Das Original

Ing. Hellmuth Walter beschäftigte sich seit 1930 mit der Idee eines Untersee-Schnellbootes mit Walter-Antrieb. Bis Mitte 1943 wurden zahlreiche Walter U-Boot-Projekte entworfen und getestet, darunter auch der Typ XVIII, ein großes, schnelles U-Boot für den Atlantikeinsatz. In der Erkenntnis, dass eine frontfähige Serienproduktion der Walter-U-Boote nicht in Sichtweite war, entschied der BdU Dönitz, nach fachlicher Anregung durch Marinebaudirektor Dipl.Ing. Heinrich Oelfken, den Entwurf des Typ XVIII-Bootes nicht mit einer Walter-Turbine, sondern mit herkömmlichen Dieselmotoren und einer erheblich erweiterten Batterieanlage, zu bauen: der Typ XXI. Durch einen 8-förmigen Querschnitt des Druckkörpers konnte die Batteriekapazität gegenüber den bisherigen großen U-Boot-Typen verdreifacht werden. Mit aufgeladenen Akkus konnten die neuen Elektroboote unter Wasser 18 kn 1½ Std oder mit 10 bis 14 kn sogar 10 Std fahren.

Vollkommen neu war die Torpedoschnelladevorrichtung, mit der 18 Torpedos innerhalb von 20 Minuten abgefeuert werden konnten. „Die Torpedos ruhen auf sechs Lagerarmpaaren. Der Quertransport der Torpedos auf einem Lagerarm geschieht durch Gleitwangen, die durch lange Schraubenspindeln auf den Trägern parallel hin- und herbewegt werden können. Der Antrieb erfolgt für jedes Lagerarmpaar durch einen kleinen Elektromotor, der mit den Spindeln durch Transmission und Schneckengang verbunden ist. Liegt der Torpedo auf dem äußeren Ende des Lagerarmpaares in der Schnellladestellung, so befindet er sich unmittelbar vor dem Verschluss eines Torpedorohres“ (Eberhard Rössler, U-Boottyp XXI, 2. Aufl. 2013, Bernard & Graefe Verlag). Ebenso neu war die technisch ausgefeilte Abschussanlage, mit der Torpedos de facto nahezu geräuschlos und ohne Luftblasenbildung abgeschossen werden konnten.     


Die Typ XXI-Boote wurden ab Juni 1943 in Sektionsbauweise unter größter Geheimhaltung gebaut. An verschiedenen Standorten wurden die acht Rohsektionen „am Fließband“ gefertigt, sodann in Ausrüstungswerften mit Maschinen und Einbauten ausgestattet, sowie anschließend zu den Montagewerften transportiert und dort in einem Arbeitsgang ohne Unterbrechung in acht Stunden zusammengeschweißt. Bis Ende 1944 wurden 61 Typ XXI-Boote gebaut, die alle Mängel hatten und nicht einsatzbar waren. Dies hatte 150 Bauänderungen zur Folge. Keines der ca. 170 bis Kriegsende hergestellten Boote war fronttauglich. Infolge der großen Geheimhaltung und der kriegsbedingten Einschränkungen waren viele Boote nicht mit allen technischen Einrichtungen und überdies nur mangelhaft ausgestattet. Dennoch gab es einzelne Typ XXI-Boote, die ihre technische Überlegenheit unter Beweis stellen konnten, darunter das von Korvettenkapitän Adalbert Schnee kommandierte U 2511.


U 2511 wurde am 29. September 1944 in Hamburg bei Blohm & Voss in Dienst gestellt. Nach monatelangen Erprobungs- und Ausbildungsfahrten verlegte das Boot am 17.03.1945 von Kiel noch Horten und am 03.04 1945 über Kristiansand und Stavanger nach Bergen, wo es weitere Ausbildungs- und Schnorchelfahrten durchführte. In Bergen erfolgte der Austausch eines schadhaften Sehrohres und eine Reparatur wegen Dieselschäden. Nach der Reparatur operierte U 2511 abgetaucht im Nordatlantik westlich von Großbritannien. Nach 20 Tagen lief U 2511 am 07.05.1945 wieder in Bergen ein. Wenige Tage vor dem Einlaufen nahm U 2511 starke Schraubengeräusche wahr. Auf Sehrohrtiefe aufgetaucht wurde ein Kreuzer der Suffolk-Klasse mit drei Zerstörern gesichtet. U 2511 untertauchte die Zerstörersicherung und ging danach wieder auf Sehrohrtiefe. Es wurden mehrere Scheinangriffe auf den Kreuzer durchgeführt und kurz vor Torpedoabschuss abgebrochen. Anschließend ging U 2511 wieder auf Tauchtiefe unter dem Kreuzer (es war die HMS Norfolk) durch und tauchte erst am 07.05.1945 bei Bergen erstmals wieder auf. Über die Richtigkeit dieser Darstellung von Kkpt Schnee und seiner Mannschaft wird in der Literatur heftig diskutiert.

