23.09.1779 - 240 Jahre Schlacht von Flamborough Head
Quelle: Wikipedia Commons
Heute vor 240 Jahren, am Abend des 23. September 1779, versuchte im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg ein französisch-amerikanischer Verband unter John Paul Jones einen britischen Konvoi bei Flamborough Head anzugreifen. Es kam darauf zu einem Gefecht gegen die beiden britischen Kriegsschiffe unter Richard Pearson, die den Konvoi geleiteten (siehe Jahrestage auf Modellmarine und 235. Jahrestag der Schlacht von Flamborough Head). Der Verband von John Paul Jones bestand aus dem 40 Kanonen-Schiff USS Bonhomme Richard (ein ehemaliger Ostindienfahrer), der 36-Kanonenfregatte USS Alliance, der französischen 30-Kanonen-Kaperfregatte Pallas und der französischen Kaperbrigantine Vengeance. Der britische Konvoi wurde von dem britischen 44-Kanonenschiff HMS Serapis und dem bewaffneten ehemaligen Handelsschiff Countess of Scarborough geleitet. Den beiden britischen Schiffen gelang es, sich zwischen den Konvoi aus 50 Schiffen und den Verband Jones zu stellen, so dass der Konvoi in den Schutz der Festung von Scarborough entkommen konnte. Zwischen USS Bonhomme Richard und HMS Serapis kam es darauf zu einem langen Gefecht, während parallel die Countess of Scarborough von Pallas erobert wurde.
Serapis war in Bezug auf die Artillerie überlegen, aber nach einer Kollision zwischen den beiden Schiffen gelang es Jones die Bonhomme Richard längsseits der Serapis zu legen. In dem folgenden Duell auf sehr kurzer Entfernung zerstörte Serapis die Hauptartillerie der Bonhomme Richard und beschädigte das Schiff so schwer, dass es zu sinken drohte. Die zahlreichen Marinesoldaten in den Marsen der Bonhomme Richard gelang es aber die britischen Seeleute von den oberen Decks zu vertreiben. Von den anderen Schiffen griff nur die USS Alliance kurz in das Duell ein, traf mit drei Breitseiten aber jeweils beide Schiffe, also auch das das eigenen Verbands! Schließlich wurde die Schlacht durch eine glücklich in das britische Batteriedeck geworfene Granate entschieden, die dieses verwüstete. Die Serapis kapitulierte darauf und wurde von Jones übernommen. Die Bonhomme Richard war so schwer beschädigt, dass sie am Morgen des 25. September sank. Von den 322 Mann der Bonhomme Richard wurden mehr als 150 getötet oder verwundet, von den 284 Mann der Serapis wurden 130 getötet oder verwundet. Beide Seiten betrachteten die Schlacht als Sieg: die Amerikaner und Franzosen, da es ihnen gelang zwei britische Schiffe zu erbeuten; die Briten, da sie den Konvoi sichern konnten.
Dieser Artikel widmet sich primär dem Material zu der USS Bonhomme Richard. Über dieses Schiff gibt es Dank der Arbeit des leider schon verstorbenen Jean Boudriot umfangreiche Informationen inklusiver guter Pläne (siehe unten).
HMS Serapis
HMS Serapis war ein 1778-79 gebautes 44-Kanonenschiff der Roebuck-Klasse. 44-Kanonenschiffe waren kleine Zweidecker, die als Kreuzer verwendet wurden. Die Roebuck-Klasse war mit 20 18-Pfündern, 22 9-Pfündern und zwei 6-Pfündern bewaffnet. Serapis diente nach der Erbeutung bei der französischen Marine unter dem gleichen Namen, wurde aber schon 1781 vor Île Sainte-Marie bei Madagaskar durch einen Brand zerstört. Das Wrack wurde 1999 entdeckt. Von der Roebuck-Klasse gibt es Originalpläne im National Maritime Museum, zumindest vom Typschiff Roebuck und von dem Schwesterschiff Regulus. Serapis wurde nach Plänen der Roebuck gebaut, erhielt aber, wie Regulus nur eine Galerie auf dem Achterdeck (und keine Attrappe einer weiteren Galerie darüber). Dazu gibt es Pläne der Roebuck in Ships of the American Revolution and their Models von Harold M. Hahn und einen italienischen Modellbauplan der Serapis.
