17.10.1917 - 100 Jahre Schlacht im Moon-Sund
Heute vor 100 Jahren, am 17. Oktober 1917, wurde der russische Panzerkreuzer Bajan II in der Schlacht im Moon-Sund beschädigt (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Der Panzerkreuzer versuchte zusammen mit zwei alten Schlachtschiffen die deutschen Minensucher daran zu hindern, die Sperren vor dem Moon-Sund zu räumen. Die deutschen Minensucher wurden von den Schlachtschiffen SMS König und SMS Kronprinz unterstützt. Die beiden deutschen Schlachtschiffe mussten sich anfangs wegen der geringeren Reichweite ihrer Geschütze im Vergleich zu den russischen Schlachtschiffen zurückziehen, es gelang ihnen aber dann doch eines der beiden Schlachtschiffe, die Slawa, so schwer zu beschädigen, dass es aufgegeben werden musste. Das andere, die Graschdanin (ex Zessarewitsch), sowie die Bajan II wurden beide beschädigt, konnten sich aber zurückziehen. Die Russen konnten aber damit den Moon-Sund nicht mehr halten und mussten die Baltischen Inseln aufgegeben.
Das Original
Der russische Panzerkreuzer Bajan II (Баян, Bayan) war eines von vier Schiffen der Bajan-Klasse. Deren Typschiff, Bajan I, wurde 1899-1903 gebaut und stellte eine deutliche Abkehr von den bisherigen russischen Panzerkreuzern dar. Die bisherigen Panzerkreuzer, Schiffe wie Rurik, Rossija und Gromoboj, waren für den Handelskrieg gedacht. Die Bajan sollte dagegen primär als Aufklärer für die Schlachtflotte dienen. Sie war kleiner, aber stärker gepanzert und schneller. Die Geschütze waren besser geschützt untergebracht: die 20,3 cm in Türmen und die 15,2 cm in Kasematten. Für letztere war der Rumpf tief eingeschnitten, um diesen einen optimalen Feuerbereich zu bieten.
Da in Russland nicht ausreichend Werftkapazitäten vorhanden waren, wurde das Schiff in Frankreich bestellt. Während des Russisch-Japanischen wurden drei weitere Schiffe der Klasse in Auftrag gegeben. Diese erhielten diverse Verbesserungen, z.B. bei den Schotten und der Panzerung (Krupp- statt Harvey-Panzerplatten). Ein Schiff, Admiral Makarow, wurde 1905-08 in Frankreich gebaut, die beiden anderen, Pallada II und Bajan II, 1905-11 in Russland. Bei Fertigstellung waren die mit Dreifachexpansionsdampfmaschinen angetrieben Schiff im Vergleich zu den turbinengetrieben Kreuzern der Epoche relativ langsam, dazu war die deutsche Marine inzwischen zum Bau von Schlachtkreuzern übergegangen - aber im Ersten Weltkrieg sollten die Schiffe der Klasse überwiegend auf ältere deutsche Panzerkreuzer treffen, da die Kaiserliche Marine fast nur alte oder zweitklassige Schiffe in der Ostsee einsetzte (das Unternehmen Albion war die Ausnahme von der Regel). Die erste Bajan war 1904 in Port Arthur gesunken und wurde nach dem Krieg von den Japanern und gehoben und blieb bis 1931 bei der japanischen Marine als Aso in Dienst. Pallada II wurde 1914 versenkt, während die beiden anderen Schiffe den Ersten Weltkrieg überlebten. Sie wurden dazu ausgerüstet, auch Minen legen zu können. Dazu gaben sie im Laufe des Kriegs ihre gesamte Torpedobootabwehrbatterie aus 20 7,5 cm-Geschützen und vier 4,7 cm-Geschützen ab. Stattdessen erhielten sie ein weiteres 20,3 cm-Geschütz und vier weitere 15,2 cm-Geschütze, womit sich deren Zahl jeweils um die Hälfte erhöhte. Beide überlebenden Schiffe wurden Anfang der 1920er abgewrackt.
Die Bajan II war 137,0 m lang, 17,5 m breit und verdrängte voll beladen 8240 t (8010 t?). Der Antrieb erfolgte über 26 Kessel und zwei Dreifachexpansionsdampfmaschinen mit insgesamt 16.500 PS, womit 21,8 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 577 Mann.
