24/28.07.1945 - 75 Jahre Angriffe auf Kure
Zu den japanischen Schiffen, die vor 75 Jahren bei den Angriffen der US Navy auf Kure versenkt wurden, gehörte auch der damals schon 44 Jahre alte, als Schulschiff verwendete Panzerkreuzer Iwate (siehe Jahrestage auf Modellmarine).
Das Original
Der japanische Panzerkreuzer Iwate (磐手) war eines der sechs Schiffe dieses Typs, die zwischen 1896 und 1901 für die Kaiserlich Japanische Marine im Rahmen des 6-6-Plans gebaut wurden. Der Plan von 1896 sah den Bau von sechs Schlachtschiffen und sechs Kreuzern vor. Wegen der starken Aufrüstung der russischen Pazifikflotte mit Schlachtschiffen, beschloss die japanische Marine, statt Geschützter Kreuzer sechs große Panzerkreuzer zu ordern. Diese sollten sowohl als Aufklärer für die Schlachtflotte dienen, als auch im Notfall selbst in die Schlachtlinie eingeordnet werden. Damit hoffte Japan die höhere Zahl russischer Schlachtschiffe kompensieren zu können. Die sechs Panzerkreuzer wurden bei drei verschiedenen Werften bestellt: Armstrong Whitworth, Ateliers et Chantiers de la Loire und Vulcan. Die Kreuzer hatten alle eine ähnliche Bewaffnung, die für alle sechs Schiffe von Armstrong Whiteworth hergestellt wurde. Als erstes wurden zwei Schiffe bei Armstrong Whiteworth bestellt, die Asama-Klasse (Asama und Tokiwa), es folgten die in Deutschland gebaute Yakumo, die in Frankreich gebaute Azuma sowie die wieder in Großbritannien gebaute Izumo-Klasse (Izumo und Iwate).
Die Asama-Klasse war eine Weiterentwicklung der für Chile bei Armstrong Whiteworth gebauten O'Higgins, die wiederum eine Weiterentwicklung des ebenfalls für Chile gebauten Panzerkreuzers Esmeralda war. Esmeralda war der erste von dieser Werft gebaute Panzerkreuzer und ähnelte stark früheren Geschützten Kreuzern ("Elswick-Kreuzern") der gleichen Werft. Die Bewaffnung war noch hinter Schilden untergebracht. O'Higgins dagegen erhielt vier 20,3-cm-Einzeltürme, die 15,2-cm-Geschütze waren in Kasematten (sechs Stück) und Türmen (vier Stück) aufgestellt. Die Asama-Klasse war eine vergrößerte Variante der O'Higgins. Die 20,3-cm-Geschütze waren in zwei Zwillingstürmen untergebracht, die Zahl der 15,2-cm-Geschütze wurde auf 14 erhöht (zehn in Kasematten, vier hinter Schilden). Die Izumo-Klasse, also Izumo und Iwate, war eine verbesserte Version der Asama-Klasse. Die Bewaffnung war identisch, abgesehen davon, dass das Bugtorpedorohr bei der Izumo-Klasse weggelassen wurde. Die Panzerung wurde verstärkt, indem Panzerplatten hergestellt nach dem Krupp-Verfahren (statt des von Harvey) verwendet wurden und der Bereich des Seitenpanzers mit der größten Dicke ausgeweitet wurde. Der auffälligste Unterschied zwischen der Asama- und Izumo-Klasse war die Zahl der Schornsteine. Die Izumo-Klasse erhielt drei statt zwei Schornsteine, was durch den Einbau der besseren Wasserrohrkessel (Belleville-Klasse) statt der Zylinder (Großwasserraum)-Kessel bedingt war. Durch die verbesserte Anstriebsanlage erreichte die Izumo-Klasse, obwohl sie kürzer und breiter als die Asama-Klasse war, eine höhere Geschwindigkeit.
