28.08.1914 - 100 Jahre Schlacht von Helgoland

 

Heute vor 100 Jahren, am 28. August 1914, kam es zu ersten größeren Schlacht im Ersten Weltkrieg zwischen der Royal Navy und der Kaiserlichen Marine (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Die britische Marine versuchte mit den Leichten Kreuzern Arethusa und Fearless sowie 31 Zerstörern unter Kommodore Reginald Tyrwhitt und zwei Zerstörern und acht U-Booten unter Kommodore Roger Keyes die deutsche Vorpostenkette in der Deutschen Bucht zu vernichten. Als Vorposten dienten an diesem Tag neun deutsche Zerstörer, hinter denen Minensucher (alte Torpedoboote) operierten. Als Rückhalt lagen bei Helgoland die Geschützten Kreuzer Frauenlob und Stettin. Nach dem Angriff von Tyrwhitts Kreuzern und Zerstörern griffen Frauenlob und Stettin ein und konnten das britische Flaggschiff Arethusa so schwer beschädigen, dass der Großteil der deutschen Zerstörer und Minensucher entkommen konnte.

Das Original

Die Frauenlob war einer der Geschützten Kreuzer der Gazelle-Klasse, die von der Kaiserlichen Marine als Kleine Kreuzer klassifiziert wurden. Wie die meisten anderen Marinen baute auch die deutsche Marine gegen Ende des 19. Jahrhunderts für die Unterstützung der Schlachtflotte und für Auslandseinsätze verschiedene Typen von Kreuzern: zur Aufklärung, für Torpedoangriffe und der Abwehr von Torpedoangriffen, also den Dienst mit der Schlachtflotte, wurden kleine Torpedokreuzer gebaut, die als Aviso klassifiziert waren. Für Einsätze in Übersee, also auch Handelskrieg, wurden Ungeschützte Kreuzer (Kreuzer IV. Klasse) und Geschützte Kreuzer (III. Klasse) gebaut. Mit der Gazelle-Klasse wurde ein Typ entworfen, der für beide Aufgaben dienen sollte. Grundlage des Entwurfs war der des Torpedokreuzers (Aviso) Hela. Der Rumpf wurde verbreitert, so statt der sehr leichten Geschützbewaffnung der Hela (vier 8,8 cm und sechs 5 cm) zehn 10,5 cm-Geschütze untergebracht werden konnten. Dies entsprach der Bewaffnung des letzten Auslandskreuzers, der Gefion. Ansonsten war die Klasse konventionell ausgelegt: mit erhöhter Back und Poop, auf jeden je zwei der Geschütze nebeneinander standen. Die restlichen Geschütze standen auf dem Oberdeck, die vordersten und hintersten standen jeweils in ungepanzerten "Kasematten". Die Panzerung beschränkte sich auf ein Panzerdeck auf der Höhe der Wasserlinie sowie auf den Kommandoturm und die Schutzschilde der 10,5 cm-Geschütze.

Die Schiffe der Gazelle-Klasse sollten ursprünglich als Kreuzer IV. Klasse klassifiziert werden, 1899 wurde die Klassifikation auf Kleine Kreuzer geändert. Insgesamt wurden von 1897-1904 zehn Schiffe gebaut. Das erste, die Gazelle, unterschied sich durch die Position der Brücke zwischen den Schornsteinen und der Bewaffnung mit drei Torpedorohren (eines am Bug, zwei Überwasser auf dem Oberdeck) von den folgenden Schiffen. Die nächsten sechs Schiffe, Niobe, Nymphe, Thetis, Ariadne, Amazone und Medusa, erhielten die Brücke vor dem vorderen Schornstein und nur zwei Torpedorohre, die unter Wasser etwas vor der Brücke angeordnet waren. Aufgrund der Erfahrungen mit den ersten beiden Schiffen wurde der Entwurf überarbeitet. Die drei letzten Schiffe, Frauenlob, Arcona und Undine, erhielten eine stärkere Panzerung des Kommandoturms sowie einen breiten Rumpf, der größere Kohlebunker und mehr Unterbringungsmöglichkeiten für die Besatzung ermöglichte. Die Gazelle-Klasse stellte die Grundlage für die Entwicklung der Geschützten Kreuzer der Kaiserlichen Marine dar. Die folgende Bremen-, Königsberg-, Dresden- und Kolberg-Klasse waren nur jeweils etwas größer und stärker motorisiert. Die Kreuzer der Gazelle-Klasse waren vor dem Krieg in der Flotte und im Ausland im Einsatz, 1914 waren alle bei der Flotte oder beim Küstenschutz. Drei Schiffe wurden im Ersten Weltkrieg versenkt (Ariadne, Frauenlob und Undine) und Gazelle wurde kurz nach dem Krieg abgewrackt. Die Niobe war bei der Reichsmarine nur in der Reserve und wurde 1926 nach Jugoslawien verkauft. Dort fuhr sie als Dalmacija, 1941 wurde sie von der italienischen Marine erbeutet und als Cattaro in Dienst gestellt. 1943 fiel sie wieder in deutsche Hände und wurde in Niobe zurückbenannt, aber im gleichen Jahr versenkt. Die restlichen fünf Schiffe waren im Dienst der Reichsmarine, zuletzt wurde Amazone 1930 außer Dienst gestellt. Amazone überlebte als Wohnschiff noch den Zweiten Weltkrieg, während die zu Flakbatterien umgebauten Medusa und Arcona 1945 selbst versenkt wurden.

