Das Original
Der britische Zerstörer HMS Eskimo war eine von 27 von 1936-48 für die australische, britische und kanadische Marine gebauten Einheiten der Tribal-Klasse. Von den 16 britischen Schiffen wurden zwölf im Zweiten Weltkrieg versenkt, Eskimo gehörte zu den wenigen überlebenden. Die Zerstörer der Tribal-Klasse stellten eine deutliche Abkehr von früheren ebenso klassifizierten Schiffen dar. Da finanzielle Engpässe und die Flottenverträge eine ausreichende Zahl von Kreuzern verhinderten, wurden die Tribal-Klasse als Kreuzerersatz gebaut. Ihre Artilleriebewaffnung wurde im Vergleich zu den Vorgängern verdoppelt und die Torpedobewaffnung halbiert. Hierfür wurde die in den Flottenverträgen maximal erlaubte Verdrängung für Flottillenführer ausgenutzt, wobei die Klasse nicht für diese Aufgabe gedacht war.
Die Tribal-Klasse erhielt schon im Originalentwurf durch einen 4-cm-Vierfach-Pom-Pom eine stärkere Flugabwehr als die Vorgänger, aber ihre 12-cm-Geschütze hatten keine ausreichende Rohrerhöhung als Flak, so dass bei den überlebenden Schiffen einer der 12-cm-Zwillinge durch eine 10,2-cm-Zwillingsflak ersetzt wurde.
Eskimo war 114,9 m lang, 11,1 m breit und verdrängte voll beladen 2559 t. Der Antrieb bestand aus drei Kesseln und zwei Dampfturbinensätzen mit insgesamt 44.000 PS, womit 36 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 190 Mann.
Bewaffnung 1944
6 x 12 cm L/45 (drei Zwillingslafetten)
2 x 10,2 cm L/45 (eine Zwillingslafette)
4 x 4 cm L/39 (eine Vierlingslafette)
4 x 2 cm L/70
4 x 53,3 cm Torpedorohre
Wasserbomben
Eskimo wurde 1936-38 von Armstrong in Newcastle gebaut. Sie kämpfte im Zweiten Weltkrieg u.a. in der Zweiten Schlacht von Narvik (wo sie ihren Bug durch einen Torpedotreffer verlor), beim Geleit von Geleitzügen im Nordmeer, bei der Unterstützung der Landung in Nordafrika und Sizilien (wo sie durch eine Bombe schwer beschädigt wurde), in der Schlacht von Ushant und weiteren Gefechten während der Invasion in der Normandie sowie bei Kriegsende im Indischen Ozean. Nach Kriegsende diente sie 1946 noch als Wohnschiff und wurde 1949 abgewrackt.
Das Modell
Mit großer Freude vernahm ich die Kunde, dass Trumpeter eine der wichtigsten Zerstörer-Klassen des Zweiten Weltkriegs herausbringt. Dies ist nun schon einige Jahre her, aber der Bausatz wurde sofort nach Erscheinen erworben. Eine erste Prüfung des Inhalts führte jedoch zu großer Enttäuschung:
- Kein Decksprung im Vorderdeck enthalten, der Rumpf ist hier gerade angelegt
- Tarnanstrich und der dargestellte Bauzustand passen nicht zusammen
- Deutsche Verkehrsboote auf einem britischen Zerstörer!!!
- Das Pom-Pom-Geschütz auf Eskimo hat nur vier und nicht acht Rohre
- Für den sehr schönen Tarnanstrich fehlt ein 10,2-cm-Zwillinggeschütz in Position X
Also erstes Fazit: Modell weglegen und Detailset von White Ensign für die Tribal-Klasse bestellen. Nach Eintreffen und erster Prüfung wurde der Decksprung eingearbeitet (in der Anleitung von WE detailliert gezeigt). Dabei nicht vergessen, dass auch die Anker verlegt werden müssen. Für die Boote und das 10,2-cm-Geschütz konnte jedoch kein Ersatz mehr von White Ensign bekommen werden. Da war ich wohl zu langsam.
In der Zwischenzeit hatte ich mich entschieden, den in der Bauanleitung von Trumpeter gezeigten Tarnanstrich anzustreben (also nach Umbau nach der Norwegen Unternehmung).
Im alten Profile Morskie wurde dann festgestellt, dass der achtere Schornstein am Original gekürzt wurde, um ein besseres Schussfeld für die Pom-Pom zu bekommen. Dies ist nun auch am Modell gemacht worden (nach Zeichnung im PM).
Es erfolgte dann eine weitere längere Pause, da ich zunächst keine britischen Verkehrsboote und kein ordentlich detailliertes 10,2-cm-Geschütz bekommen konnte.
Nach ca. zwei Jahren Stillstand zeigte mir ein Freund die Seite von Black Cat Models, auf der nun die gesuchten Teile gefunden werden konnten und dies in einer exzellenten Detaillierung. Bei dieser Gelegenheit orderte ich auch neue 12-cm-Geschütze (Welten besser!) sowie einen neuen Torpedosatz (exzellent!). Nun konnte das Modell endlich fertiggestellt werden, wie immer als Wasserlinienmodell und mit kräftiger Nutzung des White Ensign Sets. Die Bemalung erfolgte mit Lifecolor Farben aus dem Set 1 für die britische Marine. Figuren stammen aus der Grabbelkiste, die Takelage ist aus gezogenen Gussast. Das Wasser ist vom Spezialisten MD.
Das Fazit
Das Endresultat gefällt mir sehr gut, aber Trumpeter hat sich hier sichtlich nur wenig Mühe gegeben, ein korrektes Abbild des Originals wiederzugeben. Das können sie deutlich besser. Das Modell ist zwar günstig zu erwerben, der Preis hat sich durch all die nötigen Zusatzsets drastisch erhöht. Aber: es ist eine wichtige Schiffsklasse mit erheblicher geschichtlicher Bedeutung. Und letztendlich habe ich mich sehr über den Zugang in meine Sammlung gefreut .
Norbert Thiel, Lars (Text über Original)