Das Modell

Mein Modell stellt U 2511 dar, mit der damaligen Inneneinrichtung eines Typ XXI-Bootes. Über die originale Inneneinrichtung gibt es nur wenige Fotos. Die meisten Fotos stammen vom später gehobenen und umgebauten Boot U 2540, bekannt auch als Wilhelm Bauer. Es ist sehr schwer jene Bilder herauszufiltern, die den Ausrüstungszustand des originalen Typ XXI-Bootes zeigen. Hilfreich ist dabei die Erkenntnis, dass nahezu alle Maschinen und Geräte des Typ XXI Bootes schon in den VIIC Booten verbaut wurden. Auf diese Fotos kann man mit Vorsicht zurückgreifen. Ich habe mich an den Fotos in der unten angeführten Literatur orientiert und danach die Maschinen und Geräte scratch gebaut.

Die „Inneneinrichtung“ des Modellbausatzes von Revell hingegen orientiert sich an dem am 4. Mai 1945 in der Flensburger Außenförde selbstversenkten U 2540, das im Juni 1957 gehoben und zum Erprobungsboot der Bundesmarine, benannt Wilhelm Bauer, umgebaut wurde. Nahezu das ganze Boot wurde technisch umgestaltet. Die sechs Torpedorohre wurden auf vier reduziert. Nur die beiden oberen Torpedoabschussanlagen stellen die Originale dar. Der Bugtorpedoraum wurde zum Mannschaftsraum mit 18 Kojen, WC und Waschbecken umgestaltet. Die Zentrale wurde stark verändert und zusätzlich die Trennwand zwischen Küche und Zentrale entfernt, um die neue Schnorchelanlage für Wilhelm Bauer unterzubringen. Im Dieselmotorenraum wurden die Dieselmotoren gegen jene der späteren Klasse 201 und die Lufterneuerungsanlage gegen eine moderne ausgetauscht. Aus dem Kommandoturm wurden die Flakstände ausgebaut, der Seitenruderstand und das Sehrohr modernisiert und der Turmaufbau verschlossen. Im Maschinenraum wurden die Hauptschalttafeln gegen die Fahrtrichtung gewendet und farblich mit rot und grün markiert. Im Heckraum wurden Drehbank und Bohrmaschine ausgebaut. Die Boldschleuse wurde durch ein englisches Fabrikat ersetzt. Im Jahr 1982 wurde das Boot Wilhelm Bauer teilausgeschlachtet zum Verkauf angeboten. 1983 wurde es als Museumsboot so gut es ging hergerichtet, damit es zumindest äußerlich dem Typ XXI entspricht, und kann seit dem in Bremerhaven besichtigt werden.

Wesentlich ist, die Teile vor dem endgültigen Zusammenbau, probeweise anzupassen. Dies erspart später böse Überraschungen. Alle Teile wurde vor dem Zusammenbau mit Tamiya Farben mit Airbrush und Pinsel angemalt und nach Versiegelung mit Ölfarben und „AK Weathering Colors“ gealtert. Der Einbau der Inneneinrichtung in den Rumpf verlief, dank probeweiser Anpassung und viel Schleifarbeit, unproblematisch. Wichtig ist anschließend das präzise Abdecken der Inneneinrichtung vor der Schleifarbeit am Rumpf sowie der Bemalung desselben. Die Flecken am Unterwasserschiff habe ich erstmals ausprobiert. Auf die dunkle Grundfarbe habe ich mit einem Borstenpinsel Zahnpasta aufgetupft, mit sehr hellem Grau mit Airbrush darüberlasiert und nach dem Trocknen die Zahnpasta vorsichtig mit feuchtem Schwamm wieder entfernt. Nach Versiegelung wurde der Rumpf gealtert.  

Literatur

  • Geschichte des deutschen Ubootbaus, Eberhard Rössler, J.F. Lehmanns Verlag 1975 (Generalplan 1-3, Eisenplan1-2);
  • U-Boottyp XXI, Eberhard Rössler, 2. Aufl. 2013, Bernard & Graefe in der Mönch Verlagsgesellschaft mbH;
  • Vom Original zum Modell: Uboottyp XXI, Fritz Köhl, Bernard & Graefe Verlag 2003;
  • Vom Original zum Modell: Uboottyp VII C, Fritz Köhl, Axel Niestle, Bernard & Graefe Verlag 1997;
  • U-2540 Der legendäre deutsche U-Boot-Typ XXI, Eckard Wetzel, Motor Buch Verlag 2012


Martin Deuretsbacher