Wilson, hinten Vincennes

Das Original

Aus dem Ersten Weltkrieg erbte die US-Marine einen Überschuss an Zerstörern – die Glattdecker der Caldwell-, Wickes- und Clemson-Klasse. Erst 1932 wurde wieder eine neue Klasse begonnen.

Die neuen Schiffe erhielten eine erhöhte Back und 12,7 cm-Geschütze, die wie die Feuerleitung für Seezielbekämpfung und Flugabwehr geeignet waren. Nach der Farragut- und Mahan-Klasse wurde eine Serie von drei sehr ähnlichen Klassen gebaut: die Gridley-, Bagley- und Benham-Klasse. Diese Schiffe unterschieden sich von den Vorgängern dadurch, dass sie ein 12,7 cm-Geschütz weniger erhielten, dafür aber ein Vierfachtorpedorohr mehr. Die Anzahl der Schornsteine wurde auf einen reduziert. An den Schornsteinen lassen sich die drei Klassen auch unterschieden. Bei der Benham-Klasse fielen die Rauchabzugskanäle deutlich weniger auffällig als bei der sonst ähnlichen Bagley-Klasse aus, da man mit einem Kessel weniger auskam. Insgesamt wurden von der Benham-Klasse zehn Schiffe gebaut (DD 397-399 sowie DD 402-408), eines davon, USS Wilson (DD 408) ist das Thema dieses Artikels.

Wilson war 104 m lang und 10,8 m breit. Ihre Verdrängung betrug voll beladen etwa 2450 ts. Ihre zwei Turbinen und drei Kessel leisteten 50 000 PS, womit bei den Versuchsfahrten im schweren Zustand 37,9 Knoten erreicht wurden.

Bewaffnung 1942

4 x 12,7 cm L/38 (Einzellaffetten)
6 x 2 cm Oerlikons (Einzellafetten)
8 x 53,3 cm Torpedorohre (zwei Vierlinge)
Wasserbomben

Wilson

USS Wilson wurde von 1937-39 auf der Marinewerft Puget Sound in Bremerton gebaut und als Teil der Pazifikflotte in Dienst gestellt. Im Juni 1941 wurde sie in den Atlantik verlegt, wo Geleitschiffe für die Neutralitätspatrouillen gebraucht wurden. Im März 1942 wurde sie zur Unterstützung der britischen Home Fleet nach Scapa Flow verlegt. Schon im Mai wurde sie zurück zur amerikanischen Ostküste und von dort im Juni in den Pazifik beordert. Dort war sie an der Invasion von Guadalcanal und Tulagi am 7.8.1942 beteiligt. In der Nacht vom 8. auf den 9. August bewachte sie gemeinsam mit den Schweren Kreuzern Vincennes, Astoria und Quincy sowie den Zerstörer Helm die nördliche Zufahrt zwischen Savo und Tulagi. Dort wurden sie, wie schon zuvor die alliierten Schiffe, die die südliche Zufahrt bewachten, von den japanischen Schweren Kreuzern Chokai, Furutaka, Kako, Aoba und Kinugasa und den Leichten Kreuzern Tenryu und Yubari unter Mikawa überrascht. Die folgende Schlacht von Savo Island war eine Katastrophe für die Alliierten, da vier Schwere Kreuzer versenkt und einer schwer beschädigt wurde. Wilson selbst blieb aber unbeschädigt.

1943 wurde Wilson wiederholt erneut um Guadalcanal herum eingesetzt, im Wesentlichen als Geleitschiff. Im November war sie Teil der Gruppe, die Rabaul angriff und schoss zwei japanische Flugzeuge bei deren Gegenangriff ab. Es folgten weitere Geleiteinsätze für Trägerkampfgruppen, u.a. bei der Invasion von Makin und Tarawa sowie bei Angriffen auf Truk, Saipan und Tinian. Im Dezember 1944 war sie Teil des Geleitschutzes eines Konvois nach Mindoro, der schweren Luftangriffen ausgesetzt war. Hierbei war sie erneut an mehreren Abschüssen beteiligt, genauso einen Monat später im Golf von Lingayen, wo sie auch am Küstenbeschuss beteiligt war. Auch vor Okinawa im April 1945 war sie an Abschüssen beteiligt, wurde aber am 16.4.1945 selbst von einem Kamikaze getroffen, wobei fünf Mann der Besatzung getötet wurde – die Bombe des Kamikazes selbst aber nicht explodierte. Nach kurzen Reparaturen in der Region folgten weitere Einsätze vor Okinawa. Nach Kriegsende wurde sie u.a. in China eingesetzt, im Dezember 1945 war sie zurück an der Westküste. Dort wurde sie zu den Atombombentests im Bikini Atoll abgeordnet. Die Tests im Juni und Juli 1946 überlebte das Schiff, wurde dann am 29.8.1946 außer Dienst gestellt und am 8.3.1948 vor Kwajalein versenkt. USS Wilson erhielt 11 battle stars für ihre Einsätze im Zweiten Weltkrieg.

