09.06.1944 - 75 Jahre Schlacht von Ouessant

 

Heute vor 75 Jahren, am 9. Juni 1944, trafen acht alliierte Zerstörer in der Schlacht von Ouessant (Ushant) bei der Isle de Bas auf einen kleinen deutschen Verband (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Die drei Zerstörer Z 24, Z 32 und ZH 1 sowie das Torpedoboot T 24 versuchten von Brest aus Cherbourg zu erreichen, um die dortigen deutschen Kräfte zu verstärken und gegen die alliierte Invasionsflotte in der Normandie vorzugehen. Dem britisch/kanadisch/polnischen Verband der 10th Destroyer Flotilla, bestehend aus HMS Tatar, HMS Ashanti, HMCS Haida, HMCS Huron, ORP Piorun, HMS Eskimo, HMS Javelin und ORP Błyskawica, gelang es jedoch, den deutschen Verband abzufangen. Die alliierten Zerstörer zerstörten Z 32 und ZH 1, den anderen beiden deutschen Schiffen gelang es zu entkommen. Von den alliierten Schiffen existieren noch zwei als Museumsschiff: HMCS Haida und ORP Błyskawica.

Das Original

Der polnische Zerstörer ORP Błyskawica war eines von zwei 1935-37 gebauten Schiffen der Grom-Klasse. Nachdem Polen 1918 wieder unabhängig geworden war, plante die polnische Marine in den 1920ern eine Flotte aus Kreuzern, Zerstörern, Torpedobooten und U-Booten. In Frankreich wurden zwei Zerstörer (Wicher-Klasse) sowie U-Boote bestellt. Da Kreuzer zu kostspielig waren, sollten außerdem zwei weitere, größere Zerstörer angeschafft werden. Es wurden Angebote von britischen und schwedischen Werften eingeholt, während das Angebot einer französischen Werft nicht berücksichtigt wurde, da man mit der Wicher-Klasse nicht zufrieden war. Die Wahl fiel letztlich auf den Entwurf von J. Samuel White & Co Ltd. in Cowes, die Grom-Klasse.

Die beiden Zerstörer der Grom-Klasse zeichneten sich mit je sieben 12 cm-Geschützen durch eine für ihre Zeit sehr starke Artilleriebewaffnung aus. Die Torpedobewaffnung war durchschnittlich, während die Flakbewaffnung für die Zeit gut ausfiel. Der Fokus auf die Artillerie deutet darauf hin, dass man einen billigen Kreuzerersatz suchte. Statt einer Panzerung wurde hier, wie bei den französischen Großzerstörern, auf eine sehr hohe Geschwindigkeit als Schutz gesetzt. Entsprechend groß fiel die Grom-Klasse aus und entsprach von Größe und Bewaffnung her den kleineren Geschützten Kreuzern aus der Zeit um 1900. Allerdings war die Klasse für die Ostsee optimiert, d.h. der Fahrbereich war geringer als z.B. bei der britischen Tribal-Klasse, die ebenso auf eine starke Artillerie hin optimiert war. Außerdem waren die Schiffe der Grom-Klasse toplastig, was bei Einsätzen im Atlantik Probleme machte. Deshalb wurde Błyskawica mehrfach umgebaut (Grom wurde schon 1940 versenkt). Der ursprüngliche Fockmast, die Scheinwerferplattform und die Schornsteinkappe wurden 1940 entfernt. Auch eines der Torpedorohre wurde entfernt und durch eine 7,62 cm-Flak ersetzt. Ende 1941 erhielt sie eine leichtere Hauptbewaffnung aus acht 10,2 cm-Flak statt der sieben 12 cm-Geschütze. Die 7,62 cm-Flak wurde wieder entfernt und das zweite Drillingstorpedorohr wieder an Bord genommen. Nach dem Krieg erhielt sie 1951/52 sowjetische statt der britischen Waffen: acht 10 cm-Geschütze und zehn 3,7 cm-Flak.

Błyskawica war 114 m lang, 11,3 m breit und verdrängte voll beladen 3383 t. Der Antrieb bestand aus drei Kesseln und zwei Dampfturbinen und leistete 54.000 PS, womit 39,6 kn erreicht wurden. Die Besatzung umfasste 192 Mann.

Bewaffnung 1944
8 x 10,2 cm L/45 Mk XVI (vier Zwillingslafetten)
4 x 4 cm L/60 Wz 36 Bofors (zwei Zwillingslafetten)
4 x 2 cm L/70 Oerlikon
6 x 55 cm Torpedorohre (konnten auch 53,3 cm- und 45 cm-Torpedos verschießen)
2 Wasserbombenablaufschienen

Die Błyskawica wurde 1935-37 von J. Samuel White in Cowes gebaut. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde sie mit ihrem Schwesterschiff Grom und dem Zerstörer Burza nach Großbritannien evakuiert (Plan Peking). Sie operierte dann in der Nordsee. Im April 1940 war sie an der Schlacht um Norwegen beteiligt, u.a. bekämpfte sie bei Narvik im Rombakken-Fjord deutsche Stellungen. Sie erhielt dabei fünf Treffer durch deutsche Geschütze, wodurch drei Mann der Besatzung starben. Wiederholte Luftangriffe überlebte sie. Im Mai wurde Błyskawica in den Ärmelkanal geschickt, um bei der Evakierung der Truppen aus Frankreich (Operation Dynamo) zu helfen. Danach wurde sie zum Geleit von Konvois eingesetzt und für Patrouillen im Ärmelkanal eingesetzt. Im November 1942 unterstützte sie die Landung in Nordafrika. Während der Landung in der Normandie diente sie als Fernsicherung der Landungskräfte. In der Schlacht von Ushant war sie an der Zerstörung zweier deutscher Zerstörer beteiligt. Nach Kriegsende nahm sie an Operation Deadlight, der Versenkung von 116 erbeuteten deutschen U-Booten, teil. 1947 wurde Błyskawica an die Marine der Volksrepublik Polen übergeben, in der sie bis 1976 diente. Seither ist sie Museumsschiff in Gdynia, wo man sie heute noch besichtigen kann.

