01.09.1939 - 75 Jahre Beginn des Zweiten Weltkriegs
Wegen der massiven zahlenmäßigen Überlegenheit der Kriegsmarine 1939 entschloss sich die polnische Marine, ihre Zerstörer-Division aus der Ostsee nach Großbritannien zu schicken, um sie vor der Zerstörung zu bewahren und so den Kampf der Alliierten weiter unterstützen zu können. Diese Aktion, Plan Peking genannt, wurde noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren (siehe Jahrestage auf Modellmarine) am 29. August 1939 gestartet. Die Zerstörer Grom, Błyskawica und Burza liefen durch den Kattegat nach Edinburgh, das sie am Abend des 1. September, also nach dem Start des deutschen Überfalls auf Polen, erreichten. Durch diese überlegte Aktion konnten die stärksten polnischen Einheiten weiterhin den Krieg aktiv unterstützen, während die in Polen verbliebenen Schiffe innerhalb von wenigen Tagen zerstört wurden. Von den drei Schiffen, die am Plan Peking beteiligt waren, überlebten zwei den Krieg. Eines davon, die Błyskawica, kann heute in Gdynia als Museumsschiff besichtigt werden. Ihr Schwesterschiff, die Grom, hatte weniger Glück und wurde im Mai 1940 durch einen deutschen Bomber in Norwegen versenkt.
Das Original
Nachdem Polen 1918 wieder unabhängig geworden war, plante die polnische Marine in den 1920ern eine Flotte, die aus Kreuzern, Zerstörern, Torpedobooten und U-Booten bestehen sollte. Die ersten Einheiten waren ehemals deutsche Torpedoboote und Minensucher sowie ehemals russische Kanonenboote. In Frankreich wurden zwei Zerstörer (Wicher-Klasse) sowie U-Boote bestellt. Da Kreuzer zu kostspielig waren, sollten außerdem zwei weitere, größere Zerstörer angeschafft werden. Es wurden Angebote von britischen und schwedischen Werften eingeholt, während ein Angebot von einer französischen Werft nicht berücksichtigt wurde, da man mit der Wicher-Klasse nicht zufrieden war. Die Wahl fiel letztlich auf den Entwurf von J. Samuel White & Co Ltd. in Cowes und die polnische Marine bestellte zwei Schiffe (Grom und Błyskawica).
Die beiden Zerstörer der Grom-Klasse zeichneten sich mit je sieben 12 cm-Geschützen durch eine für ihre Zeit sehr starke Artilleriebewaffnung aus. Die Torpedobewaffnung war durchschnittlich, während die Flakbewaffnung für die Zeit gut ausfiel. Der Schwerpunkt auf die Artillerie deutet darauf hin, dass man einen billigen Kreuzerersatz suchte. Statt einer Panzerung wurde hier, wie bei den französischen Großzerstörern, auf eine sehr hohe Geschwindigkeit als Schutz gesetzt. Entsprechend groß fiel die Grom-Klasse aus und entsprach von Größe und Bewaffnung her den kleineren Geschützten Kreuzern aus der Zeit um 1900. Allerdings war die Klasse für die Ostsee optimiert, d.h. der Fahrbereich war geringer als z.B. bei der britischen Tribal-Klasse, die ebenso auf eine starke Artillerie hin optimiert war. Dazu waren die Schiffe der Grom-Klasse toplastig, was bei Einsätzen im Atlantik Probleme machte, weshalb das überlebende Schiff, die Błyskawica, noch während des Krieges eine leichtere Bewaffnung aus acht 10,2 cm-Flak statt der sieben 12 cm-Geschütze erhielt. Es waren zwei weitere Schiffe der Klasse geplant, die nach einem leicht abgeänderten Entwurf in Gdynia gebaut werden sollten. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhinderte den Bau.
Die Grom war 114 m lang, 11,3 m breit und verdrängte voll beladen 3383 t. Der Antrieb bestand aus drei Kesseln und zwei Dampfturbinen und leistete 54 000 PS, womit 39,6 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 192 Mann.
