22.12.1956 - 60 Jahre Suezkrieg
Heute vor 60 Jahren, am 22. Dezember 1956, wurden die letzten britischen und französischen Truppen aus Ägypten zurückgezogen (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Eines der letzten Schiffe, das aus Port Said auslief, war der französische Leichte Kreuzer Georges Leygues.
Das Original
Der französische Leichte Kreuzer Georges Leygues war eines von sechs Schiffen der La Galissonniére-Klasse. Nach dem Londoner Flottenvertrag von 1930 und Absprachen mit Italien stellte die französische Marine nach der Algérie den Bau von Schweren Kreuzern ein und konzentrierte sich wieder auf Leichte Kreuzer. Wie auch die britische Marine brauchte die französische Marine mehr Kreuzer zur Sicherung des Kolonialreiches. Schwere Kreuzer waren zu teuer, um die erforderlichen Stückzahlen zu erreichen. Die La Galissonniére-Klasse wurde aus der Émile Bertin entwickelt. Im Gegensatz zu dieser wurde nicht mehr auf maximale Geschwindigkeit als Schutz gesetzt, sondern auf eine deutlich verstärkte Panzerung.
Die Maschinenanlage fiel schwächer aus und die Zahl der Schraubenwellen wurden von vier auf zwei reduziert. Die Panzerung wurde entworfen, um die Maschinen und Munitionskammern gegen 15,2 cm-Granaten aus größeren Gefechtsentfernungen zu schützen. Damit fiel sie deutlich schwerer aus als bei der ersten Generation von Schweren Kreuzern und auch schwerer aus als auf zeitgenössischen britischen, deutschen und älteren italienischen Leichten Kreuzern. Die schwere Flak wurde im Vergleich zur Émile Bertin verdoppelt. Erstmals bei französischen Kreuzern war ein Hangar vorhanden. Das Katapult wurde auf Turm III verlegt. Die Flugzeuge sollten über eine Hein-Landesegel am Heck geborgen werden können. Dieses bewährte sich aber nicht. Insgesamt bewährten sich die Schiffe der Klasse aber sehr wohl. Sie hatten sehr gute Seeeigenschaften und zeichneten sich durch eine gelungene Mischung aus Bewaffnung, Panzerung und Geschwindigkeit aus. Die La Galissonniére-Klasse wird oft als eine der besten Klassen von Leichten Kreuzern beschrieben.
Zwischen 1931-37 wurden sechs Schiffe der Klasse gebaut: La Galissonniére, Jean de Vienne, Marseillaise, Georges Leygues, Gloire und Montcalm. Alle sechs Schiffe waren nach dem Waffenstillstand 1940 Teil der Marine Vichy-Frankreichs. Die ersten drei Schiffe wurden 1942 in Toulon beim deutschen Einmarsch selbst versenkt. La Galissonniére und Jean de Vienne wurden von der italienischen Marine gehoben und fielen später in deutsche Hände. Beide wurden aber von alliierten Bombern versenkt bevor sie repariert werden konnten. Georges Leygues, Gloire und Montcalm wechselten nach der Landung der Alliierten in Nordafrika auf die Seite der Alliierten und wurden 1943 modernisiert. Dabei wurden Katapult, Hangar und Großmast entfernt und die leichte Flak durch 4 cm-Bofors und 2 cm-Oerlikon ersetzt. Alle drei dienten noch in der Nachkriegszeit, u.a. im Indochinakrieg und Suezkrieg. 1945/46 erhielten alle drei einen zusätzlichen Vierbeinmast hinter der Brücke, 1949-53 erhielten sie auch wieder einen Großmast. 1955-57 wurden sie außer Dienst gestellt. Als letztes wurde Montcalm 1970 abgewrackt.
Die Georges Leygues war 179,5 m lang, 17,5 m breit und verdrängte voll beladen zuletzt 11.300 t (ursprünglich 9460 t). Der Antrieb bestand aus vier Kesseln und zwei Dampfturbinensätzen, die bei den Probenfahrten 106.885 PS leisteten, womit 35,8 kn erreicht wurden. Sie erreichte auch nach der letzten Modernisierung 1954 noch 33,5 kn. Die Besatzung setzte sich nach dem Krieg in Friedenszeiten aus 706 Mann zusammen (796 Mann vorgesehen für Kriegseinsätze).
