Das Original
Wichita war der 18. und letzte Schwere Kreuzer der U.S. Marine, der im Rahmen der Washingtoner und Londoner Flottenverträge erlaubt war und gebaut wurde. Ursprünglich sollte Wichita das achte Schiff der New Orleans-Klasse werden, wurde aber dann als Schwere Kreuzer-Veriante der Brooklyn-Klasse gebaut.
Deren Rumpf sollte eine größere Reichweite ermöglichen, dazu wurde der Freibord erhöht und so die Seetüchtigkeit verbessert. Durch das Verlegen der Anlagen für die Bordflugzeuge ins Heck konnte die Flak verbessert aufgestellt werden, u.a. konnte Geschütze der schweren Flak so aufgestellt werden, dass sie direkt nach vorne und hinten schießen konnten. Als schweres Flakgeschütz kam hier zum ersten Mal das neue L/38-Geschütz zum Einsatz – einmalig für US-amerikanische Kreuzer als Einzellafetten. Auch die schwere 20,3 cm-Artillerie wurde verbessert. Die Rohre hatten in den Drillingstürmen erstmalig unabhängige Höhenrichtung. Dazu war der Abstand zwischen den Rohren vergrößert, was die Streuung der Salven verringerte. Da der Turm so entsprechend breiter ausfiel, wurde die Barbette konisch gestaltet, um den Gewichtszuwachs einzuschränken. Ein Nebeneffekt war, dass die Panzerung so durch die Schrägstellung verbessert wurde. Zusätzlich wurde die Panzerung durch einen dickeren Seitenpanzer und dickere Panzer an den Türmen und Barbetten im Vergleich zur vorausgegangen Vincennes verstärkt.
Wichita blieb ein Einzelschiff, war aber der Ausgangspunkt für die Entwicklung der wesentlich größeren Baltimore-Klasse, die im Zweiten Weltkrieg ohne die Einschränkung der Flottenvertrage gebaut wurde.
Wichita war 185,42 m lang und 18,82 m breit. Voll belanden verdrängte sie bei Indienststellung 13 015 ts, 1945 stieg die Verdrängung auf 14 611 ts. Der Antrieb erfolgte mit vier Turbinen und acht Kesseln, die insgesamt 100 000 PS leisteten, womit 32,5 kn bei Indienststellung und 32 kn 1944 erreicht wurden.
Bewaffnung 1939
9 x 20,3 cm L/55 (drei Drillingstürme)
8 x 12,7 cm L/35 (vier geschlossene und vier offene Einzellafetten)
8 x 1,27 cm MG (Einzellafetten)
4 Curtiss SOC Seagull-Bordflugzeuge
Bewaffnung Dezember 1943
9 x 20,3 cm L/55 (drei Drillingstürme)
8 x 12,7 cm L/35 (vier geschlossene und vier offene Einzellafetten)
20 x 4 cm L/56 Bofors (vier Vierlinge, zwei Zwillinge)
18 x 2 cm L/70 Oerlikon (Einzellafetten)
4 Curtiss SOC Seagull-Bordflugzeuge
Die Wichita wurde auf der Marinewerft Philadelphia von 1935 bis 1939 gebaut und wurde als Teil der Atlantik-Flotte in Dienst gestellt. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde sie für Neutralitätspatrouillen vor der Ostküste und der Karibik sowie für eine Reihe von Besuchen von südamerikanischen Staaten eingesetzt. Anfang August 1940, die USA waren zu diesem Zeitpunkt offiziell noch neutral, nahm Wichita an der Besetzung Islands teil, von wo sie aus in den folgenden Monaten zum Schutz von US-Handelsschiffen eingesetzt wurde. Am 5. Januar 1942 (nachdem die USA offiziell im Krieg waren) wurde Wichita vor Anker im Hafen von Hvalfjordur (Island) in einem Hurrikan durch eine Kollision mit dem Frachter West Nohno und einem britischen Trawler sowie anschließendes Auflaufen beschädigt. Nach den Reparaturen wurde sie weiter zum Geleitschutz von Handelsschiffen eingesetzt, teilweise gemeinsam mit Schiffen der Royal Navy. Am 8. November 1942 war sie Teil der Sicherungskräfte für die Landung in Nordafrika (Operation Torch), wobei sie französische Küstenbatterien und U-Boote bei Casablanca beschoss, dabei selbst von einer Küstenbatterie beschädigt wurde (14 Mann wurden verletzt). Sie war auch an der Versenkung des Leichten Kreuzer Primauguet im Rahmen der gleichen Operationen beteiligt.
