29.04.1770 – 250 Jahre James Cook landet in der Botany Bay
Heute vor 250 Jahren, am 29. April 1770, landete James Cooks erste Expedition in der Botany Bay, heute ein Teil von Sidney, Australien. (siehe Jahrestage auf Modellmarine). James Cooks erste Expedition von 1768-71 auf der Endeavour hatte zwei Aufgaben: die Beobachtung des Venustransits sowie die Suche nach dem vermuteten Südkontinent (Terra Australis Incognita). Nachdem die erste Aufgabe auf Tahiti erledigt worden war, erforschte Cook den Pazifik. Er konnte bestätigen, dass Neuseeland kein Teil des Kontinents, sondern eine Doppelinsel war. Am 19. April erreicht er die australische Ostküste und erforschte diese. Am 29. April landete die Expedition zum ersten Mal auf dem Kontinent. Diese Bucht wurde später Botany Bay genannt, da hier die Botaniker der Expedition zahlreiche neue Arten bestimmen konnten. Der Ort wurde als Platz für eine zukünftige britische Kolonie empfohlen, tatsächlich wurde 1788 eine Strafkolonie aber etwas weiter nördlich errichtet, aus der sich die Stadt Sydney entwickelte.
Das Original
Als Schiff für Cooks erste Expedition wurde eine "kattgebaute Bark“ bzw. „Whitby Cat“ ausgewählt, die 1764 gebaute Earl of Pembroke. Dieser Schiffstyp wurde als Kohletransporter genutzt und zeichnete sich durch ein großes Rumpfvolumen und damit hohes Ladevolumen, einen niedrigen Tiefgang und einen flachen Rumpfboden aus, der es ermöglichte, das Schiff leichter für Reparaturen trocken fallen zu lassen. Dank dieser Eigenschaften war der Schiffstyp gut als Forschungsschiff für lange Expeditionen geeignet. Die in Endeavour umbenannte Earl of Pembroke wurde für die Expedition umfangreich modifiziert. Sie erhielt ein drittes Deck, um die Zahl der Kabinen erhöhen zu können. Eine zusätzlich angebrachte Außenhaut (Spikerhaut) sollte den Rumpf gegen den Schiffsbohrwurm beschützen. Die Takelage wurde modifiziert und mehr Beiboote wurden eingeschifft.
Endeavour war 29,8 m lang (auf dem Unterdeck), 8,9 m breit und verdrängte 367 t ("tons burden"). Der Antrieb erfolgte über eine Vollschiffstakelage mit 2,777 m2 Segelfläche, womit 7-8 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand bei der Expedition ursprünglich aus 94 Mann. Die Endeavour war mit mit zehn 4-Pfündern und zwölf Drehbassen bewaffnet.
Die Endeavour wurde 1764 von Thomas Fishburn in Whitby als Earl of Pembroke gebaut. Sie diente als Kohlefrachter bis sie 1768 von der Royal Navy gekauft wurde. Nach der Umrüstung zum Forschungsschiff stach die Expedition am 26. August 1768 von Plymouth aus in See. Über Funchal, Madeira, Rio de Janeiro und Bahía Buen Suceso, Feuerland, ging es in Richtung Kap Horn. Sowohl in Funchal als auch in Rio ging jeweils ein Mann über Bord und ertrank. Auf Feuerland erfroren zwei Expeditionsteilnehmer. Kap Horn wurde im Januar 1769 umrundet. Im Pazifik ging ein weiter Mann über Bord und ertrank. Im April erreichte man Tahiti, wo am 3. Juni der Venustransit beobachtet wurde. Im Juli verließ die Expedition wieder Tahiti und erforschte danach auf der Suche nach dem Südkontinent die Inseln Huahine und Ulieta (Raiatea), also einen Teil der Gesellschaftsinseln. Auf der Fahrt nach Neuseeland starb ein weiteres Besatzungsmitglied, dieses Mal an Alkoholmissbrauch. Neuseeland wurde im Oktober erreicht und bis Ende März 1770 erforscht. Für die Rückkehr nach Europa entschied sich Cook die Route in Richtung Westen zu wählen, also über den Indischen Ozean und nicht zurück über den Pazifik. Im April erreichte man die Ostküste Australiens, wo man am 29. April in der Botany Bay zum ersten mal landete. Dort starb ein Besatzungsmitglied an Tuberkulose. Die australische Ostküste wurde weiter erforscht. Am 11. Juni lief die Endeavour auf einen Teil des Great Barrier Reefs auf, wodurch es zu einem starken Wassereinbruch kam. Es brauchte einen Tag, um das Schiff ausreichend zu erleichtern, um es von dem