08.12.1914 - 100 Jahre Schlacht bei den Falklandinseln
In der Schlacht bei den Falklandinseln vor 100 Jahren wurde auch die SMS Nürnberg von dem britischen Panzerkreuzer Kent versenkt, wobei ein Großteil der Besatzung starb (siehe Jahrestage auf Modellmarine).
Das Original
Der Geschützte Kreuzer Nürnberg gehörte zur Königsberg-Klasse und war als Kleiner Kreuzer klassifiziert. Die Königsberg-Klasse folgte auf die Gazelle- und Bremen-Klasse und fiel etwas größer und schneller als diese aus. Alle drei Klasse gehörten zu dem Standardtyp der Kaiserliche Marine, der sowohl als Aufklärer für die Schlachtflotte als auch für den Dienst in den Kolonien sowie für den Kreuzerkrieg gegen Handelsrouten geeignet sein sollte. Dieser neue Typ war aus dem leicht bewaffneten Aviso (Torpedokreuzer) Hela entwickelt worden, zeichnete sich aber durch eine deutlich stärkere Artillerie aus. Diese setzte sich aus zehn 10,5 cm-Geschützen sowie leichter Artillerie zusammen, wobei der Kaliber dem damaligen Standard für Kreuzer dieser Größe entsprach. Auch die Panzerung entsprach dem damaligen Standard der Geschützten Kreuzer, d.h. es gab lediglich horizontalen Panzerschutz der Maschinen und Magazine, die überwiegend unterhalb der Wasserlinie angeordnet waren. Vertikalen Panzerschutz gab es nur für den Kommandoturm plus leichte Schilde für die Geschütze. Die Auslegung des Rumpfs war klassisch. Neben einem Rammbug gab es eine erhöhte Back und Poop.
Die Königsberg-Klasse teilte sich in zwei Subklassen. Die letzten drei Schiffe der Klasse waren etwas größer und hatten eine andere Anordnung der Kesselräume. Der hintere Schornstein stand deshalb in einem deutlich Abstand zu den vorderen, weshalb man auch von einem detachierten Schornstein sprach. Auf der Königsberg selbst waren, wie auf den meisten anderen Kleinen Kreuzern, die Schornsteine gleichmäßig angeordnet. Wie bei der Lübeck der vorrausgegangenen Bremen-Klasse erhielt auch ein Schiff der Königsberg-Klasse, die Stettin, Turbinenantrieb, um diesen mit dem Dampfmaschinen der Schwesterschiffe vergleichen zu können.
Die Nürnberg war 117,4 m lang, 13,3 m breit und verdrängte 3902 t. Der Antrieb bestand aus elf Kesseln und zwei Dreizylinder-Verbunddampfmaschinen. Die Antriebsanlage leistete etwa 13 000 PS und die Höchstgeschwindigkeit betrug 23,4 kn.
Bewaffnung
10 x 10,5 cm L/40
2 x 45 cm Torpedorohre (fünf Torpedos mitgeführt).
Nürnberg wurde von 1906-08 auf der Kaiserlichen Werft in Kiel gebaut, wurde nach den Probefahrten wegen Personalmangel wieder außer Dienst gestellt. 1910 wurde sie zum Ostasiatischen Kreuzergeschwader abgeordnet. Als Teil dieses Geschwaders war sie 1911 an der Unterdrückung des Aufstands der Sokehs auf Ponape beteiligt. Ende 1911 war sie an den Küsten Chinas während der chinesischen Revolution im Einsatz. Im Oktober 1913 wurde sie auf die andere Seite des Pazifiks beordert, um deutsche Staatsbürger während der Revolution in Mexiko zu sichern. Im Juli 1914 wurde sie in Mexiko von der Leipzig abgelöst und trat einer Überholung in San Francisco den Rückmarsch zur Basis in Tsingtao an. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs war sie wieder Teil des Ostasiatischen Kreuzergeschwaders und fuhr mit den Panzerkreuzern Scharnhorst und Gneisenau sowie den Versorgern über den Pazifik. Am 8. September zerstörte sie gemeinsam mit dem Tender Titania die britische Funkstation auf der Insel Fanning und kappte das dortige Telegrafenkabel. An der südamerikanischen Westküste stießen die Geschützten Kreuzer Leipzig und Dresden zum Geschwader, das am 1. November 1914 in der Schlacht von Coronel auf ein britisches Geschwader traf. Nürnberg war wegen Maschinenproblemen hinter dem Rest des Geschwaders zurückgeblieben und traf erst spät auf dem Schlachtfeld ein. Sie fand den bereits schwer beschädigten Panzerkreuzer Monmouth und versenkte ihn. Nach Umrundung von Kap Horn wurde das deutsche Geschwader am 8. Dezember 1914 in der Schlacht von Falkland vernichtet. Nürnberg selbst versuchte zu entkommen, wurde aber von dem Panzerkreuzer Kent eingeholt und versenkt. Der schlechte Zustand der Maschinen und Kessel, von denen zwei explodierten, trug dazu bei, dass sie der eigentlich langsameren Kent nicht entkommen konnte. Nur sieben Mann der Nürnberg überlebten, 327 Mann starben.
