Das Original
Der britische Schlachtkreuzer HMS Renown was das Typschiff ihrer Klasse, zu der auch Repulse gehörte. Ursprünglich waren beide Schiffe als Schlachtschiffe der Revenge-Klasse geplant, wurden aber von Fisher als Schlachtkreuzer neu bestellt. Der Entwurf orientierte sich daran, so viele Teile der Schlachtschiffversion wie möglich wieder zu verwenden. So erhielt die Klasse auch 38,1 cm-Geschütze als Hauptbewaffnung. Allerdings setzte Fisher durch, dass bei der Klasse die Geschwindigkeit erste Priorität hatte, so dass die Panzerung wieder auf das Niveau der Invincible-Klasse reduziert wurde.
Auch der schwächere Kaliber der Mittelartillerie, 10,2 cm statt 15,2 cm, dürfte auf Fishers Einfluss zurückgehen. Nach der Skagerrakschlacht wurde die schwache Panzerung stark kritisiert, kurzfristig konnte aber nur die Deckspanzerung über den Magazinen verstärkt werden. Bei beiden Schiffen wurde die Panzerung in den 1920ern verstärkt, u.a. erhielten sie einen neuen Seitenpanzer. Renown wurde 1936-39 komplett umgebaut und ähnelte danach im Aussehen zeitgenössischen britischen Schiffen.
Die Renown war 242,0 m lang, 27,4 m breit und verdrängte 30.835 t. Der Antrieb bestand aus 42 Kesseln und vier Dampfturbinensätzen, die zusammen 112.000 PS leisteteten und 32 kn ermöglichen sollten. Bei den Probefahrten wurden sogar 126.000 PS und 32,6 kn erreicht. Die Besatzung bestand aus 953 bis 1223 Mann.
Bewaffnung
6 x 38,1 cm L/42 Mk I (drei Zwillingstürme)
17 x 10,2 cm L/44 Mk IX (fünf Drillingslafetten, zwei Einzellafetten)
2 x 7,62 cm Flak
4 x 4,7 cm 4-Pfünder
2 x 53,3 cm-Torpedorohre
Die HMS Renown wurde 1915-16 von Fairfield in Govan gebaut. Im Ersten Weltkrieg wurde sie bei der 1st Battlecruiser Squadron eingesetzt, war aber, da sie erst kurz nach der Skagerrakschlacht in Dienst gestellt wurde, an keinem Kampfeinsatz beteiligt. 1923-26 erhielt sie einen neuen Seitenpanzer, 1936-39 wurde sie komplett umgebaut (u.a. neue Aufbauten, neue Maschinen, neue Sekundärbewaffnung). Im Zweiten Weltkrieg war sie an den Kämpfen um Norwegen, im Mittelmeer, der Jagd auf die Bismarck, dem Geleit von Konvois nach Russland, den Landungen in Nordafrika und den Angriffen gegen die Japaner im Indischen Ozean beteiligt. Sie wurde 1948 gestrichen und zum Abwracken verkauft. Sie erhielt neun Battle Honours für ihre Einsätze im Zweiten Weltkrieg.
Das Modell
Mehr als zehn Jahre nach dem Bau meines ersten Modells des Schlachtkreuzers HMS Renown habe ich mich nochmals mit diesem Schiff beschäftigt. Das Modell wurde damals direkt aus den Bausatzteilen erstellt, da ich es zu Werbezwecken schnell fertigstellen musste. Seit dieser Zeit ist kein weiteres Modell dieses Schiffs im Ursprungszustand erschienen und da das Original für mich zu den schönsten Schiffen des Ersten Weltkriegs zählt, habe ich mich entschlossen, meine Sammlung entsprechend zu ergänzen, zumal ich mein erstes Modell inzwischen verkauft habe.
Das Modell ist in den Details sehr schön ausgeführt, zeigt jedoch zwei gravierende Fehler, die ich zumindest verbessern wollte.
Der erste, eigentlich völlig unverständliche Fehler des Urmodellbauers liegt in der Ausführung des Rumpfes, der im Vorschiff zu breit ist und die geforderte Schlachtkreuzerform des Bugs nicht wiedergibt. Das Modell ähnelt hier mehr einem Transporter als einem Schlachtkreuzer.
Die Breite konnte ich nicht korrigieren, ohne viele Deckstrukturen, die übrigens sehr schön ausgeführt sind, zu verlieren. Die Schlachtkreuzerform mit dem sich nach unten verjüngendem Rumpf wurde von einem begnadeten befreundeten Modellbauer (RV!) als Freundschaftsdienst ausgeführt, nachdem ich alle Bullaugen im Bugbereich tiefer ausgebohrt hatte, um diese nicht beim Abschleifen zu verlieren.
Der zweite Fehler liegt in der Ausführung des Munitionsaufzugs unter den vorderen Drillingsgeschützen, dieser muss exakt unter den Geschützen angebracht werden. Daraus folgen verschiedene weitere kleinere Änderungen (Deckausschnitt), auf die ich hier nicht weiter eingehen möchte. Weiterhin ist die Lücke zwischen vorderem Schornstein und Oberdeck zu schließen.
Der weitere Bau des Modells ging zügig vonstatten. Aus mehr oder weniger individueller Neigung habe ich die Hauptartillerie mit 38 cm-Türmen der Firma Admiralty Modelworks ausgeführt und diese mit den NNT-Rohren und selbstgefertigten Blast-Bags (Weissleim) ergänzt.
Das Modell wurde mit der Farbe GW 02 von White Ensign über alles gespritzt und die Hauptdecks mit Humbrol 27 gestrichen. Alle oberen Decks wurden mit Corticene bemalt, die Turmdecken der 38 cm-Geschütze bemalte ich (in künstlerischer Freiheit) und in Anlehnung an Glorious und Courageous in Grün - sieht einfach interessant aus. Weitere Details wurden mit Humbrol und Agama Enamelfarben bemalt.
Die Takelage wurde mit gezogenem Gussast (schwarz) und Eduard-Reling (Antennen brüniert) durchgeführt. Die Sockel stammen noch aus Restbeständen von NNT. Das Wasser wurde mit Holzspachtel, Humbrol-Farben und bis zu fünf Lagen Glanzlack der Firma Revell dargestellt.
Fazit
Wer die kleinen Mühen nicht scheut (wir sind doch Modellbauer!), wird mit einem wunderschönen Modell eines hochinteressanten Schiffes in seiner Ursprungsausführung belohnt.
Norbert Thiel