Die beiden Schiffe der Izumo-Klasse, wie auch die anderen vier Panzerkreuzer, hatten lange Dienstzeiten. Nach dem Ersten Weltkrieg dienten alle sechs meist als Schulschiffe. Die Zahl der leichten Geschütze wurde reduziert, 7,62-cm-Flak kam an Bord, die Zahl der Kessel wurde verringert und die Brückenaufbauten wurden vergrößert. Wegen des Washingtoner Flottenvertrags wurden sie als Küstenpanzerschiffe klassifiziert, 1942 wurden die noch fahrbereiten Schiffe (Izumo, Iwate und Yakumo) wieder als Kreuzer 1. Klasse klassifiziert. Die ebenfalls noch fahrbereite Tokiwa diente als Minenleger. 1944/45 wurden bei Izumo und Iwate die 20,3-cm-Türme durch 12,7-cm-Zwillingsflak ersetzt, die Zahl der 15,2-cm-Geschütze auf vier reduziert und die leichte Flak verstärkt.
Iwate war 132,2 m lang, 20,9 m breit und verdrängte ursprünglich 9.750 t. Der Antrieb erfolgte ursprünglich über 24 Kessel und zwei Dreifachexpansionsdampfmaschinen, die insgesamt 15.739 PS leisteten, womit bei den Probefahrten 22,3 kn erreicht wurden. 1931 wurden die Kessel gegen sechs Yarrow-Kessel ausgetauscht, wodurch die Leistung auf 7.000 PS und die Geschwindigkeit auf 16 kn sank. Die Besatzung bestand ursprünglich aus 682 Mann.
Bewaffnung Juli 1945
4 x 15,2 cm L/40 QF (in Kasematten)
4 x 12,7 cm L/40 Typ 89 (zwei Zwillingslafetten)
3 x 7,6 cm L/40 Typ 3 (Einzellafetten)
9 x 2,5 cm L/60 Typ 96 (eine Drillings-, zwei Zwillings- und zwei Einzellafetten)
2 x 1,3 cm L/76 Typ 93 (Einzellafetten)
Iwate wurde 1898-1901 von Armstrong Whiteworth in Elswick (Newcastle) gebaut. Ihr Heimathafen wurde Yokosuka. 1903 wurde der Panzerkreuzer Flaggschiff der 2. Division und fuhr in dieser Funktion auch im Russisch-Japanischen Krieg. Bei Kriegsbeginn war er am Angriff auf Port Arthur beteiligt. Im März bombadierte Iwate Wladiwostok. Während der Schlacht im Gelben Meer am 10. August war sie zusammen mit Izumo, Tokiwa und Azumo sowie den Geschützten Kreuzern Naniwa und Takachiho zur Bewachung der Straße von Tushima abgeordnet, um den Durchbruch des russischen Geschwaders aus Wladiwostok zur Hauptflotte zu verhindern. Sie fingen die drei russischen Panzerkreuzer - Rurik, Rossija und Gromoboj - ab und versenkten Rurik in der Schlacht von Ulsan. Die beiden anderen russischen Panzerkreuzer entkamen beschädigt. Iwate erhielt in der Schlacht einen Treffer in der Kasematte, der einen Teil der Batterie dort ausschaltete und ein schweres Feuer verursachte. 42 Mann der Besatzung starben und 43 wurden verwundet. Am 27. Mai kämpfte sie in der Schlacht von Tsushima, der entscheidende japanische Sieg auf See in diesem Krieg. Am Morgen nach der Schlacht fing sie zusammen mit der Yakumo das russische Küstenpanzerschiff Admiral Ushakow ab und beschädigte es so schwer, dass es sich selbst versenkte. Iwate selbst erhielt 16 Treffer, wodurch 16 Mann verwundet wurden. Sie war das einzige Schiff der japanischen Schlachtlinie, auf dem während der Schlacht niemand getötet wurde.