Die Frauenlob war 105,0 m lang, 12,4 m breit und verdrängte voll beladen 3180 t. Der Antrieb erfolgte über zwei Dreizylinder-Dreifachexpansionsdampfmaschinen und neun Kessel, die insgesamt 8580 PS leisteten, womit 21,5 kn erreicht wurden. Die Besatzung setzte sich aus 329-333 Mann zusammen.

Bewaffnung 1914
10 x 10,5 cm L/40 SK
2 x 45 cm Torpedorohre (unter Wasser)

Die Frauenlob wurde 1901-03 von der A.G. Weser in Bremen gebaut und war bis 1908 bei Aufklärungsgeschwadern der Hochseeflotte im Einsatz. Danach wurde sie außer Dienst gestellt und kam erst nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs am 25. August 1914 wieder zur IV. Aufklärungsgruppe.

Am 28. August war Frauenlob bei Helgoland in Bereitschaft, als sie in die Schlacht von Helgoland eingriff, um die angegriffenen Zerstörer und Minensucher zu retten. Im Gefecht gegen den damals nagelneuen britischen Leichten Kreuzer Arethusa, der aber noch nicht voll eingefahren war und dessen 10,2 cm-Geschütze unter häufigen Ladehemmungen litten, und etwa sechs Zerstörer erhielt sie zehn Treffer. Dadurch wurden fünf Mann der Besatzung getötet und 32 verwundet. Im Gegenzug erzielte die Frauenlob aber mindestens 15 Treffer auf der Arethusa, wodurch 15 Mann getötet und 16 verwundet wurden sowie die meisten Geschütze, alle Torpedorohre und ein Teil des Antriebs ausfielen. Beide Seiten brachen darauf das Gefecht ab. Die Frauenlob brachte darauf zusammen mit dem Zerstörer V 3 das schwer beschädigte Minensuchboot T 33 nach Helgoland ein.

Nach den Reparaturen der Schäden nahm die Frauenlob an mehreren Flottenvorstößen in der Nordsee 1914 bis 1916 teil. Auch an der Schlacht von Skagerrak am 31. Mai 1916 nahm sie als einziges Schiff ihrer Klasse teil. Zusammen mit den Geschützten Kreuzern Stettin (Flaggschiff von Reuter), München, Hamburg und Stuttgart fuhr sie Aufklärung für den Kern der Hochseeflotte. Während des Nachtgefechts befand sich die Frauenlob mit den anderen Schiffen des Geschwaders an der Spitze der Flotte und wurde in mehrere Gefechte mit britischen Kreuzern verwickelt. Bei dem ersten Gefecht mit den Leichten Kreuzern Falmouth, Yarmouth, Birkenhead und Gloucester blieb sie unbeschädigt, während die München mehrere Treffer erhielt. Als nächste trafen die deutschen Kreuzer auf die britischen Leichten Kreuzer Southampton, Dublin, Nottingham und Birmingham. In den kurzem Gefecht erhielten Southampton, Dublin, Stettin, München, Hamburg und Elbing (die sich der IV. Aufklärungsgruppe angeschlossen hatte) zahlreiche Treffer. Auch Frauenlob wurde schwer durch die britische Artillerie getroffen. Zusätzlich erzielte Southampton noch einen Torpedotreffer im Hilfsmaschinenraum, der die Frauenlob zum Kentern brachte. 324 Mann der Frauenlob starben beim Untergang, nur neun konnten von einem niederländischen Dampfer gerettet werden.

