29.01.1991 - 30 Jahre Schlacht von Bubiyan
Heute vor 30 Jahren, am 29. Januar 1991, wurde der ein Teil der irakischen Marine bei der Insel Bubiyan zerstört (siehe Jahrestage auf Modellmarine). An diesem Tag hatte die irakische Armee eine Offensive auf die saudi-arabische Stadt Khafji (Chafdschi) begonnen und diese zeitweise eingenommen. Parallel wurde die irakische Marine aktiv, teilweise zur Unterstützung der Armee in Khafji oder um sich in den Iran abzusetzen - beide Interpretationen findet man in der Literatur. Auf jeden Fall griffen Lynx-Hubschrauber der britischen Zerstörer HMS Gloucester und HMS Cardiff sowie der Fregatte HMS Brazen am 29. Januar einen Konvoi von Landungsschiffen an und versenkten zwei davon. Am folgenden Tag griffen sie einen weiteren Konvoi an. Unterstützt wurden die Lynx von A-6 Intruder und SH-60B Seahawk der US Navy, Cobra des USMC, OH-58D Kiowa Warrior der US Army, Jaguar der Royal Airforce und CF-18 Hornet der kanadischen Luftwaffe, während Nimrod der Royal Airforce und P-3 Orion der US Navy die Angriffe leiteten. Die irakische Marine verlor an diesen beiden Tagen durch die Angriffe der Lynx der Cardiff und Gloucester alleine drei Schnellboote, zwei Patrouillenboote, einen Minenleger, drei Minensucher, drei Landungsschiffe und zwei Bergungsschlepper.
Das Original
Der britische Lenkwaffenkreuzer HMS Gloucester (D96) war eines von vier 1978-85 gebauten Schiffen des Batch 3 des Typs 42, auch Manchester-Klasse genannt. Bei dieser Variante des Typs 42 wurden die größten Probleme des Typs 42 durch eine deutliche Verlängerung des Rumpfs behoben: die ungenügenden Seeeigenschaften durch den zu kurzen Bug. Der Typ 42 wurde als billiges Flugabwehrschiff entworfen. Nachdem beschlossen worden war, dass die Royal Navy ihre Flugzeugträger aufgeben sollte und es keine Neubauten geben sollte, wurde der Bau deren Geleitschiffe, des Typ 82 (Bristol-Klasse), nach nur einem Schiff eingestellt. Der Typ 42 sollte Sea Dart-Flugabwehrraketen zur Verteidigung von Geschwadern von dem kleinst möglichen Rumpf einsetzen können. Ursprünglich sollten es Fregatten werden, die auf die des Typs 41 (Leopard-Klasse) folgten. Der Typ 42 erhielt einen COGOG-Antrieb, also zwei verschiedene Arten von Gasturbinen für Marschfahrt und Höchstgeschwindigkeit. Hierdurch konnte im Vergleich zu Dieselmotoren und Dampfturbinen Platz gespart werden. Der Typ 42 erhielt ein Bordgeschütz, aber keine Anti-Schiffsraketen (umgedreht wie bei den parallel gebauten Fregatten des Typs 22). Statt Ikara-U-Jagd-Raketen wurde ein Bordhubschrauber für die U-Jagd verwendet. Da die eingeschifften Lynx-Hubschrauber auch mit Anti-Schiffsraketen bewaffnet werden konnten - die sie im Zweiten Golfkrieg mit großen Erfolg einsetzten - erhielten die Schiffe mittels des Hubschraubers auch eine verbesserte Fähigkeit, Schiffe zu bekämpfen.
Der Typ 42 erwies sich als sehr beengt, sowohl für die Unterbringung der Besatzung, als auch in Bezug auf mögliche Modernisierungen. Dazu kam der zu kurze Bug, durch den viel Wasser übergenommen wurde, was die Funktion des Sea Dart-Starters, insbesondere den Öffnungsmechanismus für das Magazin, beeinträchtigte. Die ersten zehn Schiffe des Typs 42 (Batch 1 und 2) fielen sehr ähnlich aus, erst beim Batch 3 gab es größere Änderungen: der Bug wurde deutlich verlängert und auch das Flugdeck wurde vergrößert. Durch den längeren Bug konnte die Seetüchtigkeit, Geschwindigkeit und Reichweite gesteigert werden.
