Das Original
Das französische Schlachtschiff Danton war Typschiff einer Klasse von sechs Einheiten. Sie wurde nach dem französischen Revolutionsführer Georges Danton benannt und im Arsenal von Brest gebaut. Die Schwesterschiffe waren Condorcet, Diderot, Mirabeau, Vergniaud und Voltaire. Sie wurden noch vor dem Stapellauf der Dreadnought konzipiert und trugen noch die bereits überholte Bestückung mit unterschiedlichen Haupt- und Sekundärgeschützen.
Die Kiellegung erfolgte am 1.Januar 1908, Der Stapellauf am 4.Juli 1909 und die Indienststellung am 24.Juli 1911.
Technische Daten:
Wasserverdrängung: 18.318 t
Länge: 144,90 m
Breite: 28,8 m
Tiefgang 9,2 m
Besatzung: 921 Mann
Geschwindigkeit: 19,2 kn
Reichweite 4000sm bei 10 kn
Bewaffnung
4 x 305 mm
12 x 240 mm
16 x 75 mm
10 x 47 mm
2 x 405 mm Torpedorohre
2 x 65 mm Landungsgeschütze
Bereits eine Woche nach ihrer Fertigstellung nahm die Danton an den Krönungsfeierlichkeiten für den britischen König George V. teil. Danach wurde sie Teil der französischen Mittelmeerflotte.
Bei Beginn des Ersten Weltkriegs sicherte sie zusammen mit weiteren schweren Einheiten den Transport von Truppen aus Algerien nach Frankreich. Weiterhin war sie an der vergeblichen Jagd auf das deutsche Mittelmeergeschwader (SMS Goeben und SMS Breslau) beteiligt. Im weiteren Kriegsverlauf war sie bei der Blockade der Straße von Otranto zur Abwehr möglicher Angriffe der Österreichischen-Ungarischen Marine eingesetzt.
Nach einer Überholung in Toulon wurde die Danton auf dem Weg nach Korfu (Otranto-Sperre) südwestlich von Sardinien vom deutschen U-Boot U 64 versenkt. Insgesamt 806 Mann konnten vom Begleitzerstörer Massue und anderen Booten gerettet werden, der Kommandant Capitaine de Vaisseau Delage und weitere 295 Mann gingen mit dem Schiff unter. U 64 konnte entkommen.
2007 wurde das Wrack von dem Vermessungsschiff Geo Prospektor (ex Prospekta) entdeckt und 2008 von einem ROV der Skandi Inspector gefilmt (siehe hier und hier).
Das Modell
Wenn man mit Airfix-, Frog-,Heller- und (alten) Revell-Schiffen und unterschiedlichsten Maßstäben aufgewachsen ist kommt man heute aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nicht nur die Konzentration auf nur noch zwei bedeutende Maßstäbe, nämlich 1/700 und 1/350, sondern vor allem die Vielfalt des Angebots führt zu großer Freude des Modellbauers (allerdings auch zu einem ziemlichen Loch im Geldbeutel). Noch größer war die Überraschung als ich zum ersten Mal hörte, dass HobbyBoss eine Danton im Maßstab 1/350 herausbringt (siehe Bausatzbesprechung). Damit wurde zwar auch meine Kombrig Danton im Maßstab 1/350 (siehe Bausatzbesprechung) obsolet, da zu erwarten war, dass das Plastikmodell viele der Vereinfachungen des (teuren) Resinmodells besser ausarbeiten würde.
Nach Erwerb und Durchsicht des Bausatzinhalts bestätigten sich meine hochgespannten Erwartungen im Wesentlichen.
Achtung Hersteller: Ein großes Ärgernis jedoch blieb: Warum in aller Welt müssen diese Schiffe nur noch als Vollrumpfmodelle angeboten werden? Trumpeter hatte mit der sehr guten Wahloption begonnen, d.h. z.B. bei Hood oder Hipper konnte man ohne Sägearbeiten beides verwirklichen, und wenn man nun einmal begonnen hat 1/350 Modelle im Wasser darzustellen, bleibt nun nur noch der Griff zur Säge. Wenn dann wenigstens wie im Falle der Academy Warspite die Wasserlinie (z.B. innen) angeritzt wäre, wäre das Leben um einiges leichter, dies gilt ebenso für eventuelle Spanten. Vollrumpfmodelle machen nur Sinn als Werftmodelle, Dioramen auf einem Ständer sind mir ein Gräuel.
D.h. der erste Schritt beim Bau des Modells war das Anzeichnen der Wasserlinie, das darauffolgende Absägen und das Teilen der Spanten. Danach wurde der Rumpf fertiggestellt (zahlreiche Ätzteile für Klappen und Leitern sowie das Anbringen der Mittelartillerie), und es erfolgte ein Bemalung des Linoleumdecks mit Tamiya XF64, abgetönt mit etwas Dark Earth und eine Bemalung der Bordwand (hier wurden nach Fotos die ersten zehn Bullaugen der unteren Reihe an Backbord und Steuerbord mit Klappen versehen, die in Richtung Bug angebracht wurden) mit einer selbstgemischten graublauen Farbe (Hauptanteil Tamiya XF50, abgetönt mit Hellgrau und etwas Weiß). Das Stahldeck am Bug sowie später die Turmdecken der Haupt-und Sekundärartillerie wurden mit Tamiya XF-63 gespritzt. Danach erfolgte das zeitraubende Aufkleben der Messingstreifen auf die Hauptdecks anhand der vorgegebenen Aufprägung. Dies erfolgte mit Weißleim und Streifen von Flyhawk (ich verwendete die Streifen für 1/700, die größeren Streifen waren mir viel zu auffällig. Diese Arbeit erstreckte sich über fast zwei Monate, immer wieder unterbrochen durch interessantere Arbeiten an anderen Modellen.
Der weitere Bau des Modells ging sehr zügig vonstatten. Etwas schwieriger ist das Anbringen des Unterbaus des achteren Masts, da hier eine Vielzahl von Stützen gleichzeitig anzukleben ist. Die Verwendung der exzellenten gedrehten Geschützrohre der Fa. Master gelingt mit kleineren Bohrarbeiten. Ein wenig Mut und Geduld erfordert die Herstellung der Schornsteine mit den dafür vorgesehenen Ätzteilen. Die beiden Dampfpinassen erhielten Reling aus der berühmten Krabbelkiste. Die Besatzung wurde mit japanischen Figuren der Fa. Fujimi vorgenommen, die durch Bemalung nach Deckelbild auf französisch getrimmt wurden. Das Deckelbild zeigte auch noch ein zusammengerolltes Sonnensegel – dies wollte ich unbedingt darstellen. Nach mehreren Versuchen gelang dies mit einem Draht, der entsprechend gebogen und mit einem Papiertaschentuch umhüllt wurde. Große Bedenken hatte ich hinsichtlich der Takelung angesichts der sehr filigranen Masten. Die von mir gewählte Methode mit gezogenen Gussast führt bisher jedoch zu keinerlei Verzug. Da ich keine Ahnung hatte, wie ich die Danton in voller Fahrt mit Rauchentwicklung und komplexer Takelage darstellen sollte, entschied ich mich für eine kleine Szene an einer Festmachertonne.
Fazit
Ein Modell eines sehr interessanten Schiffs mit hohem Spaßfaktor, so hoch, dass ich inzwischen auch noch die Condorcet erworben habe.
Norbert Thiel