06.02.1895 - 125 Jahre Schlacht von Weihaiwei

 

Heute vor 125 Jahren, am 6. Februar 1895, wurde der chinesische Panzerkreuzer Laiyuan beim zweiten Angriff japanischer Torpedoboote im Marinestützpunkt Weihaiwei versenkt (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Dem japanischen Befehlshaber, Admiral Ito, war nicht bekannt, dass das chinesische Schlachtschiff Dingyuan nach zwei Torpedotreffern am Morgen des 5. Februars auf eine Sandbank gesetzt werden musste. In der Annahme, der erste Angriff wäre nicht erfolgreich gewesen, befahl er deshalb in der Nacht vom 5. auf den 6. Februar eine zweite Attacke. Diese wurde von fünf Torpedobooten durchgeführt, von denen es vieren gelang, die Hafensperre zu überwinden. Sie erzielten zwei Treffer auf dem Panzerkreuzer Laiyuan, der kenterte. Außerdem versenkten die Torpedoboote den kleinen Schlepper Paohua und den Schulkreuzer Weiyuan. Nach den beiden Torpedobootangriffen verfügte die chinesische Beiyang-Flotte in Weihaiwei nur noch über den kleinen Panzerkreuzer Pingyuan, zwei Geschützte Kreuzer, einen Torpedokreuzer, sechs Kanonenboote, 14 Torpedoboote und ein Schulschiff. Sie war damit der japanischen Flotte, die den Hafen blockierte, klar unterlegen und konnte keinen Ausbruch mehr wagen.

Das Original

Der chinesische Panzerkreuzer Laiyuan (來遠, auch Lai Yuan und Lai Yuen transkribiert) war eines von zwei Schiffen der Jingyuan-Klasse (經遠, auch King Yuan und King Yuen). Die beiden Schiffe wurden, wie die Schlachtschiffe der Dingquan-Klasse und der Geschützte Kreuzer Jiyuan, bei Vulcan in Stettin gebaut. Parallel bestellte China bei Armstrong auch zwei Elswick-Kreuzer, die Zhiyuan-Klasse. Zu dieser Zeit baute das Kaiserreich die Beiyang-Flotte (Nordmeerflotte) massiv aus und sie wurde zur stärksten in Südostasien. Allerdings versahen die Japaner ihre Schiffe bald darauf mit Schnellfeuerkanonen, bei denen die Treibladung in einer Hülse untergebracht war. So veraltete der Stolz der chinesischen Marine rasch und war im folgenden Chinesisch-Japanischen Krieg der japanischen Flotte oft unterlegen. Die Jingyuan-Klasse waren sehr kleine Panzerkreuzer, verfügten aber über das für Panzerkreuzer typische Merkmal, einen Seitenpanzer an der Wasserlinie zusätzlich zum Panzerdeck. Durch die schwerere Panzerung fiel die Bewaffnung, im Vergleich zu den bei Armstrong gebauten Geschützten Kreuzern der Zhiyuan-Klasse, um ein 21-cm-Geschütz leichter aus. Die Bewaffnung der Jingyuan-Klasse war stark nach vorne ausgerichtet, achtern gab es nur leichte 7,5-cm- und 4,7-cm-Geschütze.

Laiyuan war 82,4 m lang, 12,0 m breit und verdrängte 2900 t. Der Antrieb erfolgte über vier Kessel und zwei Dampfmaschinen, die 4400 PS leisteten, womit 15,5 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 220 bis 250 Mann (je nach Quelle).

Bewaffnung
2 x 21 cm L/35 Krupp (Zwillingslafetten)
2 x 15 cm L/35 Krupp (Einzellafetten)
2 x 7,5 cm Krupp
2 x 4,7 cm Hotchkiss
5 x 3,7 cm Geschütze (jeweils fünfrohrig)
4 x 35,6 cm Torpedorohre (zwei Bug, zwei achtern)

Laiyuan wurde 1885-88 von Vulcan in Stettin gebaut. Als Teil der Beiyang-Flotte kämpfte sie am 17. September 1894 in der Schlacht von Yalu. Es gelang ihr, das japanische Kanonenboot Akagi schwer zu beschädigen, erhielt selbst von diesem aber einen Treffer in die Bereitsschaftsmunition achtern, deren Explosion einen schweren Brand auslöste. Dieser konnte erst nach der Schlacht unter Kontrolle gebracht werden, wodurch ein Teil des Schiffs ausbrannte. Trotzdem konnte das Schiff gerettet werden. Sie erhielt insgesamt 5-10 schwere und 10 leichte Treffer. 17 Mann der Besatzung starben und 13 wurden verwundet.