Das Modell

Die Frauenlob habe ich aus dem Bausatz der Arcona von HP Models umgebaut. Es ist zwar auch eine Frauenlob vom gleichen Hersteller angekündigt, aber diese war nicht rechtzeitig verfügbar. Ich wollte die Frauenlob im Zustand von 1914 bauen. Der Bausatz der Arcona stellt einen späten Bauzustand dar, eventuell den aus den 1920ern bei der Reichsmarine. Arcona wurde 1913 Minenversuchsschiff und erhielt damals zwei Torpedorohre auf dem Oberdeck und das Poopdeck achtern wurde gekürzt, um Minen vom Oberdeck abwerfen zu können. Im Laufe des Ersten Weltkriegs oder danach wurde die Brücke vergrößert. Diese Umbauten mussten alle rückgängig gemacht werden, um den Zustand von 1914 darzustellen. Frauenlob, Arcona und Undine waren relativ ähnlich, weshalb ich neben zwei Postkarten der Frauenlob und einigen anderen Fotos dieses Schiffs den Kartonbausatz der Undine von HMV als Quelle nutze. HMV hat einige Bögen von Schiffen der Kaiserlichen Marine im Programm, die sehr detailliert sind und deren Anschaffung als Plan sich auf jeden Fall lohnt, wenn man über keine alternativen Pläne verfügt. Noch ein kurzer Kommentar zu Fotos der Frauenlob: es ist erstaunlich, wie viele Fotos der Undine sowohl in der Literatur als auch im Internet als Frauenlob beschriftet sind. Ein Beispiel ist dieses Foto der Undine auf der Wikipedia-Seite über die Frauenlob. Die beiden Schiffe unterscheiden sich u.a. an der Bugzier, der Anordnung der Lüfter und der Anbringung der Davits (nur bei Undine außenbords).

Zu Beginn habe ich einen Fehler des HP Models Bausatzes am Ende des Backdecks korrigiert. HP hat die Toiletten für die Mannschaften und Unteroffiziere mit dem Deckshaus unter den vorderen Schornstein verbunden und so das Backdeck zu weit nach achtern reichen lassen. Also musste ich den Bereich dazwischen frei schnitzen. Dabei wurde auch gleich das Schanzkleid mittschiffs entfernt und später neu gebaut, da einerseits die Öffnungen für die Torpedorohre geschlossen werden mussten und andererseits die Form der Schwalbennester für die 10,5 cm-Geschütze mittschiffs und die Kästen für die Hängematten nicht korrekt waren. Das Schanzkleid, die Schwalbennester und die Kästen habe ich mit Plastikstreifen von Evergreen neu gebaut. Am Heck habe ich Plastikplatten angeklebt, um das Poopdeck ganz nach achtern zu verlängern.

Danach habe ich die beiden Lüfter vor dem vorderen Schornstein neu gebaut, die bei HP Models als kleines Deckshaus hinter dem Kommandoturm dargestellt sind, sowie ein kleines Deckshaus auf der Poop ergänzt. Die Brücke baute ich komplett neu, da die von HP Models eventuell der Brücke der Arcona in den 1920ern ähnelt, aber vollkommen falsch für die Frauenlob von 1914 wäre. Das Brückendeck hat die falsche Form, das Kartenhaus ist zu klein und das Peildeck ist viel zu groß. Also habe ich den Kartonbausatz der Undine von HMV als Vorlage für das Brückendeck genommen und darauf aus Plastikplatten das (hinten offene) Steuerhaus und das Kartenhaus aufgeklebt. Darüber kam das Peildeck. Auf die Brückenflügel kam noch je ein Unterstand aus Plastikplatten. Die Relings mit angebrachten Persenning auf dem Brückendeck und dem Peildeck bestehen aus fotogeätzten Relings, die mit Weißleim bestrichen wurden. Außen habe ich diese rotbraun gemalt, was eine der beiden Farben von Persenning der Kaiserlichen Marine war. Auf einem Foto der Frauenlob sieht man dunkles Persenning, weshalb ich mich für das Rotbraun entschieden habe - was sowieso ein zusätzlicher Farbfleck ist.

Im Bausatz war lediglich der große Lüfter über dem Maschinenraum enthalten, den ich etwas weiter vorne angebracht habe. Dahinter kam noch ein ähnlicher, aber kleinerer Lüfter von BMK. Die noch kleineren Lüfter auf der Back, nahe dem Kommandoturm und auf der Poop sind von Battlefleet Models. Die Lüfter mit den Visier-artigen Öffnungen über dem Maschinenraum sind aus Plastikstäben geschnitzt. Die Wellenbrecher um die Geschütze auf der Back und Poop sind im Bausatz unvollständig: es fehlten bei der Back der hintere Abschluss, auf der Poop waren im Bausatz nur die seitlichen Teile vorhanden.