Im Ersten Weltkrieg war Iwate an der Belagerung und Eroberung Tsingtaos beteiligt. Später geleitete sie Konvois im Indischen Ozean. Schon während des Ersten Weltkriegs wurde der Panzerkreuzer auch als Schulschiff verwendet, eine Funktion, die Iwate für den Rest ihrer aktiven Dienstzeit beibehalten sollte. Als Schulschiff unternahm sie längere Fahrten, z.B. 1916, 1923, 1925, 1927 und 1934 nach Australien, 1918, 1922, 1932, 1933 und 1936 in die USA, 1920 nach Südamerika, 1929 und 1937 ins Mittelmeer. Im Zweiten Weltkrieg fuhr sie meist in japanischen Gewässern. Beim Angriff auf Kure am 19. März 1945 erhielt Iwate drei Nahtreffer und wurde mit Bordwaffen beschossen. Ein Mann der Besatzung starb. Beim Angriff auf Kure vom 24. Juli erhielt der Panzerkreuzer drei Nahtreffer, wodurch so schwere Lecks verursacht wurden, dass er im flachen Wasser sank. Das Wrack wurde 1946 gehoben und in Harima abgewrackt.
Das Modell
Mein Modell des japanischen Panzerkreuzers Iwate stellt das Schiff im Zustand vom Juli 1945 vor der Versenkung dar. Mir ging es darum, das Schiff ohne die 20,3-cm-Türme, aber mit verstärkter Flak zu bauen. Dieser Zustand ist nicht sehr gut dokumentiert, allerdings gibt es einige Ansichten des Wracks. Zu diesem Zeitpunkt war die Bewaffnung und wohl auch einiges andere schon entfernt worden, aber man kann wenigstens das Tarnschema erkennen - mit der Überraschung, dass Steuerbord und Backbord vollkommen verschieden getarnt waren. Gute Ansichten findet man u.a. hier, hier und hier.
Das Modell beruht auf dem Bausatz der Iwate von Seals Models, wobei ich in diesem Fall ein angefangenes Modell gekauft hatte. Für den Umbau orientierte ich mich an den erwähnten Wrackfotos, Skizzen von Fukui und Dodson sowie einer sehr gut aussehenden Zeichnung in Morskaja Kampanija (siehe Quellen unten). Letztere habe ich auf 1/700 skaliert und dann die Teile ausgemessen. Dabei gab es allerdings das Problem, dass Seitenansicht und Aufsicht nicht zusammen passten und beide nicht immer mit den Bausatzteilen übereinstimmten...
Von dem angefangenen Modell habe ich einige Teile wieder entfernt, darunter die Brückendecks und natürlich die 20,3-cm-Türme. Auch die Spieren für die Torpedoschutznetze mussten vom Rumpf entfernt und die Öffnungen für die 15,2-cm-Geschütze auf dem Hauptdeck geschlossen werden. Relativ spät bemerkte ich, dass ich auch noch einige der Lüfter entfernen musste, die wohl beim Austausch der Kessel 1931 ausgebaut worden waren. Danach baute ich den Splitterschutz für die Flak und die Brückendecks neu. Für diese Teile, genau wie für die Brücke, benutzte ich diverse Plastikstreifen- und platten. Das einzige Bausatzteil, das ich für die Brücke verwendete, war das Steuerhaus. Auch die Plattformen für die 12,7-cm-Flak bestehen aus Plastikteilen, wobei die runde Basis von einem Gussast stammt. Die Masten baute ich aus Metallstäben neu, die Marsen und die Feuerleitplattform auf dem Fockmast sind wieder aus Plastikteilen. Deren geschlossene Reling ist aber, wie bei einer der Mastplattformen, aus Papier, da das leichter zu formen ist.