USS Bonhomme Richard
Bonhomme Richard wurde 1765 als Ostindienfahrer Duc de Duras für die Compagnie des Indes (französische Ostindienkompagnie) gebaut. Sie gehörte zur 900 t-Klasse, die von Anfang so geplant war, dass sie im Kriegsfall zu einem Kriegsschiff umgerüstet werden konnte. Sie hatte 26 Stückpforten für 12-Pfünder auf dem Hauptdeck und 26 Stückpforten für 8-Pfünder auf dem Oberdeck. Als Handelschiff war nur die Batterie auf dem Oberdeck vorhanden, die meisten Stückpforten auf dem Hauptdeck waren geschlossen, da dort die Landung untergebracht wurde. 1779 wurde sie zum Kreuzer für den Handelskrieg umgerüstet und in Bonhomme Richard umbenannt. Eigentlich sollte sie, wie im ursprünglichen Entwurf vorgesehen, als Zweidecker bewaffnet werden. Es konnten aber nicht genügend Kanonen aufgetrieben werden, weshalb sie als Demibatterie-Schiff bewaffnet wurde - was wohl auch ihrer Geschwindigkeit zugute kam. Auf dem Hauptdeck wurden nur achtern sechs 18-Pfünder aufgestellt, auf das Oberdeck kamen 28 12-Pfünder (es wurden die Stückpforten vergrößert und zusätzliche hinzugefügt) und auf dem Achterdeck sechs 8-Pfünder. Bei der ersten Fahrt waren noch zwei weitere 8-Pfünder auf der Back vorhanden, die aber danach entfernt wurden.
Plan der Bonhomme Richard
Titel: Bonhomme Richard 1779
Autor: Jean Boudriot
Verlag: Édition Ancre
Umfang: 26 Pläne (überwiegend 1/48, teilweise 1/64), Begleitbuch mit 64 Seiten
Preis: 135 €
Das Begleitbuch
Im 64seitigen, englischsprachigen Begleitbuch wird eingangs Captain John Paul Jones vorgestellt und die Schlacht am Flamborough Head kurz umrissen. Auf den Seiten zwölf bis 55 beschreibt der Autor seine Vorgehensweise bei der Rekonstruktion der Pläne und gibt nähere Erläuterungen zu den einzelnen Planblättern, wie etwa die Durchmesser einzelner Rahen oder Stangen im Maßstab.
Die letzten Seiten zeigen Schwarz-Weiß-Bilder eines Admirality Modells der Bonhomme Richard. Diese sind leider qualitativ mittelmäßig und eher wenig aussagekräftig.
Auf einem separat beiliegenden Blatt sind die Farben, welche zwischen 1650 und 1850 in der französischen Handels- und Kriegsmarine verwendet wurden, nebst Bezeichnung in Französisch und Englisch abgedruckt.
Der Plansatz
Der Plansatz besteht aus 26 gefalteten Blättern und ist im Maßstab 1/48 gehalten. Typisch für Boudriot ist die äußert genaue Wiedergabe sowie zum Größenvergleich die immer wieder neben dem Rumpf auftauchenden maßstäblichen Schiffsbauer. Im Längsschnitt erkennt man beispielsweise nicht nur die inneren Details, sondern gleichzeitig auch die Zusammensetzung des Kiel.
Die beiden ersten Blätter zeigen für den Modellbauer aufbereiteten Seiten-, Linien- und Spantenriss ähnlich jenen wie man sie von Modellbauplänen von Stahlschiffen kennt. Während Blatt drei den Holzplan wiedergibt sind auf den folgenden vier Plänen die Originalspanten einzeln, jeweils zur Hälfte herausgezeichnet. Hierbei kann man gut erkennen ob und wie stark sich die Spanten nach vorn bzw. achtern verjüngen.
Auf Plan acht werden die Position und Form der Bugspanten und die Krümmung des Decksprungs der einzelnen Decks dargestellt.
Tafel neun gibt die Beplankung des Unterwasserschiffes wieder, zehn und elf die Zusammensetzung von Gallion und Heckgalerie.
Die Pläne 12 bis 15 zeigen die einzelnen Decks samt Details wie Beplankung und Position der Holznägel sowie Außenansichten von mehreren Seiten und verschiedene Querschnitte.
Auf den Blättern 16 bis 20 sind die übrigen Anbauteile und Ausrüstungsgegenstände von den Kanonen über Beiboote bis zu den Rahen abgebildet.
Plan 21 bis 25 behandelt die Takelage des Dreimasters.
Auf dem letzten Blatt Nr. 26 werden erneut Spanten-, Linien- und teils der Seitenriss gezeigt. Diesmal sind die Lagen der einzelnen Decks, die Positionen der Decksbalken und die Abschlüsse und Übergänge der Außenplanken und Spanten zum Kiel hin dargestellt.