Die Masten und Rahe habe ich aus Metalldraht gebaut, die Plattformen an diesen sind aus Plastikplatten. Auf den Fotos sieht man unterschiedlich hohe Masten, ich habe mich für die hohe Varianten entschieden. Ich ging davon aus, dass diese nach der Einführung des Funks, der nach der Indienststellung der Frauenlob erfolgte, verlängert wurden. Auf manchen Fotos sieht man auch nur die Scheinwerferplattform am Fockmast, aber auch hier ging ich davon aus, dass bis 1914 eine zweite am Großmast nachgerüstet wurde (analog zur Verdopplung der Zahl der Scheinwerfer an den Masten der späteren Kreuzer-Klassen). Die Bootslagerungen, Davits und der Turm für den Peilkompass bestehen aus Fotoätzteilen von Blue Ridge Models aus den Bausätzen der Kleinen Kreuzer (siehe hier und hier), die ich extra erwerben konnte. Den Turm für den Peilkompass habe ich mit Drahtteilen erhöht, die Gehäuse für den Kompass auf dem Turm und dem Peildeck sind aus Plastikstäben gemacht. Die Beiboote sind von Kombrig und Modelkrak. Ursprünglich hatte Frauenlob acht Beiboote, aber laut Hoff wurde diese Zahl zumindest auf der Emden bei Kriegsausbruch auf vier reduziert, was mir auch für Frauenlob realistisch erschien.

Die 10,5 cm-Geschütze in dem HP Models-Bausatz waren unbrauchbar, da die Schutzschilde massive Blöcke sind. Die Geschütze habe ich deshalb neu gemacht und zwar aus folgenden Komponenten: britische 10,2 cm L/45-Rohre von Master (die sind halbwegs von den Abmessungen stimmig), fotogeätzte Schutzschilde von Blue Ridge Models (extra gekaufte Platinen aus den Bausätzen der Kleinen Kreuzer) und selbst gebaute Lafetten aus Plastikstäben und Platten. Die ganzen leichten Geschütze (3,7 cm und MG) habe ich weggelassen, da sicher ähnliche Geschütze bei späteren Klassen ausgebaut wurden, also sehr wahrscheinlich auch bei der Gazelle-Klasse.

Bemalt habe ich die Frauenlob mit Farben der Vallejo Model Color-Serie. Der untere Teil des Rumpfs ist mit 154 Signalgrau gestrichen, alle vertikalen Bereiche darüber mit 153 Hellblaugrau. Die Holzdecks sind mit 110 Achatgrau und 124 Iraksand, die mit Linoleum belegten Decks mit 35 Schwarzrot und die Stahldecks mit 167 Anthrazitgrau bemalt. Die Persenning ist mit 136 Rotes Leder eingefärbt.

Ich danke Ingo und diversen Mitgliedern des Forum Marinearchiv für Hilfe in Bezug auf Vorbildmaterial und dessen Interpretation.

Um zu zeigen, wie klein die Frauenlob war, hier noch ein Vergleich mit dem britischen Leichten Kreuzer Sirius aus dem Zweiten Weltkrieg (links) und der modernen italienischen Fregatte Carlo Bergamini (rechts).

Quellen

  • Kleiner Kreuzer SMS Undine, Kartonbausatz im Maßstab 1/250, HMV Verlag
  • Postkarten (eigene Sammlung)
  • Die deutschen Kriegsschiffe Biographien - ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart von Hans H. Hildebrand, Albert Röhr und Hans-Otto Steinmetz, Hamburg, ?
  • SMS Frauenlob (1902) (Wikipedia)
  • The Battle of Heligoland Bight von Eric W. Osborne, Bloomington, 2006
  • Battle on the Seven Seas. German Cruiser Battles 1914-1918 von Gary Staff, Barnsley, 2011
  • Jutland. The German Perspective von V.E. Tarrant, London, 1995
  • Die Entwicklung der Kreuzer bis zu den Scouts um 1905 von Erwin Strohbusch, Marine-Rundschau, 4/1980
  • Die Schiffe der Kaiserlichen Marine 1914-1918 und ihr Verbleib von Dieter Jung, Bonn, 2004
  • Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945 von Erich Gröner, München, 1966
  • Conway's All the World's Fighting Ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979

Lars