Riff zu bekommen. Das Schiff wurde danach in einer Flussmündung (des heute Endeavour River genannten Fluss) auf eine Sandbank gesetzt und repariert. Am 5. August stach man wieder in See und segelte entlang der australischen Küste durch die Torres-Straße weiter in Richtung Batavia (heute Jakarta), was im Oktober 1770 erreicht wurde. Dort wurde das Schiff gründlich überholt, allerdings steckten sich viele Besatzungsmitglieder dort mit Malaria und Durchfallerkrankungen an. Sechs Mann der Besatzung starben noch in Batavia, weitere 23 starben auf der Fahrt durch den Indischen Ozean auf dem Weg zum Kap der Guten Hoffnung. Dort starben im April 1771 vier weitere Besatzungsmitglieder. Auf der Rückfahrt nach Großbritannien, das am 13. Juli erreicht wurde, gab es einen weiteren Todesfall. Insgesamt starben 41 Expeditionsteilnehmer. Cooks erste Expedition wird oft positiv erwähnt, da es Cook durch größere Vorräte an Sauerkraut und Zitronen gelang, Fälle an Skorbut zu verhindern. Die Ursache von Skorbut, Vitamin C-Mangel, war damals noch nicht bekannt. Cook hatte aber darauf gesetzt, dass dies eine ernährungsbedingte Krankheit war und sie erfolgreich verhindert. Dabei sollte man nicht übersehen, dass es aus anderen Gründen zahlreiche Todesfälle während der Expedition gab.
Die Endeavour diente in den folgenden Jahren als Transportschiff und fuhr drei Versorgungsfahrten zu den Falklandinseln. 1775 wurde sie an private Eigentümer als Frachtschiff verkauft, die aber nach Ausbruch des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs das Schiff wieder zurück an die Marine als Truppentransporter verkauften. Wegen des schlechten Zustands waren hierfür mehrere Überholungen und Umbenennungen notwendig, schließlich transportierte sie 1776 als Lord Sandwich 2 hessische Truppen nach Amerika, die dazu dienten New York zurück zu erobern. Dies gelang zeitweise, aber am 4. August 1778 wurde sie in Newport, Rhode Island als Blockschiff versenkt, um die Nutzung des Hafens durch die französische Flotte zu verhindern. Es gab seit 1991 mehrere Versuche das Wrack zu identifizieren, was bisher noch nicht mit Sicherheit gelang.
Das Modell
Mein Modell der Endeavour ist ein Eigenbau, der überwiegend auf den Plänen in dem Anatomy of the Ship-Band über die Endeavour beruht. Dazu benutzte ich auch etwas die Pläne aus Story of Sail. Der Anatomy of the Ship-Band hat den Nachteil, dass viele Pläne über die Seitenmitte gedruckt sind, so dass der Mittelteil des Plans nicht gut einscanbar und damit skalierbar ist. Deshalb benutzte ich die Pläne aus Story of Sail für die ungefähren Rumpfformen.
Der Rumpf ist in der Schichtbauweise gebaut, d.h. aus mehreren Plastikplatten. Für die Abmessungen orientierte ich mich primär an einem Längsschnitt, um die Zahl und Dicke der Platten zu bestimmen. Dazu benutzte ich Aufsichten bzw. Decksansichten, um die Umrisse der Platten zu definieren. Diese Aufsichten druckte ich auf normales Papier aus, klebte sie mit Prittstift auf eine Plastikplatte mit der gewünschten Stärke, schnitt sie den aus und entfernte das aufgeklebte Papier wieder. Das geht leicht, wenn man für das Aufkleben einen Prittstift oder einen ähnlichen Kleber verwendet. Im Bereich des Bugs und Hecks klebte ich Füllstücke ein, um den Deckssprung darzustellen. Nachdem alle Platten verklebt waren, beschwerte ich den Rumpf mit Gewichten und lies ihn einige Zeit trocknen. Dies sollte sicher stellen, dass der Kleber komplett ausgehärtet ist und der Rumpf sich durch den Kleber nicht verziehen kann. Danach schliff ich den Rumpf in die richtige Form. Teilweise brauchte es etwas Spachtelmasse. In diesem Fall war es wieder wichtig, diese gut austrocknen zu lassen und den Rumpf dabei erneut mit Gewichten zu fixieren. Das Lösungsmittel in der Spachtelmasse kann das Plastik aufweichen, was verursachen kann, dass sich der Rumpf verzieht. Das passiert leider relativ leicht.
