15.06.1869 - 150 Jahre Zweite Deutsche Nordpolarexpedition

 

Polarforschungsschiff Germania (1/700)

Heute vor 150 Jahren, am 15. Juni 1869, startete in Bremerhaven die Zweite Deutsche Nordpolarexpedition (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Das Ziel der Expedition war der Nordpol. Basierend auf der Hypothese von August Petermann, dass die Region um den Nordpol eisfrei sei und dass Ausläufer des Golfstroms einen Weg dahin ermöglichen, sollte die Expedition an der Ostküste Grönlands nach Norden fahren. Die Expedition bestand aus zwei Schiffen: Germania und Hansa. Germania gelang es, bis zur Küste Grönlands zu gelangen, sie konnte aber nur bis 75° 29' nördlicher Breite vorstoßen, bevor sie ein Winterquartier aufsuchen musste. Das Packeis war zu stark, es gab kein eisfreies Meer. Nach Erforschung Ostgrönlands und einem weiteren nicht erfolgreichen Versuch nach Norden vorzustoßen, kehrte Germania am 11. September 1870 nach Bremerhaven zurück. Die Hansa, die früh von der Germania getrennt wurde, wurde vom Packeis eingeschlossen und trieb mit diesem nach Süden. Das Schiff wurde schließllich am 22. Oktober 1869 vom Eis zerstört. Die Besatzung konnte sich auf das Eis und schließlich mit Booten nach Grönland retten, von wo sie mit der dänischen Brigg Constance nach Kopenhagen und schließlich nach Bremerhaven zurückkehrten.

Das Original

Das Polarforschungsschiff Germania wurde speziell für die Zweite Deutsche Nordpolarexpedition gebaut und durch Spenden finanziert. Sie erhielt einen Dampfantrieb, um besser im Eis manövrieren zu können. Der Rumpf war speziell gegen das Eis verstärkt. Eine zusätzliche Beplankung und Eisenplatten an der Wasserlinie schützten die eigentliche Rumpfhaut. Außerdem war der Rumpf auch im Inneren, insbesondere am Bug, verstärkt. Um die Schraube vor dem Eis zu schützen bzw. um besser segeln zu können, konnte die Schraube aus dem Wasser gehoben werden.

Germania war 30,5 m lang, 6,9 m breit und verdrängte 143 t. Der Antrieb bestand aus einer 30 PS-starken Dampfmaschine, womit bei Probefahrten 4,5 kn erreicht wurden, und einer Schonertakelage. Die Besatzung bestand aus 14 Mann, vier davon Wissenschaftler.

Polarforschungsschiff Germania (1/700)

Die Germania wurde 1869 von der Tecklenbord-Werft in Bremerhaven gebaut. Im Juni 1869 lief sie mit der Hansa (ex Fulton) zur Zweiten Deutschen Nordpolarexpedition aus. Die Expedition wurde von Carl Koldewey geleitet, der schon die erste Deutsche Nordpolarexpedition auf der Grönland angeführt hatte. Als Geologe und Kartograf war Julius Payer dabei, der 1872-74 mit Carl Weyprecht die Österreichisch-Ungarische Nordpolexpedition auf der Admiral Tegetthoff leiten sollte. Nachdem die Germania im Juli von der Hansa getrennt worden war, erreichte sie im August die Ostküste Grönlands bei der Sabine Ø (Sabine-Insel). Ein Vorstoß nach Norden war nicht sehr erfolgreich (nur bis 75° 30' Nord) und sie überwinterte im Germaniahafen auf der Sabine Ø. Von hier aus wurden mehrere Schlittenreisen zur Erforschung der Gegend unternommen - die Schlitten mussten von den Männern selbst gezogen werden. Die Geologie, Pflanzen- und Tierwelt wurden erfasst. Die weiteste Schlittenreise erreichte 77° Nord. Im Juli 1870 verließ die Germania ihren Winterplatz und versuchte erneut nach Norden vorzustoßen - erreichte aber nur 75° 29' Nord. Wieder scheiterte sie am Packeis, ein klarer Hinweis, dass Petermanns Hypothese falsch war. Zudem wurde bei der weiteren Erforschung der grönländischen Ostküste Treibholz aus Sibirien gefunden, ein Indiz dafür, dass die Eisdrift genau entgegengesetzt der von Petermann angenommenen Meeresströmung verlief. Fridtjof Nansen nutzte 1893-96 solche Hinweise für seinen Versuch, mit der Fram mithilfe des Packeisstromes den Nordpol zu erreichen (was knapp misslang). Die Germania kehrte Ende Juli 1870 um, auf etwa 73° Nord entdeckte sie dabei noch den Kaiser-Franz-Josef-Fjord. Probleme mit dem Kessel beschleunigten den Abbruch der Expedition im August, auf der Rückfahrt fiel dieser komplett aus. Im September 1870 erreichte Germania Bremerhaven - sie durchbrach dabei unbewusst die Blockade, die die französische Flotte während des Deutsch-Französischen Kriegs errichtet hatte.