Das Modell

Für die Ausstellung Faszination Modellbau Bremen 2008 hatten wir im Rahmen der IG Waterline und des Modellboards beschlossen, zusammen ein Diorama der Schlacht von Savo Island im Maßstab 1/700 auszustellen. Wir übernahmen das Modell des Zerstörers USSWilson, was wir aus dem Bausatz von Midship Models bauten.

Obwohl der Bausatz die Darstellung der Stack und weiterer Schiffe der Benham-Klasse ermöglichen soll und die Konfiguration, die unsere Wilson erhalten sollte, auch auf dem Deckelbild dargestellt wird, ist der Bau nicht ohne Umbauten möglich. Das fängt mit dem Schornstein an. Die für die Benham-Klasse vorgesehen Teile 33-35 ergeben einen viel zu schmächtigen Schornstein. Basierend auf den vorliegenden Zeichnungen aus dem Plastic Ship Modeler und Terzibatschitsch haben wir aus den Teilen 7 und 8 (Schornstein für die Bagley-Klasse) den oberen Teil herausgeschnitten und auf Teil 35 geklebt. Die Übergänge wurden verspachtelt, was dann einen Schornstein ergab, der wenigstens halbwegs den doch recht massiven Schornstein der Benham-Klasse entsprach. Die angegossenen Steigeisen wurden abgeschliffen und ein Dampfrohr ergänzt. Die Gitter der Schornsteinöffnung stammen aus dem Ätzteilsatz von Midship Models.

Der genaue Zustand der Wilson zur Zeit der Schlacht von Savo Island war schwierig zu ermitteln. Die gefundenen Photos zeigten sie entweder deutlich früher oder später. Wilson gehörte zu den Schiffen der Benham-Klasse, die 1941 als Teil der Atlantik-Flotte modifiziert wurden. Dazu gehörte offensichtlich die Reduktion des Toppgewichts. Der Aufbau vor Geschütz 3 (Teil 21) wurde entfernt, dafür kam ein Deckshaus mit zwei Oerlikons hinter den Schornstein. Dieses haben wir aus Teil 21 gebaut und die Splitterschutzschilde neu gemacht. Genauso haben wir zwei weitere Positionen für Oerlikons auf dem achteren Aufbau (Teil 14) ergänzt. Wann genau diese gegen 4 cm-Bofors-Zwillinge ausgetauscht wurden, war uns nicht bekannt – wahrscheinlich erst bei dem Werftaufenthalt Ende 1942 in Mare Island. Auf jeden Fall waren die achteren beiden Torpedorohre von Bord gegeben worden. Neben deren ehemaligen Position kam ein neues Schanzkleid, dahinter jeweils zwei Wasserbombenwerfer plus geätzten Ladekränen.

Wilson

Die vorderen geschlossenen 12,7 cm-Lafetten wurden gegen Teile von Niko Models (ZW 7016U), die achteren offenen Lafetten gegen Teile vom gleichen Hersteller (ZW 7002U) ausgetauscht. Ein Teil der Schwesterschiffe der Wilson hatten 1942 vier geschlossene Lafetten, für Wilson fanden wir keine entsprechenden Hinweise. Die Torpedorohre stammen aus dem Bausatz. Die 2 cm-Oerlikons wurden durch Teile von Paper Lab ersetzt. Dem Ätzteilsatz von Midship Models für diese Klasse liegen übrigens geätzte Oerlikons bei - allerdings fehlt ausgerechnet das einzige Teil, was als Ätzteil sinnvoll ist: das Schutzschild. Die dreidimensionalen Weißmetallteile von Paper Lab sehen sowieso besser aus. Für die Wasserbombenwerfer am Heck wurden die Spritzguss- und Ätzteile des Bausatzes kombiniert.

Der Mast besteht wie die Stenge auf dem achteren Aufbau aus Draht. Die Rah und der SC-1-Radar sind Ätzteile von Midship Models, genauso der Feuerleitradar Mk 4 vor dem Mk 37-Feuerleitgerät. Aus dem gleichen Satz kommen auch die Abstützungen der Brückennocks. Zuletzt wurden noch die Beiboote und Rettungsinseln ergänzt und ein geätzter Anker angebracht – aber nur an Backbord, da die Schiffe aus Gewichtsgründen nur einen mitführten. Die Takelung erfolgte mit gezogenen Gussast – nachgespannt mit einem Heißspachtelgerät.

Wilson

Wilson war im August 1942 im Schema 21 gestrichen. Das Navy Blue 5-N haben wir mit Vallejo 964 Field Blue und das Deck Blue 20-B mit Vallejo 994 Dark Grey dargestellt. Gealtert wurde mit diversen Ölfarben. Die Kennnummern sind Abziehbilder von Midship Models aus dem Bausatz.

Quellen

Wilson

Lars und Carsten