Danach ergänzte ich aus Plastikstreifen verschiedener Dicken den Steven, das niedrige Schanzkleid, die Rüsten und das Ruder. Der Heckspiegel besteht aus einer extra Plastikplatte. Die Fensterläden sind aus Papier. Die Verzierungen am Heckspiegel sowie die Verzierungen um die beiden Fenster achtern auf den Rumpfseiten sind aus Magic Sculp gemacht. Die Niedergänge, Ankerwinde, Gangspill und Lagerungen für die Reservespieren auf den Decks sind aus diversen Plastikteilen. Die Masten und Rahe bestehen aus Metallstäben, die Marsen wieder aus diversen Plastikteilen. Mittschiffs liegen diverse Reservespieren, die wieder aus Metallstäben bestehen. Die Beiboote sind aus der Restekiste. Es ist übrigens meiner Meinung nach sehr kompliziert, so kleine Beiboote zu finden. Die meisten Zubehörsätze und Bausätze enthalten Beiboote, die 1 cm oder länger sind, hier waren aber kürzere Boote notwendig (also im Original weniger als 7 m lang). Achtern wurde noch die Ruderpinne, die oberhalb des Achterdecks angeordnet war, und das Steuerrad ergänzt. Letzteres ist ein Fotoätzteil aus der Restekiste. Die Anker sind aus einer Kombination von Metallstäben und Plastikstreifen hergestellt.
Die Takelung erfolgte mit zwei verschieden starken Fäden. Für die Wanten und Stage des Fock- und Großuntermasts benutzte ich schwarzen 40 Denier Faden von Infini. Dieser Faden ist elastisch und scheint mir nicht nachträglich mit Hitze spannbar zu sein. Für die restlichen Wanten, Stage und Pardunen verwendete ich schwarzen 20 Denier Faden von UNI Caenis. Dieser ist nicht elastisch und mit Hitze spannbar. Die eingeholten Segel stellte ich mit Weißleim dar, der nach der Bemalung der Rahe auf diese aufgetragen wurde.
Die Bemalung erfolgte mit Acrylfarben von Vallejo Model Color. Der Rumpf ist mit 122 Braungelb strichen, die Barkhölzer mit 167 Anthrazit. Der blaue Zierstreifen oben auf den Rumpf ist mit 57 Enzianblau, das mit 4 Cremeweiss aufgehellt wurde, dargestellt. Die Decks sind mit 124 Iraqui Sand bemalt. Für viele Details an Deck verwendete ich 139 Mahagonibraun, für die Oberseite der Schanzkleider und auch einige andere Details 149 Schokoladenbraun. Für die Verzierungen achtern benutzte ich 174 Messing. Die Masten sind mit einer Kombination aus 122 und 167 gestrichen, die Rahe mit 167 und die Segel mit etwas abgedunkelten 4 Cremeweiss.
Links noch ein Vergleich mit der neueren 38-Kanonenfregatte HMS Ethalion (1797) und der russischen Sloop Wostok (1819), die, wie die Endeavour, für eine Forschungsexpedition genutzt wurde. Rechts mit zwei neueren, ebenfalls sehr kleinen Forschungsschiffen, der RV Horace Lamb (1943, diente in den 1960ern und 1970er als Forschungsschiff) und der L'Astrolabe (2017).
Quellen
- Captain Cooks Endeavour. Anatomy of the Ship von Karl Heinz Marquardt, London, 2003
- James Cook und die Entdeckung der Südsee von der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (Bonn), Museum für Völkerkunde (Wien) und Historisches Museum Bern (Herausgeber), München, 2009
- The Story of Sail von Veres László und Richard Woodman, Annapolis, 1999 (siehe Buchbesprechung)
- HMS Endeavour (Wikipedia)
- First voyage of James Cook (Wikipedia)
- British Warships in the Age of Sail 1714-1792 von Rif Winfield, Barnesly, 2007 (siehe Buchbesprechung)
Lars