Vom Batch 3 wurden Manchester (D95), Gloucester (D96), Edinburgh (D97) und York (D98) gebaut. Der verlängerte Rumpf fiel nicht stabil genug aus, weshalb nach der Fertigstellung mittschiffs seitlich lange Verstärkungen angebracht wurden. Trotz des größeren Rumpfs, waren auch die Schiffe des Batch 3 relativ beengt und wiesen nur ein geringes Modernisierungspotential aus. Sie erhielten nachträglich Phalanx-Nahbereichsabwehrgeschütze und die leichten Geschütze wurden mehrfach modernisiert. Dazu wurde der Typ 992-Radar auf dem Großmast durch einen Typ 996 ersetzt sowie die elektronischen Gegenmaßnahmen wurden mehrfach modernisiert.
Gloucester war 141,1 m lang, 14,9 m breit und verdrängte voll beladen 5350 t. Der Antrieb erfolgte über vier Gasturbinen - je zwei für die Marschfahrt und zwei für volle Fahrt - mit insgesamt 50.000 PS, womit 31 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 301 Mann.
Bewaffnung 1991
1 x 11,4 cm L/55 Mk 8 Geschütz
2 x 2 cm L/76 Phalanx-Nahbereichsabwehrgeschütze
2 x 2 cm L/85 GAM-B01-Geschütze
2 x 2 cm L/70 Oerlikon-Geschütze
1 GWS-30 Sea Dart-Flugabwehrraketen-Zwillingsstarter (22 Sea Dart-Raketen im Magazin)
6 x 32,4 cm STWS-2 Torpedorohre (zwei Drillingsrohre, für Mk 46- oder Stingray-U-Jagdtorpedos)
1 Westland Lynx HAS.3-Bordhubschrauber (mit zwei U-Jagdtorpedos oder vier Sea Skua-Antischiffsraketen)
Gloucester wurde 1979-85 von Vosper Thornycroft in Woolston, Southampton, gebaut. Sie wurde sowohl 1987 als auch 1988 im Persischen Golf während des Ersten Golfkriegs (Iran-Irak-Kriegs) eingesetzt (Armilla Patrol). 1990 wurde sie wieder in den Golf geschickt, wo sie Teil der Operation Granby, des britischen Beitrags zum Zweiten Golfkriegs, war. Sie wurde zu Beginn des Kriegs mit ihrer Halbschwester HMS Cardiff als vorgeschobene Flugabwehrschiff genutzt. Die Lynx-Hubschrauber der beiden Zerstörer versenkten am 29. und 30. Januar in der Schlacht von Bubiyan eine große Zahl irakische Schiffe. Auch im Februar werden die Lynx zur Zerstörung irakischer Schiffe verwendet und sind zusammen für die Zerstörung von mindestens 15 Schiffen verantwortlich. Danach deckte Gloucester die Minenräumoperationen und die Schlachtschiffe USS Missouri bzw. USS Wisconsin, die zum Landzielbeschuss verwendet wurden. Bei einem dieser Einsätze schoss Gloucester am 25. Februar mit Sea Dart eine irakische Silkworm-Anti-Schiffsrakete ab, die auf USS Missouri abgeschossen war - der erste Abschuss einer Anti-Schiffsrakete mit einer Flugabwehrrakete.
2006 evakuierte Gloucester während des Libanonkriegs britische Staatsbürger nach Zypern. 2010-11 wurde sie im Südatlantik zu den Falklandinseln und Südgeorgien abgeordnet. Gloucester wurde 2011 außer Dienst gestellt und lag danach in Portsmouth bis sie 2015 nach Aliaga in der Türkei zum Abgewracken geschleppt wurde.
Das Modell
Das Modell des britischen Zerstörers HMS Gloucester baute ich im Bauzustand von 1991 aus dem Bausatz der York von Dragon - eine Premium-Edition-Wiederauflage eines Bausatzes von Pit-Road aus den 1990ern mit einigen Fotoätzteilen und dem späten, eckigen Modell des 11,4-cm-Turms ergänzt. Statt der Fotoätzteile von Dragon verwendete ich den Fotoätzteilsatz für den Typ 42 von White Ensign Models.
Der Spritzgussbausatz selbst ist ok. Die Passgenauigkeit ist an einigen Stellen nicht perfekt und am Rumpf müssen einige Sinkstellen verspachtelt werden. Auf die Seitenwände des Brückenhaus ist ein Schutzschild einer 2-cm-Oerlikon als Relief projiziert, wahrscheinlich eine falsche Interpretation eines Plans, und musste entfernt werden. Die Abstützungen des Hubschrauberdecks achtern sind viel zu dick, insbesondere der achtere Teil. Hier muss man bei Vorbildfotos aufpassen, da beim Originalschiff der geschlossene Bereich an Steuerbord zu einem späteren Zeitpunkt verlängert wurde. Ich hätte den Bausatz fast zu einem falschen Bauzustand "korrigiert", als ich eigene, in den 2000ern aufgenommene Fotos der Gloucester als Vergleich benutzte. Leider gibt es auch im Internet wesentlich mehr Fotos aus den 2000ern und 2010ern als aus den 1990ern. Ich orientierte mich dann primär an Fotos in Desert Storm Special, Strike from the Sea und auf MaritimeQuest.