Bewaffnung 1956
9 x 15,2 cm L/55 modèle 1930 (drei Drillingstürme)
8 x 9 cm L/50 modèle 1930 (vier Zwillingslafetten)
24 x 4 cm L/56 Bofors (sechs Vierlingslafetten)
12 x 2 cm L/70 Oerlikon (Einzellafetten)
4 x 55 cm Torpedorohre (zwei Zwillingsrohre für Mle 1923D-Torpedos)
Die Georges Leygues wurde 1933-37 von den Chantiers de Penhoët in Saint-Nazaire gebaut. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beteiligte sie sich an der Suche nach deutschen Handelsstörern. Beim drohenden Eingriff Italiens in den Krieg wurde sie ins Mittelmeer verlegt. Nach dem Waffenstillstand endete sie auf der Seite Vichy-Frankreichs und wurde schließlich nach Dakar verlegt. Dort beteiligte sie sich am 23. bis 25. September 1940 an der Abwehr des britischen Angriffs. Sie blieb danach meist in Dakar bis sie nach dem 10. November 1942 auf die Seite der Alliierten wechselte. Der Kreuzer wurde anfangs von Dakar aus für die Jagd nach deutschen Blockadebrechern eingesetzt. Am 12. April 1943 gelang es der Georges Leygues den deutschen Blockadebrecher Portland abzufangen, der sich nach Beschuss selbst versenkte. Von Juli bis Oktober 1943 wurde sie in Philadelphia modernisiert. Nach einigen weiteren Patrouillen im Atlantik wurde sie ab dem 6. Juni 1944 zur Unterstützung der Landung in der Normandie eingesetzt, wobei sie bis zum 11. Juni 1008 15,2 cm-Granaten abfeuerte. Auch die Landung in der Provence am 15. August wurde von Georges Leygues unterstützt, die dabei 271 Schuss abfeuerte. Danach war sie an der Schlacht um Toulon beteiligt, wobei sie von einer Küstenbatterie mit einer 13,8 cm-Granate getroffen wurde, wodurch ein Mann getötet und 15 verwundet wurden. In den letzten Monaten des Kriegs unterstützte sie den alliierten Vormarsch in Italien, wobei sie zwischen Oktober 1944 und März 1945 1424 15,2 cm-Granaten zum Landzielbeschuss einsetzte. Anschließend wurde sie bis Januar 1946 in Casablanca überholt. Sie blieb auch danach meist im Mittelmeer. Von Januar 1953 bis Februar 1954 wurde sie erneut modernisiert, dieses Mal in Bizerte. Im August 1955 landete sie in Algerien Truppen an. Im März 1956 bombardierte algerische Unabhängigkeitskämpfer im Collo Massiv, auch im April griff sie in diese Kämpfe in Algerien ein. Ihre letzten Einsätze erfolgten während des Suezkriegs. Als Teil einer französischen Flotte, die aus 65 Kriegsschiffen, 104 Landungsbooten und 60 Frachtern bestand, war sie am dem Angriff auf Ägypten ab dem 31. Oktober 1956 beteiligt. An diesem Tag feuerte sie 352 15,2 cm-Granaten auf Positionen bei Rafah zur Unterstützung des israelischen Vormarschs. Am 6. November sollte sie die Landung bei Port Fouad unterstützen, aber musste nicht das Feuer eröffnen, da die Stadt schnell besetzt wurde. Am 7. November wurde auf amerikanischen Druck ein Waffenstillstand vereinbart. Georges Leygues blieb bis zum Rückzug der letzten Truppen am 22. Dezember in in Port Said. Am 1. April 1957 wurde sie außer Dienst gestellt und der Reserveflotte zugeteilt. 1959 wurde sie gestrichen und diente 1960 als Zielschiff für AS-20-Raketen. 1961 wurde sie abgewrackt.
Das Modell
Das Modell des französischen Leichten Kreuzers Georges Leygues habe ich aus dem Bausatz von WSW gebaut. Dieser Bausatz stellt den Zustand von 1946 dar, also nachdem sie den Vierbeinmast hinter dem Dreibeinfockmast erhalten hatte. Mein Modell soll den Zustand von 1956 wiedergeben, wofür der Großmast ergänzt, vier 2 cm-Oerlikon mittschiffs entfernt und die Typen der Beiboote geändert werden mussten.