Fazit
Wegen des im historischen Schiffsmodellbaus nicht unüblichen Maßstabes 1/48 fallen die einzelnen Tafeln teils sehr groß aus und benötigen beim Nachbau eine entsprechende Auflagefläche. Sehr vorteilhaft ist aber die Tatsache, dass man einzelne Elemente direkt abmessen und auf den Werkstoff übertragen kann und die potentielle Gefahrenquelle des Umrechnens entfällt. Boudriot Pläne sind in Bezug auf Details mit die umfangreichsten ihrer Art und sind:
sehr empfehlenswert
Buch John Paul Johns and the Bonhomme Richard
Titel: John Paul Jones and the Bonhomme Richard
Autor: Jean Boudriot
Verlag: Édition Ancre
Erscheinungsjahr: 1987
Umfang: 128 Seiten mit zahlreichen Plänen, Zeichnungen, Karten und farbigen Abbildungen
Preis: zuletzt 48 €, heute nur noch antiquarisch erhältlich
Boudriot hat parallel zu dem Plan auch ein englisch-sprachiges Buch herausgegeben, in dem er die Rekonstruktion der Bonhomme Richard beschreibt. Er behandelt die verschiedenen Quellen, wobei erst die verschiedenen erhältlichen Pläne und Aufzeichnungen ähnlicher Ostindienfahrer untersucht. Auf der Basis dieser und der erhältlichen Unterlagen über den Umbau hat er einen Plan der Bonhomme Richard gezeichnet. Dieser Plan ist einzeln erhältlich (siehe Besprechung oben), aber auch in dem Buch abgedruckt (siehe Beispielseite unten). Die Pläne sind meist über zwei Seiten gedruckt, so dass viele Details erkennbar sind. Allerdings ist nicht immer ein Maßstab erkennbar und die Mitte des Plans verschwindet leider. Es ist ein Genuss diese Pläne genauer zu betrachten - insbesondere in Kombination mit der oft genauen Beschreibung. Für den Modellbau sind sie aber leider aus den oben genannten Gründen nicht optimal, da fährt man besser mit dem extra erhältlichen Plänen.
Der Rekonstruktion des Schiffs schließt sich ein Kapitel über die Kanonen und sogar über die Handwaffen an Bord der Bonhomme Richard an. Hier finden sich einige Originalpläne, Vergleichszeichnungen und neu gezeichnete Pläne.
Auf die Rekonstruktion der Bewaffnung folgt ein kurzes Kapitel über die Besatzung. Danach beschreibt Peter Reaveley sehr detailliert die Schlacht von Flamborough Head. Illustriert ist dieses Kapitel mit Karten der verschiedenen Phasen der Schlacht sowie eindrucksvollen farbigen Bildern von William Gilkerson (siehe auch das von ihm gemalte Titelbild und die Beispielseite unten). In diesem Kapitel findet man auch einen abgedruckten Originalplan (Seitenansicht, Rumpflinien) und eine kurze Beschreibung des 44-Kanonenschiffs HMS Serapis.
Als nächstes findet man ein kurzes Kapitel über die Uniformen der Offiziere auf der Bonhomme Richard von James W. Cheevers. Illustriert ist dieses Kapitel mit Bildern von William Gilkerson sowie Uniformtafeln von Michel Pétard, von dem auch Tafeln mit Offizieren und Soldaten des Regiments Walsh-Sérrent im Kapitel davor zu finden sind - dieses Regiment stellte die Marinesoldaten an Bord. Thomas C. Gillmer analysiert in einem weiteren kurzen Kapitel die (nicht sehr eindrucksvollen) Segeleigenschaften des Schiffs, danach ist eine 3D-Rekonstruktion von Libby Signell, Cherzyl Souza, Lora Dawson und Mark Moeller enthalten. Diese war in den späten 1980er wahrscheinlich eindrucksvoll, wirkt heute allerdings merkwürdig. Den Abschluss bildet ein Kapitel über den Bau eines Modell von François Ayrault, das zum Zeitpunkt des Drucks noch nicht fertig war. Die Schwarz-Weiß-Fotos sind dazu etwas unscharf, was teilweise auch dem rauen Papier geschuldet ist.
Fazit
Das Buch über die Bonhomme Richard bietet zahlreiche Informationen über das Schiff - sowohl die benutzten Quellen, als auch Originalpläne und die Pläne von Boudriot. Die Beschreibung der Schlacht ist lesenswert und die enthaltenen Bilder und Pläne sind beeindruckend. Jetzt muss man nur noch ein Modell des Schiffs selbst bauen - hoffentlich bis zum 250. Jahrestag. Wer sich den Plansatz mit dem Begleitbuch kauft, braucht dieses Buch wohl nicht unbedingt, da das meiste in beiden enthalten ist. Für die, die wie ich, das Buch billig auftreiben können, ist es
sehr empfehlenswert
Sven (Besprechung des Plans), Lars (Besprechung des Buchs)