Die Bewaffnung stammt aus verschiedenen Quellen: die 15,2-cm-Rohre von Artist Hobby, die 12,7-cm-Flak von LionRoar, die 7,6-cm-Flak von Niko Model und die 2,5-cm- sowie die 1,3-cm-Flak von Fine Molds. Diese Teile kann ich alle empfehlen - mit Ausnahme der 7,6-cm-Flak von Niko Model. Bei diesen sind die Details nicht maßstabsgetreu. So ist der hintere Teil des Rohrs mit dem Verschluss sicher mehr als doppelt so lang wie beim Original und würde bei maximaler Rohrerhöhung mit dem Deck kollidieren. Der Urmodellbauer hat hier eine tolle Detaillierung dadurch vorgetäuscht, dass viele Teile einfach viel zu groß dargestellt sind. Der Scheinwerfer ist von Fine Molds, die beiden Entfernungsmesser sind aus Plastik und Draht. Die Beiboote stammen aus dem Bausatz, ich habe nur sechs an Bord genommen. Auf den Fotos sind diese schon entfernt, auf den Skizzen von Fukui sieht man aber mindestens sechs. Die Davits sind aus Fotoätzteilen von Armo dargestellt. Die Takelung erfolgte mit schwarzem 20-Denier-Faden von UNI Caenis.
Bemalt habe ich Iwate mit Acrylfarben von Vallejo Model Color. Wie schon erwähnt, war die Iwate an Backbord und Steuerbord unterschiedlich getarnt. An Backbord, der Seite hinter der man an ihrem Liegeplatz in Kure das Meer gesehen hat, war sie in Standardfarben gestrichen, also in einem dunklen Grau und oben an den Schornsteinen und am Großmast schwarz. Ich benutzte hierfür 161 Londongrau und 167 Anthrazitgrau. Auf der Steuerbordseite, also der Seite hinter der man bewaldete Hügel gesehen hat, war ein zweifarbiges Tarnschema aufgemalt, dessen Farben sich von dem Grau auf der Backbordseite unterschieden. Ich konnte keine Farbaufnahmen oder Farbfilme der Iwate finden, so dass die Farben nur geschätzt sind. Ein dunkles Grün wurde bei einigen japanischen Schiffen verwendet, darunter Trägern. Auf einigen Schiffen, darunter Tone, Oyodo und Amagi, wurde eine gelbliche Farbe benutzt. Ich entschied mich für 92 Grauoliv und 120 Beige. Das Schema selbst ist auf den Fotos und Videos, die ich gefunden habe, nicht komplett sichtbar. Das Schema auf dem Rumpf von der achteren Doppelkasematte an bis zum Heck ist geraten. Die Decks sind mit 110 Achatgrau bzw. 161 Londongrau bemalt.
Links der Panzerkreuzer Iwate mit zwei anderen Panzerkreuzern, der gleichaltrigen britischen HMS Monmouth (1901) und der neueren französischen Waldeck-Rousseau (1911). Rechts mit zwei Schulkreuzern, der chinesischen Chao Ho (1912) und der japanischen Katori (1940; gebaut aus dem altem Aoshima-Bausatz). Katori war das Typschiff einer Klasse, die die alten Panzerkreuzer als Schulschiffe ersetzen sollte.
Vielen Dank an Hendrik Schütte und Nutzer von Modelwarships und Steelnavy, insbesondere Steve Schiefler und Marijn van Gils, für die Hilfe bei den Recherchen!
Quellen
- Before the Battlecruiser. The Big Cruiser in the World's Navies 1865-1910 von Aidan Dodson, Barnsley, 2018 (siehe Buchbesprechung)
- Warships for Export. Armstrong Warships 1867-1927 von Peter Brook, Gravesend, 1999 (siehe Buchbesprechung)
- Japanese Naval Vessels at the End of World War II von Shizuo Fukui, Annapolis, 1992
- «Асама» и другие Японские броненосные крейсера программы 1895—1896 гг, Морская кампания von А.С. Александров und С.А. Балакин, Moskau, 2006
- Japanese cruiser Iwate (Wikipedia)
- IJN IWATE: Tabular Record of Movement
- Iwate (Tsushima.su, Fotos)
- Foto der Iwate auf Twitter
- Japan Naval Base at Kure Harbor, Honshu in Ruins (YouTube)
- 80-G-351365 Japanese Cruiser IWATE (Foto auf Naval History and Heritage Command)
- Warships of the Imperial Japanese Navy, 1869-1945 von Hansgeorg Jentschura, Dieter Jung und Peter Mickel, London, 1977
- Conway's All the World's Fighting Ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979
Lars