Bewaffnung
7 x 12 cm L/40 Wz 34/36 Bofors (drei Zwillings- und eine Einzellafette)
4 x 4 cm L/60 Wz 36 Bofors (zwei Zwillingslafetten)
8 x 1,32 cm Wz 30 Hotchkiss Model 1929 (vier Zwillingslafetten)
6 x 55 cm Torpedorohre (konnten auch 53,3 cm- und 45 cm-Torpedos verschießen)
2 Wasserbombenwerfer (auf dem Hauptdeck, insgesamt 20 Wasserbomben)
44 Minen
Die Grom wurde von 1935-37 bei J. Samuel White & Co Ltd. in Cowes gebaut. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde sie im Rahmen der Operation Peking nach Großbritannien geschickt. Sie operierte mit den anderen polnischen Schiffen gemeinsam mit britischen Einheiten in der Nordsee von Harwich aus. Ab April 1940 wurde sie in Norwegen für den Geleit von Konvois und den Landzielbeschuss eingesetzt. Grom war insbesondere dafür berüchtigt, vom Rombaksfjord aus deutsche Züge bei Narvik zu zerstören, wofür sie von den deutschen Truppen den Spitznamen "Der Menschenjäger" bekam. Gegen sie eingesetzte Artillerie, inklusive Eisenbahn-Batterien, zogen gegen Grom und andere alliierte Zerstörer meist den Kürzeren. Deshalb wurde gegen sie ein Heinkel He 111-Bomber der 2. KG 100 eingesetzt, der Grom am 4. Mai 1940 mit sechs Bomben angriff. Grom erhielt zwei Treffer, einen nahe der Torpedorohre und einen in einen Kesselraum, wodurch sie in zwei Teile brach und sehr schnell sank. 59 Mann der Besatzung starben. Das Wrack liegt noch heute im Rombaksfjord.
Das Modell
Niko Model bietet mehrere Bausätze der Grom-Klasse an: die Grom im Bauzustand von 1938 und 1940 sowie die Błyskawica im Bauzustand von 1938 und 1944. Für mein Modell habe ich den Bausatz der Grom im Zustand von 1938 (Artikelnummer 7002) genommen, um ein Modell im Zustand von 1939 zu bauen. Der Bausatz ist einer der ersten von Niko Model und zumindest mein Exemplar enthielt nur eine kleine Platine mit fotogeätzten Rettungsringen und Relingteilen, es fehlen z.B. Teile für die Peilantenne. Originell ist, dass die Reling im Bausatz auf vielen Decks mittels Resin dargestellt ist, die ich erst einmal überwiegend wieder entfernt habe. Der Bausatz ist ansonsten recht gut - abgesehen davon, dass der Rumpf zu kurz ist und die Positionen der Aufbauten nicht ganz mit den Zeichnungen in Niszczyciele typu Grom cz.1 übereinstimmen. Ich habe das Heck um 4 mm verlängert, indem ich mehrere Plastikplatten angeklebt habe. Dabei habe ich auch die Form des Hecks modifiziert und es etwas mehr abgerundet. Die Minenschienen an Deck musste ich so nach achtern verlängern und den Schraubenschutz (beim Original auch recht massiv) auf den verlängerten Rumpf verlegen.
Aus 0,2 mm Metallstäben habe ich die Abstützungen der Brückennocks, der Schilde zum Schutz vor dem Gasdruck der überhöht aufgestellten Geschütze und der Bootslagerung ergänzt. Den Mast und den Antennenträger achtern habe ich neu aus Metall gemacht, der Mast erhielt dabei gleich auch noch Verstrebungen. Die Davits habe ich durch Fotoätzteile für japanische Schiffe von LionRoar ersetzt und die Kräne neben den Torpedorohren aus Davits von BJ-Modellbau dargestellt. Die fotogeätzte Peilantenne vor dem Mast stammt aus der Restekiste. Die Position der Peilantenne, ursprünglich hinten am Fockmast, 1939 dann vor ihm, ist eine der wenigen Änderungen, die zwischen Fertigstellung und Kriegsausbruch vorgenommen wurden. Eine weitere ist der Austausch der Reusenantennen gegen einfache Funkantennen, die aus UNI-Caenis 20 Denier-Faden gemacht sind.
Bemalt habe ich die Grom mit 156 Blaugrau Hell für die vertikalen Flächen und 159 Staubgrau für die Decks. Das Innere der Beiboote ist mit 110 Achatgrau und die Rettungsflösse mit 9 Sandgelb bemalt (alles Vallejo Model Color-Farben).
Zum Abschluss noch ein paar Größenvergleiche: links mit einem normalen Zerstörer der Zeit, der USS Ellet der Benham-Klasse, und einem französischen Großzerstörer, Le Terrible; in der Mitte mit einem Leichten Kreuzer der Epoche, HMS Sirius, und einem Geschützten Kreuzer aus dem frühen 20. Jahrhundert, SMS Zenta; rechts mit den modernen Fregatten Carlo Bergamini der FREMM-Klasse und USS Freedom (LCS-1).
Quellen
- Niszczyciele typu Grom cz.1 von Marek Twardowski, Gdansk, 2002
- ORP Grom (1937) (Wikipedia)
- The Gathering Storm von Geirr H Haarr, Barnsley, 2013
- The Battle for Norway von Geeir H Haarr, Barnsley, 2010
- Conway's All the World's Fighting Ships 1922-1946 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1980
- Z-vor! von Harald Fock, Herford, 1989
- British Destroyers and Frigates: The Second World War and After von Norman Friedman, Barnsley, 2008
Lars