Das Original
Der Eisbrecher Burton Island war eines der acht Schiffe der Wind-Klasse. Der Entwurf der Klasse orientierte sich an der schwedischen Ymer (1) von 1933 und die Schiffe waren die ersten echten US-amerikanischen Eisbrecher. Der Antrieb war diesel-elektrisch, was sowohl die notwendige Flexibilität und Wirtschaftlichkeit des Antriebs ermöglichte, als auch gegen die Erschütterungen beim Eisbrechen unempfindlicher sein sollte. Der Rumpf war typisch für damalige Eisbrecher: sehr breit, aber zu den Enden relativ spitz zulaufend. Die Bug- und Heckform sollte das Eisbrechen in beide Fahrrichtungen ermöglichen. Der Rumpf wurde sowohl in Bezug auf die inneren Spanten als auch die Außenhaut sehr stabil gebaut. Am Bug war eine zusätzliche Schraube angebracht, die helfen sollte, das Eis zu zerschlagen – was sich aber nicht bewährte.
Alle Schiffe erhielten anfangs eine Bewaffnung. Während die ersten Schiffe als schwerste Geschütze anfangs 7,62 cm-Geschütze hatten, erhielten die meisten Schiffen in US-Diensten im Zweiten Weltkrieg zwei 12,7 cm-Zwillingstürme, drei 4 cm-Vierlinge, sechs 2 cm-Geschütze plus Wasserbomben. Anfangs war dazu ein Grumman J2F-5 Duck-Bordflugzeug vorhanden, was aber nur von Wasser aus starten konnte. Nach dem Krieg wurde die Bewaffnung reduziert, typisch war ein 12,7 cm-Einzelturm vorne plus anfangs noch die 4 cm-Vierlinge. Achtern kam ein Hubschrauberlandedeck hinzu, später ein einziehbarer Hangar.
Ursprünglich waren vier Schiffe für die Küstenwache geplant und 1942 auf Kiel gelegt: Northwind, Eastwind, Southwind und Westwind (urspr. AGB-278 bis -281). 1943 wurde Northwind als Severni Veter (später Kapitan Belousov) an die russischen (sowjetischen) Marine geliehen und ein Ersatzbau mit dem gleichen Namen (AGB-282) in Auftrag gegeben. 1945 wurden auch Southwind als Admiral Makarov und Westwind als Severni Polius ebenfalls an die russische Marine ausgeliehen und zwei weitere Ersatzbauten – Burton Island (AGB-283, bei der Marine AG-88) und Edisto (AGB-284, bei der Marine AG-89) – 1946 auf Kiel gelegt, die nicht an die Küstenwache, sondern an die US-Marine geliefert wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen zwei der ehemaligen russischen Schiffe an die US-Marine und wurden erneut umbenannt: Staten Island (AGB-5, ex Kapitan Belousov ex Severni Veter ex Northwind) und Atka (AGB-3, ex Admiral Makarov ex Southwind). Burton Island wurde in AGB-1 und Edisto in AGB-2 umklassifiziert. Eastwind ging zurück an die Küstenwache, wo alle Schiffe ab 1949 eine WAGB-Nummer erhielten. 1951-54 wurde in Kanada ein weiteres Schiff, die Labrador, für die kanadische Marine gebaut, was 1958 unter zivile Kontrolle und 1962 zur kanadischen Küstenwache kam. Die vier Schiffe der US-Marine wurden 1965-66 zur US-amerikanischen Küstenwache transferiert, wobei Atka zurück in Southwind umbenannt wurde und alle ihre alten Kennnumern (nur mit WAGB statt AGB) erhielten. In den 1960ern wurde Eastwind, in den 1970ern Staten Island, Southwind, Burton Island und Edisto und in den 1980ern Westwind, Northwind (beide hatten zwischenzeitlich neue Maschinen und einen höheren Schornstein erhalten) und Labrador (ebenfalls stark modifiziert) außer Dienst gestellt. Alle Schiffe wurden verschrottet.
Burton Island war 82 m lang und 19,4 m breit. Bei Indienststellung verdrängte sie 6515 ts und hatte einen Tiefgang von 7,8 m. Ihre sechs Diesel trieben sechs Generatoren, die wiederum drei Elektromotoren und zwei Schrauben achtern und eine vorne trieben. Die Gesamtleistung war 12000 PS, womit 1967 13,4 Knoten erreicht wurden (anfangs 16,8 Knoten).
Burton Island wurde 1946 von der Western Pipe and Steel Company in Los Angeles gebaut und am 28.12.1946 als AG-88 bei der US-Marine in Dienst gestellt. Ihr Heimathafen war meist San Diego. 1947 wurde sie zum ersten Mal in der Antarktis für ein Forschungsprojekt (Operation Highjump) eingesetzt – zahlreiche weitere Expeditionen in die Polarregionen folgten. 1949 erfolgte die Umklassifizierung in AGB-1. Von 1948-56 nahm sie an 19 Expeditionen in die Arktis und nach Alaska teil. Dazu gehörte die Erforschung der Nordwestpassage. 1962 gelang ihr ein Rekord für ein Überwasserschiff, als sie nördlich von Alaska 79° 11’ Nord durchs Packeis erreichte. Auch zur Erforschung der Antarktis wurde Burton Island eingesetzt (Operation Deep Freeze, ab 1955/56 fand jedes Jahr eine derartige Expedition statt), wobei sie 1958 das japanische Polarforschungssschiff Soya rettete. 1960 befuhr sie zusammen mit dem Eisbrecher USS Glacier erstmals die Bellingshausen-See. Ende 1966 wurde Burton Island zur Küstenwache überstellt und als WAGB-283 am 15.12.1966 in Dienst gestellt. Sie nahm weiter an der Erforschung der Antarktis teil. 1975 gelang ihr ein weiterer Rekord, als sie in der Amundsen-See 73º 35’ Süd erreichte.? Am 9.5.1978 wurde sie außer Dienst gestellt und später verschrottet.
