Polar-Spezial
Das Original
Halfbeak gehörte zu den U-Booten der Balao-Klasse. Die Balao-Klasse war eine Weiterentwicklung der Gato-Klasse und unterschied sich von dieser primär durch den stärkeren Rumpf, durch den sie eine größere Tauchtiefe erreichen konnten. Die Boote waren für den Krieg im Pazifik optimiert: sie kombinierten eine große Reichweite und hohe Geschwindigkeit über Wasser. Viele der Eigenschaften waren für die Fahrt über Wasser optimiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele der Boote der Balao-Klasse, u.a. die Halfbeak, und der ähnlichen Tench-Klasse im Rahmen des GUPPY-Programms modifiziert.
Dieses Programm beruhte auf der Erprobung erbeuteter deutscher U-Boote des Typs XXI und hatte das Ziel die Unterwassereigenschaften zu verbessern, d.h. aus den Booten tatsächliche U-Boote zu machen, die für die Unterwasserfahrt optimiert waren. Hierfür wurde der Rumpf und der Turm stromlinienförmiger gemacht; die Batteriekapazität wurde vergrößert sowie ein Schnorchel eingebaut, um auch Unterwasser die Batterien mittels der Diesel aufladen zu können. Nach zwei Testbooten, Odax und Pomodon des GUPPY I-Programms, wurden 24 Boote im Rahmen des GUPPY II-Programms umgebaut (darunter auch die beiden GUPPY I-Boote und Halfbeak). Diese unterschieden sich durch einen verbesserten Turm (von dem es verschiedene Varianten gab). Erstmalig wurde auch der Schnorchel eingebaut. Ähnlich, aber etwas billiger, waren die GUPPY IA-Umbauten (zehn Boote), deren interne Umbauten weniger umfangreich waren und die Batterien weniger leistungsfähig waren. Die 17 GUPPY IIA-Boote erhielten eine geänderte Maschinenraum- und Batterieanordnung, um die beengten Verhältnisse im Rumpf zu verbessern. Um die leistungsstärksten Batterien nutzen zu können und die Boote geräumiger zu machen, wurden neun Boote im Rahmen des GUPPY III-Programms verlängert. 28 Boote erhielten lediglich einen stromlinienförmigen Turm und einen Schnorchel (Fleet Snorkel Program).
Halfbeak war nach dem GUPPY II-Umbau 93,6 m lang, 7,4 m breit und verdrängte 1900 t aufgetaucht bzw. 2480 t getaucht. Der Antrieb war diesel-elektrisch, womit 18 kn über Wasser und 16 kn unter Wasser erreicht wurden. Die Besatzung umfasste 85 Mann. Die Bewaffnung bestand aus zehn 53,3 cm-Torpedorohren, sechs am Bug und vier am Heck.
Die Halfbeak wurde 1944-46 von der Electric Boat Company in Groton gebaut und war anschließend in New London stationiert. 1949-50 wurde sie auf der Marinewerft Portsmouth im Rahmen des GUPPY II-Programms umgebaut. Sie scheint einen Electric Boat-Turm erhalten zu haben (und nicht den Portsmouth-Turm, wie man eventuell wegen der Werft erwarten könnte). Danach war sie wieder in New London stationiert und wurde oft von der Research and Development Group zum Test von Sonargeräten genutzt. 1954-55 und 1956-57 war sie ins Mittelmeer abgeordnet, der letztere Einsatz fand während der Suezkrise statt. Ab dem 28. Juli 1958 unterstützte sie das atomgetriebene Jagd-U-Boot Skate in der Arktis, wo beide Boote im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahr Untersuchungen anstellten. Halfbeak operierte wegen der begrenzten Reichweite unter Wasser (und damit auch unter dem Eis) nur in der Grönlandsee, Skate erreichte als zweites Boot nach der Nautilus den Nordpol (aber ohne dort aufzutauchen, was Skate erst 1959 gelang). Danach nahm sie an Manövern teil, z.B. in der Karibik und 1961 in der vereisten Cabotstraße. Ab 1963 wurde sie wieder primär für Tests von Sonargeräten und anderer Unterwasserausrüstung genutzt. Ca. 1965 erhielt sie einen verbesserten Turm (Plastic Sail). 1971 wurde sie außer Dienst gestellt und 1972 zum Abwracken verkauft. Teile ihres Turms sind heute im NJ Naval Museum & the USS Ling Memorial Hackensack, New Jersey ausgestellt, allerdings sucht (oder suchte?) das Museum einen neuen Standort.
Das Modell
Da ich für die Sennet ein zweites Deckgeschütz brauchte, hatte ich mir einen zweiten Bausatz der Balao-Klasse von HobbyBoss gekauft und jetzt einen Rumpf übrig. Bei Recherchen in Bezug auf den Anstrich der Sennet hat mich Olaf Krabbenhöft auf diese Seite verwiesen, auf der auch der weiße Anstrich von 1958 der Halfbeak erwähnt ist. Damals hatte sie kein Deckgeschütz mehr, da sie bereits in den GUPPY II-Zustand umgebaut worden war, d.h. das war eine Möglichkeit, den überzähligen Rumpf zu nutzen.
Basierend auf den Fotos bei NavSource Online und einem Plan eines GUPPY IIA-Umbaus (danke Jörg für den Hinweis!) machte ich mich an den Umbau. Der Bug wurde abgerundet, der Rumpf allgemein geglättet und am Heck eine Flosse angebaut (ein Merkmal, was nur wenige GUPPY-Boote hatten). Den neuen Turm habe ich aus Plastikplatten geschliffen. Vor dem Turm wurde noch ein Sonar ergänzt.
Nach einer Grundierung mit Vallejo 167 Anthrazitgrau, um den ursprünglichen schwarzen Anstrich anzudeuten, habe ich den Rumpf mit 4 Cremeweiss bemalt.
Quellen
- Halfbeak (SS-352) NavSource Online
- USS Halfbeak (SS-352) (Wikipedia, engl.)
- Arctic Submarine Laboratory
- Save the NJ Naval Museum & the USS Ling Memorial
- USS Halfbeak Association
- Greater Underwater Propulsion Power Program (Wikipedia, engl.)
- A Brief Pictorial History of Submarine Camouflage
- Booklets of general plans online
- Conway’s All the World Fighting Ships 1922-1946 von Roger Gardiner (Herausgeber), London, 1980
- Conway’s All the World’s Fighting Ships 1947-1995 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1995
Lars