20.07.1866 - 150 Jahre Schlacht von Lissa

 

Heute vor 150 Jahren, am 20. Juli 1866, besiegte die österreichische Flotte die italienische in der Schlacht von Lissa (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Italien war damals mit Preußen verbündet und griff deshalb in den Deutsch-Deutschen Krieg zwischen Preußen und Österreich ein. Der folgende Krieg wird auch Dritter Unabhängigkeitskrieg genannt. Wegen Misserfolgen an Land sollte die italienische Flotte offensiv vorgehen und griff unter Carlo di Pissano am 19. Juli die Insel Lissa an. Die österreichische Flotte unter Wilhelm von Tegetthof erschien am 20. Juli, um die Garnison auf Lissa zu unterstützen. Dabei wurde sie zuerst von dem italienischen Schaufelradaviso Esploratore gesichtet, der den Rest der Flotte warnte. In der folgenden Schlacht wurden zwei italienische Panzerschiffe versenkt und die italienische Flotte musste sich geschlagen zurück ziehen. 612 italienische Seeleute wurden getötet und 38 verwundet. 38 österreichische Seeleute wurden getötet und 138 verwundet. Trotz der italienischen militärischen Misserfolge erhielt Italien Venetien, da parallel Österreich von Preußen besiegt wurde.

Das Original

Der italienische Schaufelradaviso Esploratore war das Typschiff ihrer Klasse. Sie diente primär der Aufklärung für die Schlachtflotte und war hierfür auf eine höchst mögliche Geschwindigkeit ausgelegt. Sie war relativ leicht gebaut und nur minimal bewaffnet. Das Ziel einer hohen Geschwindigkeit wurde erreicht. In einer Zeit in der die Panzerfregatten und auch die meisten ungepanzerten Schiffe nur 10-12 kn erreichten, war die Höchstgeschwindigkeit der Esploratore 17 kn. Ihr Schwesterschiffe, Messaggiere, war immerhin noch 16 kn schnell. Es gibt Berichte, dass die Holzqualität des Rumpfs nicht optimal war, aber dagegen spricht, dass Esploratore erst nach 44 Jahren abgewrackt wurde.

Die Esploratore war zwischen den Loten 71,8 m lang, 9,1 m breit und verdrängte 1080 t. Der Antrieb erfolgte über vier Kessel und eine Dampfmaschine mit zwei oszillierenden Zylindern, die insgesamt 1070 PS leisteten, womit 17 kn erreicht wurde. Die Besatzung bestand aus 125 Mann.

Bewaffnung
2 x 12 cm Vorderlader

Die Esploratore wurde von 1862-63 bei Wigram in London gebaut. Sie lief unter dem Namen Venezia vom Stapel, wurde aber bei Indienststellung in Esploratore umbenannt. Im Dritten Unabhängigkeitskrieg 1866 fuhr sie Aufklärung und wurde dabei in der Regel dort eingesetzt, wo ein österreichischer Angriff zu erwarten war. Am 27. Juni entdeckte sie die österreichische Flotte, als diese auf den italienischen Flottenstützpunkt vorstieß. Nach einem kurzen Gefecht mit dem österreichischen Schaufelradaviso Kaiserin Elisabeth zog sich die Esploratore zurück, um die Flotte zu informieren. Es kam aber nicht zu einer Schacht. Ab dem 16. Juli war sie am den Angriff auf Lissa beteiligt. Sie klärte in die Richtung auf, aus der die österreichische Flotte erwartetet wurde und sichtete sie am 20. Juli auch. Sie zog sich sofort zurück, um die Schlachtfotte zu informieren. In der Schlacht selbst war sie nicht direkt beteiligt und diente nur dazu, Flaggensignale zu wiederholen.

1872-73 und 1877-78 wurde die Esploratore überholt. 1877 wurde sie als Kriegsschiff III. Klasse klassifiziert. 1879 wurde sie ins Rote Meer verlegt. Dort diente sie der Forschung und Vermessung, wurde aber auch verwendet, um die italienischen Kolonien im heutigen Eritrea in Besitz zu nehmen. 1880 kehrte sie nach Italien zurück und wurde 1882 in Tunesien stationiert, 1885 erneut im Roten Meer. Ab 1888 diente sie nur noch zur lokalen Verteidigung in Venedig, 1895 wurde sie aus der Marineliste gestrichen. Sie diente noch bis 1907 als Wohnhulk in Venedig und wurde danach abgewrackt.

