16. Oktober 1799 – 220 Jahre Erbeutung der spanischen Silberschiffe

 

Heute vor 220 Jahren, am 16. Oktober 1799, gelang es vier britischen Fregatten bei Vigo zwei spanische Fregatten abzufangen (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Spanien hatte in den Koalitionskriegen die Seite gewechselt, worauf die britische Marine eine Blockade errichtete. Die spanische Marine versuchte mit Fregatten Silber, Gewürze, Kakao und andere wertvolle Waren aus Südamerika durch die Blockade zu bringen. Die beiden erbeuteten spanischen Schiffe gehörten zu den wertvollsten je von der britischen Marine aufgebrachten Prisen. Die britische 38-Kanonenfregatte HMS Ethalion war für die Aufbringung von einer der beiden spanischen Fregatten, der Thetis, verantwortlich.

Das Original

Die britische 38-Kanonenfregatte 5. Ranges HMS Ethalion war eines von zehn Schiffen der Artois-Klasse, die damals zu den schweren, mit 18-Pfündern bewaffneten Fregatten zählten. Die Klasse war Teil des ersten Neubauprogramms von Fregatten seit dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Dieses Bauprogramm wurde 1790 beschlossen. 38-Kanonenfregatten hatten Priorität, da die französische Marine ein Übergewicht bei großen 18-Pfünder-Fregatten hatte. Die Artois-Klasse wurde von Sir John Henslow entworfen und war eine vergrößerte Version der 32-Kanonenfregatten der Pallas-Klasse.

Die Artois-Klasse war länger als frühere 38-Kanonen-Fregatten, wobei diese Länge überwiegend vor den vordersten Geschützen eingefügt wurde, um das Stampfen zu verringern. Dies war nicht wirklich erfolgreich, auch war die Artois-Klasse nicht schneller. Die Schiffe der Artois-Klasse waren aber trotzdem gute Kreuzer mit guter Seetüchtigkeit, Manövrierfähigkeit und genügend Freibord, so dass ihre Leebatterie auch bei schwerem Wetter eingesetzt werden konnte.

In dem Neubauprogramm waren sechs 38-Kanonen-Fregatten vorgesehen, die nach Ausbruch des Ersten Koalitionskrieg 1793 bestellt wurden: Artois, Diana, Apollo, Diamond, Jason und Seahorse. 1795 wurde zwei weitere bestellt, die aus Nadelholz gebaut wurden und deshalb weniger haltbar waren: Tamar (auch Tamer geschrieben) und Clyde. Im gleichen Jahr wurde noch ein letztes Schiff aus Eichenholz bestellt, die Ethalion. Von diesen Schiffen gingen in den ersten beiden Koalitionskriegen vier verloren: Artois, Apollo, Jason und Ethalion. Die anderen drei aus gutem Holz gebauten Schiffe dienten bis 1810-15. Eines davon, Diana, wurde 1814-15 nach drei Jahren in der Reserve noch einmal überholt und 1815 an die niederländische Marine verkauft, in der sie unter dem gleichen Namen bis 1839 diente. Die beiden Nadelholzschiffe dienten nur bis 1802 bzw. 1805. 1805-06 wurde unter Verwendung einiger weniger Teile der alten Clyde noch ein zehntes Schiff der Klasse, erneut aus Nadelholz, gebaut. Diese zweite Clyde diente nur bis 1810. Aus der Artois-Klasse wurde noch eine verbesserte Version entwickelt, von der 1798-1900 ein Schiff, die Active, gebaut wurde.

Ethalion war 44,6 m lang (Länge des Batteriedecks), 12,0 m breit und verdrängte 999,5 "tons burden". Der Antrieb bestand aus Vollschiffstakelage, womit bis 12 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand anfangs aus 270 Mann und wurde bis auf 315 Mann verstärkt.

Bewaffnung
28 x 12 cm 18-Pfünder 38cwt-Kanonen (auf dem Batteriedeck)
10 x 9,2 cm 9-Pfünder-Kanonen (zwei auf dem Vorderdeck, acht auf dem Achterdeck)
8 x 15,9 cm 32-Pfünder-Karronaden (zwei auf dem Vorderdeck, sechs auf dem Achterdeck)

