17.02.1895 - 125 Jahre Schlacht von Weihaiwei

 


Heute vor 125 Jahren, am 17. Februar 1895, wurden die Reste der chinesischen Beiyang-Flotte (Nordmeer-Flotte) an die Japaner übergeben (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Den japanischen Torpedobooten und der schweren Artillerie waren beim Angriff auf Weihaiwei viele chinesische Schiffe zum Opfer gefallen und so hatte der Flottenstützpunkt am 14. Februar schließlich kapitulieren müssen. Im einsatzbereiten Zustand übergeben wurden der Panzerkreuzer Pingyuan, der Geschützte Kreuzer Jiyuan, der Torpedokreuzer Guangbing, sechs Kanonenboote und einige Hilfsschiffe. Zusätzlich gelang es den Japanern das beschädigte Schlachtschiff Zhenyuan zu bergen. Die chinesische Beiyang-Flotte war vernichtet worden und die Kaiserlich Japanische Marine entwickelte sich zur stärksten in Südostasien.

Das Original

Der chinesische Panzerkreuzer Pingyuan (平遠, auch Ping Yuan und Ping Yuen transkribiert) basierte auf dem Entwurf der französischen Kanonenboote der Achéron-Klasse. Von diesen wurden 1883-92 vier gebaut. Die Konstruktion war ähnlich, Pingyuan fiel aber größer aus, erhielt schwerere Geschütze und ein Poopdeck. Mit dem französischen Vorbild gemein hatte sie die geringe Geschwindigkeit, die für einen Kreuzer viel zu niedrig ausfiel - für ein Kanonenboot zur Küstenverteidigung aber durchaus ausreichend war. Entsprechend findet man für die Pingyuan oft auch die Bezeichnungen "Küstenpanzerschiff" und "Kanonenboot". Pingyuan war auf jeden Fall das erste in China gebaute gepanzerte Schiff. Die Konstruktion löste einen Streit innerhalb der chinesischen Marine aus, da ein Teil das Schiff für ungeeignet hielt und lieber Schiffe in Europa bestellen wollte. Letztendlich setzte sich dieses Lager durch und Pingyuan wurde zwar gebaut, aber es folgten keine Schwesterschiffe.


Pingyuan war 60,0 m lang, 12,2 m breit und verdrängte 2640 t. Der Antrieb bestand aus vier Kesseln und zwei Dampfmaschinen und leistete 2400 PS, womit 10,5 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 145-250 Mann (je nach Quelle).

Bewaffnung (unsicher)
1 x 26 cm Krupp
2 x 15 cm Krupp
2 x 5,7 cm
2 x 3,7 cm
3 x 35,6 cm Torpedorohre


Pingyuan wurde 1886-90 vom Arsenal in Fuzhou als Longwei (龍威, Lung Wei, Long Wei) gebaut. Sie wurde kurz nach ihrer Fertigstellung von der Beiyang-Flotte übernommen. Da deren Namensgebung nach die Namen aller größeren Schiffe auf "yuan" endeten, wurde sie in Pingyuan umbenannt.

Am 17. September 1794 kämpfte sie in der Schlacht von Yalu. Sie beschädigte das japanische Flaggschiff Matsushima, wurde aber selbst von dem Geschützten Kreuzer Yoshino getroffen und musste sich zurückziehen. Sechs Besatzungsmitglieder der Pingyuan wurden in der Schlacht getötet, 15 weitere verwundet. Das Schiff wurde nach der Schlacht in Lushun (Port Arthur, heute Dalian) repariert und dann mit der Flotte nach Weihaiwei verlegt. In der Schlacht von Weihaiwei ab dem 20. Januar 1895 griff Pingyuan mehrfach in die Kämpfe ein. So bombardierte sie am 31. Januar japanische Truppen. Am 7. Februar beschoss sie die japanische Flotte, die die chinesischen Küstenbatterien angegriffen hatte. Am 17. Februar war sie eines der wenigen chinesischen Schiffe, das im einsatzbereiten Zustand an die Japaner übergeben wurde.

Die japanische Marine stellt die Pingyuan unter dem Namen Heien (平遠) als Kanonenboot in Dienst. Sie wurde mit neuen 15,2-cm-Geschützen anstelle der 15 cm von Krupp und neuen 5,7-cm- und 4,7-cm-Geschützen ausgerüstet. Im Russisch-Japanischen Krieg war sie Teil der VII. Division und wurde zur Blockade von Port Arthur eingesetzt. Dort lief sie am 18. September 1904 auf eine Mine und kenterte, wobei 193 Mann der Besatzung starben.

Das Modell

Von dem chinesischen Panzerkreuzer Pingyuan gibt es bisher drei Bausätze: von Fairy Kikaku (siehe Bausatzbesprechung), von Kombrig als japanische Heien (siehe Modellvorstellung) und von Oceanmoon ("Ping Yuen"). Ich wählte den Bausatz von Oceanmoon, der qualitativ zwischen denen von Fairy Kikaku und Kombrig liegt - der von Kombrig ist wohl der beste. Mein Exemplar ist einer der älteren Bausätze von Oceanmoon, d.h. es liegen nur Resinteile und ein Plastikspritzling mit diversen Detailteilen bei.