Das Modell
Das Modell der Nürnberg ist aus dem Bausatz von Blue Ridge Models gebaut. Das Modell soll den Bauzustand von 1914 darstellen. Ich habe aus dem Deutschen Museum in München einen Plan genutzt, der das Schiff im Zustand bei Fertigstellung zeigt. Für den 1914er Zustand habe ich mich an Fotos orientiert.
Zuerst ging es daran die Teile zu entfernen, die dort nicht hingehörten. So ein Aufbau vor dem Poopdeck und die Deckshäuser hinter dem Kommandoturm. Dabei habe ich gleich noch die viel zu dicke Holzbeplankung unter den achteren 10,5 cm-Geschützen entfernt. Die Schornsteine habe ich etwas aufgebohrt.
Danach ging es daran fehlende Teile zu ergänzen, genauer die Lüfter hinter der Brücke (die wohl der Urmodellbauer als Deckshaus interpretiert hatte), über dem Maschinenraum und neben dem Großmast sowie die Funkbude zwischen den achteren beiden Schornsteinen (mit der das Original nachgerüstet wurde). Diese Teile sind aus Plastikplatten gebaut.
Das Schanzkleid der Schwalbennester der 10,5 cm-Geschütze mittschiffs ist viel zu dick, weshalb ich es neu gebaut habe. Dazu habe ich die Wellenbrecher um die achteren 10,5 cm-Geschütze ergänzt. Die Brücke habe ich komplett aus Plastikplatten neu gebaut, da im Bausatz Steuerhaus und Kartenhaus verbunden sind. Tatsächlich war das Steuerhaus relativ schmall und dazu nach hinten offen. Die Unterstände auf den Brückenflügeln sind Fotoätzteile aus dem Bausatz, die von der Form etwas angepasst wurden.
Die Masten bestehen aus Metallstäben verschiedener Stärken. An diesen wurden diverse Plattformen angebracht, wobei ich mich an Fotos der Nürnberg von 1914 orientiert habe. Bei Fertigstellung waren diese noch nicht vorhanden oder anders gestaltet. Letzteres gilt insbesondere für die Scheinwerferplattformen. Anfangs hatte Nürnberg an jedem Mast nur einen Scheinwerfer und dafür zwei Scheinwerfer über den mittleren 10,5 cm-Geschützen. Letztere wurden später (1910?) auf vergrößerte Plattformen an den Masten verlagert. Die Scheinwerferplattformen bestehen aus Fotoätzteilen aus dem Bausatz, die anderen Plattformen sind aus Plastikplatten selbst gemacht. Das gilt auch für den achteren Feuerleitstand. Der Turm für den Peilkompass ist dagegen wieder aus den im Bausatz enthaltenen Fotoätzteilen gebaut, der Kompass selbst besteht aus selbst gefertigten Teilen.
Die 10,5 cm-Geschütze habe ich ähnlich wie bei Frauenlob, Emden und Mainz gebaut: die Lafette und der hintere Teil des Rohrs besteht aus Plastikstäben und Platten; der vordere Teil des Rohrs (und die Rohre der Geschütze in den Kasematten) sind Messingrohre britischer 10,2 cm-Flak von Aber und das Schutzschild kommt von der im Bausatz enthaltenen Ätzteilplatine. Die 5,2 cm-Geschütze habe ich weggelassen, da diese bereits vor Ausbruch Ersten Weltkriegs ausgebaut wurden.