Das Modell

Mein Modell des Schaufelradavisos Esploratore beruht auf einem Plan von Franco Gay, den ich sehr empfehlen kann. Der Rumpf ist aus Plastikplatten in der Schichtmethode aufgebaut, wobei ich wie bei der Sloop CSS Alabama vorging. Auf diese Platten habe ich 0,64 mm dicke Platte (V Groove) von Evergreen mit Gravuren für die Darstellung der Decksplanken geklebt. Vorne und achtern kamen Füllstücke darunter, um den Deckssprung darzustellen. Das Schanzkleid ist aus 0,28 mm dicken Plastikstreifen von Evergreen. Nur am Bug und Heck habe ich es aus 0,4 mm Platten gemacht, um damit die ausladene Form besser darzustellen können. Nachdem der Rumpf verspachtelt und in Form geschliffen war, klebte ich außen 0,64 mm dicke Platten (V Groove) von Evergreen als Ausleger für die Schraubenkästen auf. Die Schraubenkästen bestehen aus 0,5 mm Platten für die meisten Wände. Der runde Teil ist aus einer 0,25 mm dicken Platte gebogen.

Die diversen Luken und Oberlichtern auf dem Deck bestehen ebenfalls aus Plastikplatten. Das Gangspill, die Halterung des Steuerrads und das Kompassgehäuse sind aus Plastikstäben diverser Dicken. Die Schornsteine sind aus dem Plastikteil von Wattestäbchen gemacht. Oben wurden sie mit einem schwach erhitzten Heißwachsspachtelgerät etwas aufgebogen. Die Masten, Spieren, Bugspritt, Gaffeln und Gafelbaum sind aus Metallstäben von Albion Alloys gebaut. Die beiden 12 cm-Geschütze sind aus Plastikplatten und -stäben gebaut. Die eingerollten Segel sind mit Weißleim dargestellt, die Takelage besteht aus UNI-Caenis 20 Denier-Faden.

Die Schaufelräder sind um eine Achse aus einem Plastikstab und zwei halbkreisförmigen Plastikplatten aufgebaut. An diese wurden 0,3 x  0,3 mm dicke Plastikstäbe als Speichen geklebt. Die Schaufeln sind aus Plastikplatten, während die sichtbaren Teile des Rads aus 0,2 mm dicken Kupferdraht gebogen sind.

Detailliert habe ich das Modell mit diversen Teilen aus dem Zubehörhandel. Das Steuerruder und die Wanten sind Fotoätzteile von BattleFleet Models. Weitere verwendete Fotoätzteile waren Davits und Ankerketten von BJ-Modellbau sowie Admiralitätsanker von North Star Models, die ich zu Stockankern umbaute. Die Lüfter sind von BMK, während die Beiboote Resinteile von Kombrig und wahrscheinlich OceanMoon sind.

Bemalt ist das Modell mit Model Color-Acrylfarben von Vallejo. Der Rumpf ist mit 167 Anthrazitgrau gestrichen, die Decks mit 110 Achatgrau, der obere Teil der Schraubenkästen, die Innenseite des Schanzkleids und die Beiboote sind mit 4 Cremeweiß, die Luken und Oberlichter mit 139 Mahagonibraun und die Masten mit 120 Beige bemalt. Die Farbe der Schornsteine war anscheinend weiß, was mich etwas überrascht hatte. Ich dunkelte das 4 Cremeweiß etwas mit 7 Hellen Sand ab. Die gleiche Farbe verwendete ich auch für die Segel.

Hier noch Größenvergleiche mit der peruanischen Panzerfregatte Independencia (1866, oben links), dem italienischen Spähschiff Carlo Mirabello (1916, oben rechts), dem US-amerikanischen Leichten Kreuzer USS Nashville (1938, unten links) und der italienischen Fregatte MMI Libeccio (1983, unten rechts):

Vielen Dank an Stefan für den Hinweis auf den Plan und an Eberhard, Manfred, Michi und Stefano für ihre Beiträge in Bezug auf die Bemalung!

Quellen

Lars