Um die Jahreswende wurde Wichita in den Pazifik verlegt und war am 29. Januar 1943 an der Schlacht von Rennel beteiligt, wo sie von einem Torpedo getroffen wurde, der allerdings ein Blindgänger war. Von April bis August war sie im Bereich der Aleuten im Einsatz, danach wurde sie auf der Puget Sound-Marinewerft in Bremerton bis Jahresende modernisiert. Im Januar 1944 war Wichita eines der Schiffe, die die Invasion der Marshall-Inseln absicherten, worauf Sicherung der Träger bei den Angriffen auf Yap, Woleai, die Pallau-Inseln, Hollandia, Wake, Truk und Satawan folgten. Im Juni folgte die Invasion der Marianen (Wichita wurde zum Landzielbeschuss eingesetzt), die zur Schlacht in der Philippinensee am 19. Juni 1944 führte – Wichita sicherte erneut die Träger. Diese Aufgabe übernahm sie auch bei Angriffen auf Palau, die Karolinen, Philippinnen und dem japanisch besetzten niederländischen Ostindien (heutiges Indonesien) sowie bei der Landung auf Morotai. Am 2. Oktober 1944 überlebte sie im Gegensatz zu vielen anderen US-Schiffen einen Taifun unbeschadet. Am 12. Oktober geleitete sie die Träger bei einem Angriff auf Formosa (heutige Taiwan). An den folgenden beiden Tagen wurden der Schwere Kreuzer Canberra und der Leichte Kreuzer Houston von japanischen Flugzeugen torpediert und Wichita wurde zum Abschleppen des ersteren und schließlich zur Sicherung der beiden beschädigten Schiffe eingesetzt. Am 18. Oktober gehörte sie zu den Schiffen Halseys, die zur Sicherung der Landung auf Leyte eingesetzt wurden. In der Folge kam es zur Schlacht um Leyte (23. – 26.10), in der Wichita erst die Träger sicherte und wurde in der Schlacht von Kap Engano am 25.10 zusammen mit drei Kreuzer und zwölf Zerstörern unter Konteradmiral Du Bose voraus geschickt, um die japanischen Schiffe, die die Angriffe der Träger überlebt hatten, zu versenken. Wichita war an der Versenkung des Trägers Chiyoda und des Zerstörers Hatsuzuki beteiligt. Wegen Problemen mit der Antriebsanlage musst sie danach von Dezember 1944 bis Februar 1945 in die Werft in Terminal Island (bei Los Angeles). Ab März 1945 bis Kriegsende wurde Wichita zur Unterstützung der Landung auf Okinawa eingesetzt, wobei sie bei einem japanischen Luftangriff am 12. Mai durch friendly fire (12,7 cm-Flakgranate) beschädigt wurde (ein Mann wurde getötet, elf verletzt). Nach Kriegsende war sie an der Besetzung Japans und dem Rücktransport von ehemaligen Kriegsgefangenen und Soldaten (Operation Magic Carpet) beteiligt. Am 15. Juli 1946 kam sie zur Reserve in Philadelphia und am 2. Februar 1947 wurde sie außer Dienst gestellt. Am 1. März 1959 erfolgte die Streichung aus der Marineliste, sie wurde in Panama City (Florida) abgewrackt. Wichita erhielt 13 battle stars für ihre Einsätze im Zweiten Weltkrieg.
Das Modell
Mein Modell soll die Wichita im Zustand der Schlacht bei Kap Engano darstellen, also im Oktober 1944. Das Modell beruht auf dem Midship Model-Bausatz, der den Zustand zwischen Dezember 1943 und Dezember 1944 darstellt - also genau den richtigen Bauzustand.
Da das Modell für den DPMV-Konvent im April 2010 in Fuldatal fertig werden sollte und nicht mehr so viel Zeit vorhanden war, habe ich beschlossen, den Bausatz abgesehen vom Austausch einzelner Teile nicht zu verbessern.
Das Teil für das erste Aufbaudeck passte nicht. Es war zu kurz und auch die Übergänge zu den Aufbauten am Rumpfteil waren nicht immer passend. Hier kam also Spachtelmasse und Heißwachsspachtelgerät recht intensiv zum Einsatz. Bei den sonstigen Aufbauteilen gab es dieses Problem nicht. Lediglich die Anpassung der Dampfrohre des hinteren Schornsteins war etwas problematisch.
Bei allen sonstigen Teilen war die Bauanleitung kaum hilfreich. Hier stützte ich mich überwiegend auf die Detailfotos im Warship Pictorial über die Wichita. Die 20,3 cm-Rohre wurden durch Messingrohre von BMK ersetzt. Die zahlreichen Rettungsflöße, die an den 20,3 cm-Türmen und den Aufbauten befestigt waren, sind eine Mischung aus den Plastik- und Weißmetallteilen aus dem Bausatz. Die 12,7 cm in den Türmen sind die Bausatzteile, die offenen Lafetten wurden durch Teile von Loose Cannon ersetzt. Diese sind eine gute Wiedergabe der offenen L/38-Lafetten (und stellen keine L/25-Lafetten dar!). Die 4 cm-Bofors-Geschütze sind von Niko Models, während die 2 cm-Oerlikons aus dem Bausatz stamen.
