11.07.1992 - 25 Jahre Operation Maritime Monitor

 

Heute vor 25 Jahren, am 11. Juli 1992, wurde der deutsche Zerstörer Bayern Teil der Operation Maritime Monitor, die das Waffenembargos im Bosnienkrieg durchsetzen sollte (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Damit war die Bayern das erste Schiff der Deutschen Marine, dass außerhalb der NATO-Vertragsgebiet (out of area) eingesetzt wurde. Die Schiffe hatten nur eine überwachende Funktion. Im November 1992 wurde die Operation durch die Operation Maritime Guard ersetzt, die das Embargo auch gewaltsam durchsetzen sollte, aber genauso den Bosnienkrieg nicht beenden konnte, der erst 1995 nach dem aktiven Eingreifen der NATO endete. Der Bosnienkrieg wurde nach der Unabhängigkeitserklärung Bosnien-Herzegowinas zwischen den Bosniaken, Serben und Kroaten geführt, wobei letztere beiden Gruppen den Anschluss von Teilen Bosnien-Herzegowinas an Rest-Jugoslawien bzw. Kroatien durchsetzen wollten. Im Bosnienkrieg kam es zu massiven Vertreibungen, Massenvergewaltigungen und Massakern (u.a. das Massaker von Srebrenica begangen durch serbische Truppen). Dem Krieg fielen etwa 100.000 Menschen zum Opfer, 2,2 Millionen Menschen wurden vertrieben oder flohen.

Das Original

Der deutsche Zerstörer Bayern (D 183) war eines von vier Schiffen der Klasse 101, der Hamburg-Klasse. Die Klasse gehörte zu der ersten Generation von Neubauten für die Bundesmarine, nach dem diese im Rahmen der Wiederbewaffnung 1956 gegründet wurde. Ursprünglich waren zwölf Zerstörer geplant, es wurden aber nur vier in Auftrag gegeben, die 1959-68 gebaut wurden: Hamburg, Schleswig-Holstein, Bayern und Hessen. Der Bau erfolgte bei der Stülcken-Werft, die die einzige war, die freie Kapazitäten hatte (und noch vor der Fertigstellung der Hessen Pleite ging). Die neuen Zerstörer sollten Schiffe, Flugzeuge und U-Boote bekämpfen, Konvois geleiten, Landzielbeschuss durchführen und Minen legen können. Allerdings wählte man eine Auslegung als reine Artilleriezerstörer, obwohl zur gleichen Zeit die ersten Lenkwaffenzerstörer im Bau waren (u.a. die später auch von der Bundesmarine gekauften Charles F. Adams-Klasse). Als erste deutsche Zerstörer erhielten sie einen Glattdeckerrumpf mit Knickspant am Bug. Die Aufbauten waren sehr hoch, weshalb sie den Spitznamen "Hochhäuser" erhielten. Ursprünglich sollte ein Fünflingstorpedorohr auf diesen aufgestellt werden, aber aus Stabilitätsgründen wurde dieses durch drei Rohre im Bug und zwei im Heck ersetzt.

Die Kombination von relativ niedrigen Freibord und Toplastigkeit bewirkte nicht optimale Seeeigenschaften. Dazu gab es Probleme mit Rissen in den Aufbauten, die nie komplett gelöst werden konnten. Die Hamburg-Klasse hatten wegen der Toplastigkeit und großen Aufbauten nur geringe Kapazitäten für Modernisierungen. Sie erhielten 1969-73 neue Radars und die Torpedorohre im Bug und Heck wurden 1973 entfernt. 1974-77 wurden die Schiffe zur Klasse 101A umgebaut, wobei der hintere Gittermast und der dritte 10 cm-Turm ausgebaut wurden. Statt des dritten Turms erhielten sie vier Exocet-Anti-Schiffsraketenstarter, die zumindest die Anti-Schiffs-Fähigkeiten deutlich verbesserten. Dazu kamen neue geschlossene Lafetten mit verbesserten Lademechanismus für die 4 cm-Flak, zwei zusätzliche kurzrohrige U-Jagd-Torpedorohre und Täuschkörperwerfer an Bord. 1978-79 erhielten alle Schiffe statt der bisher offenen Brücke eine geschlossene, geräumigere Brücke. Weitere Modernisierungen erfolgten nicht, so dass die Flugabwehrfähigkeiten auf Geschütze und deren veralteten Feuerleitgeräte begrenzt blieben. Eine Modernisierung zur Klasse 101B (eventuell mit RAM-Startern) erfolgte wegen des Zustands der Schiffe nicht, die Unterhaltungskosten der Schiffe stiegen in der letzten Dienstphase. Auch gab es zunehmend Probleme mit der Maschinenanlage, zuletzt fuhren die meisten Schiffe nur noch mit der Hälfte der Kessel. Die vier Zerstörer der Hamburg-Klasse wurden Anfang der 1990er außer Dienst gestellt und durch vier (größere) Fregatten der Brandenburg-Klasse (Klasse 123) ersetzt, die u.a. deren Exocet-Starter übernahmen.

