19./20 Juni 1895: 125 Jahre Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals

 

Heute vor 125 Jahren, am 19. Juni 1895, begannen im Hamburg die Feierlichkeiten zur Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Der Kanal löste den 1784 fertig gestellten Eider-Kanal ab, der für größere Schiffe zu klein war. 1887-95 wurde deshalb der Nord-Ostsee-Kanal gebaut, der sich allerdings auch bereits bei Fertigstellung sich als zu gering dimensioniert erwies und deshalb 1907-14 erweitert werden musste. An der Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals – der bei den Feierlichkeiten in Kaiser-Wilhelm-Kanal umbenannt wurde – nahmen 24 Schiffe aus 14 Ländern teil. Neben diversen Staatsjachten und Passagierschiffen waren auch 13 Kriegsschiffe dabei. Der Vertreter Österreich-Ungarns war das Torpedokanonenboot SMS Trabant mit Erzherzog Stephan von Österreich an Bord.

Das Original

Das österreichisch-ungarische Torpedokanonenboot SMS Trabant wurde in der k.u.k. Kriegsmarine als Torpedofahrzeug klassifiziert. Die Trabant wurde, wie die anderen Torpedokanonenboote, dafür konzipiert, für die eigenen Torpedoboote aufzuklären, diese zu leiten, selbst Torpedoangriffe zu fahren und gegnerische Torpedoboote zu jagen. Die k.u.k. Kriegsmarine hatte hierfür bei Schichau die Torpedokanonenboote der Meteor-Klasse bauen lassen. Diese hatten nur eine Schraube. Für die nächsten Schiffe des Typs wurden zwei Schrauben gefordert, um die Betriebssicherheit und Manövrierfähigkeit zu verbessern. Es wurden zwei Entwürfe erarbeitet und dann bei zahlreichen Werften in Europa für diese Angebote eingeholt. Man entschied sich je ein Schiff jedes Entwurfs zu bauen: die Trabant wurde von STT in Triest gebaut, die Planet von Palmer in Yarrow. Im Vergleich zur Metor-Klasse wurde die Bewaffnung verstärkt. Statt einer Bewaffnung, die ausschließlich aus 4,7-cm-Geschützen bestand, erhielten Trabant und Planet eine Bewaffnung aus 7-cm- und 4,7-cm-Geschützen. Während die Meteor-Klasse nur einen sehr geringen Freibord hatte und sehr beengt war, erhielt Trabant eine erhöhte Back, Planet sogar Back und Poop. Alle Schiffe erhielten einen leichten Panzerschutz im Bereich der Maschinen- und Kesselräume. Trabant erreichte die geforderte Geschwindigkeit von 20,5 kn nicht, war aber schneller als Planet. Die k.u.k. Kriegsmarine ließ bei Schichau eine verbesserte Variante der Trabant bauen, die etwas größer und schneller ausfiel: die Satellit. Das letzte Schiff dieses Typs, die Magnet, wurde ebenfalls bei Schichau gebaut. Gemeinsam war allen Torpedokanonenbooten, dass sie einen zu geringen Geschwindigkeitsunterschied zu den größeren und stärkeren Schiffen aufwiesen und zu langsam waren, um die immer schnelleren Torpedoboote jagen zu können. Statt weiterer Torpedokanonenboote wurden ab 1904 kleinere, aber schnellere Zerstörer gebaut, die von der k.u.k. Kriegsmarine auch als Torpedofahrzeuge klassifiziert wurden.

Trabant war 68,9 m lang, 8,2 m breit und verdrängte voll beladen 610 t. Der Antrieb erfolgte über vier Kessel und zwei Dampfmaschinen, die bis zu 3500 PS leisteten, womit 20,3 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 84 Mann.