Die Ätzteile für die Katapulte und den Flugzeugkran sind aus dem Bausatz. Beim Kran musste aber der Unterbau aus Plastikteilen neu gemacht werden. Für die Curtiss SOC Seagull-Bordflugzeuge habe ich Trumpeter-Teile benutzt.
Die Scheinwerferplattform besteht aus enthaltenen Ätzteilen B20 und B53, die nicht ganz richtig sind (und erstere sind in der Bauanleitung auch gar nicht erwähnt!). Die Scheinwerfer selbst sind aus einem Sykwave-Zurüstsatz, genauso die Mk 51-Feuerleitgeräte für die 4 cm-Flaks. Die Mk 34-Feuerleitgeräte (Teil R18) für die 20,3 cm-Geschütze hatten vorne im Gegensatz zur Anleitung einen Mk 8-Feuerleitradar, der nicht im Bausatz enthalten ist und deshalb aus dem US Navy Radar WWII-Satz von LionRoar genommen wurde. Das Mk 3-Feuerleitradar auf dem hinteren Mk 34 ist dagegen aus dem Bausatz (Teile B23, B24). Die Mk 33-Feuerleitgeräte für die 12,7 cm Flak (Teile R19) waren nicht gut gegossen und mussten verspachtelt werden. Die vorgehängten Mk 4-Feuerleitradars sind Ätzteile aus dem Bausatz (Teile B32, B33, B34). Für das Falten ist Teile empfielt es sich dringend Vorbildfotos anzuschauen. Ich habe hierfür Kampfsysteme der U.S. Navy von Terzibaschitsch zu Rate gezogen.
Die Masten sind aus Stahldraht und wurden mit Hilfe der Anleitung plus der Fotos im Warship Pictorial gebaut. Die Mastplattform für den Fockmast ist ein Ätzteil aus dem Bausatz (B41), die Verstrebungen wurde durch Plastikteile ergänzt. Die Mastplattform des Großmasts musste aus einer rund mit einer Lochzange ausgestanzten Plastikplatte hergestellt werden, da sie nicht im Bausatz enthalten war. Eine SK-Antenne für den Fockmast liegt dem Bausatz bei (Teile B42, B43), ließen sich aber nicht zu etwas Vorbildähnlichem zusammenbauen. Deshalb habe ich hier ebenfalls Teile aus dem US Navy Radar WWII-Satz von LionRoar genommen. Auch die SG-Radar-Antennen stamen aus dem LionRoar-Satz und wurden auf ein kurzes Vierkantplastikteil geklebt. Die Verspannung der Masten und die Funkantennen sind aus gezogenen Gussast, der mit einem Heißwachsspachtelgerät gespannt wurde.
Die Wichita war im Oktober 1944 im Schema 21 gestrichen, d.h. alle vertikalen Flächen waren mit Navy Blue 5-N (Vallejo 58 Graublau Hell) und alle Decks mit Deck Blue 20-B (Vallejo 166 Dunkelgrau) bemalt. Die Untersteiten der Seagull wurden mit Vallejo 4 Cremeweiss und die Oberseiten mit Vallejo 52 Blau (gemischt mit Schwarz, um es dunkler zu machen) bemalt. Die Kennnummern '45' sind Abziehbilder aus dem Bausatz, die Hoheitsabzeichen auf den Seagull sind von Starfighter Decals.
Quellen
- USS Wichtita CA-45 (Warship Pictorial 14) von Steve Wiper, Tucson, 2001
- Navsource.org Cruiser Photo Index CA-45 USS Wichita
- Wikipedia (engl.) USS Wichita CA-45
- Dictionary of American Naval Fighting Ships: Wichita
- Naval Historical Center: USS Wichita (CA-45), 1939-1959
- Kreuzer der U.S. Navy von Stefan Terzibaschitsch, Augsburg, 1997
- U.S. Cruisers von Norman Friedman, Annapolis, 1984
- Kampfsysteme der U.S. Navy von Stefan Terzibaschitsch, Hamburg, 2001
- Cruisers of World War Two. An International Encyclopedia von M.J. Whitley, London, 1995
- Conway’s All the World’s Fighting Ships 1922-1946 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1980
- US Heavy Cruisers in action Part 2 (Warships Number 15) von Al Adcock, Carrolton, 2001
Lars