Nach der Schlacht von Yalu zog sich Laiyuan mit der Flotte nach Port Arthur (heute Dalian) zurück, konnte aber nicht wieder komplett einsatzfähig gemacht werden. Im November 1894 wurden sie erst nach Dagu (Taku) und später nach Weihaiwei verlegt. In der Schlacht von Weihaiwei wurde sie in der Nacht des 6. Februars von dem japanischen Torpedoboot 23 torpediert und kenterte kurz darauf, wobei sie einen weiteren Torpedotreffer von dem japanischen Torpedoboot Kotaka erhielt. Von den 170 Mann der Laiyuan überlebten eventuell nur wenige, die im Rumpf Eingeschlossenen konnten nicht rechtzeitig gerettet werden.

Das Modell

Das Modell des chinesischen Panzerkreuzer Laiyuan baute ich aus dem Bausatz des Schwesterschiffs ("King Yuan") von Oceanmoon. Der Bausatz ist einer der älteren dieses Herstellers und zumindest mein Exemplar enthielt keine Fotoätzteile. Enthalten sind neben den Resinteilen ein Spritzgussspritzling von S-Model für die leichten Waffen, Kompass, Scheinwerfer und Beiboote sowie gedrehte Messingrohre für die 21-cm- und 15-cm-Geschütze. Mit Ausnahme dieser Geschütze war der Zusammenbau problemlos, bei den Geschützen musste man etwas nacharbeiten, um die Rohre einbauen zu können. Das Kartenhaus unter der Brücke baute ich aus Plastikplatten neu. Genauso verwendete ich dünnere Plastikplatten für die vordere und achtere Brücke anstelle der enthaltenen, sehr dicken Resinteilen. Für die Masten verwendete ich Metallstäbe, diese nutzte ich auch um die Rohre der 4,7-cm-Geschütze durch dünnere zu ersetzen. Bei den fünfrohrigen 3,7-cm-Geschützen verwendete ich die Rohre aus dem Bausatz. Die Davits für das achtere Paar Beiboote ergänzte ich durch Fotoätzteile von BJ-Modellbau. Getakelt wurde mit schwarzem Faden (20 Denier) von UNI Caenis.

Als Anstrich wählte ich den vor dem Chinesisch-Japanischen Krieg. Viele Fotos zeigen Laiyuan und ihr Schwesterschiff mit grauer Grundierung auf dem Rumpf auf der Überführung nach China, dort erhielt sie aber einen schwarzen Rumpf. Während des Kriegs wurde eventuell der weiße und ockerne Teil des Anstrichs grau übermalt. Für die Bemalung nutzte ich Acrylfarben von Vallejo Model Color. Ich verwendete 167 Anthrazitgrau für den unteren Teil des Rumpfs, 4 Cremeweiss für den oberen Teil des Rumpfs, Teile der Aufbauten, den Großteil der Bewaffnung und die Beiboote außen, 121 Ockergelb für den oberen Teil des Schanzkleids, die Barbette des 21-cm-Geschützes, die Lüfter und Schornsteine sowie die Masten, 139 Mahagonibraun für das Kartenhaus und die Oberlichter, 110 Achatgrau für die Decks und das Innere der Beiboote und 174 Messing für die Bugzier.

Links der chinesische Panzerkreuzer Laiyuan mit zwei anderen Schiffen der Beiyang-Flotte: den Geschützten Kreuzern Jiyuan (1885) und Zhiyuan (1888). Rechts mit einem der Gegenspieler im Chinesisch-Japanischen Krieg, dem japanischen Geschützte Kreuzer Naniwa (1885), sowie mit einem späteren Kreuzer, dem uruguayischen Torpedokreuzer Uruguay (1910), der wie Laiyuan von Vulcan gebaut wurde.

Links ein Vergleich mit zwei jüngeren Panzerkreuzern, USS Brooklyn (1896) und HMS Monmouth (1901). Rechts mit zwei deutlich moderneren Schiffen, dem britischen Leichten Kreuzer HMS Sirius (1942) und der französischen Fregatte Provence (2016).

Quellen

Lars