Die Bayern war 133,7 m lang, 13,4 m breit und verdrängte nach den Umbauten voll beladen 4692 t. Der Antrieb erfolgte über vier Kessel und zwei Dampfturbinen mit insgesamt 68.000 PS (kurzzeitig 72.000 PS), womit 35 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 284 Mann.

Bewaffnung (ab 1977)
3 x 10 cm L/55 METL (Modell 1953)-Geschütze (Einzellafetten)
8 x 4 cm L/70 Bofors (vier Breda Modell 1964-Zwillingslafetten)
4 MM 38 Exocet-Anti-Schiffsraketen-Starter
2 x 37,5 cm-Bofors-Vierfach-U-Jagdraketenwerfer
4 x 53,3 cm TORO UJ-2-Torpedorohre (für Mk 37-U-Jagd-Torpedos)
2 Wasserbombenablaufbühnen
80-100 Minen

Die Bayern wurde 1961-65 bei H. C. Stülcken Sohn in Hamburg gebaut. Sie wurde danach Teil des 2. Zerstörergeschwaders mit Heimathafen Wilhelmshaven. Sie fuhr vor allem in Nord- und Ostsee, aber auch mit der STANAVFORLANT und bei Übungen im Atlantik, bis ins Mittelmeer, Westafrika und Nordamerika. Am 30. Mai 1970 kam es bei einer Werftüberholung zu einer Gasexplosion, die einen Werftarbeiter tötete und ein 8 x 8 m großes Loch in die Außenwand sprengte. Auf einer Fahrt, die mit dem Zerstörer Lütjens sowie den Versorgern Spessart und Coburg in den Indischen Ozean gehen sollte, rammte die Bayern am 8. Mai 1980 nördlich der Balearen die Spessart, wobei der Bug bis zum Wellenbrecher eingedrückt wurde. Notreperaturen erfolgten in Toulon, danach erhielt sie von Blohm & Voss in Hamburg einen neuen Bug. Am 18. September 1982 rammte sie im Nebel die Ostmole und Tirpitzbrücke in Wilhelmshaven und musste erneut in die Werft. Vom 11. bis zum 30. Juli war sie das erste deutsche Kriegsschiff, das außerhalb der NATO-Vertragsgebiets eingesetzt wurde, als sie an der Operation Maritime Monitor in der Adria zur Überwachung des Embargos während des Bosnienkriegs eingesetzt wurde. Vom 11. Januar bis zum 7. Mai 1993 erfolgte ein zweiter Einsatz der Bayern in der Adria zur Durchsetzung des Embargos (Operation Maritime Guard). Nach diesem Einsatz wurde die Bayern im Dezember 1993 außer Dienst gestellt. 1995 erfolgte das Abwracken des Schiffs in Dänemark.

Das Modell

Mein Modell des Zerstörer Bayern, das den Zustand von 1992 darstellen soll, habe ich aus dem Bausatz der Schleswig-Holstein von Admiralty Model Works gebaut. Diese Firma hat vor etwa zehn Jahren zwei Bausätze der Hamburg-Klasse herausgebracht, die Hamburg im ursprünglichen Zustand und die Schleswig-Holstein im Zustand von 1985 nach den Umbauten. Entsprechend verwendete ich den letzten Bausatz.