Das Modell

Das Modell des polnischen Zerstörers Błyskawica habe ich aus dem Bausatz von Niko Model gebaut, der den Zustand von 1944 darstellen soll. Es ist einer der ersten Bausätze von Niko Model. Ich habe schon einige Bausätze von diesem Hersteller gebaut und bin allgemein mit diesen sehr zufrieden - aber dieser Bausatz ist definitiv die Ausnahme. Er ist merkwürdig, irgendwie stimmt fast nichts. Die Hauptgeschütze ähneln nicht den 10,2 cm-Zwillingen, sondern sind sehr viel größer. Statt zwei Drillingstorpedorohren enthält der Bausatz ein 7,62 cm-Geschütz (das 1944 schon lange wieder ausgebaut war) und ein Vierlingstorpedorohr. Der Radar achtern fehlt. Dazu passen das vorderste und achterste Geschütz nicht unter die Gasdruckabweiser.

Für den Bauzustand vom Juni 1944 orientierte ich mich an Fotos und etwas an den Zeichnungen in Niszczyciel ORP Błyskawica und Okręty floty polskiej. Es gibt bei diesen Zeichnungen jedoch einige kleinere Detailunterschiede, aber selbst die Fotos des Schiffs mit diesem Tarnanstrich zeigen nicht immer genau den gleichen Zustand, z.B. in Bezug auf die Positionen der Schlauchboote.

Das Deck für das zweite 10,2 cm-Geschütz kürzte ich, so dass der Gasdruckabweiser nicht so weit nach vorne ragt. Auch der Gasdruckabweiser, der das vierte Geschütz schützte, wurde gekürzt. Die 10,2 cm-Geschütze wurden durch welche ersetzt, die Niko Model extra verkauft. Diese ließen sich aber nicht wie gedacht zusammenbauen, die Lafette musste niedriger gemacht werden. Die Drehteller für alle 10,2 cm-Geschütze wurden entfernt, da die neuen Geschütze welche angegossen hatten. Dabei konnte ich auch gleich die Positionen der Geschütze korrigieren, insbesondere das erste muss weiter nach vorne geschoben werden. Die 4 cm-Zwillinge sind die aus dem Bausatz. Die 2 cm-Oerlikon habe ich durch welche von 3D Model Parts ersetzt. Die Torpedorohre habe ich durch Teile von Micro Master ersetzt, die etwas angepasst wurden. Das Feuerleitgerät auf der Brücke erhielt eine neue, dickere Basis aus einem Gussast und der Radar darauf wurde durch gezogenen Gussast verfeinert. Den achteren Radar ergänzte ich aus etwas angepassten Teilen von IBG Models, die aus dem Bausatz eines Geleitzerstörers der Hunt II-Klasse übrig waren.

Die Anleitung ist in Bezug auf Details sehr vage, z.B. die Positionen der Schlauchboote. Ich orientierte mich an Fotos - allerdings gibt es auf diesen Unterschiede bei der Aufstellung. Die Beiboote sind aus dem Bausatz, die Davits sind Fotoätzteile von Starling Models. Der Fockmast wurde aus Messingstäben neu gemacht. Aus Metallstäben ergänzte ich auch den Antennenträger auf dem achteren Aufbau und die Abstützungen der Brückenflügel. Die Antennen selbst sind aus schwarzem 20 Denier Faden von UNI Caenis gemacht.

Bemalt habe ich die Błyskawica mit Acrylfarben von Vallejo Model Color. Das Tarnschema besteht aus 153 (907) Hellblaugrau, 110 (986) Achatgrau, 156 (905) Blaugrau Hell und 164 (867) Graublau Dunkel. Ich orientierte mich an der Zeichnung in Niszczyciel ORP Błyskawica, erkannte aber dann, dass diese Zeichnung von den Fotos abweicht und nutzte deshalb neben den Fotos auch ein Schema, das ich in dem polnischen Forum Konradus fand. Die Decks sind mit 166 (994) Dunkelgrau gestrichen. Die Abziehbilder sind aus dem Bausatz, die seitlichen Kennnummern liegen aber nur als schwarze Varianten bei. Für diesen Anstrich braucht es jedoch weiße, die ich aus meinem Vorrat nahm.

Links ein Vergleich mit dem Schwesterschiff ORP Grom im Zustand von 1939. Rechts mit zwei großen Zerstörern aus dem Zweiten Weltkrieg, dem japanischen Zerstörer Teruzuki (1942; wie Błyskawica mit einer sehr starken Flugabwehrbewaffnung) und dem sowjetischen Flottillenführer Taschkent (1939).

Links noch ein Vergleich mit zwei großen Zerstörern aus dem Ersten Weltkrieg: der britische Flottillenführer HMS Scott (1918) und der russische Zerstörer Grom (1916). Auf der rechten Seite ein Vergleich mit zwei kleineren Kreuzern: dem Geschützten Kreuzer USS Raleigh (1894) und dem niederländischen Leichten Kreuzer Hr. Ms. Tromp (1938).

Quellen

Lars