Auf dem Brückendeck und dem Peildeck war an der Reling Persenning befestigt, die hier mittels einer Reling von FlyHawk dargestellt ist. Die Reling stammt aus einem Satz für moderne USN-Schiffe, passt deutlich besser als die Reling im Blue Ridge-Bausatz, bei der die Pfosten im Abstand von etwa 3,5 m dargestellt sind. Die bemalte Reling ist dann mit Weißleim bestrichen, so dass die Zwischenräume bedeckt sind und durch Aufmalen von Farbe von Außen den Eindruck des Persenning vermitteln werden soll. Die Beiboote sind aus dem Bausatz und sollen die im Kriegsfall reduzierte Belegung repräsentieren, d.h. es sind nur noch vier statt acht Beiboote vorhanden. Die Davits sind Fotoätzteile von Blue Ridge Models. Getakelt wurde mit schwarzem UNI-Caenis 20 Denier-Faden.
Die Nürnberg ist mit Farben der Vallejo Model Color-Serie bemalt. Der untere Teil des Rumpfs ist mit 154 Signalgrau gestrichen, alle vertikalen Bereiche darüber mit 153 Hellblaugrau. Die Holzdecks sind mit 110 Achatgrau, die mit Linoleum belegten Decks mit 35 Schwarzrot und die Stahldecks mit 167 Anthrazitgrau bemalt. Die Boote sind bis auf den Boden und die Runderbänke, die mit 110 Achatgrau bemalt wurden, mit 153 Hellgrau angestrichen. Den Persenning habe ich mit 106 Pastelolivgrün bemalt, um ihn von den umgebenden Stahlteilen zu unterscheiden. Ich habe die Nürnberg relativ deutlich gealtert, da sie nach der Schlacht von Coronel in Valparaíso ziemlich heruntergekommen aussah. Dafür habe ich verschiedene Grau- und Brauntöne verwendet sowie stark verdünnte schwarze Farbe (gibt es schon verdünnt von Vallejo).
Zuletzt noch zwei Vergleichsfotos: links mit dem britischen Panzerkreuzer Monmouth, der von der Nürnberg bei Coronel versenkt wurde. Die Monmouth war ein Schwesterschiff der Kent, die die Nürnberg in der Schlacht bei den Falklandinseln versenkte. Rechts die Nürnberg zusammen mit der Emden, ein Geschützter Kreuzer der auf die Königsberg-Klasse folgenden Dresden-Klasse, der ebenso zum deutschen Ostasiengeschader gehörte. Sie wurde aber in den Indischen Ozean detachiert, während das Schwesterschiff Dresden sich dem Geschwader in Südamerika anschloss und mit Nürnberg an der Schlachten von Coronel und Falkland beteiligt war.
Quellen
- Königsberg-Klasse (1905) (Wikipedia)
- Малые крейсера (Kleine Kreuzer) тип "Königsberg" (Navyworld.narod.ru)
- S.M.S. Nürnberg (Kaiserliche Marine)
- Deutsches Kreuzergeschwader Ostasien
- Plan der Nürnberg aus dem Deutschen Museum, München
- The Kaiser's pirates. German surface raiders in World War One von John Walter, London, 1994
- Kleine Kreuzer 1903-1918. Bremen- bis Cöln-Klasse von Gerhard Koop und Klaus-Peter Schmolke, Bonn, 2004 (dieses Buch dürfte die meisten Leser ziemlich enttäuschen!)
- Kleine Kreuzer der Kaiserlichen Marine 1898-1918. Aussagen hinterfragt; eine Gegenüberstellung mit britischen Konstruktionen von Axel Bader, Berlin, 2008
- Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, Band 1 von Erich Gröner, München, 1966
- Die Schiffe der Kaiserlichen Marine 1914-1918 und ihr Verblieb von Dieter Jung, Bonn, 2004
- Conway’s All the World Fighting Ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979
Lars