Das Modell
Anstoss für dieses Modell gab ein Foto auf der Schachtel des Soya-Bausatzes von Seals Models – dort ist die Soya zusammen mit der Burton Island abgebildet, die der Soya während derer 2. Expedition zu Hilfe kommen musste. Eine Darstellung beider Schiffe habe ich schnell verworfen, da der Seals Models-Bausatz ohne größere Umbauten nur die Darstellung der Soya ab der 3. Expedition erlaubt. Da es aber zwei Bausätze der Wind-Klasse gibt – von Loose Cannon und Niko Models – beschäftigte ich mich näher mit der Klasse. Es sollte eine Darstellung als Polarforschungsschiff werden – beide Bausätze zeigen die Eastwind aber mit voller Bewaffnung im Zustand von 1944. Also war auf jeden Fall ein Umbau notwendig. Die Zustände mit grauen Anstrich bei der U.S. Marine – also auch der Zustand der Burton Island, als sie die Soya 1958 rettete – schieden bald aus. Am Attraktivsten war der Anstrich mit roten Rumpf – also ein Bauzustand der späten 1970er Jahre. Also beschloss ich den Loose Cannon-Bausatz der Eastwind in die Burton Island im Zustand von 1976 umzubauen. Da ich keine guten Zeichnungen dieses Bauzustandes auftreiben konnte, orientierte ich mich an Fotos.
Zuerst wurde der Unterbau für den vorderen 12,7 cm-Turm auf der Back, die Lademaschine (Übungsgerät für die 12,7 cm-Geschütze) mittschiffs, Splitterschutzschilde für 2 cm-Oerlikon sowie weitere Details am vorderen Aufbau und am Heck entfernt. Das Schanzkleid mittschiffs wurde mit Plastikplatten nach achtern verlängert und dabei auch gleich Sinkstellen am vorderen Teil des Schanzkleids verspachtelt. Am Bug mussten noch die drei Öffnungen im Schanzkleid freigelegt werden. Achtern musste der V-förmige Ausschnitt am Heck, der zum Schleppen von anderen Schiffen im Eis diente, vergrößert werden.
An allen Decks musste unten recht mühsam ein Anguss abgeschliffen werden. Das erste Aufbaudeck war zudem vorne verbogen und brach dort auch beim Schleifen. Es lies sich aber, nachdem ich es in kochendes Wasser gehalten habe, leicht wieder zurecht biegen. Der Splitterschutz für den 4 cm-Vierling auf diesem Deck wurde hinten geöffnet – dieser Splitterschutz blieb bis zur Außerdienststellung an Bord.
Auf dem nächsten Brückendeck – das Teil mit dem Schornstein – wurde die geschlossene Reling und die beiden seitlichen Plattformen entfernt. Beim nächsten Deck, dem Brückendeck, waren mehr Veränderungen notwendig. Einerseits standen die Brückennocks bei der Burton Island über den Aufbau seitlich hinaus, müssen also entsprechend verlängert werden. Andererseits war sie anscheinend das einzige Schiffe, in der die Brückennocks auch verkleinert wurden und so keinen Platz mehr für 4 cm-Vierlinge boten. Ich habe hier keine Pläne gefunden, die Form ist also nur meine Interpretation, die auf den diesbezüglich nicht sehr deutlichen Fotos beruht. Das Brückenhaus selbst ist auch leicht verändert, d.h. hinten habe ich das Deck daran abgeschnitten (was wohl unnötig war!) und oben auf dem Dach eine kleine Plattform entfernt. Bei dem schmalen Deck auf der Vorderseite der Brücke wurde der Splitterschutz und die Plattform für die 2 cm-Oerlikons entfernt.
Bei Burton Island wurde an Backbord an der Stelle der Position eines Landungsboots bei den meisten Schwesterschiffen ein kleiner Aufbau unter dem Flugdeck errichtet. Bei den Wänden in Richtung Schiffsmitte konnte ich nur spekulieren, wie sie verlaufen, da man sie auf den Fotos (und am fertigen Modell) so gut wie gar nicht sehen kann. Die Schrägstellung der hinteren Wand beruht nur darauf, dass ich da einem Niedergang auf dem Deck ausgewichen bin und zu faul war, diesen entweder zu entfernen oder die Wand unten entsprechend zu modifizieren. Wie gesagt: davon sieht man am fertigen Modell praktisch nichts mehr.
Das Hubschrauberdeck selbst ist entsprechend auch asymmetrisch und wurde auf den achteren Aufbau geklebt.
Lars