Der WSW-Bausatz ist inzwischen seit vielen Jahren erhältlich und ist immer noch der einzige, der einen Kreuzer der La Galissonniére-Klasse im Zustand der Nachkriegszeit zeigt. HP Models bietet Bausätze der Klasse im Zustand vor dem Krieg und nach der Modernisierung von 1943 an. Dem WSW-Bausatz sieht man an vielen Stellen an, dass er zu einer älteren Generation von Resinbausätzen gehört. Als er neu war, gehörte er zu einen der besten, aber inzwischen sind die Details bei einigen Herstellern deutlich feiner geworden, z.B. bei der leichten Flak. Der Bausatz stellt aber immer noch eine gute Grundlage für ein Modell dar. Zumindest bei meinem Exemplar gab es aber zwei Probleme:
- das Aufbautendeck mittschiffs war zu kurz und passte nicht zum Rumpf, d.h. größere Spalten insbesondere am Übergang zur Hütte mussten geschlossen werden.
- die Beine des Dreibein- und des Vierbeinmastes passten nicht in die Löcher der Brückendecks und musste neu gebohrt werden.
Ansonsten führte ich folgende Änderungen durch:
- der Vierbeinmast wurde aus Metallstäben und Plastikplatten neu aufgebaut. Dazu wurden die Plattformen und oberen Spieren den Zustand von 1956 angepasst und der DRBV20-Radar (Fotoätzteile von L'Arsenal) ergänzt.
- die Bootskräne wurden mit Drahtteilen verfeinert.
- der Splitterschutz für die vier 2 cm Oerlikon mittschiffs wurden entfernt. Die Beiboote wurden nach einer Zeichnung in Les croiseurs de 7600 tonnes neu angeordnet und teilweise durch andere Typen aus der Restekiste ersetzt.
- die Antennenträger am hinteren Schornstein sind aus Drahtteilen gebaut.
- der Großmast wurde aus einem gedrehten Messingteil von BMK, Draht, Plastikplatten und Fotoätzteilen aus der Restekiste ergänzt. Der SP-Radar wurde aus Fotoätzteilen von LionRoar gebaut.
- die 15,2 cm-Rohre wurden durch übrig gebliebene gedrehte Messingteile von HP Models ersetzt (gibt es auch von Master). Die Rohrbalge (blast bags) sind aus Weißleim gemacht. Für die 9 cm-Rohre wurden gekürzte französische 10 cm-Rohre von Master verwendet.
- die 4 cm-Vierlinge und 2 cm-Oerlikon des Bausatzes ähneln den alten PitRoad-Teilen und wurden durch Resinteile von Niko Models (4 cm) und gedruckte Teile von 3D Model Parts (2 cm) ersetzt.
- die Abstützungen der Brückenstrukturen und der Rettungsflöße sind aus Fotoätzteilen von NNT gemacht.
Getakelt habe ich mit schwarzem UNI-Caenis 20 Denier-Faden.
Das Modell habe ich mit Model Color-Acrylfarben von Vallejo bemalt. Alle vertikalen Bereiche und die Turmdecken sind mit 154 (989) Signalgrau, die Stahldecks mit 164 (867) Dunkelgraublau und die Holzdecks mit 110 (986) Achatgrau gestrichen. Das Ende des beplankten Oberdecks habe ich nach Studium von Fotos weiter nach achtern verlegt, bin mir aber nicht 100% sicher, ob dies korrekt ist. Die Schornsteinkappen, Teile der Masten, Poller, Anker, Ankerketten, Unterwasserrümpfe der Beiboote und Rohre der leichten Flak sind mit 167 (995) Anthrazitgrau bemalt.
Hier noch Größenvergleiche mit dem britischen Leichten Kreuzer HMS Chester (1916) der Birkenhead-Klasse und dem japanischen Leichten Kreuzer Abukuma (1925) der Nagara-Klasse (links), dem französischen Leichten Kreuzer Émile Bertin (1934) und dem US-amerikanischen Leichten Kreuzer USS Nashville (1938) der Brooklyn-Klasse (mitte) und dem russischen Raketenkreuzer Moskwa (1983) der Slawa-Klasse und dem japanischen Lenkwaffenzerstörer Atago (2007) der gleichnamigen Klasse (rechts).
Quellen
- Les croiseurs de 7600 tonnes von Jean Moulin, Nantes, 2002
- French cruisers 1922-1956 von John Jordan und Jean Moulin, Barnsley, 2013
- Franscuskie lekkie krążowniki Marseillaise & Georges Leygues, Profile Morskie 19 von Piotr Wiśniewski und Ryszard Dambiec, Wyszków, 1999
- French cruiser Georges Leygues (Wikipedia)
- Cruisers of World War Two. An International Encyclopedia von M.J. Whitley, London, 1995
- Conway’s All the World’s Fighting Ships 1922-1946 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1980
Lars