Bewaffnung
2 x 7 cm L/42
8 x 4,7 cm L/44
2 x 35 cm Torpedorohre (ein Bugrohr und ein schwenkbares Rohr achtern)

Trabant wurde 1889-90 von Stabilimento Tecnico Triestino (STT) in Triest gebaut. 1895 nahm sie an der Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals teil. Sie diente ansonsten meist in der Adria, 1899 wurde sie mit der schweren Kreuzerdivision ins östliche Mittelmeer geschickt. Ab 1907 war sie entweder bei der Küstendivision im Einsatz oder außer Dienst in Reserve. 1912 wurde sie Schulschiff. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde sie mit Minenlegschienen ausgerüstet und diente danach als Minenleger sowie als Minensucher. 1920 musste sie an Italien als Kriegsbeute übergeben werden und wurde dort abgewrackt.

Das Modell

Mein Modell des Torpedokanonenboots SMS Trabant beruht auf einem 3D-gedruckten Modell von Fpmodel auf Shapeways. Das Modell stellt etwa den Zustand bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs dar.

Der wesentliche Unterschied zu einem frühen Bauzustand war ein zusätzlicher kleiner Mast achtern und ein Deckshaus vor dem Schornstein. Beide habe ich entfernt. Genauso entfernte ich den gedruckten Fockmast, der zu dick und dazu falsch positioniert war. Den Fockmast baute ich aus Metallteilen neu und ergänzte noch eine Bugspiere. Zudem schliff ich das Brückendeck und die Scheinwerferplattform dünner und ersetzte die Scheinwerfer und diverse Brückendetails durch Teile von S-Model. Bei den 7-cm-Geschützen ersetzte ich das Rohr durch einen dünneren Metallstab. Bei den 4,7-cm-Geschützen schliff ich deren Sockel niedriger und baute die Rohre aus Metallstäben neu. Die angedruckten Beiboote entfernte ich wegen der sehr massiven Darstellung der Davits. Die Davits ersetzte ich durch Fotoätzteile von Starling Models. Von zwei der gedruckten Beiboote konnte ich den angedruckten Davit entfernen, bei zweien gelang mir das nicht. Diese ersetzte ich durch Boote von Modelkrak. Am Bug ergänzte ich noch einen Ankerkran. Die Anker selbst sind Fotoätzteile von S-Model. Getakelt habe ich mit schwarzen 20 Denier Faden von UNI Caenis.

Bemalt habe ich die Trabant mit Farben von Vallejo Model Color. Für den Rumpf benutzte ich 4 Cremeweiß und 167 Anthrazit, für die Schornsteine, Lüfter und Masten 121 Ockergelb, für die Decks 110 Achatgrau und für Oberlichter und Luken 139 Mahagonibraun.

Links ein Vergleich mit zwei kleinen Torpedokreuzern, die auch als Torpedokanonenboote bezeichnet werden: der chinesischen Guangyi (1892) und der uruguayischen Uruguay (1910). Rechts mit zwei deutlich späteren Schiffen, die für ähnliche Aufgaben gebaut wurden: der polnische Zerstörer ORP Błyskawica (1937) und der sowjetische Flottillenführer Taschkent (1939).

Quellen

  • Die Torpedoschiffe und Zerstörer der k.u.k. Kriegsmarine 1867-1918 von Franz F. Bilzer, Gnas, 1997
  • Torpedoschiffe und Zerstörer der K.u.K. Marine von Torpedoschiffe und Zerstörer der K.u.K. Marine, Marine Arsenal 34 von Erwin Sieche, Wölfersheim-Berstadt, 1996 (siehe Heftbesprechung)
  • Trabant (K.u.K. KRIEGSMARINE.at)
  • Trabant (kuk-kriegsmarine.it)
  • Register der k.(u.)k. Kriegsschiffe von Wladimir Aichelburg, Wien/Graz, 2002
  • Schwarze Gesellen, Band 2 von Harald Fock, Herford 1981
  • Conway’s All the World's Fighting Ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979
  • Die Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals

Lars