Die verschiedenen Pläne der Pingyuan, die ich gefunden habe, unterscheiden sich noch stärker voneinander als dies bei der Laiyuan der Fall gewesen ist. Dies gilt für die Form des Brückendecks und die Form des Aufbaus um den Schornstein sowie um den Bereich zwischen diesem Aufbau und dem Poopdeck. Die mir in Büchern und Internet zugänglichen Fotos halfen hier kaum weiter. Ich habe zumindest keine Ansichten von oben gefunden, die diese Details und Formen zeigen würden. Das Brückendeck baute ich aus Plastikteilen neu, da das Bausatzteil zu dick ist, dabei hielt ich mich an den Plan in der Anleitung. Die restlichen Aufbauten veränderte ich nicht, ich fügte nur einen Übergang zur Poop hinzu.

Für das 26-cm-Geschütz und die 15-cm-Geschütze liegen Messingrohre bei. Ersteres scheint das komplette Rohr bis zum Verschluss zu sein, das so natürlich nicht in den Turm passt und gekürzt werden musste. Es liegen zwei verschiedene Türme für das 26-cm-Geschütz bei, beide schienen mir im Vergleich zu den Zeichnungen nicht ganz richtig zu sein, insbesondere an der Rückseite. Die 15-cm-Rohre in die Lafette einzubauen, war etwas kompliziert. Ich benutzte einen Bohrer, um genügend Platz zu schaffen. Die Aufstellung der leichten Geschütze ist unklar. Es gab zwei Stückpforten im Poopdeck, zwei Schwalbennester im Brückenaufbau und zwei Positionen über letzteren. Eventuell standen auch Geschütze vor der Brücke. Die meisten Fotos, die ich gefunden habe, zeigen Pingyuan eindeutig als Heien in japanischen Diensten - die japanische Flagge am Heck ist meist klar sichtbar. Ich denke, dass die Japaner die Bewaffnung modifizierten, so findet man ein Foto mit zwei leichten Geschützen mit Schutzschilden auf der Poop (wie Kombrig das Schiff darstellt). Die für die in chinesischen Diensten angegebene Bewaffnung konnte ich nicht unterbringen. Ich fügte in die Schwalbennester im Brückenaufbau zwei Rohre aus Draht ein (5,7-cm-Geschütze?) und setzte auf den Positionen darüber zwei 3,7 cm-Geschütze aus dem Bausatz ein. Die Stückpforten achtern öffnete ich nicht und ich stellte auch keine Geschütze vor der Brücke auf. Eine interessante Rekonstruktion findet man hier - die Bewaffnung entspricht meiner Interpretation, allerdings gibt es auch hier wieder einige andere Abweichungen vom Bausatz. Hier findet man eine Reihe von Zeichnungen, die verschiedene Entwicklungszustände zeigen, und laut dieser Interpretation wurde die Zahl der leichten Geschütze erhöht, u.a. durch zwei Geschütze vor der Brücke, zwei zwischen Brücke und Poop und zwei auf der Poop. Die 15-cm-Geschütze wurden anscheinend von den Schwalbennestern unter der Brücke in die Schwalbennester mittschiffs verschoben. Beide Seiten habe ich aber erst gefunden, als das Modell bereits fertig war.

Die Masten baute ich aus Drahtteilen. Die Takelung aus 20 Denier-Faden von Uni Caenis habe ich minimalistisch ausgeführt - die Pläne, die ich hatte, passten nicht zum Modell (z.B. Wanten, die das Beiboot blockieren). Für die Beiboote verwendete ich die im Bausatz enthaltenenen Plastikteile, insbesondere das achtere Paar ist etwas groß. Die Davits sind Fotoätzteile von BJ-Modellbau.

Bemalt habe ich die Pingyuan mit Farben von Vallejo Model Color: 167 Anthrazitgrau, 121 Ockergelb und 4 Cremeweiß für die Seiten und 110 Achatgrau für die Decks. Ich vermute inzwischen, dass ich den schwarzen Teil des Rumpfs etwas höher hätte ziehen müssen, also den weißen Bereich schmaler hätte machen sollen. Auch wird der Turm in den Rekonstruktionen oft gelb gezeigt. Auf jeden Fall soll der Anstrich den Vorkriegszustand darstellen. Während des Kriegs wurde der ockerfarbene und weiße Teil des Anstrichs grau übermalt.

Hier noch eine Übersicht mit einigen Kreuzern der Beiyang-Flotte: Panzerkreuzer Pingyuan und Laiyuan, Geschützte Kreuzer Jiyuan und Zhiyuan sowie Torpedokreuzer Guangyi (letzterer ist eigentlich von der Guangdong-Flotte, wurde im Chinesisch-Japanischen Krieg aber bei der Beiyang-Flotte eingesetzt).


Das Modell der Zhiyuan ist ein Eigenbau aus einer Zeit, als ich mir noch nicht vorstellen konnte, dass es mal Bausätze der chinesischen Kreuzer der Beiyang-Flotte im Maßstab 1/700 geben könnte - heute gibt es alle, die Zhiyuan (Chi Yuan) als Spritzgussbausatz von S-Model.

Quellen


Lars