1871 wurde die Germania für eine zweite Expedition unter Theodor von Heuglin genutzt, die nach Nowaja Semlja ging, aber nicht sehr erfolgreich war und früh abgebrochen wurde. 1872 kaufte der Reeder F. Westermann das Schiff, ließ die Maschine ausbauen und betrieb es als Segelschiff. 1881 wurde sie an die Bugsier-Gesellschaft Union verkauft, 1884 nach England. Dort fuhr sie als Walfänger in der Arktis. Germania strandete am 2. Oktober 1891 während eines Sturms im Cumberland Sound auf der Baffininsel.

Polarforschungsschiff Germania (1/700)

Das Modell

Mein Modell der Germania beruht auf zwei kleinen Skizzen, die in Den Meeren auf der Spur bzw. Polarschiff Admiral Tegetthof abgedruckt sind. Dazu stand mir eine Zeichnung, ein Foto sowie Fotos eines Modells im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven zur Verfügung.

Das Modell habe ich aus Plastikplatten gebaut. Um den Deckssprung darzustellen, führte ich am Bug und Achtern zusätzliche Platten ein, bevor ich darauf eine Platte mit Längsgravuren (V-Groove von Evergreen) klebte. Danach wurden die Rumpfseiten in Form geschliffen und das Schanzkleid aus Plastikstreifen von Evergreen aufgeklebt. Die Luken, Aufbauten, Niedergänge, Davits und Ankerbalken bestehen aus diversen Plastikteilen. Der Schornstein ist aus einem Plastikstab, die Masten, Spiere, Gaffeln, Gaffelbäume und Rahe sind aus Metallstäben von Albion Alloys. Die Dimensionen der Masten sind nur geschätzt, wobei ich das oben verlinkte Foto und die Zeichnung als Basis nahm. Die Masten und das Bugspriet meines Modells sind länger als die des Modells im Deutschen Schiffahrtsmuseum. Da meine Interpretation nur auf Abschätzungen von Ansichten aus einem nicht optimalen Winkel beruhen, kann es gut sein, dass das Modell im Schiffahrtsmuseum korrekt ist. Getakelt wurde das Modell mit schwarzem 20 Denier Faden von UNI Caenis. Die eingeholten Segel sind mit Weißleim angedeutet. Die Beiboote sind aus der Restekiste.

Bemalt wurde die Germania mit Farben von Vallejo Model Color. Für den Rumpf und die Masten benutzte ich 150 (822) Schwarzbraune Tarnung, für das Deck 124 (819) Iraqui Sand, für die Aufbauten 4 (820) Cremeweiß und 139 (846) Mahagonibraun.

Links noch ein Vergleich mit zwei etwas moderneren Polarforschungsschiffen, die aber ebenso noch über eine Segeltakelage verfügten und nur eisverstärkt, aber keine Eisbrecher waren: der norwegischen Fram (1892) und der japanischen Kainan Maru (1910). Rechts mit zwei Eisbrechern: der russischen (sowjetischen) Krasin (1917) und der französischen L'Astrolabe (2017).

Polarforschungsschiff Germania (1/700)

Quellen

Polarforschungsschiff Germania (1/700)

Lars