Viele der Kleinteile, z.B. die Bewaffnung, sind viel zu groß dargestellt. Für den Sea Dart-Starter kaufte ich Teile von diStefan 3Dprint auf Shapeways, die allerdings für HMS Bristol gedacht sind. D.h. der Starter, insbesondere der Unterbau, passen nicht zu einem Typ 42. Nach einem Vergleich der Teile von Dragon und diStefan 3Dprint mit den Plänen der Glasgow von Jecobin entschied ich mich, den Unterbau von Dragon mit dem beim Original beweglichen Teil des Starters von diStefan 3Dprint zu kombinieren. Der Vergleich des beweglichen Teils demonstriert dramatisch, um wie viel die Teile des Dragon-Bausatzes zu groß sind. Für das 11,4-cm-Geschütz benutzte ich ein Messingrohr von Orange Hobby. Dieses muss man ohne die Rohrwiege aus dem Bausatz in den Turm einbauen, da es sonst viel zu lang ist. Für die Phalanx und die Torpedorohre verwendete ich Teile von Fine Molds. Diese enthalten allerdings keine Unterbauten, die man also selbst bauen bzw. aus dem Bausatz nehmen muss. Für die 2-cm-GAM-B01-Geschütze habe ich keinen Ersatz gefunden und diese deshalb selbst gebaut. Für die 2-cm-Oerlikon verwendete ich Teile von 3D Model Parts. Für den Lynx kombinierte ich Teile von SNAFU auf Shapeways mit den Fotoätzteilen von WEM. Letztere verwendete ich auch für viele Details, z.B. die Rahen an den Masten und den Typ 1022-Radar. Die Typ 992Q- und Typ 1006-Radarantennen sind aus Plastikteilen gebaut. Die Abdeckung bei den Dieselauspuffrohren am Großmast ist aus Papier ergänzt.
Für die Bemalung verwendete ich Acrylfarben von Vallejo Model Color. Die vertikalen Flächen sind mit 153 (989) Hellblaugrau, die Decks mit 164 (867) Dunkelblaugrau gestrichen. Für den Lynx verwendete ich 155 (990) Silbergrau und 164. Die Abziehbilder stammen aus dem Bausatz. Die Union Jack auf der Brücke und mittschiffs sind aus einem Bogen von Aoshima übrig geblieben.
Hier noch ein Vergleich mit einer Halbschwester, dem Lenkwaffenzerstörer HMS Cardiff (1979) des Typs 42, Batch 1, der auch im Zweiten Golfkrieg sehr aktiv war:
und vier Klassen britischer Lenkwaffenzerstörer des Kalten Kriegs, HMS Glamorgan (1966, County-Klasse), HMS Bristol (1973, Einzelschiff), HMS Cardiff (1979, Sheffield-Klasse) und HMS Gloucester (1985, Manchester-Klasse):
Quellen
- HMS Gloucester (D96) (Wikipedia)
- Type 42. Modern Combat Ships 3 von Leo Marriott, Shepperton, 1985
- British Destroyers & Frigates. The Second World War and after von Norman Friedman, Barnsley, 2008
- Strike from the Sea. The Royal Navy & US Navy at War in the Middle East 1949 - 2003 von Iain Ballantyne, Barnsley, 2004 (Buchbesprechung)
- Rebuilding the Royal Navy. Warship Design since 1945 von David K Brown und George Moore, Barnsley, 2012
- Desert Storm Special 3 Sea Power. The Coalition and Iraqi Navies von Peter Gilchrist, London, 1991 (Buchbesprechung)
- HMS Gloucester D-96 (MaritimeQuest)
- D 96 HMS Gloucester (Seaforces Online)
- Navy News February 1991, Seite 40 (pdf-Datei)
- Navy News March 1991, Seite 20 (pdf-Datei)
- Battle of Bubiyan (Wikipedia)
- War Chronology: January 1991 Continued (Naval History and Heritage Command)
- The Grey Lynx - At War (archived)
- Alphabetische Liste von Radargeräten
- Conway's All the World's Fighting Ships 1947-1995 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1995
Lars