1. Dezember 1744 – 275 Jahre HMS Rose vs. La Conception

 

Heute vor 275 Jahren, am 1. Dezember 1744, eroberte das britische 24-Kanonenschiff 6. Ranges HMS Rose das spanische 20-Kanonenschiff La Conception (siehe Jahrestage auf Modellmarine). 1739 war der Krieg um Jenkins Ohr zwischen Großbritannien und Spanien ausgebrochen. Es ging primär um die Kontrolle des Handels mit den spanischen Kolonien in Südamerika und der Karibik (und zum Teil damit auch den Handel mit Asien). Mehr als 100 Jahre später wurde der Krieg als "War of Jenkins’ Ear" bezeichnet. Dies bezog sich auf einen Zwischenfall von 1731, als der Kapitän eines spanischen Küstenwachschiffs vor Florida dem britischen Schmugglerkapitän Jenkins ein Ohr abgeschnitten haben soll - aber natürlich erklärt dieser Zwischenfall nicht den Ausbruch des Kriegs acht Jahre später, sondern ist nur ein Hinweis auf die Konflikte. Im Spanischen heißt der Krieg Guerra del Asiento, also ein Hinweis auf Handelsverträge. Der Krieg wurde zu einem Teil des Österreichischen Erbfolgekriegs (1740-48), an dem alle europäischen Großmächte beteiligt waren. Der Krieg um Jenkins Ohr fand vor allem in der Karibik statt, da Großbritannien wegen der geringen Stärke seiner Bodentruppen keinen Krieg in Europa riskieren wollte. Deshalb konzentrierten die Briten sich auf kleinere Angriffe auf spanische Stützpunkte in der Karibik, von denen die meisten jedoch scheiterten. Parallel versuchten sie einen Krieg gegen den spanischen Handel zu führen, der aber auch nicht sehr erfolgreich war - anfangs erbeuteten spanische Schiffe deutlich mehr britische Schiffe als umgekehrt. Einer der Kreuzer, der in diesem Handelskrieg eingesetzt wurde, war die HMS Rose.

Das Original

Das britische 24-Kanonenschiff 6. Ranges HMS Rose wurde nach den Regeln des Establishment von 1733 gebaut. Die Royal Navy verfügte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts über zwei Haupttypen von Kreuzern: 40/44-Kanonenschiffe des 5. Ranges und 20/24-Kanonenschiffe des 6. Ranges. Erstere waren kleine Zweidecker. Zweitere entwickelten sich aus Zweideckern, auf deren unterem Deck keine Kanonen aufgestellt waren. Das untere Deck diente nur als Wohndeck, außerdem konnten dort auch Riemen ausgebracht werden, um auch bei Flauten einsatzfähig zu sein. Die Bewaffnung auf dem Oberdeck hatte genügend Freibord, so dass sie auch bei schwererem Wellengang eingesetzt werden konnte. Diese Kreuzer waren dadurch hochseetüchtig. Nach dem Establishment von 1719 bestand die Bewaffnung aus 20 6-Pfünder-Kanonen. Die Aufbauten waren minimal, um dem Wind möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten und so die Segeleigenschaften zu verbessern. Allerdings entwickelte sich der Typ in die falsche Richtung, spätere Schiffe erhielten immer größere Aufbauten und mit dem Establishment von 1733 wurde zudem die Bewaffnung massiv verstärkt: die 6-Pfünder wurden durch 9-Pfünder ersetzt. Zwei weitere 9-Pfünder kamen auf das untere Deck, wodurch die Schiffe Demi-Batterieschiffe wurden (d.h. das untere Deck war nur zum Teil bestückt). Auf das Achterdeck kamen zusätzlich zwei 3-Pfünder. Dadurch stieg die Toplastigkeit und Leegierigkeit, die Segeleigenschaften wurden deutlich schlechter. Beim Establishment von 1741 wurden die Abmessungen vergrößert, was aber auch nicht half. Die Entwicklung war eine Sackgasse und der Typ wurde Mitte des 18. Jahrhunderts durch die sogenannte echte Fregatte ersetzt, deren unteres Deck tiefer angebracht und unbewaffnet war. Dadurch wurde die Toplastigkeit und Leegierigkeit verringert und die Segeleigenschaften wesentlich verbessert.

Von den Schiffen 6. Ranges des Establishment von 1733 wurden 1733-37 als erstes Tartar und Kennington gebaut, die zwar 9-Pfünder erhielten, aber noch nicht die Stückpforten auf dem unteren Deck. 1739 wurden nach Ausbruch des Kriegs um Jenkins Ohr gegen Spanien weitere Schiffe bestellt: Fox, Winchelsea, Lyme, Rye, Experiment, Lively, Port Mahon, Scarborough, Success, Rose, Bideford, Bridgewater, Seaford und Solebay. Diese 14 Schiffe wurden 1739-42 gebaut - alle nach den gleichen Anforderungen, aber nicht nach den gleichen Plänen. 1740-41 wurden noch zwei weitere modifizierte Schiffe gebaut, die breiter waren und deshalb auch als Vorläufer des Establishment von 1741 gelten können: Greyhound und Blandford.

Die Rose war 37,5 m lang (Rumpf über alles), 9,5 m breit und verdrängte 448 t ("builder's measurement"). Sie war als Vollschiff getakelt. Die Besatzung bestand aus 140 Mann.