Der Bausatz machte auf den ersten Blick einen sehr guten Eindruck. Die Gussqualität ist sehr gut. Man ist mit dem Rohbau fertig, wenn man die beiden Teile für die Schornsteine auf den Rumpf-Aufbautenkomplex geklebt hat. Danach zeigen sich aber diverse Probleme. Einige Teile sind viel zu groß und ich musste sie verkleinern. Das galt insbesondere für die Feuerleitgeräte für die 10 cm-Geschütze und die Plattform für das zweite dieser Feuerleitgeräte. Als ich diese nach Anleitung zusammengebaut hatte, war sie zusammen mit dem Feuerleitgerät fast doppelt so hoch wie es sein sollte. Ich hatte keine guten Pläne, so dass ich mich nur für eine optische Korrektur entschied, also die Plattform von unten deutlich flacher schlief und auch von dem unteren Teil der Feuerleitgeräte ein großes Stück wegschnitt. Ich denke, dass wohl auch die U-Jagd-Raketenwerfer, die 4 cm-Lafetten und die Torpedorohre zu groß sind - wohl um absichtlich, um sie besser detailliert darstellen zu können. Dazu gab es kleinere Probleme mit der Passgenauigkeit, genauer mit dem Fockmast (der mit dem Schornstein kollidierte) und die zu dicken Rohrwiegen der 10 cm-Geschütze. Beim Heckspiegel musste noch die Öffnung für den Heckanker zugespachtelt werden, da diese im späten Zustand nicht mehr vorhanden war.

Den vorderen Rohre der 10 cm-Geschütze ersetzte ich durch Messingrohre für französische 10 cm von Master (eigentlich für 10 cm L/45 Model 1930). Die 10 cm-Rohre von NNT schienen mir von der Form her überhaupt nicht zu dem Rohr des Originals zu passen. Auch die Rohre der 4 cm-Flak waren viel zu dick, so dass ich sie durch Draht ersetzt habe. Auf dem Achterdeck wurden noch die Winden des Torpedoablenksystems ergänzt. Am Fockmast wurden noch einige Details aus Draht ergänzt. Die zahlreichen Peitschenantennen sind aus 0,1 mm Nickel-Silber-Draht bzw. 0,05 mm Kupferdraht. Seltsam ist, dass in der Anleitung die im Bausatz enthaltenen Anker und Ankerketten vergessen wurden.

Die Farbe des Bundesmarine/Deutschen Marine finde ich schwer darstellbar. Man kann natürlich direkt die Farbe nehmen, aber die wirkt meiner Meinung nach bei einem 1/700 Modell viel zu dunkel. Ich habe diverse Originalschiffe bei verschiedenen Lichtbedingungen gesehen, dazu noch diverse Fotos der Schiffe in der Literatur (siehe Quellen unten) und der Farbeindruck ist sehr stark vom Licht abhängig. Ich habe mich für Vallejo Model Color 156 Blaugrau Hell entschieden. Die Farbe wirkt im Licht von Tageslichtlampen aber dann wiederum hell - aber das wirken die echten Schiffe im vollen Sonnenlicht auch. Für die Decks benutze ich 159 Staubgrau. Die Abziehbilder sind aus dem Bausatz. Die Kennnummer auf dem Heckspiegel ist leider zu klein, ich habe aber bisher keinen passenden Ersatz gefunden. Auf dem Achterdeck ergänzte ich aus selbst gemachte Abziehbildern noch eine Markierung (für die Versorgung per Hubschrauber?).

Links ein Vergleich mit zwei Lenkwaffenzerstörer aus der gleichen Epoche, HMS Glamorgan (1966, Skytrex) und USS Preble (1960, Niko Model). In der Mitte ein Vergleich mit einem Geschützten Kreuzer aus dem Ersten Weltkrieg, SMS Mainz (1909, Umbau Blue Ridge Models), und einem relativ kleinen Leichten Kreuzer aus dem Zweiten Weltkrieg, Hr. Ms. Tromp (1938, Niko Model). Rechts ein Vergleich mit zwei modernen Fregatten, Méndez Núñez (2006, BigBlueBoy) und Carlo Bergamini (2013, Gwylan Models).

Quellen

Fazit

Der Bausatz der Bayern erzeugt gemischte Gefühle beim Bau. Einerseits ist die Gussqualität gut, andererseits sind aber einige der Kleinteile viel zu groß (insbesondere die Feuerleitgeräte) und viele andere Details wurden vergessen (insbesondere am Fockmast).

Lars