 1794) war Teehändler. Damals gab man sich als Mann von Welt eben so seinen Hobbies hin...
John H. Harland (zusammen mit Mark Myers, "Seamanship in the age of sail") hat sich bei seinen Recherchen für sein Buch sehr stark auf Lever's Buch abgestützt.
Andere (zeitgenössische) Autoren, wie zum Beispiel Pieter Le Compte (Prakticale Zeevaartkunde, 1842) und Eduard Bobrik (Handbuch der Praktischen Seefahrtskunde, 1845) haben eindeutig Lever's Buch reichlich für ihre eigenen Zwecke "geplündert".
Was damals der zeitgenössischen Konkurrenz gut genug schien, um kritiklos übernommen zu werden, sollte für uns heute auch gut genug sein.
Fazit
Bei dem erhältlichen Paperback handelt es sich um einen Nachdruck der zweiten, erweiterten Auflage von 1819.
Die Stiche sind meistens recht aufschlußreich. Es ist eine authentische Quelle über die Vorgehensweisen in der englischen Marine.
Nachdem es 1808 zum ersten Mal veröffentlicht wurde und es sicher einige Jahre gedauert hat, das Material zu sammeln und das Buch zu schreiben und die Zeichnungen anzufertigen, darf man es ruhigen Gewissens als "Bibel" für alle diejenigen ansehen, die britische Schiffe aus der Zeit von ca. 1800 bis 1830 (und zum Teil sicher auch darüber hinaus) als Modell nachbauen wollen.
Pros und Contras kurz zusammengefasst:
+ Sehr guter Einblick in die Takelung eines Schiffes in der britischen Marine um 1808-1819
+ Sehr zuverlässige Quelle
+ aufschlußreiche Bilder
+ pure Fakten! - Kein Rätselraten späterer Generationen anhand von gefundenden Fragmenten.
+ Es ist sehr preiswert
- Es ist englisch
- Es ist etwas unübersichtlich.
Herbert Wengatz