Ethalion wurde 1795-97 von Graham in Harwich gebaut. Sie diente danach bei der Kanalflotte. Sie war eine der Fregatten, die einen französischen Verband beschattete, der im Oktober 1798 versuchte Truppen in Irland anzulanden. Dies führte am 12. Oktober zur Schlacht bei Tory Island, in der der französische Verband geschlagen wurde. Ethalion selbst erbeutete die französische 40-Kanonenfregatte Bellone. Dabei wurde ein Mann der eigenen Besatzung getötet und drei verwundet. Am 2. Februar 1799 erbeutete sie zusammen mit der Fregatte Anson das französische Kaperschiff Boulonnoise, am 6. März das Kaperschiff Infatigable. Im Oktober 1799 war sie zusammen mit den Fregatten Alcmene, Naiad und Triton im Blockadeeinsatz vor dem spanischen Hafen Vigo, als es am 16. Oktober den vier Fregatten gelang, zwei spanische Fregatten, Thetis und Santa Brigida, die Silber, Kakao und Gewürze nach Spanien transportierten, abzufangen. Während die anderen drei britischen Fregatten die Santa Brigida jagten und schließlich erbeuteten, jagte Ethalion Thetis und erbeutete sie. Der gewaltige Wert der Ladung der beiden spanischen Schiffe hatte eine der größten Auszahlung von Prisengeldern, die je britische Seeleute erhalten haben, zur Folge. Die Kapitäne erhielten das Äquivalent von 270 Jahresgehältern, selbst bei den einfachen Seeleuten waren es noch 15 Jahresgehälter. Im Dezember war Ethalion an der Blockade der französischen Atlantikküste beteiligt. Am 25. Dezember lief sie bei den Glénan-Inseln auf und musste aufgegeben werden. Die Besatzung konnte von anderen britischen Schiffen gerettet werden, das Wrack wurde verbrannt.

Das Modell

Das Modell der britischen 38-Kanonenfregatte HMS Ethalion habe ich aus dem Bausatz des Schwesterschiffs Seahorse von PetrOs Modellbau auf Shapeways gebaut (siehe Bausatzbesprechung). Die Passgenauigkeit der Teile ist gut. Bei der Entfernung der Kanonen und insbesondere der Beiboote aus den Rahmen muss man sehr vorsichtig vorgehen. Ansonsten bricht man schon mal leicht ein Rohr ab - oder gleich den halben Kiel eines Beiboots. Die Aufstellung der Kanonen der Ethalion unterschied sich leicht von der im Bausatz. Ethalion hatte zwei zusätzliche 9-Pfünder-Kanonen auf dem Achterdeck. Da im Bausatz zusätzliche 9-Pfünder enthalten sind, war dies kein Problem. Da diese beiden Kanonen hinter den Wanten des Großmasts standen und deshalb kaum sichtbar sind, habe ich die Stückpforte nicht aufgeschnitten, sondern bei bei beiden Kanonen nur den vorderen Teil des Rohrs entfernt.

Die Masten, Marsen, Rahe etc. muss man selbst ergänzen. Ich orientierte mich an den in Heavy Frigates angegebenen Abmessungen und den Plänen in The Frigate Diana, Anatomy of the Ship. Die Masten und Rahe sind aus Metallstäben von Albion Alloys gebaut. Die Marsen sind aus diversen Plastikteilen von Evergreen hergestellt. Die Wanten sind Fotoätzteile von Atlantic Models, die zum Teil angepasst wurden. Sie passen nicht wirklich zum Modell, da die Abstände der Wanten sich eigentlich an den Stückpforten orientieren müsste. Die restliche Takelage besteht aus schwarzen 40 Denier-Faden von Infini Models und schwarzen 20 Denier-Faden von UNI Caenis. Die eingeholten Segel sind mit Weißleim angedeutet. Die Anker im Bausatz sind sehr dick, ich habe sie deutlich dünner geschliffen.

Die Bemalung erfolgte mit Acrylfarben von Vallejo Model Color. Der Rumpf, die Marsen, Teile der Masten, die Rahe, Gaffel und Gaffelbaum sowie die Kanonenrohre und Anker sind mit 167 Anthrazitgrau bemalt. Der Batteriestreifen, die Verzierungen am Heck und Bug sowie die Masten sind mit 122 Braungelb gestrichen. Die Innenseiten des Schanzkleids und der Bordwände und die Lafetten sind mit 136 Rotes Leder, die Decks und die Innenseiten der Beiboote mit 124 Irak-Sand, die Außenseite der Beiboote mit 4 Cremeweiss und diverse Details auf den Decks mit 139 Mahagonibraun gestrichen.

Links ein Vergleich mit dem neueren chinesischen Aviso Fupo (1871) und einem deutlich älteren koreanischen Panokseon (1598). Rechts mit dem britischen Leichten Kreuzer HMS Chester (1916) und der Fregatte HMS Chatham (1990)

Quellen

Lars