Das Original
Die taiwanesische Kang Ding-Klasse wurde aus den französischen Fregatten der La Fayette-Klasse entwickelt. Letztere wurde entworfen, um einerseits unabhängig, z.B. zum Schutz der französischen Überseeterritorien, andererseits aber auch als Teil von Trägerkampfgruppen operieren zu können. Der Schwerpunkt ist die Antischiffsbekämpfung, die Flugabwehr ist auf eine Nahbereichsabwehr beschränkt und auf eine U-Jagd-Ausrüstung wurde ganz verzichtet. Die Besonderheit der Klasse ist, dass bei ihr zum ersten Mal konsequent bei einem Kriegsschiff Maßnahmen zur Verringerung der Radar- und Infrarotsignatur angewendet wurden, weshalb sie stealth-Fregatten genannt werden. Für die französische Marine wurden fünf Schiffe gebaut, der Entwurf war aber auch für den Export vorgesehen. Bis heute wurden sechs Schiffe für Taiwan (Kang Ding-Klasse), drei vergrößerte für Saudi-Arabien (Al-Riyadh-Klasse) und sechs verkleinerte für Singapur (Formidable-Klasse) gebaut.
Die Kang-Ding-Klasse, ursprünglich Projekt Bravo bzw. Kuang Hua II, ähnelt der La Fayette-Klasse stark und ist ebenso für die Antischiffsbekämpfung ausgelegt. Allerdings ist sie auch für die U-Jagd ausgelegt. Die Klasse wurde unter problematischen Bedingungen gebaut. Die französische Regierung untersagte wegen des Konflikts zwischen der Volksrepublik China und der Republik China (Taiwan) den Verkauf von französischen Waffensystemen. Die Bewaffnung stammt also aus US-amerikanischen und taiwanesischen Quellen, wodurch sich Probleme mit der Kompatibilität der Systeme, u.a. der Software ergeben. Um trotzdem den Auftrag zu erhalten, gab es gewaltige Schmiergeldzahlungen von Seiten der Hersteller an die taiwanesischen Verantwortlichen (dazu gibt es eine Reihe von ungeklärten Todesfällen und Versuche, die französische Regierung entsprechend zu beeinflussen).
Statt eines 10 cm und zwei 2 cm-Geschützen, haben die taiwanesischen Schiffe eine 7,62 cm OTO-Breda, zwei 4 cm und ein 2 cm-Phalanx. Die Exocet wurden durch taiwanesische Hsiung Feng 2-Antischffsraketen ersetzt. Die U-Jagdbewaffnung besteht aus einem Sikorsky S-70C(M) Thunderhawk-Bordhubschrauber (taiwanesische Version der Seahawk) und 32,4 cm-Torpedos, im Gegensatz zu den französischen Schiffen ist auch ein Bug- und Schleppsonar vorhanden. Neben der Software-Probleme ist die Flugabwehr ein wesentliches Problem der Kang Ding-Klasse: sie verfügt nur über das veraltete Sea Chaparall-System, eine Variante der AIM-9D Sidewinder aus den 60ern, was nicht gegen Raketen verwendet werden kann.
Die Kang Ding ist 124,2 m lang und 15,4 m breit. Voll beladen verdrängt sie 3800 t. Ihre vier Diesel leisten 21000 PS, womit 25 Knoten erreicht werden.
Bewaffnung:
1 x 7,62 cm L/62 Oto Melara Mk 75
2 x 4 cm L/70 Bofors (zwei Einzellafetten)
1 x 2 cm L/76 Phalanx Mk 15 mod2 (sechsrohriges Gatling)
2 x Vierfachstarter für Hsiung Feng II-Anti-Schiffraketen
1 x Vierfachstarter für Sea Chaparrel-Flugabwehrraketen
2 x 32,4 cm-Drillingstorpedorohre Mk 32
1 Sikorsky S-70C(M) Thunderhawk-Bordhubschrauber
Die Kang Ding (PFG-1202) wurde von 1993 bis 1996 bei DCN in Lorient gebaut und von der China SB Corporation in Kaohsiung ausgerüstet. Sie ist Teil der 124. Attack Squadron, welche in Tsoying ihren Heimathafen hat.
Das Modell
Die Kang Ding habe ich aus dem Bausatz von Veteran Models im Maßstab 1/700 gebaut. Ich habe mich für die Wasserlinienvariante entschieden. Der Zusammenbau war weitgehend problemlos. Die kleinen Spalten am Übergang des Rumpfteils zu dem Aufbau hinter der Brücke bzw. zu den Mast/Schornstein-Kombinationen habe ich mit einem Heißwachsspachtelgerät verschlossen. Dies habe ich auch benutzt, um ein paar Luftblasen im Resin des Rumpfteils zu verschließen.
Die Rohre der 4 cm-Geschütze sowie die Mastspitze waren verbogen. Nachdem ich sie für ein paar Sekunden in kochendes Wasser gehalten hatte, nahmen sie aber wieder die richtige Form ein - und haben diese immer noch.
Insgesamt wurde die Kang Ding direkt aus dem Kasten gebaut, ich habe lediglich vier Peitschenantennen an der Brücke aus gezogenen Gussast ergänzt.
Die Bemalung erfolgte mit Vallejo 154 Signalgrau für die vertikalen Flächen und Vallejo 164 Graublau Dunkel für die Decks. Die Back habe ich ebenfalls mit Signalgrau bemalt - auf den Fotos, die auf einer im Bausatz enthaltenen CD-R beiliegen - findet man die Back sowohl im Hellgrau des Rumpfs, als auch im Dunkelgrau der Decks gestrichen. Ich fand, dass das Hellgrau an der Position mal was anderes ist. Die Satellitenantenne auf dem Hangar, die beiden Thales 20V90-Navigationsradars (Teil A8) und die Rettungsinseln (Teil A4 und A5) sind mit Vallejo 004 Cremeweiss bemalt. Die Tore an der Seite der Aufbauten, hinter denen die Beiboote gelagert sind, bestehen im Original aus einer Gitter-artigen Struktur, durch die man sehen kann. Sie wirken aus einer größeren Entfernung braun, ich habe sie mit Vallejo 139 Mahagonibraun bemalt. Der Thunderhawk-Bordhubschrauber ist mit Vallejo 154 Signalgrau gestrichen.
Die Abziehbilder, die mit der Unterseite nach oben auf den Bogen gedruckt sind, haben gut gepasst. Das Hoheitszeichen auf dem Hubschrauber entspricht wohl einer frühen Variante, auf den meisten Fotos ist es in sehr viel dezenteren Farben gehalten.
Quellen
- naval-technology.com: Kang Ding Class Frigates, Taiwan
- netmarine.net: Les frégates furtives type La Fayette dans le monde
- Wikipedia (engl.): La Fayette class frigate
- Wikipedia (dt.): La-Fayette-Klasse
- TaiwanNavalPower.org: Detailfotos der Kang Ding
- La frégate furtive Aconit von Raymond Reboul in Navires & Histoire 16 Februar 2003
- The Encyclopedia of Warships from World War II to the present day von Robert Jackson (Herausgeber), London, 2006
- Jane's Fighting Ships 2005-2006
- Weyers Flottenhandbuch 2005/2007
- globalsecurity.org: Kang Ding-class [La Fayette] Frigate
- BBC: Book delves into frigate scandal
- Sikorsky S-70C(M) Thunderhawk
Lars