Bewaffnung
22 x 9,2 cm 9-Pfünder (zwei auf dem Hauptdeck, 20 auf dem Oberdeck)
2 x 7,4 cm 3-Pfünder (auf dem Achterdeck)

Rose wurde 1739-40 von Henry Bird in Rotherhithe, London, gebaut. 1741-45 wurde sie während des Kriegs um Jenkins Ohr in der Karibik eingesetzt und auf den Bahamas stationiert. Am 18. Juli 1742 eroberte sie das spanische Kaperschiff San Juan de Pomosana, am 1. Dezember 1744 das spanische 20-Kanonenschiff La Conception. Es gibt auch Berichte, dass Rose sehr erfolgreich spanische Handelsschiffe erbeutete und von allen britischen Schiffen mit der wertvollsten Beute aus Amerika zurückkam. 1747-48 wurde sie in Deptford überholt. 1749 wurde sie im Mittelmeer eingesetzt, 1750 in Nordamerika und 1751 vor den Leeward Inseln in der Karibik. 1752 wurde sie außer Dienst gestellt und 1755 zum Abwracken verkauft.

Das Modell

Das Modell der HMS Rose von 1740 habe ich mit Hilfe der Pläne des Schwesterschiffs HMS Lyme von Laszlo Benczur (1/100, Harhaus) sowie der Pläne der Lyme in The Story of Sail gebaut. Ich entschied mich für die Rose wegen der interessanteren Geschichte. Inzwischen habe ich zwei Varianten des Lebenslaufs gefunden: auf Ships of Old Navy und in British Warships in the Age of Sail 1714-1792. Die beiden Lebensläufe haben nicht wirklich viele Gemeinsamkeiten. Ich war auch der Meinung, dass Lyme und Rose von der gleichen Werft gebaut wurden und deshalb wohl sehr ähnlich waren. Aber laut British Warships in the Age of Sail 1714-1792 wurden sie von verschiedenen Werften im gleichen Ort gebaut. Aber das waren alles Informationen, die mir beim Baubeginn im Oktober 2006 noch nicht zur Verfügung standen - und nach gutem alten "seemänischen" Aberglauben wurde das angefangene Schiff nicht umbenannt.

Den Rumpf habe ich in Schichtbauweise gebaut. Die Abmessungen wurden mit Hilfe der Decksansichten und des Längsschnitts ermittelt. Ich habe das untere Batteriedeck (Hauptdeck) teilweise offen dargestellt - einerseits, um achtern die beiden 9-Pfünder dort aufstellen zu können, anderseits, um zu testen, wie man Zweidecker baut. Den Bau des Rumpfs und dessen Verzierungen habe ich in einem Baubericht genauer beschrieben.

Die Fenster am Heckspiegel und an den Seitengalerien sowie die Verzierung am Heckspiegel habe ich auf Papier gedruckt und am Heckspiegel befestigt. Die Lafetten habe ich aus 0,125 mm Plastik ausgestanzt und auf Räder/Achsen aus gezogenem Gussast gesetzt. Die Rohre für die 9-Pfünder und 3-Pfünder sind gedrehte Messingrohre von BMK. Die Bettings, Ankerkräne, Gangspill, Glockstuhl und die Teile um das Steuerrad sind aus Plastikteilen verschiedener Stärke gemacht, das Steuerrad selbst ist ein Fotoätzteil. Die Masten wurden aus Metallstäben verschiedener Dicke hergestellt, genauso die Rahe. Die Marsen sind wiederum aus verschiedenen Plastikteilen. Die Anker bestehen aus einer Mischung aus Plastik- und Metallteilen, das Beiboot ist ein 3D-gedrucktes von PetrOs Modellbau. Getakelt habe ich mit schwarzem 20-Denier-Faden von UNI Caenis. Bei den Wanten entschied ich mich hier mal wieder für die Darstellung ohne Webleinen (was maßstablicher ist), unter anderem, da die Abstände der Wanten ungleichmäßig waren, um Platz für die Geschütze auf dem Oberdeck zu bieten. Die eingeholten Segel stellte ich mit Weißleim dar.

Bemalt habe ich die Rose überwiegend mit Acrylfarben von Revell, darunter 88 Ocker und 56 Blau, sowie einigen Farben von Vallejo Model Color, z.B. 139 Mahagonibraun und 122 Braungelb.

Links noch ein Vergleich mit der britischen 38-Kanonen-Fregatte 5. Ranges HMS Ethalion (1797) und dem chinesischen Aviso Fupo (1871). Rechts ein Vergleich mit dem japanischen Geschützten Kreuzer Naniwa (1885) und der australischen Fregatte HMAS Warramunga (2001)

Quellen

  • Pläne der HMS Lyme (1/100, Harhaus)
  • The Story of Sail von Veres László und Richard Woodman, Annapolis, 1999 (siehe Buchbesprechung)
  • British Warships in the Age of Sail 1714-1792 von Rif Winfield, Barnesly, 2007 (siehe Buchbesprechung)
  • HMS Rose (24) (Ships of the Old Navy)
  • The Sailing Frigate. A history in ship models von Robert Gardiner, Barnsley, 2012 (siehe Buchbesprechung)
  • The Line of Battle. The Sailing Warship 1650-1840 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 2004 (siehe Buchbesprechung)

Lars