Bewaffnung 1917
3 x 20,3 cm L/45 (zwei Einzeltürme, eine Einzellafette)
12 x 15,2 cm L/45 (Einzellafetten in Kasematten)
2 x 45,7 cm-Torpedorohre
Die Bajan II wurde 1905-11 von der Neue Admiralitätswerft in Sankt Petersburg gebaut. Im Ersten Weltkrieg diente sie bei der Baltischen Flotte. Sie wurde für das Legen von Minensperren und das Decken von solchen Operationen verwendet. Bei einer der letzten Aktionen führte sie in der Nacht vom 6./7. Mai 1915 zusammen mit ihrem Schwesterschiff Admiral Makarow ein folgenloses Gefecht gegen den deutschen Geschützten Kreuzer SMS München. Am 2. Juli 1915 fing bei Gotland zusammen mit Admiral Makarow und den Geschützten Kreuzern Bogatyr und Oleg den deutschen Minenkreuzer SMS Albatross und den Geschützten Kreuzer SMS Augsburg ab und beschädigten die Albatross so schwer, dass sie auf Strand gesetzt wurde (siehe Gotland-Raid). Danach kam es zum Gefecht gegen den als Verstärkung eingetroffenen Panzerkreuzer SMS Roon sowie den Geschützten Kreuzer SMS Lübeck. Die Bajan II erhielt dabei einen 21 cm-Treffer, durch den zwei Mann verwundet wurden. Es folgten weitere Minenlegaktionen und erfolglose Versuche deutsche Konvois abzufangen. Am 17. Oktober 1917 unterstützte Bajan II die beiden alten Schlachtschiffe Graschdanin (ex Zessarewitsch) und Slawa in der Schlacht im Moon-Sund bei dem Versuch den deutschen Vormarsch aufzuhalten. Die Bajan II erhielt dabei einen 30,5 cm-Treffer im Bug, der einen schweren Brand auslöste und das Fluten der vorderen Magazine notwendig machte. Fünf Mann wurden getötet und drei verwundet. Sie konnte sich nach Finnland zurück ziehen. Von dort wurde sie im April 1918 im sogenannten Eismarsch durch die zugefrorene Ostsee nach Kronstadt verlegt. Sie wurde danach außer Dienst gestellt und 1922 zum Abwracken nach Stettin verkauft.
Das Modell
Das Modell des russischen Panzerkreuzers Bajan II habe ich aus dem Bausatz von Kombrig (Bausatz 70224 Bayan II) gebaut. Kombrig bietet mehrere Bausätze der Bajan-Klasse an. Der der Bajan II stellt die späte Version mit dem zusätzlichen 20,3 cm-Geschütz dar. Ich habe einige Fotos des Schiffs im Zustand von 1917 gefunden, aber die meisten sind an einigen Punkten unklar, z.B. ob das zusätzliche 20,3 cm-Geschütz ein Schild erhielt, ob Flak an Bord waren, wo genau Lüfter waren oder wie genau der achtere Aufbau aussah. D.h. es blieben einige Fragen offen.
Ich ergänzte eine Plattform mit einem Entfernungsmesser über dem achteren Aufbau, deren Form auch nur geraten ist. Die 15,2 cm-Rohre ersetzte ich durch Messingrohre für die Borodino-Klasse, die ich auf Ebay gefunden hatte. Die Masten wurden aus Metall neu aufgebaut. Dabei ist auf die seltsame Ausführung der Topspieren zu achten, die fast bis zum Deck reichen. Auch die Marsen wareb nicht etwa auf den Untermasten positioniert, sondern etwas darüber an den Topspieren angebracht. Auf dem Kommandoturm ergänzte ich noch einen Scheinwerfer - und wunderte mich, dass ich nur einen finden konnte. Dazu ergänzte ich noch die Bootsspieren und die Ankerketten, letztere Fotoätzteile von BJ-Modellbau. Getakelt habe ich mit schwarzen 20 Denier-Faden von UNI-Caenis.
Bemalt habe ich die Bajan II mit Acrylfarben von Vallejo Model Colour: 156 (905) Blaugrau Hell für die vertikalen Flächen, 110 (986) Achatgrau für die Holzdecks und 139 (846) Mahagonibraun für die Aufbautendecks.
Zuletzt noch ein paar Vergleiche: links mit zwei Kreuzern aus dem Ersten Weltkrieg, dem britischen Panzerkreuzer HMS Monmouth (1901, Kombrig) und dem deutschen Geschützen Kreuzer SMS Mainz (1909, Umbau Blue Ridge Models). In der Mitte mit zwei Kreuzern aus dem Zweiten Weltkrieg, dem US-amerikanischen Schweren Kreuzer USS Northampton (1930, Corsair Armada) und dem französischen Leichten Kreuzer Georges Leyques (1937, WSW). Rechts mit zwei moderneren Schiffen, dem sowjetischen Zerstörer Otlichniy (1983, Dragon) und dem dänischen Unterstützungsschiff Absalon (2004, NNT).
Quellen
- Bajan (Schiff, 1907) (Wikipedia)
- Броненосный крейсер "Баян" (Fotogalerie auf Navsource.narod.ru)
- From Ruirik to Ruirik: Russia's Armoured Cruisers von Stephen McLaughlin in Warship 1999-2000 von Antony Preston (Herausgeber), London, 1999
- Die russischen Kriegsschiffe 1856-1917. Band II: Fregatten, Panzerkreuzer, Korvetten, geschützte Kreuzer von Bernhard Gomm, Wiesbaden, 1991
- Боевые корабли Русского флота 8.1914 - 10.1917 von Ю.В. Апальков, Sankt Petersburg, 1996
- The Russian Fleet 1914-1917 von René Greger, London, 1972
- Conway's All the World's Fighting Ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979
- Conway's All the World's Fighting Ships 1906-1921 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1992
Lars